Am heutigen Tag im Jahre 1792 wurde zu Stuttgart im Schwabenland unser großer deutscher Gelehrter und Dichter Gustav Schwab geboren. Sein Vater Christoph war Lehrer und Hofbeamter und seine Mutter Friederike eine Kaufmannstochter. Daher verwundert es nicht, daß ihr Sohn die Gelehrtenlaufbahn einschlug. Zu diesem Zweck studierte er von 1809 bis 1814 in Tübingen die Denkerei und die Gotteslehre. Von 1818 bis 1837 verdiente er seine Brötchen als Lehrer in Stuttgart und unterrichtete Latein. Als Kleriker versuchte er sich von 1837 bis 1845 und war zuletzt Oberstudienrat. Im Jahre 1818 heiratete unser Gustav Schwab Sophie Gmelin, die ihm fünf Kinder gebar. Sein Hauptwerk bilden „Die schönsten Sagen des klassischen Altertums“ und neben diesem gibt es noch „Wanderungen durch Schwaben“, „Die deutschen Volksbücher für Jung und Alt“, „Deutsche Volksbücher für die reifere Jugend“, „Fünf Bücher deutscher Lieder und Gedichte“, „Doktor Faustus“, „Die deutsche Prosa von Mosheim bis auf unsere Tage“, „Schillers Leben“ oder „Wilhelm Hauffs Leben und Werke“ von unseren Gustav Schwab zu lesen – was euch einen kleinen Überblick über dessen Schaffen bietet. Das Gedicht „Zum 18. Oktober 1814“ habe ich mir von den Werken unseres Dichters und Denkers ausgesucht: http://www.zeno.org/Literatur/M/Schwab,+Gustav/Gedichte/Gedichte
„Wie sollen wir ihn recht begehen
Den Tag der Freiheit? fragt nicht lang!
Seht ihr die Tempel Gottes stehen,
Hört ihr der Morgenglocke Klang?
Erst tretet in der Kirche Mitten,
Und weiht ihn mit Gebeten ein;
Sie haben ihn mit Gott erstritten,
Mit Gott soll er gefeiert sein.
Fängt es dann lichter an zu tagen,
So geht an deutschem Feld vorbei,
Und laßt von jedem Tal euch sagen,
Von jedem Hügel: wir sind frei!
Winkt gleich kein Segen von den Reben,
Scheint gleich die Sonne nicht mehr warm:
Sieg, Freiheit, Friede, Lust und Leben,
Wem solches ward, der ist nicht arm.
Und Manchem liegt vom edlen Weine
Noch viel in tiefer Keller Schacht;
Bei Sonnen- und Kometen-Scheine
Wuchs er gedeihlich Tag und Nacht.
Noch in der Knechtschaft uns geboren
Lag trüb im Faß der beste Wein,
Doch hatt‘ er kaum erst ausgegoren,
Da glänzt‘ uns Moskaus Flammenschein.
Drauf zugenommen von der Stunde
Hat er an süßer, deutscher Glut,
Und als von Leipzig kam die Kunde,
Bot er begeisternd seine Flut.
Und nun, da ringsum die Gefilde
In Ruhe feiern, frei und frank,
Hat er zur Kraft gesellt die Milde,
Ein rechter deutscher Friedenstrank!
Heut‘ spendet eure reiche Habe,
Verteilet ihn mit rechtem Maß,
Und schenket von der Gottesgabe
Dem ärmsten Bruder auch ein Glas.
Vergeßt am heil’gen Tage Keinen!
Auf Alle ließ der Herr der Welt
Der Freiheit Sonne niederscheinen,
Ein Fest sei Allen heut bestellt.
