Der Aberglaube vom unbesiegbaren Rußland — Karoline von Günderrode — Johanna von Orleans

Im Zuge der Propagandaschlacht beim russisch-amerikanischen Stellvertreterkrieg um die Ukraine bringen die Propagandisten und Parteigänger der Russen immer wieder ihre Überzeugung zum Ausdruck, daß Rußland von Natur aus unbesiegbar wäre. Dabei verweisen sie auf die geschichtlichen Siege Rußlands und verschweigen diese Niederlagen. Obwohl sich diese so ziemlich die Waage halten und wir dazu noch nicht […] […]

Der Aberglaube vom unbesiegbaren Rußland — Karoline von Günderrode — Johanna von Orleans

Franz Schubert

Am heutigen Tag im Jahre 1797 wurde in Himmelpfortgrund (Namen sind das) bei Wien unser großer Tondichter Franz Schubert geboren. Mit 600 Tondichtungen kann sich dessen Werk mehr als sehen lassen, zumal unser Held mit nur 31 Jahren sehr jung heimgegangen ist. Wien und die Oper sind eins und daher wähle ich mir aus seinem Werk „Alfonso und Estrella“ aus. Ein romantisches Stück aus dem Spanien der Reconquista: https://www.youtube.com/watch?v=149DrCPd0_o Eine solche dürfte uns Deutschen ja auch ins Haus stehen… Vom Schaffen und Leben unseres Tondichters berichtet uns unser Musikgelehrter Heinrich Kreissle von Hellborn in seinem Büchlein „Franz Schubert“ und darin geht es nun ein Stückchen weiter: http://www.zeno.org/Musik/M/Kreissle+von+Hellborn,+Heinrich/Franz+Schubert

„Der musikalische Teil des Singspieles beginnt mit einer Introduktion (Largo D-Moll 4/4, nach 12 Takten in Presto gehend), während welcher (im 30. Takt) der Vorhang emporrollt. Diese Einleitung, ein immer heftiger werdendes Gewitter darstellend, endet mit dem Recitativ Filip’s (Sopran), der in Klagetönen nach seiner Mutter ruft. Auf dieses folgt eine Art von Gebet mit Harmoniebegleitung, sodann eine Arie Fernandos, eine Romanze Filipps, ein Duett zwischen Fernando und Filipp, eine Arie der Eleonore, ein Duett zwischen Fernando und Eleonore und das Finale, beginnend mit einem Duett zwischen den zuletzt Genannten, an welches sich ein Ensemble (Eleonore, Filipp, Fernando, Bauer, Köhler und Jäger) anschließt. Mit einem die Gattenliebe preisenden allgemeinen Freudengesang endet das Singspiel. Auch „Fernando“ist noch nie auf einer Bühne aufgeführt worden; das Finale brachte Ferdinand Schubert wenige Jahre nach Franzens Tod in einem seiner Konzerte mit noch andern Schubertschen Opern-Bruchstücken zu Gehör. Das dritte, für die Bühne bestimmte Stück ist Claudine von Villabella, Singspiel in drei Akten von Goethe. Der Inhalt desselben faßt sich, soweit er den noch erhaltenen ersten Act der Partitur betrifft, in Folgendem zusammen: Die beiden Brüder Carlos und Pedro von Castellvechio hatten von ihrem Vater eine sehr ungleiche Behandlung erfahren. Carlos, der ältere, wurde nämlich seiner rauhen Gemütsart wegen von diesem verstoßen, und treibt sich seit längerer Zeit unter dem Namen Rugantino als Anführer einer Räuberbande in den sizilischen Gebirgen herum; Pedro hat nach des Vaters Tod den Alleinbesitz der Güter übernommen, welchen er gerne mit seinem Bruder teilen würde, sobald er ihn nur ausfindig gemacht hätte. Verlobt mit Claudinen, der Tochter Alonzos, Herrn von Villabella, auf welchem Schloß er eben einige Zeit zugebracht hat, verabschiedet sich Pedro, da sein Urlaub zu Ende, von der Familie, um seinen Verpflichtungen am Hofe des Königs nachzukommen. (Anfang des Singspieles.) Rugantino hat seinerseits einen Anschlag auf das Schloß von Villabella vor, aus welchem er Alonzos schöne Nichte Lucinde mit Gewalt zu entführen gedenkt. Ein Teil der Vagabunden hält zu ihm, andere schließen sich dem Spießgesellen Rugantinos, Bosko an, um auf Beute anderer Art auszugehen. (Schluß des ersten Aktes.) Schubert hat alle drei Akte dieses Singspiels in Musik gesetzt. Leider aber sind dem Eigentümer der Original-Partitur Herrn Josef Hüttenbrenner in Wien, die letzten zwei Akte auf gleich trostlose Art wie jene zu „des Teufels Lustschloß“ abhanden gekommen, so daß man sie als für immer verloren ansehen muß. Die Musik des noch erhaltenen Bruchstückes ist zwar liedartig, aber reizend und charakteristisch gehalten, und die verloren gegangenen Teile, in welchen dem Komponisten mehr Spielraum zur Entfaltung dramatisch-musikalischer Behandlung geboten ist, als in dem ersten Akt, werden sich ohne Zweifel auf gleicher Höhe behauptet haben. Schubert selbst hielt etwas auf diese Komposition, die er in dem Zeitraum von ein paar Monaten aufs Papier hinwarf, denn schon im November war er mit der zweiaktigen Oper: „Die beiden Freunde von Salamanka“ beschäftigt. Dem Singspiel „Claudine“ geht eine Ouvertüre (E-Dur 4/4) voraus, mit einem Adagio beginnend, das sodann in einen frischen Satz (Allegro vivace 4/4) übergeht. Die Introduktion bildet ein Terzett zwischen Luzinde, Alonzo und Pedro von Rovero, an welche sich ein Chor der Landleute anreiht. Auf diesen folgt eine von Streichinstrumenten begleitete Ariette der Luzinde, sodann eine Arie Claudinens, eine Arie des Pedro (Tenor), eine Ariette der Claudine, ein humoristisches Lied des Rugantino mit Chor der Vagabunden und das Finale (Wortwechsel zwischen Rugantino und Bosco, erster und zweiter Chor der in zwei Parteien sich scheidenden Vagabunden) – eine belebte Szene. Auch „Claudine“ wurde nie szenisch dargestellt, und erstand aus dem Notenverließ, nicht um gekannt, sondern um verbrannt zu werden. Die zweiaktige Oper „Die beiden Freunde von Salamanka“verdankt ihr Entstehen dem Freundschaftsverhältnisse zwischen Schubert und Mayrhofer, welch letzterer das Textbuch verfaßte. Die Musik dazu wurde in dem Zeitraume vom 18. November bis 31. Dezember 1815, mithin beiläufig in sechs Wochen komponiert. Die Originalpartitur (im Besitz des Herrn Dr. E. Schneider) ist umfangreich und füllt der erste Act allein 320 geschriebene Seiten. Das Textbuch ist verloren gegangen. So weit sich die Handlung der Oper aus der Partitur entnehmen läßt, strebt Graf Tormes nach dem Besitz der Gräfin Olivia, ohne sie persönlich zu kennen, nur angezogen von dem Ruf ihrer Schönheit. Don Alonso haßt den Grafen, und um ihm Olivias Besitz streitig zu machen, bestimmt er seinen Jugendfreund Fidelio zur Ausführung folgenden Planes: Diego, beider Freund, soll auf die Gräfin scheinbar einen Raubanfall ausführen, Alonso und Fidelio würden dann zu Hilfe eilen und sich auf diese Weise bei Olivia einführen. Da nun diese, von unbestimmter Sehnsucht getrieben, an einem einsamen Orte, „wo der Giesbach über Felsen schäumt, ein tiefes Roth die Beeren säumt, und holder sind der Blumen Sterne“, umher wandelt, überfällt sie Diego; auf ihren Hilferuf stürzen die beiden Freunde herbei, Diego entspringt, Olivias Leute kommen heran; Eusebia, die Vertraute der Gräfin, erkennt in Fidelio ihren Geliebten; alles zieht in Jubel auf das nahegelegene Schloß. Olivia verliebt sich in ihren Retter, verzeiht ihm nach erfolgter Aufklärung die Angst, in die er sie durch den von ihm veranstalteten Überfall gesetzt hat, und beide werden ein Paar…“

