Paul Beneke

Mögen sich auch die Marktspinner heute bisweilen für unsere deutsche Hanse begeistern, so war diese doch durchaus nicht so sehr den kaufmännischen Lastern verfallen, um sich den Grundsatz der Gewaltlosigkeit zu eigen zu machen. Im Gegenteil: Wurde ihre Mitglieder von den lieben Nachbarn angegriffen oder ihre Handelsrechte verletzt, so entsandten unsere deutsche Hansestädte ihre Kriegsschiffe und besiegten selbst so seegewaltige Völker wie die Dänen und Engländer. Letztere hatten 1469 die örtliche Niederlassung unserer Hanse geplündert und so machte sich diese daran den Engländern die Seefahrt ein wenig zu verleiden. Dabei tat sich besonders unser Paul Beneke hervor, der mit seinen Kriegsschiffen „Mariendrachen“ und „Peter von Danzig“ zwei englische Kriegsschiffe kaperte und 18 Handelsschiffe in Brand schoß. Seinen größten Sieg errang er aber 1473 und zwar genau heute, wo er eine große englische Galeere vor der Küste Flandern wegnahm. Im Jahre 1474 unterzeichneten die Engländer den Frieden von Utrecht, der die Handelsrechte unserer Hanse wiederherstellte und dieser zudem 10,000 Pfund Silber als Kriegsentschädigung einbrachte… Unbekannt ist die Geburt unseres Paul Benekes. Denn er wurde 1442 als Kleinkind nah einem Schiffsunglück aufgefunden. Der Danziger Ratsherr Beneke nahm ihn als seinen Sohn an und ab 1455 fuhr er zur See. Im Jahre 1466 kaperte er das dänische Kriegsschiff Anholt und wurde dafür zum Schiffshauptmann befördert. Zum Seesieg unseres Paul Benekes über die Engländer muß natürlich das schöne alte Seekriegslied „U-Boote am Feind“ erklingen: https://www.bitchute.com/video/9u7O4qwG6MNW
„Der Brite prahlt: „Die Welt ist mein“,
die Völker Englands Knechte!
Mit deutschem Schwert erklingt ein „Nein“,
wir fordern unsere Rechte.
Das U-Boot kämpft für Deutschlands Ehr,
für Recht und Freiheit auf dem Meer,
drum hüte dich, Engeland,
drum hüte dich, Engeland!
Tagaus, tagein und Nacht für Nacht
beschlichen wird die Beute,
bis endlich der Torpedo kracht,
trotz Wutgeheul der Meute.
Das U-Boot kämpft für Deutschlands Ehr,
für Recht und Freiheit auf dem Meer,
drum hüte dich, Engeland,
drum hüte dich, Engeland!“
Von der Eroberung der englischen Galeere vor Flandern hört ihr nun bei unserem Geschichtsschreiber und Vizeadmiral Reinhold von Werner („Der Danziger Seeheld Paul Beneke“): https://scripta.bbf.dipf.de/viewer/image/341246735/75/LOG_0010/
„Trotzdem verstand es aber Paul, ihren gesunkenen Mut zu beleben und sie zum Siege zu führen. Hören wir, wie der alte Chronist Reimar Kok, Lesemeister der Franziskaner in Lübeck, in seiner naiven Weise den Kampf beschreibt, der in seinen Folgen so wichtig für Danzig und die ganze Hansa werden sollte. „Aber weil der Wind gut war, lief Paul Beneke unter die Küste von Flandern, um gute Beute zu machen; denn es ward ihm zu wissen, wie zu Brügge etliche Florentiner, damals Finanzier genannt, von den Engelschen großes Geld empfangen, damit sie unter ihrem Namen ihnen das englische Gut zugehen ließen, auch daß sie zu Sluys dafür eine große und eine kleine Galeide gemietet, die sie mit Geschütz und Volk mächtig ausgerüstet und mit Wappen und Banner des Herzogs Karl von Burgund geziert, auch, damit es um so weniger auffiele, Welsche und Florentiner darauf gesetzt hatten. Als Paul Beneke dies hörte, hatte er das Verlangen, sich die Galeiden zu besehen. Es dauerte auch nicht lange, da kamen die Florentiner damit zur See, und die große erschien, als ob ein Schloß oder eine Burg daher schwämme. Paul Beneke näherte sich ihnen, bot ihnen seinen Gruß und fragte, woher sie kämen und wohin sie willens wären. Aber der Hauptmann und der Patron der großen Galeere gaben ihm eine spöttische Antwort, was er danach zu fragen hätte, ob ihm nicht das Wappen, sowohl in der Flagge wie auf der Galeere, bekannt sei; woher er zu Haus gehöre? Denn der hochfahrige Lombarde ließ sich bedünken, der Deutsche mit seinem Schiffe müsse dem Welschen wohl weichen. Aber er fand einen rechtschaffenen deutschen Mann vor sich. Deshalb sprach Paul zu dem Lombarden, er solle streichen und die Güter herausgeben, die