Von Hohen töne dann und Niedern
Ein fröhlicher Zusammenklang,
Ein Lebewohl gefallnen Brüdern,
Dem freien Volk ein Lebelang!“
Ein Auszug aus den „Sagen des klassischen Altertums“ darf natürlich auch nicht fehlen – vor Troja gerät der Held Achill nun mit dem Flußgott Skamander aneinander: https://reader.digitale-sammlungen.de/resolve/display/bsb10254612.html
„Als die Fliehenden und ihr Verfolger an die Flut des wirbeldrehenden Skamander gekommen waren, teilte sich die Flucht. Ein Teil warf sich stadtwärts auf das Blachfeld, wo am vorigen Tage Hektor als Sieger die Griechen getummelt hatte. Über sie breitete Hera ein dichtes Gewölk aus und hinderte sie so, weiterzufliehen. Die andern aber, hart an das Gewässer des Stromes gedrängt, stürzten sich in seine tosenden Wirbel hinab, daß die Gestade ringsumher widerhallten. Dort schwammen sie durcheinander wie Heuschrecken, die man mit Feuer ins Wasser gescheucht hat; so füllte sich mit einem Gewirre von Rossen und Männern der ganze Fluß. Da lehnte der Pelide seine Lanze an einen Tamariskenbaum des Ufers und stürzte sich, das Schwert allein in der Hand, wie ein Gott ihnen nach. Bald rötete sich das Wasser von Blut, und unter seinen Streichen erhub sich hier und dort ein Röcheln aus den Wellen; er wütete wie in einer Hafenbucht ein ungeheurer Delphin, der von den andern Fischen verschlingt, welchen er erhascht. Als ihm allmählich vom Morden die Hände starr wurden, ergriff er doch noch zwölf Jünglinge lebendig im Strome; er zog sie, der Sinne halb schon beraubt, heraus und übergab sie den Seinigen: sie sollten bei seinem Zelt als Sühnopfer für den Tod seines Freundes Patroklos fallen. Als der Held nun wieder in den Strom stürzte, nach neuem Würgen sich sehnend, begegnete ihm, eben aus den Fluten aufstrebend, Lykaon, der Sohn des Priamos, und Achill stutzte bei dem Anblick. Ihn hatte einst bei einem früheren nächtlichen Überfalle der Pelide im Obsthaine seines Vaters Priamos überrascht, wo er gerade wilde Feigensprossen zu einem Sesselrande seines Wagens schnitt. Damals entführte ihn Achill mit Gewalt und sandte ihn zu Schiffe nach der Insel Lemnos, wo der Sohn des Iason, Euneos, ihn als Sklaven an sich kaufte. Als nun ein anderer Sohn des Iason, Eëtion, Fürst von Imbros, seinen Halbbruder zu Lemnos besuchte, kaufte er den feinen Jüngling diesem um teures Geld ab und sandte ihn nach seiner Stadt Arisbe. Nachdem Lykaon hier einige Zeit gelebt, schlich er sich heimlich von dannen und rettete sich nach Troja. Es war der zwölfte Tag, daß er aus der Gefangenschaft zurückgekehrt war und jetzt zum zweiten Male dem Achill in die Hände fiel. Wie dieser ihn mit wankenden Knien kraftlos aus dem Strome hervortauchen sah, sprach er staunend zu sich selber: „Wehe mir, welch Wunder muß ich erblicken! Gewiß werden jetzt auch die andern Trojaner, die ich erschlagen habe, aufs neue aus der Nacht hervorkriechen, da dieser wiederkommt, den ich vor langer Zeit nach Lemnos verkauft habe. Nun, wohlan, mag er die Spitze unserer Lanzen kosten und es dann versuchen, ob er auch aus dem Boden zurückkehren kann!“ Doch ehe Achill recht mit dem Speere zielen konnte, hatte sich Lykaon heraufgeschwungen, umschlang ihm mit der einen Hand die Knie und faßte mit der andern seine Lanze. „Erbarme dich meiner, Achill“, rief er, 2war ich doch einst deinem Schutze anvertraut! Damals trug ich dir hundert Stiere ein, jetzt will ich mich dreimal so hoch lösen! Erst seit zwölf Tagen bin ich in der Heimat, nach langer Qual der Gefangenschaft, aber Zeus muß mich wohl hassen, daß er mich von neuem in deine Hand gegeben. Doch töte mich nicht; ich bin ein Kind Laothoes und kein leiblicher Bruder des Hektor, der dir deinen Freund gemordet hat.