Die Einnahme der gallischen Hauptstadt Paris

Die gallische Hauptstadt Paris ist im Jahre 1871 gefallen und das muß mit unserem altdeutschen Panzergetränk Met gefeiert werden. Vom 19. September 1870 an wurde Paris belagert und nach zahlreichen vergeblichen Entsatzversuchen – darunter die berühmten Schlachten von Le Mans, Sankt Quentin und am Mont Valerien – streckten die Gallier die Waffen, gebrochen von Hunger und Beschuß. Nachdem zuvor unser Feldmarschall Blücher Paris schon zwei Mal erstürmt hat, ist das nun schon das dritte Mal, daß wir Deutschen Paris erstürmt haben (das vierte Mal sollte das dann unser Panzerheinz Guderian tun). Zur Feier des Tages lesen wir den Schlachtbericht Moltkes, zu finden in dessen berühmter Geschichte des Gallischen Krieges von 1870-71. Ich beginne mir der Eröffnung unseres Beschusses: https://archive.org/details/geschichtedesdeu00moltuoft

„Vor Paris war für das an die Südarmee abgegebene II. Korps das I. bayerische eingerückt, von welchem Herr Gambetta annahm: les Bavarois n’existent plus. Dasselbe hatte die Ruhequartiere südlich Longjumeau so gut ausgenutzt, daß es zu Anfang des neuen Jahres bereits wieder 17,500 Mann und 108 Geschütze zählte. Es wurde auf beiden Seiten der Seine zwischen dem preußischen VI. Korps und der württembergischen Division eingereiht. Letztere reichte von Ormesson bis an die Marne, und von dort dehnten sich die Sachsen rechts bis zum Sausset-Bach aus, um die Front des Gardekorps zu verkürzen, welchem der zugefrorene Moree-Bach einen Schutz nicht mehr gewährte. Überhaupt stellte die Bewachung eines großen Waffenplatzes starke Anforderungen an die Ausdauer der Truppen. Nachdem die Franzosen von Villejuif und Bruyeres aus ihre Erdwerke mehr und mehr ausgedehnt hatten, bedrohten sie das II. bayrische Korps mit Umfassung. Um hier einem Flankenangriff vorzubeugen, war das VI. Korps genötigt, große Abteilungen bei L’Hay fortwährend bereit zu halten. Es war überhaupt nicht zu vermeiden, daß vor der Südfront die Unterstützungstruppen von der schweren Festungsartillerie, die Vorposten aber vom Chassepotfeuer erreicht wurden. Letztere blieben daher oft mehrere Tage stehen, und die Ablösung erfolgte meistens nachts. Je weniger Erfolg die Kämpfe der Franzosen im freien Felde gehabt hatten, mit um so größerer Verschwendung gingen sie von den Werken aus mit Verbrauch ihrer Munition vor. Der Mont Valerien schleuderte seine Riesengeschosse auf sieben bis acht Kilometer Entfernung, indes richtete diese fortgesetzte Kanonade, an deren Lärm man sich bald gewöhnt hatte, nur geringen Schaden an. (Der artilleristische Angriff gegen die Südfront.) Bis zur Wegnahme des Mont Avron hatten die Deutschen der feindlichen Festungsartillerie nur Feldgeschütze entgegenstellen können. In den ersten Tagen des Januar aber waren endlich alle Vorbereitungen so weit gediehen, daß 17 bereits längst fertiggestellte Batterien vor der Südfront von Paris mit schwerem Geschütz armiert werden konnten. Auf dem linken Flügel befand sich abgesondert im Park von Sankt Cloud nördlich Sevres eine Batterie, vier lagen dicht nebeneinander am Steilabfall der Höhe westlich des Schlosses Meudon, fünf krönten die Hochfläche von Moulin de la Tour, wo die dem Feind einen günstigen Zielpunkt gewährende Mühle gesprengt wurde. In niedriger Lage zwischen Fontenay und und Bagneux befanden sich andere vier Batterien. Gegen Flankierung von Villejuif her dienten zwei Batterien zwischen Chevilly und La Rue, sowie die Feldartillerie des II. bayrischen und des VI. Korps. Verbandplätze waren vorbereitet, und Zwischendepots vermittelten den Munitionsersatz aus dem großen Magazin bei Villacoublay. Unter den Generalen von Kameke und Prinz Hohenlohe leiteten die Obersten von Rieff und von Ramm den artilleristischen Angriff, General Schulz die Ingenieurarbeiten. Den Mannschaften fiel vierundzwanzigstündiger Dienst in der Batterie, dann zweitägige Ruhe, den Offizieren nur eintägige Ruhe zu. Das Einbringen der schweren Geschütze in die verdeckt liegenden Stände erfolgte am 3. Januar ohne Störung bei Tage, in allen übrigen, nachdem die Vorposten näher an den Platz herangeschoben waren, während der Nacht. So standen am Morgen des 4. 98 Geschütze schußfertig, von welchen 28 gegen Issy, 28 gegen Vanves und 18 gegen Montrouge gerichtet waren, 10 gegen die Emplacements zwischen den beiden ersteren Forts. Aber noch verhüllte dichter Nebel alle Zielpunkte, und erst am 5. Januar um achteinhalb Uhr morgens erfolgte der Signalschuß zur Eröffnung des Feuers…“

