Das Nibelungenlied, unsere deutsche Heldensage

Unser Nibelungenlied wollen wir heute ein wenig feiern. Der Grund dafür ist dessen Wiederentdeckung im Jahre 1755 durch unseren Gelehrten Hermann Obereit. Wovon das Nibelungenlied handelt, muß ich jetzt hoffentlich nicht erklären. Wer es nicht weiß, der lese heimlich, still und leise dessen 39 Gesänge und behebe so seine Unwissenheit. Wagner dichtete seinen Ring des Nibelungen nach unserem deutschen Nationalepos und im XIX. Jahrhundert haben unsere deutschen Dichter viele Bühnenstücke auf dessen Grundlage verfaßt. Gerüchten zufolge soll sogar der Tolkien die Idee mit dem Ring vom Nibelungenlied geklaut haben… Unseren unbekannten Dichter lasse ich nun noch von der Schlacht zwischen unseren Burgundern und Sachsen ein paar Verse zum Besten geben: http://www.hs-augsburg.de/~harsch/germanica/Chronologie/19Jh/Simrock/sim_ni00.html

„Sie führten doch der Degen nicht mehr denn tausend Mann,

Darüber zwölf Recken. Zu stieben da begann

Der Staub von den Straßen: sie ritten über Land;

Man sah von ihnen scheinen manchen schönen Schildesrand.

Nun waren auch die Sachsen gekommen und ihr Heer

Mit Schwertern wohlgewachsen; die Klingen schnitten sehr,

Das hab ich wohl vernommen, den Helden an der Hand:

Da wollten sie die Gäste von Burgen wehren und Land.

Der Herren Scharmeister führten das Volk heran.

Da war auch Siegfried kommen mit den zwölf Mann,

Die er mit sich führte aus dem Niederland.

Des Tags sah man im Sturme manche blutige Hand.

Sindold und Hunold und auch Gernot

Die schlugen in dem Streite viel der Helden tot,

Eh sie ihrer Kühnheit noch selber mochten traun:

Das mußten bald beweinen viel der waidlichen Fraun.

Volker und Hagen und auch Ortwein

Leschten in dem Streite manches Helmes Schein

Mit fließendem Blute, die Kühnen in der Schlacht.

Von Dankwarten wurden viel große Wunder vollbracht.

Da versuchten auch die Dänen waidlich ihre Hand;

Von Stößen laut erschallte mancher Schildesrand

Und von den scharfen Schwertern, womit man Wunden schlug.

Die streitkühnen Sachsen taten Schadens auch genug.

Als die Burgunden drangen in den Streit,

Von ihnen ward gehauen manche Wunde weit:

Über die Sättel fließen sah man das Blut;

So warben um die Ehre diese Ritter kühn und gut.

Man hörte laut erhallen den Helden an der Hand

Ihre scharfen Waffen, als Die von Niederland

Ihrem Herrn nachdrangen in die dichten Reihn;

Die zwölfe kamen ritterlich zugleich mit Siegfried hinein.

Deren vom Rheine kam ihnen Niemand nach.

Man konnte fließen sehen den blutroten Bach

Durch die lichten Helme von Siegfriedens Hand,

Eh er Lüdegeren vor seinen Heergesellen fand.

Dreimal die Kehre hat er nun genommen

Bis an des Heeres Ende; da war auch Hagen kommen:

Der half ihm wohl vollbringen im Kampfe seinen Mut.

Da mußte bald ersterben vor ihnen mancher Ritter gut.

Als der starke Lüdeger Siegfrieden fand,

Wie er so erhaben trug in seiner Hand

Balmung den guten und da so Manchen schlug,

Darüber ward der Kühne vor Zorn ingrimmig genug.

Da gab es stark Gedränge und lauten Schwerterklang,

Wo ihr Ingesinde auf einander drang.

Da versuchten desto heftiger die beiden Recken sich;

Die Scharen wichen beide: der Kämpen Haß ward fürchterlich.

Dem Vogt vom Sachsenlande war es wohl bekannt,

Sein Bruder sei gefangen: drum war er zornentbrannt;

Nicht wußt er, ders vollbrachte, sei der Sieglindensohn.

Man zeihte des Gernoten; hernach befand er es schon.

Da schlug so starke Schläge Lüdegers Schwert,

Siegfrieden unterm Sattel niedersank das Pferd;

Doch bald erhob sichs wieder: der kühne Siegfried auch

Gewann jetzt im Sturme einen furchtbaren Brauch.

Dabei half ihm Hagen wohl und Gernot,

Dankwart und Volker: da lagen Viele tot.

Sindold und Hunold und Ortwein der Degen

Die konnten in dem Streite zum Tode Manchen niederlegen.

Untrennbar im Kampfe waren die Fürsten hehr.

Über die Helme fliegen sah man manchen Speer

Durch die lichten Schilde von der Helden Hand;

Auch ward von Blut gerötet mancher herrliche Rand.

In dem starken Sturme sank da mancher Mann

Von den Rossen nieder. Einander rannten an

Siegfried der kühne und König Lüdeger;

Man sah da Schäfte fliegen und manchen schneidigen Speer.

Der Schildbeschlag des Königs zerstob vor Siegfrieds Hand.

Sieg zu erwerben dachte der Held von Niederland

An den kühnen Sachsen; die litten Ungemach.

Hei! was da lichte Panzer der kühne Dankwart zerbrach! …“

Peter Paul Rubens

Der Schrecken der Magersüchtigen und der Rächer der weiblichen Rundungen, unser Peter Paul Rubens, hat mal wieder Geburtstag. Das Licht der Welt erblickte unser großer deutscher Barockmaler 1577 in Siegen. Die Malkunst hat er von 1592 bis 1592 in Antwerpen erlernt und ging ab 1600 auf Wanderschaft in Italien und Spanien. 1608 kehrte er nach Antwerpen zurück und heiratete im Jahr darauf Isabella Brant. Drei Kinder hatte das Paar. Beruflich und künstlerisch ging es auch vorwärts und 1622 beauftragte ihn die Gallierkönigin Maria de Medici damit, ihre Herrschaft durch zahlreiche Gemälde zu verherrlichen. Seine Frau Isabella starb schon 1626 und so heiratete unser Rubens 1630 Helene Fourment, mit der er vier Kinder hatte. Das Werk unseres Rubens ist sehr vielseitig, wenn man auch eine gewisse Vorliebe für die alten Götter und Sagen feststellen kann. Namentlich die Jagdgöttin Diana (Skadi) scheint es ihm dabei angetan zu haben und auch sonst gibt es viele Jagdbilder von unserem Rubens. Leider alle ohne Falken, aber so ein Rubens-Falke wäre wohl auch nicht mehr flugfähig… In Italien befinden wir uns bei unserem Kunstgelehrten Rudolf Oldenbourg („Peter Paul Rubens“) auch weiterhin: https://archive.org/details/peterpaulrubenss00olde

„Die Neigung zur klassischen Physiognomik tritt im malerischen Werk von Rubens zum erstenmal in einer Studie der Akademie von Bergamo zutage, die, vom Katalog der Sammlung als „in der Art des Rubens“ geführt, in der Literatur bisher unbeachtet geblieben ist. Das Bild, das hier ohne seine späteren Erweiterungen wiedergegeben wird, ist in Öl auf Papier gemalt, eine technische Eigentümlichkeit, der wir im Kreis des Rubens später nicht selten begegnen, und die aus Italien stammt). Die Führung des bedeutenden Profils scheint eine Juno nachzubilden, allerdings in den spezifischen, satten Rundungen, in denen sich Rubens‘ Formempfinden mehr und mehr zu einer konsequenten Ausdrucksweise zu klären beginnt und die uns in den farbig befremdenden, zeichnerisch ungleichwertigen Arbeiten seiner Jugend allein das untrügliche Kriterium in Echtheitsfragen bieten. Gegenüber der weichlichen Zeichnung in der Stuttgarter Studie sind hier die Formen von festgezogenen, rhythmisch gewölbten Linien eingedämmt, auch in der Haltung liegt eine bewußte Fassung, die Rubens nur dem Umgang mit der antiken Kunst verdankt. In schönem Einklang mit dem ergeben abwärts gerichteten Blick steht die ausdrucksvolle Hand mit den anmutig bewegten Fingern, zwischen denen der Stil der geflochtenen Palme ruht. Der Hals setzt sich vom Kinn und der Brust scharf ab und korrespondiert in seiner leicht konvexen Schwingung höchst charaktervoll mit der mächtigen Wölbung des Nackens. Das fein gekräuselte Haar, die kunstvolle Frisur und das knitterige Gefältel der Stoffe ist das nämliche wie in der „Grablegung“ und den Gemälden der Chiesa Nuova, denen auch die Färbung, namentlich die stark rote Höhung der Wangen, entspricht. Ein besonderes Interesse der Studie liegt darin, daß sie den Künstler, ähnlich wie die Skizze zum Hochaltar der Chiesa Nuova in der Wiener Akademie), im Prozeß des Schaffens zeigt; denn schon hier treffen wir die Ansätze der eigentümlichen Arbeitsteilung an, durch die Rubens später sein Wirken zu unabsehbarem Umfang auszuspannen verstand. Das Modell kehrt nämlich in gleicher Haltung, nur im Gegensinn und ohne die Palme, am linken Rand der „Beschneidung“ wieder, die Nicola Pallavicini wahrscheinlich 1605 bei Rubens bestellte und auf den Hochaltar von S. Ambrogio in Genua stiftete. Das Bild gelangte sicher nicht vor 1606 zur Ausführung; die Studie aber scheint ursprünglich für einen anderen Zusammenhang bestimmt (nach Haltung und Attribut zu schließen, für ein Sposalizio der Katherina) und dann erst, ganz nach dem Brauch des späteren Rubensateliers, für das Altarbild in Genua wieder verwendet worden zu sein. In der Folgezeit pflegt Rubens solche detaillierten Vorarbeiten seinen Gehilfen zu überlassen oder sich auf Kohlezeichnungen zu beschränken. In den italienischen Jahren aber, wo er bald hier, bald da seinem Erwerb nachging, war von einem Werkstattbetrieb, wie er ihn nach seiner Heimkehr in Antwerpen ins Leben rief, noch keine Rede, ganz abgesehen davon, daß er an den großen Aufträgen in Italien seine Arbeitsweise durch eigene Versuche und Erfahrungen erst ausbilden mußte, ehe er an eine Teilung der Arbeit denken konnte. Daß er damals seine Gemälde nach der Art der Cinquecentomeister in großen Kartons vorbereitete, beweist die eigenhändige Beischrift auf einer Zeichnung im Louvre, die E. Michel auf S. 109 seines Werkes abbildet. Es sei in diesem Zusammenhang noch einer anderen Eigentümlichkeit gedacht, die Rubens schon früh entwickelt und sein ganzes Leben fortführt: wenn er nicht die Originalskizzen behält, wie bei den Bildern der Chiesa Nuova, fertigt er genaue Zeichnungen nach seinen eigenen Gemälden an, um sie bei Gelegenheit später entweder identisch zu wiederholen oder einzelne Figuren an passenden Stellen neu zu verwenden. Gerade diese Nachzeichnungen von des Meisters Hand erlitten dann durch die Gehilfen, denen sie übergeben wurden, vielfache Überarbeitungen und sind deshalb – vor allem in den Beständen des Louvre und der Albertina – zum Teil bedauerlich entstellt auf uns gekommen. Nach ihnen ließ Rubens um 1615 die Apostelserie wiederholen, die er 1603 für den Herzog von Lerma gemalt hatte. Der Thomas dieser Serie hatte schon auf der „Verspottung“ von 1602 figuriert und tritt im Gegensinn auf der „Verklärung“ von 1605 und etwa acht Jahre später auf einem Orgelflügel der Liechtensteingalerie wieder auf. Die ausgezeichnete Wiederholung des Christus aus der nämlichen Folge im Schottenstift zu Wien hat Rubens um 1612 eigenhändig angefertigt. Der Herkules in Sanssouci ist nichts anderes als eine um 1610 entstandene Werkstattwiederholung nach einer früheren Arbeit auf Grund einer aus Italien mitgebrachten Zeichnung. Die „Beschneidung“ in Genua treffen wir auf einem flämischen Interieur der zwanziger Jahre in kleinerem Format wieder, ein Beweis dafür, daß auch sie in Antwerpen wiederholt worden ist, ein paar Märtyrer der Chiesa Nuova begegnen uns auf den Rückseiten der Kreuzaufrichtung in Antwerpen, und eine Figur aus der Taufe von 1604, die ihrerseits wieder auf Michelangelo zurückgeht, war es, die das Motiv für den Christophorus auf den Außenflügeln der Kreuzabnahme lieferte, nicht, wie Haberditzl meint, der Herkules Farnese. Dagegen weist Haberditzl sehr treffend darauf hin, daß eine Zeichnung zur Kreuzaufrichtung von 1602 etwa 15 Jahre später in der „Bekehrung Pauli“ in München neue Verwendung findet, ja sogar noch später treffen wir die Figur in dem „Großen Höllensturz“; es scheint jedoch, daß die Kreidestudie in Oxford, die Haberditzl für eine Vorarbeit der Bilder in Grasse hält, vielmehr eine neue Redaktion ist, die Rubens nach einer älteren Zeichnung um 1615 für seine Gehilfen als Ateliervorlage anfertigte. Damit würde sich auch die für die frühe Zeit erstaunliche Breite und Ausdruckskraft des Striches erklären…“