“ Aber Achill faltete die Stirn, und mit unbarmherziger Stimme sprach er: „Schwatze mir nicht von Lösung, du Tor; ehe Patroklos starb, war mein Herz zu schonen willig, jetzt aber entflieht keiner dem Tode. So stirb denn auch du, mein Guter; sieh mich nicht so kläglich an! Ist doch auch Patroklos gestorben, der viel herrlicher war als du. Und betrachte mich selbst, wie schön und groß ich von Gestalt bin; dennoch, ich weiß es gewiß, wird auch mich das Verhängnis von Feindeshand ereilen, sei’s am Morgen, am Mittag oder am Abend!« Lykaon ließ zitternd den Speer fahren, als er ihn so reden hörte, saß mit ausgebreiteten Händen und empfing den Stoß des Schwertes in den Hals. Achill faßte den Gemordeten am Fuße, schleuderte ihn in den Strudel des Flusses und rief ihm höhnend nach: „Laß sehen, ob der Strom dich rette, dem ihr vergebens so viele Sühnopfer gebracht habt.“ Über diese Worte ergrimmte der Stromgott Skamander, der ohnedem auf Seite der Trojaner war, und erwog bei sich im Geiste, wie er den gräßlichen Helden in seiner Arbeit hemmen und die Plage von seinen Schützlingen abwenden könnte. Achill sprang indessen mit seiner Lanze auf Asteropaios den Päonier, den Sohn des Pelegon, ein, der, zwei Speere in den Händen, eben aus dem Strome stieg. Diesem hauchte der Flußgott Mut in die Seele, daß er mit Ingrimm das erbarmungslose Gemetzel des Peliden überblickte und kühn auf den Mordenden zueilte. „Wer bist du, der es wagt, mir entgegenzugehen?“ rief Achill ihm zu, „nur die Kinder unglückseliger Eltern begegnen meiner Kraft.“ Ihm antwortete Asteropaios: „Was fragst du nach meinem Geschlechte? Der Enkel des Stromgottes Axios bin ich, Pelegon hat mich gezeugt; vor elf Tagen bin ich mit meinen Päonen als Bundesgenosse Trojas erschienen. Jetzt aber kämpfe mit mir, hoher Achill!“ Da erhub der Pelide seine Lanze; der Päonier aber warf zwei Speere zugleich, einen mit jeder Hand, denn er konnte die linke wie die rechte brauchen: der eine brach das Schildgewölbe des Peliden, ohne den Schild selbst zu brechen, der andere streifte ihm den rechten Arm am Ellenbogen, daß das Blut hervorrieselte. Jetzt erst schwang Achill seine Lanze, aber sie verfehlte den Gegner und fuhr bis zur Hälfte ins Ufer. Dreimal zog Asteropaios mit seiner nervigen Hand an ihr, ohne sie aus dem Boden herausreißen zu können. Als er das vierte Mal ansetzte, überfiel ihn Achill mit dem Schwert und hieb ihn in den Leib, daß alles Gedärme hervordrang und er röchelnd auf die Erde sank. Der Pelide zog ihm jauchzend die Rüstung ab und ließ den Leichnam den Aalen zur Uferbeute liegen; dann stürzte er sich unter die Päonier, die noch voll Angst an dem Flusse umherflogen. Ihrer sieben hatte sein Schwert erschlagen, und noch wollte er unter ihnen fortwüten, als plötzlich Skamander, der zürnende Beherrscher des Stromes, in Menschengestalt aus dem tiefen Strudel ernportauchte und dem Helden zurief. „Pelide, du wütest mit entsetzlichen Taten, mehr als ein Mensch! Meine Gewässer sind voll von Toten; mit Mühe ergießen sich meine Ströme ins Meer, laß ab!“ „Ich gehorche dir, denn du bist ein Gott“, antwortete Achill, „aber darum wird mein Arm nicht vom Morde der Trojaner rasten, bis ich sie in die Stadt zurückgejagt und meine eigene Kraft mit der Kraft Hektors gemessen habe.“ So sprach er und stürzte sich auf die flüchtigen Reihen der Trojaner, drängte sie aufs neue dem Ufer zu, und als sie sich ins Wasser retteten, sprang, den Befehl des Gottes vergessend, auch er wieder in den Strudel. Nun fing der Strom an, wütend zu schwellen, regte seine trüben Fluten auf, warf die Getöteten mit lautem Gebrüll ans Gestade; seine Brandung schlug schmetternd an den Schild des Peliden. Dieser, mit den Füßen wankend, faßte eine Ulme mit den Händen, riß sie aus den Wurzeln und klomm über ihre Äste ans Ufer. Nun flog er über das Gefilde hin, aber der Flußgott rauschte ihm mit der tosenden Welle nach und erreichte ihn, so rasch er war. Und sooft er ihm widerstehen wollte, bespülten die Wogen ihm die Schultern und raubten ihm den Boden unter den Füßen…“
Dazu lasse ich Georg Friedrich Händels Orest erklingen… https://www.youtube.com/watch?v=ghSFPygF9Pg