Das Gallienlied darf da ebenso wenig fehlen wie unser deutsches Panzergetränk der Met: https://www.youtube.com/watch?v=StWjukZYXWM

„Kamerad, wir marschieren gen Westen

Mit den Bombengeschwadern vereint;

Und fallen auch viele der Besten,

Wir schlagen zu Boden den Feind!

Vorwärts! Voran, voran!

Über die Maas,

Über Schelde und Rhein

Marschieren wir siegreich

Nach Frankreich hinein, hinein,

Marschieren wir, marschieren wir

Nach Frankreich hinein.

Sie wollten das Reich uns verderben,

Doch der Westwall der eherne, hält;

Wir kommen und schlagen in Scherben

Ihre alte verrottete Welt.

Vorwärts! Voran, voran!

Über die Maas,

Über Schelde und Rhein

Marschieren wir siegreich

Nach Frankreich hinein, hinein,

Marschieren wir, marschieren wir

Nach Frankreich hinein.

Kamerad, wir marschieren und stürmen,

Für Deutschland zu sterben bereit

Bis die Glocken von Türmen zu Türmen

Verkünden die Wende der Zeit.

Vorwärts! Voran, voran!

Über die Maas,

Über Schelde und Rhein

Marschieren wir siegreich

Nach Frankreich hinein, hinein,

Marschieren wir, marschieren wir

Nach Frankreich hinein.“

Kaiser Wilhelm der Zweite, unser Flottenbauer

Am heutigen Tag im Jahre 1859 wurde in Berlin unser alter deutscher Kaiser Wilhelm der Zweite geboren. Von 1888 bis 1918 regierte er unser altes deutsches Reich, das unter ihm eine letzte Blütezeit erlebte. Der Flottenbau war das große Anliegen unseres Kaisers Wilhelm des Zweiten und so entstand zum ersten mal seit grauer Vorzeit eine mächtige deutsche Kriegsmarine. Außenpolitisch versuchte er unser altes deutsches Reich aus den Händeln der anderen Mächte herauszuhalten und wollte daher weder dem Bündnis der Gallier und Russen gegen die Engländer beitreten noch für England gegen Rußland Krieg führen. Im Jahre 1914 brachen die Engländer, Gallier und Russen Krieg mit uns Deutschen vom Zaun und wären ihnen die Amerikaner nicht zur Hilfe gekommen und hätte uns unser deutsches Heer nicht der Dolchstoß der Novemberverbrecher niedergestreckt, so würde ihnen das Übel bekommen sein. Diese nicht hinreichend bekämpft zu haben, ist wohl der größte Tadel, den wir unserem Kaiser Wilhelm dem Zweiten erteilen müssen. Ansonsten förderte er die Künste und Wissenschaften und versuchte die Arbeiterfrage zu lösen. Zur Frau nahm er 1881 die Prinzessin Auguste Viktoria von Holstein, mit der er sechs Söhne und eine Tochter hatte. In seiner niederländischen Zuflucht fand er Zeit zum Schreiben. „Aus meinem Leben. 1859–1888“, „Ereignisse und Gestalten aus den Jahren 1878–1918“, „Erinnerungen an Korfu“, „Vergleichende Geschichtstabellen von 1878 bis zum Kriegsausbruch 1914“ und „Meine Vorfahren“ seien hier von seinen Büchern genannt und zum Lesen empfohlen. „Dem Kaiser sei mein erstes Lied“ habe ich mir für unseren Wilhelm den Zweiten zum Wiegenfest ausgesucht: https://www.youtube.com/watch?v=N_6Gu1vy73g

„Dem Kaiser sei mein erstes Lied

ihm kling der erste Klang

des Vaterlandes Schirm und Hort

preis ich mit lautem Sang

Sein Name füllt mit reger Lust

jedwedes Deutschen treue Brust

Der Kaiser lebe hoch

Denn wie mein Herz dem Bruder schlägt

so schlägt´s dem Kaiser hoch

Was gilt´s, wenn er mein Bruder ist

Mein Kaiser ist er doch

Und tun auch Brüder Leid sich an

mein Kaiser hat es nie getan

Der Kaiser lebe hoch

Wie meinen Vater lieb ich ihn

bis zu dem letzten Hauch

was gilt´s wenn er mein Kaiser ist

mein Vater ist er auch

Er blickt von seinem Heldenthron

mit Lust auf jeden deutschen Sohn

Der Kaiser lebe hoch

Er ist mein Kaiser und mein Held

aus herrlichem Geschlecht

und wenn er lautes Lob verschmäht

so preis ich ihn erst recht

Er ist mein Kaiser und mein Mann

drum sing ich was ich singen kann

Der Kaiser lebe hoch“

In den Ereignissen und Gestalten aus den Jahren 1878–1918 geht es nun mit den Kriegsvorbereitungen und Angriffsplänen der Landfeinde weiter: https://archive.org/details/ereignisseundges00wilhuoft