den Engelschen gehörten; wenn er aber nicht gutwillig wolle, solle er schon das Streichen lernen. Aber diese Worte achtete der Welsche für große Torheit; er ließ vielmehr statt der Antwort eine Büchsenladung auf den Deutschen abknallen. Alsbald aber war Paul Beneke und sein Volk fertig, setzten bei und scharmuzierten eine Zeitlang mit dem Welschen. Weil aber das Schiffsvolk sah, daß die Welschen in der Galeere an Geschütz und Mannschaft überlegen waren, wurde es zaghaftig und nahm den Wich. Das sahen die Welschen und riefen und schrien ihnen aus Leibeskräften nach. Da hub Paul Beneke zornig und traurig zugleich an und sprach zu den Seinen: „Ach, Gesellen, was machen wir da? Was soll daraus werden, wie wollen wir das verantworten ? Wollte ich doch, ich hätte diesen Tag nie erlebt, da ich mit eigenen Augen sehen muß, wie so mancher deutsche Kriegsmann und Seemann vor den Welschen verzagt und die Flucht nimmt. Wäre es nicht ehrenvoller, daß wir alle vor unseren Feinden um unseres Vaterlandes Freiheit stürben und auf dem Platze blieben, als daß wir unser Leben lang die Schande tragen, daß die Kinder mit Fingern auf uns weisen und uns nach schreien: „Das sind sie, die sich von den Welschen jagen lassen!“ Das wird den Engelschen Mut machen, und sie werden allzeit gewinnen und wir davonlaufen. Wie manchen frommen, deutschen Seemann und Kaufmann werden wir um Leib und Gut bringen! Ach, wären wir nur gar nicht losgegangen! Es wäre ja besser, daß uns die Welschen ihr Leben lang nicht mit Augen gesehen. Habe ich Euch nicht vorher gesagt: Gesellen, da wäre wohl eine gute Beute, aber sie wird Arbeit kosten? Wollet. Ihr alle, wie ich, mit Ehren drauf und dran, so sollte sie uns nicht entgehen, aber unerschrockene Herzen und Fäuste gehören dazu. Die Galeere ist groß und wie ein scheußliches Biest anzusehen, dessen Ihr nicht gewohnt seid, dazu viel größer als unser Schiff und mit vielem Volk und Geschütz ausgerüstet, jedoch es sind Welsche und keine Deutschen. Wollen wir aber nach unserer Väter Art mit Herzen und Fäusten Deutsche sein, so soll die Beute uns nicht entgehen und uns unser Leben lang gut tun. — Da rieft Ihr alle, ich sollte Euch nicht anders befinden, als wie es deutschen Männern wohl an stünde. O, großer Gott, nun muß ich mit eigenen Ohren anhören, daß die Welschen uns nachrufen: so müsse man deutsche Hunde jagen. Sollte nicht ein ehrlicher Deutscher lieber sterben, als das anhören?“ Mit solchen und ähnlichen Worten machte Paul Beneke seinem Volke das Blut wieder warm, daß es sprach: „Lieber Herr Hauptmann, hier ist noch nichts versehen. Daß wir eine Wendung machen, kann uns viel, unsern Feinden keinen Nutzen bringen. Laßt uns jetzt alles sorgsam und nützlich einrichten; wir sind noch Deutsche und wollen uns auch als Deutsche finden lassen. Aber führe uns nochmals an die Feinde. Die Welschen sollen Hunde finden, die nicht laufen, sondern weidlich beißen können.“ Als nun Paul Beneke vermerkte, daß der Kriegs- und Seeleute Blut wieder warm und hitzig geworden, wollte er sie auch nicht höher erbittern, sondern gab dem Steuermanne gute Worte, daß er das Schiff an die Galeere steuern ließe. Da entfiel den Welschen der Mut, da begannen die Preußen sich als Deutsche zu erweisen. Wie Löwen saßen sie dem Feinde im Nacken und packten ihn, und ehe er sich’s versah, waren sie in der Galeere und begunnten zu würgen, was ihnen in den Wurf kam. Da hätte man Wunder sehen mögen, wie der große Patron von der Galeere, der vorher alle Deutschen allein fressen wollte, und die andern Fucker auf die Erde fielen, sich vor die Brust schlugen und die Deutschen wie Götter anflehten. Und hier ließ Paul Beneke sich abermals wie ein Deutscher hören und sehen; denn wie wohl die Welschen mit ihrem Hohn an den Deutschen kein gutes verdient, konnte das edle deutsche Blut nicht anders, als Barmherzigkeit erweisen über die, welche nun überwunden sich demütigten und Gnade begehrten!“ „Wollte Gott, daß solcher deutschen Hauptleute viele wären!“ schließt der würdige Chronist seinen Bericht…“

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