Da unser Rubens das ein oder andere Mal den altgriechischen Helden und Gott Herakles – bei dem es sich (laut dem Tacitus) um unseren Donnergott Thor handeln könnte – gemalt hat, habe ich mir Händels Herkules für unsere heutige Panzergeburtstagsfeier ausgesucht: https://www.youtube.com/watch?v=5Sue5J51OgQ

Der Königstiger

Im Jahre 1944 ging es für unseren Königstiger in die Normandie und aus diesem Grund wird unser aller Panzerkampfwagen heute ein wenig gefeiert. Mit 70 Tonnen Gewicht und bis zu 185mm Panzerung vermochte dieser auf dem Schlachtfeld so einiges auszuhalten. Die Bewaffnung besteht aus unserer bewährten 8,8-Panzerflak und zwei Maschinengewehren. Die Reichweite beträgt zwischen 120 und 170 Kilometern. Die Geschwindigkeit zwischen 17 und 38 Stundenkilometer, ersteres im Gelände und letzteres auf der Straße. Gebaut wurden etwas weniger als 500 Stück und wie üblich hatte er fünf Mann Besatzung. Wenn man mit unserem Königstiger unterwegs ist, dann kann und darf man natürlich auch „Panzer voran“ hören: https://www.youtube.com/watch?v=pFEBhpImXwA

„Im Westen haben wir dem Feind bewiesen,


wo wir dabei, da brach die stärkste Kraft!

Auf! Hoch die Berge, hoch mit auf die Wiesen,


Wir haben jedes Hindernis geschafft.


Wir rollen an, und ob wir opfern sollten
,

unser ’st der Sieg, wo wir viel siegen wollten!


Voran! Voran! Panzer voran!


Voran! Voran! So donnern die Motoren!


Voran! Voran! Wir sind dem Sieg verschworen!


Uns d’rängt uns reißt
,

Des Führers Geist
!

Wir sind die Panzergruppe Kleist,
 die Panzergruppe Kleist!

Wir sind die Panzergruppe Kleist,
 die Panzergruppe Kleist!“

Auch der Panzerkampf muß einmal ruhen und so erhält unser Oberleutnant Richard von Rosen in seinem Panzerbuch „Als Panzeroffizier in Ost und West“ nun etwas Urlaub, den er in der gallischen Hauptstadt Paris verbringt (- allerdings ohne seine Königstiger):

„Bei der Mittagshitze dieses Tages waren wir dankbar für den Tee. Gegen 16.00 Uhr befahl Hauptmann Fromme das Herauslösen der III. Kompanie und die Bergung der noch instandsetzungsfähigen Panzer mit eigenen Mitteln. Ich stellte einen Schleppzug zusammen. Die fahrbereiten Panzer, die zum Teil Waffenschäden hatten, schleppten die nicht fahrbereiten mit Motor- oder Getriebeschäden. Während die Schleppzüge unterwegs zu unserem Gefechtstross I in Rupiere waren, fuhr ich mit meinem Tiger nochmals zu unserem Bereitstellungsraum, um zu versuchen, dort meine CCCXI abzuschleppen. Während die Besatzung sich an die Bergearbeit machte, wobei wir unter großem Zeitdruck standen, ging ich erneut die Positionen meiner Panzer ab. Dabei kam ich wieder zur CCCXIII von Oberfeldwebel Sachs. Das auf dem Rücken liegende Ungetüm aus Stahl bot einen beeindruckenden Anblick. Teile des Laufwerks und die Ketten waren abgerissen. Wie ich sinnend hinter dem umgestürzten Panzer stand, fiel mir plötzlich auf, dass die Notausstiegsluke am Turm, die nur von innen zu öffnen ist, einige Zentimeter offenstand. Diese Luke ist so konstruiert, dass sie, wenn von innen geöffnet, durch ihr Gewicht sofort ganz aufklappt. Da der Panzer aber auf seinem Turm lag, konnte sie sich nicht selbstständig öffnen, sondern musste mit großem Kraftaufwand angehoben werden. Für die Besatzung war dies vom Kampfraum des Panzers aus unmöglich. Ich entdeckte also den kleinen Spalt der Öffnung, trat ganz heran und rief nach innen. Und welches Wunder: Ich bekam eine Antwort. Als meine Versuche, die Luke anzuheben, scheiterten, holte ich drei Mann zur Hilfe. Mit vereinten Kräften konnten wir die Luke öffnen und mit einem dicken Holzbalken abstützen. Als erster kam Oberfeldwebel Sachs heraus, dann der Ladeschütze und zuletzt der Fahrer, Obergefreiter Siehl. Alle hatten Prellungen, zum Teil starke Quetschungen und Verbrennungen durch auslaufende Batteriesäure. Sie waren wohl mehrere Stunden bewusstlos, dann hoffnungslos in ihrem umgestürzten Panzer verklemmt und eingekeilt gewesen und waren jetzt von uns mehr tot als lebendig geborgen worden. Doch nun wurde es für uns höchste Zeit, von hier abzubauen. Die Abteilung war zur Bereinigung eines Einbruchs nach Cagny abgerückt, eine neue Abwehrfront war etwa fünf Kilometer weiter im Hinterland aufgebaut worden. Davon hatte ich keine Ahnung, sondern erkundete mit einem Fahrrad zunächst einen Abschleppweg und bei Einbruch der Dämmerung konnte ich dann meinen Panzer CCCXI unter größten Schwierigkeiten abschleppen. Besonders bewährte sich hierbei der Obergefreite Siehl, der mit großer Energie trotz seiner nicht unerheblichen Verbrennungen den abgeschleppten Panzer lenkte. Kurz nach unserem Abrücken besetzten die Engländer den Park. Wieder einmal war ich gut durchgekommen. Dass Cagny erst am späten Nachmittag des 18. Juli von britischen Truppen genommen werden konnte – viel später als in der britischen Planung vorgesehen war – wird in einem englischen Bericht dem Stoß von sechs Tigern der schweren Panzerabteilung DIII, die wie ein Wunder dem Bombenteppich entkommen waren, in die linke Flanke des Angriffsstreifens zugeschrieben. Im Wehrmachtsbericht vom 24. Juli 1944 heißt es: „An der Invasionsfront haben die deutschen Truppen seit Dienstag Mittag 420 britisch-nordamerikanische Panzer außer Gefecht gesetzt. In ihrer Masse wurden die feindlichen Panzerkampfwagen bei den Kämpfen ostwärts der Orne vernichtet oder erbeutet. In der Höhe der Abschusszahlen für die einzelnen Tage läßt sich die Härte des Kampfes und der Ablauf der Operationen ablesen. Die schwere Panzerabteilung DIII unter Hauptmann Fromme und die Artilleriepanzerabwehrabteilung MXXXIX unter Hauptmann Witzel, der mit seiner Abteilung allein fünfunddreißig britische Panzer abschoss und in dem erbitterten Ringen den Heldentod fand, brachten dem Feind besonders schwere Verluste bei.“ Beim Gefechtstross I in Rupiere rollte ich mich unter einem großen Baum in meine Decke und schlief und schlief und schlief. Am 19. Juli sorgte ich dafür, dass meine Panzer in die Werkstatt kamen. Dann erreichte mich der Befehl des Kommandeurs, dass ich sofort für drei Tage zur Erholung nach Paris zu fahren hatte. Ich pumpte den Kommandeur und alle möglichen Leute an und freute mich auf die verdiente Kampfpause. Oberleutnant Doktor Barkhausen, unser Abteilungsadjutant, war mit von der Partie. Er kannte Paris aus Studentenjahren gut und war ein ausgezeichneter Führer. Unsere Abfahrt am Morgen des 20. Juli verzögerte sich, da wir am Abend vorher bei der Werkstattkompanie etwas zu sehr gefeiert hatten und in der Frühe noch nicht ganz reisefähig waren. Erst gegen Mittag kamen wir los und fuhren im Volkswagen voller Erwartung nach Paris, das wir in dreistündiger wunderschöner Fahrt erreichten. Wie fuhr man damals? Der Beifahrer saß immer auf dem vorderen rechten Kotflügel, sodass er den Luftraum nach hinten überwachen konnte. Nach vorne beobachteten der Fahrer und die übrigen Mitfahrenden. Doch bei dieser Fahrt hatten wir keinen Fliegerangriff zu überstehen, die feindlichen Jagdbomber waren anscheinend alle bei den Kämpfen in der Normandie im Einsatz. Untergebracht wurden wir im Hotel Commodore am Boulevard Haussman, das ein Wehrmachtshotel war. Barkhausen ging mit mir an diesem ersten Abend in Paris in das „Lapin agile“ auf dem Montmartre. Es war ein recht anspruchsvolles literarisches Kabarett. Ich hatte eher eine „Fleischbeschau“ erwartet, aber bei Doktor Barkhausen stand so billiges Vergnügen nicht auf dem Programm. Als wir gegen 22.00 Uhr wieder am Boulevard Haussman waren, wurden wir von den dort flanierenden „Nüttchen“ angesprochen. Von ihnen erfuhren wir vom Attentat auf Hitler. Auch erzählten sie uns, dass zur Stunde in Paris die SS von der Wehrmacht verhaftet würde. Erstaunlich, dass sich dies so schnell herumgesprochen hatte. Was ich bei dieser Nachricht damals empfand? Sie wühlte mich weniger auf, als es bei ihrer Tragweite zu erwarten gewesen wäre. Niemand wusste etwas Genaues – nur Gerüchte, Gerüchte, Gerüchte. Wir erfuhren schließlich ohne weitere Details, dass das Attentat fehlgeschlagen sei. Ich muss gestehen, dass das ganze Geschehen mich zunächst wenig erregte. Weder die Tatsache des Attentats noch das Scheitern, aber über die Verhaftung der SS empfand ich eine gewisse Befriedigung. Nicht an der Front, aber in der Etappe wie hier gab es doch erhebliche Vorbehalte gegen das Auftreten und die Bevorzugung der SS. Aber in der Etappe gab es sowieso gegen Dienststellen aller Art von uns „Frontschweinen“ erhebliche Vorbehalte. Man würde über die Vorgänge des heutigen Tages noch nachdenken müssen, aber jetzt waren wir erst einmal in Paris und von dem Flair dieser Stadt völlig gefangen. Nach dem gerade vor zwei Tagen erlebten Einsatz kam sie uns mit ihrem leichten Leben, ihren Vergnügungen, ihrer Eleganz, ihrem für unsere Begriffe friedensmäßigen Aussehen, Leben und Treiben ganz unwirklich schön und sagenhaft vor. Wir wollten im Augenblick nur dieses erleben und genießen. Nachdem ich mir in den ersten Stunden wie ein Bauer, der zum ersten Mal in einer Großstadt ist, vorgekommen war, passte ich mich sehr schnell der neuen Umgebung innerlich und äußerlich an und fühlte mich dementsprechend. Wir besichtigten beinahe alles, was man als Tourist in Paris besichtigen muss: Invalidendom, Louvre, Jeu de Paume, Notre-Dame, Sacre-Coeur de Montmartre, Palais de Trocadero und Eiffelturm. Wir waren auf dem Flohmarkt an der Porte de Clignancourt und ich kaufte soweit mein Geld reichte, Dinge, die ich nach Hause schicken konnte. Zuletzt sogar einen Anzugsstoff, den ich allerdings bald wieder versetzte, als ich in Geldmangel geriet. Die ersten zwei Tage vergingen sehr schnell, am Vormittag des dritten Tages sollte die Rückfahrt nach vorne angetreten werden…“