„VIII. Derselbe Herr erzählte mir folgendes: Zwei Tage nach Kriegsausbruch sei er zu Sasonow zum Frühstück gewesen. Dieser sei ihm freudestrahlend entgegengekommen und habe ihn, sich die Hände reibend, gefragt: „Nun, lieber Baron, sie müssen doch zugeben, daß ich mir den Moment des Krieges vortrefflich gewählt habe?“ Als der Baron ihn etwas besorgt fragte, wie denn England sich dazu stellen werde, schlug der Minister lachend auf seine Tasche und flüstere dem Baron mit listigem Augenzwinkern zu: „Ich habe etwas in meiner Tasche, was in den nächsten Tagen ganz Rußland erfreuen und die Welt in Erstaunen setzen wird: ich habe die englische Zusage erhalten, daß England mit Rußland gegen Deutschland gehen wird!“ IX. Russische Gefangene der sibirischen Korps, die in Ostpreußen gefangen genommen wurden, sagten aus: Sie seien im Sommer 1913 mit der Bahn in die Umgegend von Moskau transportiert worden, weil dort ein Manöver vor dem Zaren stattfinden solle. Das Manöver fand nicht statt. Die Truppen wurden aber nicht zurückbefördert, sondern für den Winter in der Umgegend von Moskau disloziert. Im Sommer 1914 wurden sie in die Gegend von Wilna vorgefahren, weil dort ein großes Manöver vor dem Zaren stattfinden solle. In und bei Wilna seien sie aufmarschiert und dann seien plötzlich die scharfen Patronen (Kriegsmunition) ausgegeben und ihnen mitgeteilt worden, nun sei Krieg gegen Deutschland. Warum und weshalb, das wußten sie nicht zu sagen. X. In einem im Winter 1914/15 in der Presse veröffentlichen Bericht eines Amerikanern über seine Reise im Kaukasus im Frühjahr 1914 wird erzählt: Als er zu Anfang Mao 1914 im Kaukasus eingetroffen sei, seien ihm auf seiner Fahrt nach Tiflis lange Kolonnen von Truppen aller Waffengattungen in Kriegsausrüstung begegnet. Er habe befürchtet, es sei im Kaukasus ein Aufstand ausgebrochen. Als er bei der Paßrevision in Tiflis sich bei den Behörden danach erkundigte, erhielt er den beruhigenden Bescheid, der Kaukasus sei ganz ruhig, er könne reisen, wohin er wolle, es handele sich nur um Übungsmärsche und Manöver. Nach Abschluß seiner Reise Ende Mai 1914 habe er sich in einem kaukasischen Hafen einschiffen wollen, aber alle Schiffe seien derart mit Truppen besetzt gewesen, daß er nur mit Mühe noch eine Kajüte für sich und seine Frau erhalten konnte. Die russischen Offiziere erzählten ihm, sie würden in Odessa landen und von da in die Ukraine marschieren zu einem großen Manöver. XI. Der Fürst Tundutow, Ataman der Kalmückenkosaken, zwischen Zaryzin und Astrachan residierend, vor und während des Krieges persönlicher Adjutant des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch, kam im Sommer 1918 in das Hauptquartier in Bosmont, um Verbindung mit Deutschland zu suchen, da sie Kosaken keine Slawen und durchaus Feinde der Bolschewiken seien. Er erzählte, er sei von Nikolai Nikolajewitsch vor Kriegsausbruch zum Generalstab entsandt gewesen, um den Großfürsten über die dortigen Vorgänge auf dem laufenden zu halten. Auf diese Weise sei er Zeuge des berüchtigten Telephongespräches zwischen dem Zaren und dem Chef des Generalstabes General Januschkewitsch gewesen. Der Zar habe unter dem tiefen Eindruck des ernsten Telegrammes des Deutschen Kaisers beschlossen, die Mobilmachung zu inhibieren. Er habe Januschkewitsch telephonisch befohlen, die Mobilmachung nicht auszuführen beziehungsweise rückgängig zu machen. Dieser habe diesen klaren Befehl nicht ausgeführt, sondern bei dem Minister des Auswärtigen Amtes Sasonow, mit dem er seit Wochen in Verbindung gestanden, intrigiert und zum Kriege gehetzt habe, telephonisch angefragt, was er nun tun solle. Sasonow habe darauf geantwortet: Der Befehl des Zaren sei Unsinn, der General solle die Mobilmachung nur ausführen, er (Sasonow) werde den Zaren morgen schon wieder herumkriegen und ihm das dumme Telegramm des Deutschen Kaisers ausreden. Daraufhin meldete Januschkewitsch dem Zaren, die Mobilmachung sei schon im Gange und nicht mehr rückgängig zu machen. Nun fügte Fürst Tundutow hinzu: Das war eine Lüge, denn ich habe selbst neben Januschkewitsch den Mobilmachungsbefehl auf seinem Schreibtisch liegen sehen, er war also noch gar nicht abgesandt.Bei diesem Vorgange ist psychologisch interessant, das Zar Nikolaus, der den Weltkrieg vorbereiten half und die Mobilmachung schon befohlen hatte, im letzten Moment noch umschwenken wollte. Es scheint, daß mein ernstes warnendes Telegramm in zum ersten Male die ungeheure Verantwortung deutlich erkennen ließ, die er mit seinen kriegerischen Maßnahmen auf sich lud. Deshalb wollte er die völkermordente Kriegsmaschine, die er soeben in Bewegung gesetzt hatte, stoppen. Das wäre noch möglich, der Friede noch zu retten gewesen, wenn nicht Sasonow die Ausführung vereitelt hätte.Auf meine Frage, ob der Großfürst, der als Deutschenhasser bekannt war, sehr zum Kriege gehetzt habe, erwiderte der Fürst: Der Großfürst habe allerdings eifrig für den Krieg gewirkt, aber ein Hetzen sei überhaupt überflüssig gewesen, weil sowieso eine starke Kriegsstimmung gegen Deutschland im ganzen russischen Offizierskorps geherrscht habe. Dieser Geist sei hauptsächlich aus der französischen Armee auf die russischen Offiziere übertragen worden. Man habe den Krieg eigentlich schon im Jahr 1908/09 (Bosnische Frage) machen wollen, aber Frankreich sei damals noch nicht fertig gewesen. Auch 1914 sei Rußland eigentlich noch nicht ganz fertig gewesen; Januschkewitsch uns Suchomlinow hätten den Krieg erst für 1917 geplant. Aber Sasonow und Ifwolfki sowie die Franzosen waren nicht mehr zu halten. Jene fürchteten die Revolution in Rußland und den Einfluß des Deutschen Kaisers auf den Zaren, durch den der Zar vielleicht vom Kriegsgedanken abgebracht werden könnte. Die Franzosen aber, die für den Augenblick der englischen Hilfe sicher waren, befürchteten, England könnte sich später auf ihre Kosten mit Deutschland verständigen. Auf meine frage, ob den der Zar die Kriegsstimmung gekannt und geduldet habe, antwortete der Fürst: Es sei bezeichnend, daß der Zar aus Gründen der Vorsicht ein für allemal verboten habe, deutsche Diplomaten oder Militärattachés zum Mittag- oder Abendessen im Offizierkorps einzuladen, an denen er persönlich teilnahm…“