Konrad Zuse, der Vater des Computers

Auch ich wünsche unserem Konrad Zuse zum Geburtstag alles Liebe und Gute. Der wackere Tüftler gibt mir einige Hoffnung, daß wir Deutschen – nach Abschüttelung der amerikanischen Fremdherrschaft – endlich eine eigene EDV bekommen, die sicher, zuverlässig und leistungsstark ist. Ganz so wie unsere Kraftfahrzeuge, die auch niemand gegen ihre amerikanischen Gegenstücke eintauschen würde wollen. Zur Welt kam unser Herr Erfinder 1910 in Wilmersdorf und bastelte schon früh an allerlei Gerätschaften. Nach seinem Ingenieursdiplom (1935) begann er sich mehr und mehr mit dem Computer zu beschäftigen und bastelte mit seiner Z1 (1937) und Z2 (1940) zwei bereits recht brauchbare Vorläufer, um dann 1941 mit seiner Z3 den Erstling abzuliefern. Seine Rechner kamen bereits im Sechsjährigen Krieg bei der Flügelvermessung in unseren Waffenschmieden zum Einsatz. Unser Konrad Zuse hat übrigens nicht nur den Computer, sondern mit Plankalkül 1946 auch gleich die erste höhere Programmiersprache erfunden. Zuvor hat er aber seine Gisela geheiratet und das Paar sollte fünf Kinder haben. Als Unternehmer versuchte sich unser Herr Erfinder von 1949 bis 1964 mit seiner Zuse KG. In der „Der Computer – Mein Lebenswerk“ berichtet uns unser Herr Erfinder von seinen Basteleien und deren tieferen Sinn und läßt dabei immer auch mal wieder seine Mitstreiter zu Wort kommen:

„Konrad Zuse war ein älteres Semester in unserer Korporation „Motiv“ an der TH Berlin, dem wir jüngeren Semester gerne geholfen haben, seine Idee, ein funktionsfähiges Modell einer Rechenmaschine zu bauen, zu verwirklichen. Er hatte sich eine Werkstatt eingerichtet, wo er nun den mechanischen Zusammenbau vornehmen wollte. Wir haben dort mit der Laubsäge nach seinen Angaben Bleche ausgesägt und ähnliche Hilfsarbeiten verrichtet. Die Erklärungen, die Konrad Zuse uns dabei gab im Hinblick auf die Weiterentwicklungsmöglichkeiten dieses Modells, waren für mich so beeindruckend, daß ich mir von meinem Vater 500,- RM erbat, um sie Zuse zu geben, als er wegen Materialmangel nicht mehr weiterbauen konnte. Die Tatsache, daß man so Lösungen für die sehr zeitaufwendigen Berechnungen komplizierter statischer und dynamischer Aufgaben, die zu dieser Zeit in der Flugzeugindustrie besonders gefragt waren, kurzfristig und z. T. überhaupt nur so finden konnte, war maßgebend, daß wir alle Zuse als besonders genialen „Motiver“ anerkannten. Hinzu kam, daß er uns jungen Semestern gerne mit Rat und Tat zur Seite stand und als Hobby großes Interesse am Zeichnen und Bauen von Bühnenbildern und Anschlägen sowie am Mitspielen auf unserer Laienbühne hatte. Die volle Zukunft des Computers habe ich damals noch nicht erkannt, da es mir noch nicht möglich war, Zuse in all seinen himmelstürmenden Ideen zu folgen.“ (Dipl. Ing. Rolf Edgar Pollems) Meine Arbeit bei Zuses Entwicklung hat sich leider beschränkt auf Besuchsstunden mit Gesprächen und den Versuchen, einige Überlegungen beizusteuern, sowie das Beschaffen von Leibniz‘ Werken, in denen dieser das Dualsystem beschreibt und untersucht. Als Student habe ich immer die Karte der Staatsbibliothek Unter den Linden gehabt und im großen Lesesaal überall herumgestöbert. Eine Maschine erfinden zu müssen, die dem Ingenieur stures Wiederholen von Rechengängen, besonders langen wie bei Matrizen, abnimmt, leuchtete uns Studenten ein. Aber Zuse machte uns klar, daß Rechnen nur ein Spezialfall logischer Operationen ist und daß sein Apparat auch Schach spielen können müsse. Auch andere Anwendungsmöglichkeiten, wie Wettervorhersage, fielen uns ein, als die Z1 noch mit dem mechanischen Rechenwerk und Speicher, aufgebaut aus rechtwinklig gestapelten Scharen von Blechstreifen mit Stahlzylinderchen dazwischen, arbeitete und die Befehle aus alten Film-Zelluloid-Bändern erhielt, die Loch für Loch mit der Hand gestanzt wurden. Abgesehen von der genialen theoretischen Grundlage, in die wir uns mühsam eindenken mußten, imponierte uns die genauso geniale konstruktive Lösung. Und es machte uns Eindruck, daß dieses Konglomerat aus primitiven Apparaten auf dem Wohnzimmertisch und den danebenstehenden Gestellen viel schneller und – wenn überhaupt – dann richtig und beliebig genau Wurzeln ziehen konnte im Vergleich zu unseren Rechenmethoden. Wir konnten uns vorstellen, daß sich diese Geschwindigkeit steigern ließe, aber nicht im Traum haben wir an die Möglichkeit und auch an die Notwendigkeit (!) der erreichbaren Rechengeschwindigkeit gedacht, die dank der Elektronik gang und gäbe ist und uns schon selbstverständlich erscheint.“ (Dipl. Ing. Walther Buttmann) In dieser Anfangszeit hielten wir unsere Arbeit geheim. Wurden wir gefragt, was wir denn für geheimnisvolle Apparate bauten, sagten wir, wir arbeiteten an einem Tankmesser für Flugzeuge. Das Luftfahrtministerium hatte damals einen Wettbewerb ausschrieben, der hunderttausend Reichsmark für eine gute Lösung dieses Problems versprach. In Wirklichkeit hat sich keiner von uns jemals damit befaßt. Für die technische Seite unserer Arbeit verweise ich hier zum ersten Mal auf den wissenschaftlichen Anhang. In Anlage I ist dort zunächst der Weg vom Formular zur Programmsteuerung gezeigt. Bezeichnend ist dabei, daß ich erst eine elektromechanische Lösung im Auge hatte. Das Fernmelderelais war mir schon bekannt; überschlägige Überlegungen zeigten aber, daß eine solche Rechenanlage Tausende von Relais benötigt hätte, also ein Zimmer voll Relaisschränke. Davor hatte ich eine gewisse Scheu, denn damals war eine Rechenmaschine ein Gerät, das man wie eine Schreibmaschine auf den Tisch stellen konnte. Insbesondere die Speicherung Tausender von Zahlen war problematisch. Damals erschien schon ein Kilowort Speicherkapazität als außergewöhnlich. Ungefähr vierzigtausend Relais wären dafür erforderlich gewesen. Ich bemühte mich daher doch wieder um mechanische Lösungen. Es gelang mir, für das Speicherwerk eine kompakte mechanische Konstruktion zu entwickeln. Durch den Erfolg ermutigt, glaubte ich, daß auch für die übrigen Teile des Gerätes – insbesondere für die arithmetische Einheit – mechanische Lösungen von Vorteil wären. Nach einigen Anfangserfolgen mußte ich allerdings feststellen, daß die Mechanik für solche Aufgaben nicht flexibel genug ist. Zwei Jahre meines Lebens hatte ich mich mit mechanischen Konstruktionen herumgequält, bis ich es schließlich doch aufgeben mußte. Die Geräte dieser Zeit sind leider im Bombenkrieg zerstört worden. Immerhin hatte ich auch an ihnen die Grundgesetze der Schaltungstechnik entwickeln und erproben können. Dabei half die mathematische Logik. Der Übergang von der Mechanik zur Elektromechanik und auch zur elektronischen Lösung war dadurch sehr erleichtert. Diese Zusammenhänge werden in der Anlage II des Wissenschaftlichen Anhangs im einzelnen beschrieben. Hier sei zunächst auf die Ideen von Schreyer eingegangen…“

Gustav Schwab

Am heutigen Tag im Jahre 1792 wurde zu Stuttgart im Schwabenland unser großer deutscher Gelehrter und Dichter Gustav Schwab geboren. Sein Vater Christoph war Lehrer und Hofbeamter und seine Mutter Friederike eine Kaufmannstochter. Daher verwundert es nicht, daß ihr Sohn die Gelehrtenlaufbahn einschlug. Zu diesem Zweck studierte er von 1809 bis 1814 in Tübingen die Denkerei und die Gotteslehre. Von 1818 bis 1837 verdiente er seine Brötchen als Lehrer in Stuttgart und unterrichtete Latein. Als Kleriker versuchte er sich von 1837 bis 1845 und war zuletzt Oberstudienrat. Im Jahre 1818 heiratete unser Gustav Schwab Sophie Gmelin, die ihm fünf Kinder gebar. Sein Hauptwerk bilden „Die schönsten Sagen des klassischen Altertums“ und neben diesem gibt es noch „Wanderungen durch Schwaben“, „Die deutschen Volksbücher für Jung und Alt“, „Deutsche Volksbücher für die reifere Jugend“, „Fünf Bücher deutscher Lieder und Gedichte“, „Doktor Faustus“, „Die deutsche Prosa von Mosheim bis auf unsere Tage“, „Schillers Leben“ oder „Wilhelm Hauffs Leben und Werke“ von unseren Gustav Schwab zu lesen – was euch einen kleinen Überblick über dessen Schaffen bietet. Das Gedicht „Zum 18. Oktober 1814“ habe ich mir von den Werken unseres Dichters und Denkers ausgesucht: http://www.zeno.org/Literatur/M/Schwab,+Gustav/Gedichte/Gedichte

„Wie sollen wir ihn recht begehen

Den Tag der Freiheit? fragt nicht lang!

Seht ihr die Tempel Gottes stehen,

Hört ihr der Morgenglocke Klang?

Erst tretet in der Kirche Mitten,

Und weiht ihn mit Gebeten ein;

Sie haben ihn mit Gott erstritten,

Mit Gott soll er gefeiert sein.

Fängt es dann lichter an zu tagen,

So geht an deutschem Feld vorbei,

Und laßt von jedem Tal euch sagen,

Von jedem Hügel: wir sind frei!

Winkt gleich kein Segen von den Reben,

Scheint gleich die Sonne nicht mehr warm:

Sieg, Freiheit, Friede, Lust und Leben,

Wem solches ward, der ist nicht arm.

Und Manchem liegt vom edlen Weine

Noch viel in tiefer Keller Schacht;

Bei Sonnen- und Kometen-Scheine

Wuchs er gedeihlich Tag und Nacht.

Noch in der Knechtschaft uns geboren

Lag trüb im Faß der beste Wein,

Doch hatt‘ er kaum erst ausgegoren,

Da glänzt‘ uns Moskaus Flammenschein.

Drauf zugenommen von der Stunde

Hat er an süßer, deutscher Glut,

Und als von Leipzig kam die Kunde,

Bot er begeisternd seine Flut.

Und nun, da ringsum die Gefilde

In Ruhe feiern, frei und frank,

Hat er zur Kraft gesellt die Milde,

Ein rechter deutscher Friedenstrank!

Heut‘ spendet eure reiche Habe,

Verteilet ihn mit rechtem Maß,

Und schenket von der Gottesgabe

Dem ärmsten Bruder auch ein Glas.

Vergeßt am heil’gen Tage Keinen!

Auf Alle ließ der Herr der Welt

Der Freiheit Sonne niederscheinen,

Ein Fest sei Allen heut bestellt.

Von Hohen töne dann und Niedern

Ein fröhlicher Zusammenklang,

Ein Lebewohl gefallnen Brüdern,

Dem freien Volk ein Lebelang!“

Ein Auszug aus den „Sagen des klassischen Altertums“ darf natürlich auch nicht fehlen – vor Troja gerät der Held Achill nun mit dem Flußgott Skamander aneinander: https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10254612.html

„Als die Fliehenden und ihr Verfolger an die Flut des wirbeldrehenden Skamander gekommen waren, teilte sich die Flucht. Ein Teil warf sich stadtwärts auf das Blachfeld, wo am vorigen Tage Hektor als Sieger die Griechen getummelt hatte. Über sie breitete Hera ein dichtes Gewölk aus und hinderte sie so, weiterzufliehen. Die andern aber, hart an das Gewässer des Stromes gedrängt, stürzten sich in seine tosenden Wirbel hinab, daß die Gestade ringsumher widerhallten. Dort schwammen sie durcheinander wie Heuschrecken, die man mit Feuer ins Wasser gescheucht hat; so füllte sich mit einem Gewirre von Rossen und Männern der ganze Fluß. Da lehnte der Pelide seine Lanze an einen Tamariskenbaum des Ufers und stürzte sich, das Schwert allein in der Hand, wie ein Gott ihnen nach. Bald rötete sich das Wasser von Blut, und unter seinen Streichen erhub sich hier und dort ein Röcheln aus den Wellen; er wütete wie in einer Hafenbucht ein ungeheurer Delphin, der von den andern Fischen verschlingt, welchen er erhascht. Als ihm allmählich vom Morden die Hände starr wurden, ergriff er doch noch zwölf Jünglinge lebendig im Strome; er zog sie, der Sinne halb schon beraubt, heraus und übergab sie den Seinigen: sie sollten bei seinem Zelt als Sühnopfer für den Tod seines Freundes Patroklos fallen. Als der Held nun wieder in den Strom stürzte, nach neuem Würgen sich sehnend, begegnete ihm, eben aus den Fluten aufstrebend, Lykaon, der Sohn des Priamos, und Achill stutzte bei dem Anblick. Ihn hatte einst bei einem früheren nächtlichen Überfalle der Pelide im Obsthaine seines Vaters Priamos überrascht, wo er gerade wilde Feigensprossen zu einem Sesselrande seines Wagens schnitt. Damals entführte ihn Achill mit Gewalt und sandte ihn zu Schiffe nach der Insel Lemnos, wo der Sohn des Iason, Euneos, ihn als Sklaven an sich kaufte. Als nun ein anderer Sohn des Iason, Eëtion, Fürst von Imbros, seinen Halbbruder zu Lemnos besuchte, kaufte er den feinen Jüngling diesem um teures Geld ab und sandte ihn nach seiner Stadt Arisbe. Nachdem Lykaon hier einige Zeit gelebt, schlich er sich heimlich von dannen und rettete sich nach Troja. Es war der zwölfte Tag, daß er aus der Gefangenschaft zurückgekehrt war und jetzt zum zweiten Male dem Achill in die Hände fiel. Wie dieser ihn mit wankenden Knien kraftlos aus dem Strome hervortauchen sah, sprach er staunend zu sich selber: „Wehe mir, welch Wunder muß ich erblicken! Gewiß werden jetzt auch die andern Trojaner, die ich erschlagen habe, aufs neue aus der Nacht hervorkriechen, da dieser wiederkommt, den ich vor langer Zeit nach Lemnos verkauft habe. Nun, wohlan, mag er die Spitze unserer Lanzen kosten und es dann versuchen, ob er auch aus dem Boden zurückkehren kann!“ Doch ehe Achill recht mit dem Speere zielen konnte, hatte sich Lykaon heraufgeschwungen, umschlang ihm mit der einen Hand die Knie und faßte mit der andern seine Lanze. „Erbarme dich meiner, Achill“, rief er, 2war ich doch einst deinem Schutze anvertraut! Damals trug ich dir hundert Stiere ein, jetzt will ich mich dreimal so hoch lösen! Erst seit zwölf Tagen bin ich in der Heimat, nach langer Qual der Gefangenschaft, aber Zeus muß mich wohl hassen, daß er mich von neuem in deine Hand gegeben. Doch töte mich nicht; ich bin ein Kind Laothoes und kein leiblicher Bruder des Hektor, der dir deinen Freund gemordet hat.“ Aber Achill faltete die Stirn, und mit unbarmherziger Stimme sprach er: „Schwatze mir nicht von Lösung, du Tor; ehe Patroklos starb, war mein Herz zu schonen willig, jetzt aber entflieht keiner dem Tode. So stirb denn auch du, mein Guter; sieh mich nicht so kläglich an! Ist doch auch Patroklos gestorben, der viel herrlicher war als du. Und betrachte mich selbst, wie schön und groß ich von Gestalt bin; dennoch, ich weiß es gewiß, wird auch mich das Verhängnis von Feindeshand ereilen, sei’s am Morgen, am Mittag oder am Abend!« Lykaon ließ zitternd den Speer fahren, als er ihn so reden hörte, saß mit ausgebreiteten Händen und empfing den Stoß des Schwertes in den Hals. Achill faßte den Gemordeten am Fuße, schleuderte ihn in den Strudel des Flusses und rief ihm höhnend nach: „Laß sehen, ob der Strom dich rette, dem ihr vergebens so viele Sühnopfer gebracht habt.“ Über diese Worte ergrimmte der Stromgott Skamander, der ohnedem auf Seite der Trojaner war, und erwog bei sich im Geiste, wie er den gräßlichen Helden in seiner Arbeit hemmen und die Plage von seinen Schützlingen abwenden könnte. Achill sprang indessen mit seiner Lanze auf Asteropaios den Päonier, den Sohn des Pelegon, ein, der, zwei Speere in den Händen, eben aus dem Strome stieg. Diesem hauchte der Flußgott Mut in die Seele, daß er mit Ingrimm das erbarmungslose Gemetzel des Peliden überblickte und kühn auf den Mordenden zueilte. „Wer bist du, der es wagt, mir entgegenzugehen?“ rief Achill ihm zu, „nur die Kinder unglückseliger Eltern begegnen meiner Kraft.“ Ihm antwortete Asteropaios: „Was fragst du nach meinem Geschlechte? Der Enkel des Stromgottes Axios bin ich, Pelegon hat mich gezeugt; vor elf Tagen bin ich mit meinen Päonen als Bundesgenosse Trojas erschienen. Jetzt aber kämpfe mit mir, hoher Achill!“ Da erhub der Pelide seine Lanze; der Päonier aber warf zwei Speere zugleich, einen mit jeder Hand, denn er konnte die linke wie die rechte brauchen: der eine brach das Schildgewölbe des Peliden, ohne den Schild selbst zu brechen, der andere streifte ihm den rechten Arm am Ellenbogen, daß das Blut hervorrieselte. Jetzt erst schwang Achill seine Lanze, aber sie verfehlte den Gegner und fuhr bis zur Hälfte ins Ufer. Dreimal zog Asteropaios mit seiner nervigen Hand an ihr, ohne sie aus dem Boden herausreißen zu können. Als er das vierte Mal ansetzte, überfiel ihn Achill mit dem Schwert und hieb ihn in den Leib, daß alles Gedärme hervordrang und er röchelnd auf die Erde sank. Der Pelide zog ihm jauchzend die Rüstung ab und ließ den Leichnam den Aalen zur Uferbeute liegen; dann stürzte er sich unter die Päonier, die noch voll Angst an dem Flusse umherflogen. Ihrer sieben hatte sein Schwert erschlagen, und noch wollte er unter ihnen fortwüten, als plötzlich Skamander, der zürnende Beherrscher des Stromes, in Menschengestalt aus dem tiefen Strudel ernportauchte und dem Helden zurief. „Pelide, du wütest mit entsetzlichen Taten, mehr als ein Mensch! Meine Gewässer sind voll von Toten; mit Mühe ergießen sich meine Ströme ins Meer, laß ab!“ „Ich gehorche dir, denn du bist ein Gott“, antwortete Achill, „aber darum wird mein Arm nicht vom Morde der Trojaner rasten, bis ich sie in die Stadt zurückgejagt und meine eigene Kraft mit der Kraft Hektors gemessen habe.“ So sprach er und stürzte sich auf die flüchtigen Reihen der Trojaner, drängte sie aufs neue dem Ufer zu, und als sie sich ins Wasser retteten, sprang, den Befehl des Gottes vergessend, auch er wieder in den Strudel. Nun fing der Strom an, wütend zu schwellen, regte seine trüben Fluten auf, warf die Getöteten mit lautem Gebrüll ans Gestade; seine Brandung schlug schmetternd an den Schild des Peliden. Dieser, mit den Füßen wankend, faßte eine Ulme mit den Händen, riß sie aus den Wurzeln und klomm über ihre Äste ans Ufer. Nun flog er über das Gefilde hin, aber der Flußgott rauschte ihm mit der tosenden Welle nach und erreichte ihn, so rasch er war. Und sooft er ihm widerstehen wollte, bespülten die Wogen ihm die Schultern und raubten ihm den Boden unter den Füßen…“