Friedrich Wilhelm von Schelling

Mit unserem Friedrich Wilhelm von Schelling hat heute einer unserer großen deutschen Denker Geburtstag. In Leonberg erblickte er 1775 das Licht der Welt und verdiente seine Brötchen als Gelehrter. An den Universitäten von Jena, Würzburg, München und Berlin hat er gelehrt und wurde schließlich zum Ritter geschlagen. https://www.youtube.com/watch?v=jWT6t2SsLy0 Geheiratet hat er auch und das gleich zweimal: 1803 Caroline Michaelis (weshalb sich die Karo wohl erdolcht hat) und 1812 Pauline Gotter. Aus seiner zweiten Ehe gingen sechs Kinder hervor. Es war also für den Gelehrtennachwuchs hinreichend gesorgt. Zu lesen gibt es von unserem Friedrich von Schelling „Über die Möglichkeit einer Form der Philosophie überhaupt“, „Vom Ich als Prinzip der Philosophie oder über das Unbedingte im menschlichen Wissen“, „Abhandlung zur Erläuterung des Idealismus der Wissenschaftslehre“, „Ideen zu einer Philosophie der Natur“, „Von der Weltseele“, „System des transzendentalen Idealismus“, „Über den wahren Begriff der Naturphilosophie und die richtige Art ihre Probleme aufzulösen“, „Philosophie der Kunst“, „Vorlesungen über die Methode des akademischen Studium“, „System der gesamten Philosophie und der Naturphilosophie insbesondere“, „Philosophische Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit“, „Weltalter“, „Philosophie der Offenbarung“, „Philosophie der Mythologie“ und „Philosophie der Kunst“. Der Denkschule des deutschen Idealismus gehört unser Friedrich von Schelling an. Das schöne alte Lied „Preisend mit viel schönen Reden“ habe ich mir für sein Wiegenfest ausgesucht: https://www.youtube.com/watch?v=MD7FlF_Bv7I

„Preisend mit viel schönen Reden

Ihrer Länder Wert und Zahl,

Saßen viele deutsche Fürsten

Einst zu Worms im Kaisersaal.

„Herrlich“, sprach der Fürst von Sachsen,

„Ist mein Land und seine Macht;

Silber hegen seine Berge

Wohl in manchem tiefen Schacht.“

„Seht mein Land in üpp’ger Fülle,“

Sprach der Kurfürst von dem Rhein,

„Goldne Saaten in den Tälern,

Auf den Bergen edlen Wein!“

„Große Städte, reiche Klöster“,

Ludwig, Herr zu Bayern, sprach,

„Schaffen, daß mein Land den euren

wohl nicht steht an Schätzen nach.“

Eberhard, der mit dem Barte,

Württembergs geliebter Herr,

Sprach: „Mein Land hat kleine Städte,

Trägt nicht Berge silberschwer;

Doch ein Kleinod hält’s verborgen:

Daß in Wäldern, noch so groß,

Ich mein Haupt kann kühnlich legen

Jedem Untertan in Schoß.“

Und es rief der Herr von Sachsen,

Der von Bayern, der vom Rhein:

„Graf im Bart! Ihr seid der Reichste!

Euer Land trägt Edelstein!“

Von unserem Schelling habe ich mir die „Abhandlung über die Quelle der ewigen Wahrheiten“ ausgesucht und wünsche viel Spaß damit: http://www.zeno.org/Philosophie/M/Schelling,+Friedrich+Wilhelm+Joseph/Abhandlung+%C3%BCber+die+Quelle+der+ewigen+Wahrheiten