Dazu lasse ich Georg Friedrich Händels Orest erklingen… https://www.youtube.com/watch?v=ghSFPygF9Pg

Die Erstürmung der englischen Festung Tobruk

Im Rahmen unseres Unternehmens Theseus hat unser Wüstenfuchs Rommel am heutigen Tag im Jahre 1942 die Festung Tobruk erstürmt. Die Engländer erlitten dabei insgesamt einen Verlust von 1000 Panzern, 400 Geschützen und 45,000 Gefangenen. Da unser Wüstenfuchs Rommel mit Tobruk eine befestigte Stadt erstürmt hat, so sollte unser altes Landsknechtlied „Weit laßt die Fahnen wehen“, bei unserer kleinen Siegesfeier, nicht fehlen: https://www.youtube.com/watch?v=140kT4sEWrI

„Weit laßt die Fahnen wehen,

Wir woll’n zum Sturme gehen

Frisch, frei nach Landsknechtsart.

Laßt den verlor’nen Haufen

Voran zum Angriff laufen

Wir folgen dicht geschart.

Die Mauern wir erklettern,

Die Türme wir zerschmettern

Und in die Stadt hinein.

Wer uns den Lauf will hemmen,

Sich uns entgegenstemmen

Der soll des Teufels sein.

Es harren unser drinnen

Wenn wir die Stadt gewinnen

Viel Gold und Edelstein

Das wird ein lustig Leben

Im Lager uns dann geben

Bei Würfelspiel und Wein.

Die Reihen fest geschlossen

Und vorwärts unverdrossen

Falle wer fallen mag.

Kann er nicht mit uns laufen

So mag er sich verschnaufen,

Bis an den jüngsten Tag.“

War auch die Beute in Tobruk nicht sonderlich groß und bestand vor allem in Nachschubgütern aller Art, die unser Afrikakorps aber auch gut gebrauchen konnte. Berichtet uns unser Rommel doch, daß stellenweise 80 von Hundert der Fahrzeuge in seinem Fuhrpark Beutestücke waren. Anfangs hat sich unser Unternehmen Theseus übrigens ziemlich schwierig gestaltet, wovon uns nun unser Wüstenfuchs Rommel berichten wird:

„Kurz vor Tagesanbruch gab es eine einstündige Rast im Raum etwa 15 bis 20 Kilometer südostwärts Bir-Hacheim. Dann kam wieder Bewegung in die große Masse und unter wirbelndem Staub und Sand stießen die Verbände ins britische Hinterland. Britische Minenfelder und Scheinanlagen machten teilweise zu schaffen, aber ein bis zwei Stunden nach Tagesanbruch waren alle Verbände der Panzerarmee im flüssigen Vormarsch auf die ihnen gesteckten Ziele. Bereits um zehn Uhr meldete die XC. leichte Division, daß sie El-Adem erreicht habe. Zahlreiche Materiallager des XXX. britischen Korps, das hier seine Versorgungsbasis hatte, waren ihr in die Hände gefallen. Gegen Mittag reagierte die britische Führung und es kam dort zu heftigen Gefechten. Inzwischen waren auch die Panzerverbände des DAK etwa zehn Kilometer südostwärts Bir-El-Harmat mit der 4. britischen Panzer- und der 3. indischen motorisierten Brigade zusammengestoßen. Eine Panzerschacht entbrannte. Leider traten unsere Panzerverbände ohne irgendeine Artillerieunterstützung an, obwohl ich ihnen immer wieder nahegelegt hatte, erst anzugreifen, wenn die eigene Artillerie ihr Feuer eröffnet hat. Aber auch eine britische Überraschung wartete hier unser und wirkte sich ungünstig aus: Der neue Grant-Panzer, der vom Gegner in dieser Schlacht zum erstenmal eingesetzt wurde. Auf beiden Seiten zerbarst ein Panzer nach dem anderen im Feuer der Kanonen. Nachdem auch wir schwere Verluste erlitten hatten, konnten wir die Engländer endlich auf den Trigh-El-Abd zurückwerfen. Sie gingen jedoch von dort aus bald wieder zum Angriff über. Als ich mit meinem Stab um die Mittagszeit die XC. leichte Division bei El-Adem erreichen wollte, wurde unsere Kolonne von britischen Panzern angegriffen und mußte abdrehen. Der Zusammenhang zwischen XC. leichter Division und DAK war unterbrochen. Wir versuchten nun, uns wieder zum DAK zurückzuschlagen. Plötzlich sahen wir uns einer britischen Batterie gegenüber, die wohl aus der Gegend Bir-Hacheim nach Tobruk rollte. Obwohl der Stab nicht gerade über nennenswerte Kräfte verfügte, griffen wir die Engländer aus der Bewegung heraus an und vereinnahmten sie. Anscheinend wurden sie völlig überrascht. Nachmittags entbrannten etwa acht Kilometer nordostwärts von Bir-El-Harmat schwere Panzerkämpfe südlich des Trigh-Capucco. Die erste britische Panzerdivision trat in den Kampf ein. Ihre starken Panzerverbände griffen hauptsächlich von Nordosten her an. Während die britische Artillerie starken Feuerschutz gab, schossen sie in die weithin sichtbaren Kolonnen und Panzereinheiten des DAK. Schwarze Brände quollen aus Fahrzeugen und Panzern. Unser Angriff kam zum Stehen. Wieder erlitten die Divisionen außerordentlich empfindliche Panzerverluste. Der Kommandeur der XV. Panzerdivision, General von Vaerst, wurde durch Granatsplitter verwundet und Oberst Grasemann, mein bewährter Artilleriekommandeur aus der VII. Panzerdivision, übernahm das Kommando. Zahlreiche eigene Kolonnen kamen in Unordnung und entzogen sich in südwestlicher Richtung dem Feuer der britischen Artillerie. Unter Abwehr nach Osten kämpfte sich das DAK dann Schritt für Schritt nach Norden. Bis zum Einbruch der Dunkelheit tobte in dem ebenen, von Kameldornbüschen durchsetzten Gelände der Kampf. Die Masse des DAK stieß dabei bis in die Gegend zwölf Kilometer südlich und südwestlich Acroma vor. Hierbei wurde leider ein Großteil der Kolonnenfahrzeuge von den Panzerdivisionen getrennt und auch ein Teil der Infanterie konnte nicht folgen. Mein Stab hatte untereinander die Verbindung verloren. Mein la, Oberstleutnant Westfahl. war mit mehreren Funkstellen zum DAK gestoßen, während ich selbst bei Einbruch der Dunkelheit mit dem bei mir verbliebenen Rest des Armeestabes etwa drei Kilometer nordostwärts Bir-El-Harmat stand. Unser Plan, die britischen Verbände hinter der Gazalastellung zu überrennen, war gescheitert. Auch der Durchstoß zur Küste war nicht gelungen und somit hatten wir die 50. britische Division und die 1. südafrikanische Division nicht von den übrigen Verbänden der 8. Armee abtrennen können. Der Grund dafür lag vor allem in der Tatsache, daß wir die Stärke der britischen Panzerdivisionen unterschätzt hatten. Das Auftreten der neuen amerikanischen Panzer hatte große Lüden in unsere Reihen gerissen. Überall standen nun unsere Verbände in schweren, aufreibenden Kämpfen mit dem überlegenen Gegner. Allerdings hatten wir die britischen Brigaden, die uns südöstlich Bir-El-Harmat entgegengeworfen wurden, außerordentlich stark angeschlagen. Die 3. indische motorisierte Brigade hatte dort derartig starke Verluste erlitten, daß sie die ganze Schlacht über nicht mehr in Erscheinung trat. Audi die 7. britische Panzerdivision konnte die ihr an diesem Tage zugefügten Schläge lange Zeit nicht verwinden…“

Gottfried Wilhelm Leibniz

In Leipzig kam 1646 unser großer deutscher Denker Wilhelm Gottfried Leibniz zur Welt. Die Gelehrtenlaufbahn war ihm gleichsam in die Wiege gelegt. Sein Vater Friedrich war nämlich Rechtsgelehrter und seine Mutter Catharina eine Professorentochter. Sein Studium meisterte unser Leibniz ab 1661 an der Universität von Leipzig und wechselte 1663 an die Jenaer Hochschule. Ab 1676 stand er im Dienste der Welfen und dank deren Förderung konnte er sich ungestört seinen Forschungen widmen. Diese umfaßten die Gebiete der Rechenkunst, der Naturforschung, der Gotteslehre, der Denkerei, der Geschichtsschreibung, der Staatskunst, der Sprachforschung, der Rechtskunde und der Wirtschaftslehre. Immer waren die Arbeiten unseres Leibniz wegweisend und so verdanken wir ihm die Erfindung des Computers, dessen Vorläufer seine Rechenmaschinen waren. Im Jahre 1700 gründete er in Berlin die preußische Akademie der Wissenschaften, wobei ihm die Königin Sophie Charlotte unter die Arme griff. Unser Kaiser Karl VI. hat unseren Leibniz 1713 zum Freiherrn erhoben und zum Reichshofrat ernannt. Gefeiert wird unser Leibniz – wie üblich – mit seinen Werken (und natürlich unsrem altdeutschen Panzergetränk Met). So machen Gelehrtenstreit hatte unser Leibniz mit der Feder auszufechten. Seine „Entgegnung auf die in der zweiten Auflage des Bayleschen Wörterbuchs enthaltenen Bemerkungen über das System der vorherbestimmten Harmonie“ soll beispielhaft für diese stehen:

„Im Juni und Juli 1695 hatte ich in das Pariser Journal des Savans einige Abhandlungen über ein neues System einrücken lassen, die mir zur Erklärung der Verbindung zwischen Seele und Körper geeignet schienen und in denen ich statt des Weges der Einwirkung der Scholastiker und des Weges der Beihilfe der Cartesianer den Weg der vorherbestimmten Harmonie gebraucht hatte. Herr Bayle, der den abstraktesten Betrachtungen die Annehmlichkeit zu geben weiß, deren sie bedürfen, um den Leser zu fesseln, und ihnen zugleich auf den Grund geht, indem er sie in das richtige Licht setzt, hatte die Güte gehabt, dies System durch seine Bemerkungen im Artikel Rorarius seines Wörterbuchs zu bereichern; da er aber darin gleichzeitig Schwierigkeiten vorbrachte, hinsichtlich derer er einige Erläuterungen für notwendig erachtete, so suchte ich ihm in der Histoire des Ouvrages des Savans vom Juli 1698 in dieser Beziehung Genüge zu tun. Darauf hat nun Herr Bayle soeben in der zweiten Auflage seines Wörterbuchs im nämlichen Artikel Rorarius geantwortet. Er besitzt die Artigkeit, zu sagen, daß meine Erwiderungen den Gegenstand besser entwickelt haben und daß er, wenn die Möglichkeit der Hypothese der vorherbestimmten Harmonie gehörig dargetan wäre, keinen Anstand nehmen würde, dieselbe der Hypothese der Cartesianer vorzuziehen, da sie eine hohe Vorstellung von dem Urheber der Dinge gibt und (beim gewöhnlichen Laufe der Natur) jeden Gedanken an ein Verfahren auf dem Wege des Wunders ausschließt. Indessen scheint ihm noch schwer begreiflich, daß diese vorherbestimmte Harmonie möglich sei, und um dies darzutun, beginnt er mit etwas seiner Ansicht nach Leichterm, das man dessenungeachtet wenig ausführbar findet: er vergleicht nämlich meine Hypothese mit der Annahme, daß ein Schiff, ohne von jemand gelenkt zu werden, sich von selbst in den gewünschten Hafen begebe. Man wird zugeben, sagt er, daß die Unendlichkeit Gottes für die Mitteilung einer solchen Fähigkeit an ein Schiff nicht zu groß ist. Er spricht sich also nicht unbedingt für die Unmöglichkeit der Sache aus, meint aber, daß andere sie für unmöglich halten werden, denn, fügt er hinzu, man wird sogar behaupten, daß die dem Schiffe eigene Natur gar nicht imstande sei, diese Fähigkeit von Gott zu empfangen. Vielleicht meinte er, nach der in Rede stehenden Hypothese müsse angenommen werden, daß Gott dem Schiffe zu diesem Zwecke eine Fähigkeit im scholastischen Sinne verliehen habe, wie man eine solche in den Schulen den schweren Körpern beilegt, die dadurch dem Mittelpunkte zugeführt werden sollen. Ist das seine Meinung, so bin ich der erste, der die Annahme verwirft; meint er aber eine aus den Regeln der Mechanik und aus den innern Triebkräften wie aus den äußern Umständen erklärbare Fähigkeit des Schiffes und verwirft er dessenungeachtet meine Hypothese als unmöglich, so möchte ich doch, daß er Gründe für dies Urteil angeführt hätte. Denn obgleich ich der Möglichkeit eines Dinges, das diesem Schiffe gleicht, wie Herr Bayle sich dasselbe vorzustellen scheint, gar nicht bedarf, glaube ich doch, daß es bei gehöriger Erwägung der Sache, anstatt daß sich dabei eine Schwierigkeit für Gott ergeben sollte, vielmehr den Anschein hat, daß sogar ein endlicher Geist Geschick genug besitzen könnte, um dergleichen zustande zu bringen. Es leidet keinen Zweifel, daß ein Mensch eine Maschine herstellen könnte, die imstande wäre, sich eine Zeitlang durch eine Stadt umherzubewegen und genau um bestimmte Straßenecken zu biegen. Ein unvergleichlich vollkommenerer, wenn auch immer noch beschränkter Geist würde in gleicher Weise eine unvergleichlich größere Anzahl von Hindernissen vorhersehen und vermeiden können. Das ist so wahr, daß sicher, wenn diese Welt der Hypothese einiger Philosophen gemäß nur ein Gebilde aus einer endlichen Anzahl von Atomen wäre, die sich nach den Gesetzen der Mechanik bewegen, auch ein endlicher Geist erhaben genug sein könnte, um in überzeugender Weise alles zu begreifen und vorherzusehen, was in einem bestimmten Zeiträume darin vorgehen muß, so daß dieser Geist nicht bloß ein Schiff herstellen könnte, das dadurch, daß er ihm von vornherein den Gang, die Richtung und die Triebkräfte gibt, deren es dazu bedarf, imstande wäre, ganz allein einem bestimmten Hafen zuzusteuern, sondern daß er auch einen Körper bilden könnte, der fähig wäre, einen Menschen nachzuahmen. Denn es handelt sich hier nur um das Mehr und das Weniger, die im Gebiete der Möglichkeiten keine Veränderung bewirken: so groß auch die Menge der Verrichtungen einer Maschine sei, das Können und das Geschick des Herstellers können im Verhältnis dazu wachsen, so daß es die Stufenleiter der Dinge nicht hinlänglich beachten hieße, wenn man die Möglichkeit derselben nicht einsähe. Allerdings ist die Welt kein Gebilde aus einer endlichen Anzahl von Atomen, sondern eine Maschine, die in jedem ihrer Teile aus einer wahrhaft unendlichen Anzahl von Federn zusammengesetzt ist, aber dafür ist auch der, welcher sie gemacht hat und sie regiert, von einer noch unendlichem Vollkommenheit, da dieselbe sich auf eine unendliche Anzahl möglicher Welten erstreckt, von denen er die gewählt hat, die ihm gefiel. Um jedoch auf die endlichen Geister zurückzukommen, so kann man aus den kleinen Proben, welche sich zuweilen unter den Menschen finden, schließen, wie weit die zu gelangen vermögen, welche wir nicht kennen. So gibt es z. B. Menschen, die fähig sind, verwickelte arithmetische Rechnungen auf das schnellste rein im Kopfe auszuführen. Herr de Monconis gedenkt eines solchen Menschen, der sich zu seiner Zeit in Italien fand, und heute lebt ein solcher in Schweden, der nicht einmal die gewöhnliche Arithmetik gelernt hat, und ich wünschte, daß man nicht verabsäumte, ihn über sein Verfahren auszuforschen. Denn was ist der Mensch, so vortrefflich er auch sein mag, im Vergleiche zu so vielen möglichen und sogar seienden Geschöpfen, wie die Engel oder Genien, die uns in jeder Art von Fassungskraft und Folgerungsvermögen in unvergleichlich höherm Grade übertreffen können, als jene unvergleichlichen Besitzer einer natürlichen Arithmetik uns in betreff der Zahlen übertreffen? Ich räume ein, daß die Menge nicht auf diese Betrachtungen eingeht: man betäubt sie durch Einwürfe, bei denen an das gedacht werden muß, was nicht gewöhnlich oder auch was ohne Beispiel unter uns ist; denkt man aber an die Größe und die Mannigfaltigkeit des Weltalls, so urteilt man ganz anders darüber. Herr Bayle besonders kann nicht verfehlen, die Richtigkeit dieser Folgerungen einzusehen. Allerdings hängt meine Hypothese gar nicht davon ab, wie ich sogleich zeigen werde, aber wenn sie auch davon abhinge und wenn man auch mit Recht sagte, sie wäre überraschender als die der Automaten (von der sie jedoch nur die guten Seiten und das, was wohlbegründet ist, weiterverfolgt, wie ich unten zeigen werde), so würde ich mir doch darüber keine Sorge machen, wenn es nur kein ander Mittel gibt, die Dinge in Übereinstimmung mit den Naturgesetzen zu erklären. Denn man darf sich bei vielen Dingen durchaus nicht zum Schaden der unzweifelhaften Folgerungen nach den im Volke verbreiteten Begriffen richten. Überdies wurzelt der Einwurf, den ein Philosoph gegen die Automaten vorzubringen hat, nicht im Staunenswerten dieser Hypothese, sondern in dem Verstoß gegen die Prinzipien, da es überall Entelechien geben muß, und es heißt eine geringe Vorstellung vom Urheber der Natur haben, der deren kleine Welten oder tätige unteilbare Spiegel soviel als möglich vervielfältigt, wenn man solche nur den menschlichen Körpern beilegt. Es ist sogar unmöglich, daß es nicht überall Entelechien gebe…“

Für unseren Gottfried Wilhelm Leibniz habe ich mir die Erste Symphonie von unserem Brahms zum Wiegenfest ausgesucht… https://www.youtube.com/watch?v=uGexRHe2iBk

Die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern

Eine große Walstatt sind die Katalaunischen Felder fürwahr. Denn auf diesen wurde 451 das Schicksal unserer deutschen Nation nicht minder entschieden wie im Teutoburger Wald, bei Tours und Poitiers, auf dem Lechfeld, vor Wien oder bei Leipzig. Einmal mehr haben wir Deutschen uns dort der Fremdherrschaft erwehrt. Die gedachte nämlich der Hunnenkönig Attila über uns und über ganz Europa aufzurichten. Jedoch verpassten ihm unser Westgotenkönig Theoderich und der römische Heermeister Aetius einen gehörigen Dämpfer. Wenn auch erst nach Attilas Tod sich unsere Gepiden ein Herz faßten und eine Schilderhebung gegen die Söhne Attilas ins Werk setzten… Der Jahrestag der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern ist eine schöne Gelegenheit, um mal wieder im Roman „Attila“ von unserem Dichter Felix Dahn zu schmökern: https://archive.org/details/kleineromaneaus10dahngoog