„Die Frage, über welche ich heute zu sprechen beabsichtige, hat schon die Philosophie des Mittelalters beschäftigt, wie sie rückwärts zusammenhängt mit den größten Untersuchungen des philosophierenden Altertums. Wieder aufgenommen von Descartes und von Leibniz, ist sie durch die neue von Kant eingeleitete, aller Unterbrechungen und augenblicklichen Verfälschungen ungeachtet, von ihrem wahren Ziel noch nicht abgebrachte philosophische Bewegung ebenfalls in ein neues Stadium getreten und vielleicht der Entscheidung näher gebracht worden. Die Frage, die ich meine, bezieht sich auf die sogenannten ewigen oder notwendigen Wahrheiten, insbesondere auf die Quelle derselben; doch war dies der einfachste Ausdruck; im vollständigeren handelte es sich de origine essentiarum, idearum, possibilium, veritatum aeternarum; dies alles wurde als dasselbe betrachtet. Denn 1. was die Wesenheiten betrifft, so galt es als unwidersprochener Grundsatz: essentias rerum esse aeternas. Zufälligkeit (contingentia) bezieht sich stets nur auf die Existenz der Dinge, zufällig ist die hier, an diesem Ort, oder jetzt, in diesem Augenblick, existierende Pflanze, notwendig aber und ewig ist die Wesenheit der Pflanze, nicht anders sein könnend, sondern nur so oder gar nicht. Hieraus erhellt von selbst, daß die essentiae rerum auch dasselbe sind mit den mehr oder weniger platonisch gedachten Ideen. Da ferner bei der Wesenheit die Wirklichkeit nicht in Betracht kommt, indem die Wesenheit dieselbe bleibt, die Sache mag wirklich vorhanden sein oder nicht, wie sich die Wesenheit eines Kreises nicht im Geringsten dadurch ändert, daß ich einen Zirkel wirklich beschreibe: so ist hieraus begreiflich, daß das Reich der Wesenheit auch das Reich der Möglichkeiten, und was nur so möglich, notwendig so ist. Dies führt von selbst auf den vierten Ausdruck der notwendigen oder ewigen Wahrheiten. Gewöhnlich wird dies nur auf die mathematischen bezogen. Aber der Begriff ist viel weiter. Denken wir uns, wie Kant, die höchste Vernunftidee als Inbegriff aller Möglichkeiten, so wird es auch eine Wissenschaft geben, die diese Möglichkeit unterscheidet und erkennbar macht, indem sie denktätig dieselben aus der Potentialität heraustreten und in Gedanken wirklich werden läßt, wie die Mathematik tut, wenn sie das was in einer Figur, zum Beispiel dem rechtwinkligen Dreieck, bloß potentiâ (dem Vermögen nach) ist, wie das Verhältnis der Hypotenuse zu den Katheten, wenn sie, sage ich, dieses findet, indem die Denktätigkeit (ho nous energêsas) es zum Aktus erhebt. Phaneron, sagt Aristoteles, hoti ta dynamei onta eis energeian anagomena heurisketai (Offenbar ist, daß das bloß der Potenz nach seiende durch Überführung in Aktus gefunden wird). Dies ist der Weg aller reinen oder bloßen Vernunftwissenschaft. In der höchsten Vernunftidee wird nun unstreitig auch die Pflanze prädeterminiert, und es wird nicht absolut unmöglich sein, von den ersten Möglichkeiten aus, die sich noch als Prinzipe darstellen, zu der schon vielfach bedingten und zusammengesetzten Möglichkeit der Pflanze fortzuschreiten. Es wird, sage ich, nicht absolut unmöglich sein. Denn es handelt sich hier überhaupt nicht um das uns, sondern um das an sich Mögliche; das uns Mögliche ist überall von vielen sehr zufälligen Bedingungen abhängig; für solche Ableitungen ist uns die Beihilfe der Erfahrung unentbehrlich (ein höherer Geist könnte sie vielleicht entbehren): die Erfahrung ist eine immer fortschreitende, nie abgeschlossene, und auch das Maß der Anwendung unserer an sich beschränkten geistigen Fakultäten gar sehr von Zufällen bedingt. Angenommen nun aber, was im Allgemeinen als möglich anzunehmen ist und nie aufgegeben werden darf, daß von der höchsten Vernunftidee bis zur Pflanze als notwendigem Moment derselben ein stetiger Fortschritt zu finden sei: so ist die Pflanze in diesem Zusammenhang nichts Zufälliges mehr, sondern selbst eine ewige Wahrheit, und ich will nicht aussprechen, wie man über den – Naturforscher urteilen müßte, dem dies gleichgültig wäre und – dessen Forschungen nicht von dem beständigen Bewußtsein begleitet wären, daß er, womit immer beschäftigt, nicht mit einer bloß zufälligen und für die Vernunft nichts werten Sache, sondern mit einer solchen zu tun habe, die in dem großen, wenn auch ihm unübersehbaren Zusammenhang eine notwendige Stelle und damit eine ewige Wahrheit hat. Nachdem ich auf diese Weise die Ausdehnung des Gegenstandes der Frage gezeigt zu haben glaube, komme ich auf den Anlaß, und werde zunächst anführen, wodurch die Scholastiker bestimmt worden, sich nach der Quelle der ewigen Wahrheiten umzusehen…“

Wolfgang Amadeus Mozart

Heute hat unser großer deutscher Tondichter Wolfgang Amadeus Mozart Geburtstag! 1756 wurde er in Salzburg geboren und ist leider viel zu früh gestorben. Ordentlich Musik hat er uns aber trotzdem hinterlassen. Zwischen den Umerzogenen im deutschen Rumpfstaat und in der deutschen Ostmark soll neuerdings ein Streit entbrannt sein, ob unser Mozart nun Deutscher oder Österreicher war. Wir Getreuen können darüber nur den Kopf schütteln. Denn unsere Österreicher sind und bleiben nun einmal Deutsche. Unser Mozart würde darüber übrigens gleich zwei mal den Kopf schütteln, denn er lebte und starb in unserem alten deutschen Reich und damals wußten dessen Bewohner gar wohl, daß sie Deutsche sind. Unser Geburtstagskind spielt uns sein Krönungskonzert vor (das ich mir auf jeden Fall merke, falls ich doch noch einmal Königin werden sollte): https://www.youtube.com/watch?v=KSByF33FKfQ Dazu lese ich bei unserem Musikgelehrten Ludwig Nohl in „Wolfgang Amadeus Mozart. Ein Beitrag zur Ästhetik der Tonkunst“ ein Stückchen weiter: http://www.zeno.org/Musik/M/Nohl,+Ludwig/W.A.+Mozart.+Ein+Beitrag+zur+Aesthetik+der+Tonkunst