„Dunkel lag die schwüle Sommernacht auf dem gewaltigen Donaustrom. – Fast einem Meeresarme glich die unüberblickbare Breite der Fluten, die, an den beiden Uferseiten oft in Schlamm versumpfend, auch in der Mitte des Bettes die ungeheueren Massen ihrer Gewässer nur träge vorwärts wälzten nach Osten: denn sehr zahlreich waren die kleinen Werder, die, mit Busch- und Baumwerk üppig begrünt, dem rinnenden Zuge hemmend sich vorgelagert hatten. – Eines dieser schmalen Eilande erhob sich nur wenig über den Spiegel des Flusses; rings von manneshohem Schilf umgürtet trug es nur ein paar Bäume: uralte Weidenstämme, nicht sehr hoch aufgeschossen, jedoch von mächtigstem Umfang, knorrig, mit phantastischen Auswüchsen an Krone, Ästen und Rinde. Der Mond stand nicht am Himmel; und die Sterne waren bedeckt von dichtem Gewölk, das der feuchtwarme Südwest mit triefenden Schwingen langsam vor sich her schob. Im fernen Osten aber zuckte zuweilen fahler Schein über den schwarzen Himmel hin, geisterhaft, unheimlich; noch drohender drückte dann die dem raschen Aufleuchten folgende tiefe, wie Verderben brütend schweigende Nacht. – – Mit leisem Gurgeln und Zischen drängte sich das Gerinn des Stromes langsam, zögernd an der kleinen Aue vorüber, die, im Westen breit, gegen Osten spitz zulaufend, ungefähr ein Dreieck bildete. Das Schilf ging allmählich auf den sumpfigen flachen Ufern der Insel in dichtes Weidengebüsch über und in stachligen Seidelbast. – Rings alles dunkel, einsam, still: selten nur stieg in dem tiefen Strom ein Raubfisch empor, der, in nächtlicher Jagd, patschend aufschlug: dann ein kurzes Kreiseln auf der Oberfläche – gleich wieder alles ruhig.– – Da flog plötzlich aus dem Gebüsch des linken, des nördlichen Ufers ein großer Vogel schwerfällig auf: – laut kreischend, mit schrillem Warnruf. Er strich langsam auf den Werder zu: aber, im Begriff, auf einer der alten Weiden aufzubäumen, – schon schwebte er über deren Wipfel – schwang er sich plötzlich, jäh ablenkend, mit wiederholtem, aber noch viel lauterem Ruf des Schreckens und der Warnung, hoch empor und eilte nun, mit hastigem, scharf klatschendem Flügelschlag, in ganz anderer Richtung, nach Osten, dem Strom folgend, davon: bald war er in dem Nachtgewölk verschwunden. Auf dem Eiland aber regte sich’s nun leis in dem Weidengebüsch. Eine Gestalt, die bisher, ganz versteckt in dem Strauchwerk, auf dem feuchten Ufersand sich niedergekauert gehalten hatte, richtete sich ein wenig auf. „Endlich!“ sprach eine jugendliche Stimme leise. Der Jüngling wollte aufspringen. Aber ein zweiter Mann, der neben ihm in dem Gestrüpp verborgen lag, zog ihn am Arme nieder und flüsterte: „Still, Daghar. Die den Reiher aufgescheucht, können auch Späher sein.“ Von dem Nordufer her näherte sich nun rasch der kleinen Insel, von dem dunkeln Spiegel der Flut noch dunkler, weil massig, sich abhebend, ein länglicher Streif, wie ein schwarzer Schatte dahingleitend. Es war – schon konnte man es jetzt unterscheiden – ein Kahn: pfeilschnell schoß er heran; und doch völlig lautlos. Die vier Ruder mieden sorgsam jedes Geräusch beim Eintauchen, beim Anziehen und beim Aufheben. – Schon flog, mitten im Anlaufen geschickt gewendet, der Nachen nicht mit dem spitzen Vorderbug, sondern mit dem breiten Hintergransen in das dichte Schilf: das knisternde Reiben der steifen Rohre an der dahingleitenden Seitenwand des Bootes, das wehende Rauschen der dabei gestreiften federgleichen Blüten war der einzige wahrnehmbare Laut. Die beiden Ruderer sprangen an das Ufer und zogen den Kahn noch höher auf das Land. Die beiden Wartenden hatten sich einstweilen erhoben: schweigend reichten sich die vier Männer die Hände: kein Wort ward gewechselt. Schweigend gingen sie von dem Ufer weiter in das Innere der Aue, die im Westen, Norden und Süden sanft sich erhöhte, nach Osten steiler abfiel; sie näherten sich so den mächtigen Weidenstämmen oben auf dem Scheitel der Insel. Da machte der ältere der beiden früher schon Angelangten Halt, hob das behelmte Haupt, warf das langwallende weiße Haar in den Nacken und sprach mit Seufzen: „Gleich nächtlichen Schächern müssen wir uns zusammenstehlen – wie zu verbotener Meintat.“ „Und es gilt doch der edelsten aller Taten“, rief der Jüngling an seiner Seite, den Speer fester fassend: – „der Befreiung.“ „Der Tod schwebt über unsern Häuptern!“ flüsterte warnend der jüngere der beiden Ankömmlinge, den braunen Bart, den ihm der nasse Wind in das Gesicht schlug, niederstreichend. „Der Tod schwebt überall und immer ob den Sterblichen, Graf Gerwalt“, erwiderte sein Kahngenosse: Festigkeit und Zuversicht lagen in seiner Stimme. „Ein wackres Wort, König Ardarich!“ rief der Jüngling. „Nur die Art des Todes macht den Unterschied“, nickte der in den langen weißen Haaren. „Gewiß, König Wisigast“, fiel Gerwalt ein. „Und mir graut vor den Qualen, unter denen wir sterben werden, ahnt er nur, daß wir uns heimlich trafen.“ Er schauderte…“

Das Reiterlied von unserem Schiller gibt es von mir zur Feier unseres Schlachtensieges auf den Katalaunischen Feldern: https://www.youtube.com/watch?v=MciCKJDF-l0

„Wohl auf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!

Ins Feld, in die Freiheit gezogen.

Im Felde, da ist der Mann noch was wert,

Da wird das Herz noch gewogen.

Da tritt kein anderer für ihn ein,

Auf sich selber steht er da ganz allein.

Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist,

Man sieht nur Herren und Knechte,

Die Falschheit herrschet, die Hinterlist,

Bei dem feigen Menschengeschlechte,

Der dem Tod ins Angesicht schauen kann,

Der Soldat allein, ist der freie Mann.

Des Lebens Ängsten, er wirft sie weg,

Hat nicht mehr zu fürchten, zu sorgen,

Er reitet dem Schicksal entgegen keck,

Triffts heute nicht, trifft es doch morgen,

Und trifft es morgen, so lasset uns heut

Noch schlürfen die Neige der köstlichen Zeit.

Von dem Himmel fällt ihm sein lustig Los,

Brauchts nicht mit Müh zu erstreben,

Der Fröner, der sucht in der Erde Schoß,

Da meint er den Schatz zu erheben,

Er gräbt und schaufelt, solang er lebt,

Und gräbt, bis er endlich sein Grab sich gräbt.

Der Reiter und sein geschwindes Roß,

Sie sind gefürchtete Gäste;

Es flimmern die Lampen im Hochzeitschloß,

Ungeladen kommt er zum Feste.

Er wirbt nicht lange, er zeiget nicht Gold,

Im Sturm erringt er den Minnesold.

Warum weint die Dirn und zergrämt sich schier?

Laß fahren dahin, laß fahren!

Er hat auf Erden kein bleibend Quartier,

Kann treue Lieb nicht bewahren.

Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort,

Seine Ruhe läßt er an keinem Ort.

Drum frisch, Kameraden, den Rappen gezäumt,

Die Brust im Gefechte gelüftet!

Die Jugend brauset, das Leben schäumt,

Frisch auf! eh der Geist noch verdüftet!

Und setzet ihr nicht das Leben ein,

Nie wird euch das Leben gewonnen sein.“

Die Schlacht von Belle-Alliance

Zur Feier des preußischen Sieges bei Belle-Alliance paßt der „Hohenfriedberger Marsch“ sehr gut. https://www.youtube.com/watch?v=bkhOxFtj7Eo Denn unsere alten Preußen mußten damals ganz schön marschieren, damit sie noch rechtzeitig angekommen sind, bevor der Napoleon das englische Heer völlig zerschmettert hatte. Die Engländer versuchten mit 68,000 Mann (worunter sich auch viele Belgier und Holländer befanden) rund 72,000 Galliern unter Napoleon zu trotzen. Das wäre für die Engländer wohl schlimm ausgegangen und in der Tat standen die Engländer bei der Ankunft unseres Feldmarschalls von Blücher mit dem Rücken zur Wand. Berühmt ist hier der Ausspruch des englischen Feldherren Wellington: „Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen kämen.“ Und mit 50,000 bis 60,000 Mann ist unser Blücher wirklich gekommen und hat den Napoleon hinweggefegt. In seinem „Der Feldzug von 1815 in Frankreich“ beleuchtet unser preußischer Kriegsphilosoph Carl von Clausewitz den Schlachtplan Napoleons: https://archive.org/details/bub_gb_-DVBAAAAYAAJ