„Um die wunderbar seine Charakteristik der Personen dieser Oper wenigstens nach dieser Seite hin vollständig zu verfolgen, merken wir noch an, daß Zerline ihre lieblichen Sachen durchaus in farblosen Tonarten liegen hat: C-Dur und F-Dur. Was in einem andern Falle die höchste Klarheit, die vollkommene Harmonie der Seele, das völlig Lichtartige bezeichnen könnte, bezeichnet hier einen gewissen Indifferentismus: es ist ja bei Zerlinchen von einem besonders ausgeprägten Charakter nicht die Rede, sie ist eben, wie alle Menschen sind, wie der gewöhnliche Mensch ist; nicht einmal einer tiefern Neigung ist sie fähig, sie liebt ihren Masetto nicht gerade glühend, sie will ihn nur heiraten; und den Don Giovanni, so gut er ihr gefällt, hat sie nicht recht Mut und Kraft zu lieben, sie läßt sich durch Elvira sofort irre machen in ihrer Empfindung. Und doch singt sie in Vedrai carino ein Liedchen von einer Schmeichelei und Zärtlichkeit, so süß, so rein, so schön, daß man hier Goethes Wort ganz verstehen lernt, „daß es eigentlich das Wahre, das Schöne sei, was ihn, oft bis zu Tränen, rühren könne“. Von gleicher Höhe des Schönen ist vielleicht nur Weniges, und dieses Wenige gewiß von Mozart: wir nennen nur die Klaviersonate in A-Dur, Thema mit Variationen (Andrè, Nummer 4) und erinnern bei der Menuett an die Zeit von Puder und Reifrock und an die seinen ironischen Gesichter, mit denen dieser vornehme Tanz einhergeschritten ward. Über den Comthur ist an dieser Stelle wenig zu sagen, weil er im ganzen Stücke nicht eigentlich als Person figuriert, sondern gewissermaßen als Schicksalsmacht, als das böse Gewissen, das dem Frevler Don Giovanni so entgegentritt, wie der Erdgeist, den sich Faust zitiert. Die Sterbeszene geht aus F-Moll, der düstersten Tonart. Auf dem Kirchhof erklingen Akkorde, in denen die Tonart als solche weniger wirkt; sie liegen zwar natürlich jedesmal innerhalb einer bestimmten Tonreihe, wie auch die ganze Szene des letzten Gerichts, das über Don Giovanni hereinbricht, aus D-Moll geht, aber die eigentliche Stimmung wird in beiden Fällen nicht sowohl durch die Tonart gegeben, deren Hauptklänge selten gehört werden, als durch die Harmonie, durch die Akkorde, die am wenigsten der Tonart ganz allein gehören, vor allem durch die verminderten Septimenakkorde, deren jeder je nach der enharmonischen Verwechslung zu vier verschiedenen Tonreihen führen kann, und zwar obendrein sowohl nach Moll wie nach Dur. Außerdem ist zu bemerken, daß in all diesen Stellen vorzugsweise die elementare Klangfarbe der Instrumente benützt ist, um die Wirkung des Schreckens zu erzielen. Melodie und Rhythmik treten ebenfalls durchaus zurück. Gerade diese unbestimmte Art der Harmonik macht den Eindruck des Geisterhaften, nicht Faßbaren. In der Person des Don Giovanni selbst entfaltet sich das ganze Spiel der Tonarten im wunderbarsten Farbenwechsel. Die übermütigste Lust sinnlicher Art hat das Champagnerlied (B-Dur); so sang er schon, als ihm noch kaum der Flaum ums Kinn sproßte, als sich eben seine Sinne zu regen begannen und nur die edle Erscheinung der Gräfin die heimliche Glut seiner Empfindung zu mildern vermochte: die beiden Romanzen des Pagen in Figaros Hochzeit gehen aus diesen Tonarten (B-Dur und Es-Dur). Verlockenden Frohsinn spricht das Ständchen aus an Elvirens Zofe (D-Dur); Kammermädchen lieben Heiterkeit und Neckerei, man denke nur an Susanne. Und Don Giovanni ist gewandt genug, unter diesem Fenster seines Dieners Gemütsart nicht zu weit zu verfehlen; denn es ist Leporellos Geliebte, die er lockt. Verführung, unwiderstehliche Liebenswürdigkeit hatte schon das A-Moll, das bald zum Dur wird, in dem Duett des Grafen und der Susanne in Figaros Hochzeit; Don Giovanni wendet es zweimal an (»Reich mir die Hand, mein Leben« und „O Herz, hör‘ auf zu schlagen“), und beide Male gelingt es ihm, mit unwandelbarer Gewißheit, mit solch himmelblauen Klängen das Herz der Schönen zu bezaubern; und doch ist es ihm das zweite Mal gar nicht einmal Ernst. Im Terzett des Anfangs sowie des letzten Finales (B-Dur) singt er einmal mit Donna Annas dumpfer Sinnenerregtheit, das andere Mal stimmt seine Champagnerlaune mit Elvirens Traurigkeit. Im ersten Finale ist er tonangebend, er gibt das Fest und wählt dazu C-Dur, die heiterste Tonart, als wäre nichts Dunkles in seinem Leben, alles Licht und Lust. In andern Stücken ordnet er sich der Stimmung Anderer unter, er kann ja in allen Sprachen reden, er, der in Welschland, Frankreich, Deutschland und sogar im türkischen Reiche gelebt und geliebt hat. Aber immer wird man bemerken, daß er auch in der Maske noch er selber bleibt, so gut wie Mephistopheles in Fausts Doktorgewande oder im Schleier der Phorkyas. Nur ironisch stimmt er ein in das Leid Donna Annas, in Elvirens verlangende Betrübnis, obwohl hier sein Singen fast wie Hohn klingt (man sehe das Terzett in Es). Auch die Tanzfreude der Bauern vermag er von Herzen zu teilen, der Schelm, der im Trüben fischen will. Es ist hier eine Mannichfaltigkeit und Feinheit der Charakterzüge, auf die nur hingewiesen zu werden braucht, damit sie Jeder verstehe. In Worten läßt sie sich schwer wieder geben, da sie, über den unterliegenden Text weit hinaus gehend, durch das Mittel gegeben ist, das die geheimsten Gründe des Innern offenbart und für das Handeln Motive enthüllt, für die das Wort nicht ausreichen würde; denn die feinsten Beweggründe unseres Thuns liegen in der Empfindung. Es ist hier nicht Raum anzugeben, wie dies bei Mozart namentlich durch geschickte Verwendung der verschiedenen Instrumente erreicht ist, wie in der zweiten Arie der Donna Elvira (Es-dur) die Klarinette das Leid ausplaudert, das die arme Betrogene nicht gerade gerne mitteilt, und in der Arie Leporellos, des charakterlosesten aller Bedienten, bei der Stelle: Sua passion predominante, das Fagott in tiefen Tönen des B-Dur-Akkordes all das Elend andeutet, in das jener Arge so manches arme Mädchen gestürzt hat. Ulibischeff hat hier zuerst interessante Winke gegeben, und ein Wink genügt dem verstehenden Ohre…“

Joseph von Görres

„Richard Wagner, scheinbar der Siegreichste, in Wahrheit ein morsch gewordner, verzweifelnder décadent, sank plötzlich, hilflos und zerbrochen, vor dem christlichen Kreuze nieder… Hat denn kein Deutscher für dies jämmerliche Schauspiel damals Augen im Kopfe, Mitgefühl in seinem Gewissen gehabt? War ich der Einzige, der an ihm litt? – Genug, mir selbst gab das unerwartete Ereignis wie ein Blitz Klarheit über den Ort, den ich verlassen hatte, – und auch jenen nachträglichen Schauder, den jeder empfindet, der unbewußt durch eine ungeheure Gefahr gelaufen ist. Als ich allein weiterging, zitterte ich; nicht lange darauf war ich krank, mehr als krank, nämlich müde, – müde aus der unaufhaltsamen Enttäuschung über alles, was uns modernen Menschen zur Begeisterung übrig blieb, über die allerorts vergeudete Kraft, Arbeit, Hoffnung, Jugend, Liebe, müde aus Ekel vor der ganzen idealistischen Lügnerei und Gewissens-Verweichlichung, die hier wieder einmal den Sieg über einen der Tapfersten davongetragen hatte; müde endlich, und nicht am wenigsten, aus dem Gram eines unerbittlichen Argwohns“ (Friedrich Nietzsche)