„Bonaparte läßt seine Korps erst ziemlich spät aus ihren Lagern aufbrechen, wie er zu verstehen gibt, um dem vom Regen durchnässten Boden Zeit zu geben, etwas abzutrocknen. Dann verliert er ein paar Stunden Zeit, um sie vor Belle-Alliance in einer der englischen Stellung parallel laufenden, 2500 Schritt davon entfernten Linie von zwei Treffen Infanterie und einem dritten und vierten Kavallerie zu formieren. Erst um elf Uhr ist dies alles bewerkstelligt. Diese Paradeaufstellung, an deren Anblick er sich noch in der Erinnerung zu ergötzen scheint, hat etwas Auffallendes. Sie ist ganz ungewöhnlich, denn man findet sie in keiner der Bonapartischen Schlachten; sie ist ganz unnütz, denn die Korps müssen sich zum Angriff doch erst wieder in Kolonnen setzen. Anstatt seine Kräfte dem Feinde so viel als möglich zu verbergen, wie jeder tut, und unvermerkt zu nähern, läßt er sie sich so breit und systematisch wie möglich entwickeln, als käme es nur darauf an, ein Schaugericht zu geben. Man kann sich hierzu nur drei Veranlassungen denken. Entweder wollte er seinen eigenen Leuten damit den Mut steigern, oder er wollte dem Gegner imponieren, oder es war ausschweifende Spielerei eines nicht mehr ganz im Gleichgewicht stehenden Geistes. Ob es ein wahrer Parallelangriff werden sollte, ob vorzugsweise das Zentrum durchbrochen oder ein Flügel geworfen werden sollte, das ist man nicht im Stande klar einzusehen, weder aus den Maßregeln, die ergriffen wurden, noch aus der Wendung, welche das Gefecht nahm, und am wenigsten aus dem, was Bonaparte selbst über seinen Plan sagt. Nach der Verteilung der Kräfte und dem ersten Anrücken war es ein reiner Parallelangriff, nach den Hauptbestrebungen im Verlaufe der Schlacht sollte das Zentrum durchbrochen werden. Dies Letztere scheint aber mehr die Eingebung augenblicklicher Not als reiner Plan gewesen zu sein, und wir haben von den Angriffsanordnungen nur folgende, nicht sehr charakteristische Hauptmomente anzugeben. Das zweite Korps (Reille), unterstützt von dem Kavalleriekorps Kellermann und der Gardekavalleriedivision Guyot, in Summa also drei Infanterie- und vier Kavalleriedivisionen, griffen den feindlichen rechten Flügel an. Zwei Divisionen des ersten Korps (Erlon), unterstützt vom sechsten, welches nur zwei Divisionen bei sich hatte (Lobau), von zwei Kavalleriedivisionen, dem Kavalleriekorps von Milhaud und eine Gardekavalleriedivision, in Summa also vier Divisionen Infanterie und fünf Divisionen Kavallerie sind für das Zentrum bestimmt. Zwei Divisionen Infanterie des ersten Korps und eine Division Kavallerie für den Angriff des linken Flügels. Die Infanterie der Garde bleibt im Rücken des Zentrums zur Reserve. Irgend ein anderer ordnender Gedanke für diesen Angriff findet sich nirgends, wenigstens kein verständlicher; denn was Bonaparte selbst von der Absicht sagt, den linken Flügel Wellingtons anzugreifen, steht mit sich selbst und mit dem Hergange der Schlacht im Widerspruch, wie wir später sehen werden. An eine Ankunft und Mitwirkung Blüchers hatte Bonaparte ganz und gar nicht gedacht, wie sich aus allen Anordnungen beweisen läßt. Vielmehr hatte er hier wie bei Ligny auf eine Mitwirkung seines detachierten Flügels einigermaßen gerechnet; er hatte hier an Grouchy wie dort an Ney Befehle der Art gegeben, aber hier wie dort zu unbestimmt, zu spät und zu wenig in Übereinstimmung mit Raum, Zeit und Verhältnissen; wir werden davon später sprechen und gedenken dessen hier nur, weil es einigermaßen in den Schlachtplan gehört; aber freilich nur einigermaßen, denn im Ernst scheint Bonaparte auf diese Mitwirkung selbst nicht sehr gezählt zu haben…“

So und nun gibt es noch den epischen Schlachtgesang „Heil Euch, wack’re Männer, mut’ge Krieger“ zur Feier des Tages: https://www.youtube.com/watch?v=U-7Y-hS2K_0

„Heil Euch, wack’re Männer, mut’ge Krieger,

Die errungen Ihr den Heldenkranz,

Heil Euch, treue Deutsche, tapf’re Sieger!

Ewig währet Eurer Taten Glanz.

Dumpf und finster hatt es uns umgeben,

Und kein Deutschland gab es damals mehr;

Ihr doch schwangt aufs Neue es zum Leben,

Siegreich ragt es wieder hoch und hehr!

Dass die Zwietracht schmählich uns gekettet,

Dies vergessen werde nie und nie,

Dass die Eintracht uns allein gerettet,

Die der Heimat Ruhm und Sieg verlieh.

Durch der Zeiten weite Ferne schlinge

Immer sich der Eintracht heilig Band,

In des Deutschen Seele sie durchdringe,

Unbesiegt bleibt dann das Vaterland.“

Die Schlacht bei Fehrbellin

Wie schon bei so manch anderen Schlacht, so hat auch der Große Kurfürst bei Fehrbellin nicht alleine über die Schweden gesiegt, sondern wurde dabei vom Feldmarschall Georg von Derfflinger unterstützt. Den wir daher bei der Feier des Jahrestages auch nicht vergessen sollten. Für diese suche ich mir „Des Großen Kurfürsten Reitermarsch“ aus, denn Fehrbellin war ja für die Brandenburger im Wesentlichen eine Reiterschlacht: https://www.youtube.com/watch?v=G7f5b7K0CoI Im Jahre 1675 kam es bei Fehrbellin zum Kampf zwischen 11,000 Schweden und 5600 Brandenburgern. Die Schweden führte der Feldmarschall Waldemar von Wrangel. Unsere Brandenburger aber befehligte unser Großer Kurfürst Friedrich Wilhelm an. Die Schweden erlitten eine verheerende Niederlage und büßten 4000 Mann ein, während sich die Verluste unserer Brandenburger auf 500 Mann beliefen. In seinen berühmten „Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg“ hat uns Friedrich der Große einen schönen Schlachtbericht gegeben, den ich euch zur Feier des Sieges von Fehrbellin vorlese: http://friedrich.uni-trier.de/de/volz/1/uc_p1

„General Derfflinger drang als erster in Rathenow ein, indem er sich für den Kommandeur eines von Brandenburgern verfolgten Schwedentrupps ausgab. Er ließ die Wachen niederhauen, und zu gleicher Zeit wurden alle Tore gestürmt. Die Reiterei säuberte die Straßen. Die schwedischen Offiziere vermochten beim Erwachen kaum zu glauben, daß sie Gefangene des Fürsten waren, den sie samt seinen Truppen noch tief in Franken wähnten. Wäre in jener Zeit der Wachdienst schon ebenso eingerichtet gewesen wie heutzutage, so wäre diese Überrumpelung fast unmöglich gewesen. Aber das gehört ja zur Signatur der großen Männer, daß sie selbst aus den geringsten Vorteilen Nutzen zu ziehen wissen. Der Kurfürst wußte, wie wertvoll im Krieg jeder Augenblick ist. Er wartete nicht in Rathenow, bis seine ganze Infanterie ihn einholte, sondern rückte mit der Reiterei geradenwegs auf Nauen vor, um das bei Brandenburg stehende schwedische Korps von dem anderen bei Havelberg zu trennen. Trotz aller Sorgfalt, die er in diesem entscheidenden Augenblick anwandte, konnte er den Schweden doch nicht zuvorkommen. Auf das Gerücht von seiner Annäherung hatten sie Brandenburg verlassen und sich eine Stunde vor seinem Eintreffen über Nauen zurückgezogen. Er verfolgte sie heftig und erfuhr durch die Aussage von Gefangenen und Deserteuren, daß das Korps auf Fehrbellin marschiere, wo es mit dem von Havelberg zusammentreffen wollte. Das brandenburgische Heer bestand aus 5600 Reitern. Es hatte kein Fußvolk, führte aber zwölf Kanonen mit sich. Die Schweden ihrerseits waren 10 Infanterieregimenter und 800 Dragoner stark. Trotz dem Unterschied der Zahl und der Waffengattungen bedachte sich der Kurfürst nicht, auf den Feind loszugehen, um ihn zu schlagen. Am 18. Juni marschiert er gegen die Schweden. 1600 Reiter, den Vortrab, vertraut er dem Landgrafen von Homburg an, mit dem Befehl, sich auf keinen Kampf einzulassen, sondern nur zu rekognoszieren. Der Landgraf geht vor. Nachdem er einen Wald durchritten, sieht er die schwedischen Truppen zwischen den Dörfern Hakenberg und Tarmow lagern, einen Sumpf im Rücken, die Fehrbelliner Brücke zu ihrer Rechten und eine kahle Ebene vor sich. Er wirft ihre Feldwachen zurück, verfolgt sie und schlägt sie bis auf die Hauptmacht ihres Korps zurück. Gleichzeitig verlassen die Truppen das Lager und stellen sich in Schlachtordnung auf. Der Landgraf von Homburg in seiner überschäumenden Kühnheit läßt sich vom Kampfeseifer fortreißen und verwickelt sich in einen Kampf, der einen verhängnisvollen Ausgang genommen hätte, wäre nicht der Kurfürst auf die Meldung von der gefährlichen Lage des Landgrafen schleunigst zur Hilfe herbeigeeilt. Friedrich Wilhelms Scharfblick war bewundernswürdig, seine Tatkraft staunenswert. Augenblicklich traf er seine Anordnung. Er benutzte einen Sandhügel zur Aufstellung seiner Batterie und ließ einige Salven auf die Feinde abgeben. Die schwedische Infanterie wurde erschüttert. Als er sah, daß ihre Reihen zu wanken anfingen, stürzte er sich mit seiner ganzen Reiterei auf den rechten Flügel des Feindes, sprengte ihn und machte ihn nieder. Das schwedische Leibregiment und das Regiment Ostgotland wurden vollkommen zusammengehauen. Die wilde Flucht des rechten Flügels riß den linken mit fort. Die Schweden warfen sich in die Sümpfe, wo sie von den Bauern erschlagen wurden…“

Schillers Reiterlied gibt es auch noch zur Feier der Schlacht von Fehrbellin: https://www.youtube.com/watch?v=MciCKJDF-l0

„Wohl auf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!

Ins Feld, in die Freiheit gezogen.

Im Felde, da ist der Mann noch was wert,

Da wird das Herz noch gewogen.

Da tritt kein anderer für ihn ein,

Auf sich selber steht er da ganz allein.

Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist,

Man sieht nur Herren und Knechte,

Die Falschheit herrschet, die Hinterlist,

Bei dem feigen Menschengeschlechte,

Der dem Tod ins Angesicht schauen kann,

Der Soldat allein, ist der freie Mann.

Des Lebens Ängsten, er wirft sie weg,

Hat nicht mehr zu fürchten, zu sorgen,

Er reitet dem Schicksal entgegen keck,

Triffts heute nicht, trifft es doch morgen,

Und trifft es morgen, so lasset uns heut

Noch schlürfen die Neige der köstlichen Zeit.

Von dem Himmel fällt ihm sein lustig Los,

Brauchts nicht mit Müh zu erstreben,

Der Fröner, der sucht in der Erde Schoß,

Da meint er den Schatz zu erheben,

Er gräbt und schaufelt, solang er lebt,

Und gräbt, bis er endlich sein Grab sich gräbt.

Der Reiter und sein geschwindes Roß,

Sie sind gefürchtete Gäste;

Es flimmern die Lampen im Hochzeitschloß,

Ungeladen kommt er zum Feste.

Er wirbt nicht lange, er zeiget nicht Gold,

Im Sturm erringt er den Minnesold.

Warum weint die Dirn und zergrämt sich schier?

Laß fahren dahin, laß fahren!

Er hat auf Erden kein bleibend Quartier,

Kann treue Lieb nicht bewahren.

Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort,

Seine Ruhe läßt er an keinem Ort.

Drum frisch, Kameraden, den Rappen gezäumt,

Die Brust im Gefechte gelüftet!

Die Jugend brauset, das Leben schäumt,

Frisch auf! eh der Geist noch verdüftet!

Und setzet ihr nicht das Leben ein,

Nie wird euch das Leben gewonnen sein.“