Ähnlich schlimm erging es im Alter auch unserem Joseph von Görres, der in seiner Jugend ein Anhänger des Freistaates nach dem Muster der Gallier gewesen war und sich dann zu einem wackeren Streiter für unser deutsches Vaterland gemausert hatte. Zur Welt kam er 1776 in Koblenz. Vater Moritz war ein Holzhändler und Mutter Helena eine Italienerin. In seiner Vaterstadt drücke unser Denker auch die Schulbank. Studiert hat er nicht, wohl sich aber selbst ein sehr umfangreiches Wissen angeeignet. Weshalb er später seinen Lebensunterhalt in Koblenz und Heidelberg als Lehrer bestreiten konnte. Nachdem ihn Napoleons Thronbesteigung vom Glauben an das Märchen vom gallischen Freistaat geheilt hatte, begann er altdeutsche Gedichte herauszugeben und Sagen zu sammeln. Zunehmend wendete er sich in seinen politischen Schriften auch gegen die gallische Fremdherrschaft und gründete 1814 die Zeitung Rheinischer Merkur. In welcher viele unserer Barden, aber auch Denker, Feldherren und Staatsmänner zu Wort kamen. August Neidhart von Gneisenau, Ernst Moritz Arndt, Karl vom Stein, Ludwig von Arnim oder Max von Schenkendorf – um nur einige zu nennen. Dem alten Laster verfiel unser Görres jedoch schon bald wieder und so ließ die preußische Regierung im Jahre 1816 seine Zeitung verbieten und entfernte ihn aus dem Schuldienst. Er sollte 1820 gar verhaftet werden, konnte aber in die Schweiz fliehen. Immer mehr verfiel er dem Papismus und erhielt 1827 einen Lehrstuhl an der Münchner Hochschule… Glück in der Liebe war unserem Denker allerdings beschieden und so konnte er 1801 mit Freyjas Hilfe die Catharina Lassaulx zum Traualtar führen. Drei Kinder gingen aus der Ehe hervor. An Büchern und Schriften gibt es von unserem Görres unter anderem „Über den Fall Deutschlands und die Bedingungen seiner Wiedergeburt“, „Mythengeschichten der asiatischen Welt“, „Deutschland und die Revolution“, „Was haben wir zu erwarten?“, „Europa und die Revolution“, „Athanasius“, „Die christliche Mystik“ oder „Der Dom von Köln und das Münster von Straßburg“ zu lesen. Dazu hat er noch den Lohengrin und die Lieder der Heidelberger Handschrift herausgegeben. Robert Schumanns Rheinische Symphonie habe ich mir für unsere heutige Panzergeburtstagsfeier ausgesucht: https://www.youtube.com/watch?v=JOVGQbrGj4o Immerhin kommt das Geburtstagskind aus dem Rheinland. Zu lesen gibt es dazu die Denkschrift „Deutscher und französischer Nationalcharakter“ von unserem Görres: https://archive.org/details/politischeschri00grgoog

„Eine tiefe Kluft sieht der Beobachter zwischen dem französischen und dem deutschen Nationalcharakter befestigt. Ausgerüstet von der Natur mit einem beträchtlichen Anteile jenes flüchtigen, flatternden Feuers, das uns in seinem ungebundenen Zustande in den leuchtenden Meteoren entgegenglänzen mag; beweglich, schwebend und luftig aus leichten Gasarten zusammengewebt, mit immer wechselnden, mannigfaltig ineinandergezogenen Umrissen, wie duftige Wolkengebilde, bedeckt diese sonderbare menschliche Organisation den Raum zwischen den Pyrenäen und den Alpen. Höchste elastische Flüssigkeit, die alle Eindrücke leicht annimmt und nach allen Seiten fortpflanzt, aber keinen bewahrt; höchste Beweglichkeit, die leichte Störungen schon aus ihrem Gleichgewichte verrücken und in stürmischen Wellen aufregen; höchste Entzündlichkeit, die schon bloß durch ihr eigenes inneres Reiben entbrennt und schnell ganze Massen überflammt, aber dabei mehr Licht als Wärme entwickelt und schnell wieder erlischt, das sind die charakteristischen Züge, die aus dieser Bildung sprechen. Geschaffen für leichten Lebensgenuß, sind diese Menschen ausgerüstet mit allem, was sie leicht über die Dornen des Lebens hinüberschlüpfen machen kann. Leichtblütig und warm, mit reizbaren, für den Genuß empfänglichen Organen; von leichtem, nur schwebend über die Gegenstände hingleitendem, nie an dieselben fest sich ansaugendem Temperamente; von lebhaft reizender, erst später welkender Lebenskraft; von einem feinen, nicht durch träge Materie überladenen Körperbau in physischer Hinsicht, vereinigen sie in moralischer mit allen diesen günstigen Anlagen noch jenen heitern Sinn, der nur die Blumen an der Oberfläche der Erde pflückt und sich um die Schätze nicht kümmert, die ein tieferes Eindringen in ihrem Schoße entdeckt; jenes rege, die Gegenstände nur betastende, nicht durchschauende Gefühl, das nicht kaustisch das Schöne ergreift und in sich auflöst, wie beim Italiener und Spanier, aber auch nicht kalt verwässert kaum einmal die Oberfläche desselben angreift, wie beim Nordländer, nur eben sie vergoldet und sich mit dem Glanze begnügt, ohne sich an die Ungestalt der Form zu stoßen; endlich jene Empfindungsart, die ungestüm ihre Objekte erfaßt, die Freude in vollen Zügen aus ihnen saugt, sich in ihren Genüssen wiegt und dann das Ausgesogene als unnütz wegstößt. Nur zwei Dimensionen sind in ihrem Charakter: Länge und Breite, Tiefe kennen sie nicht; leicht schweben die Gegenstände über die Fläche dahin, aber ihre Eindrücke sind nicht körperlich, nur eilende Bilder, aber von der Natur, wie das Gemälde vom Künstler, durch Licht und Schatten gehoben, und mit dem Zauber des Kolorits ausgestattet. Heiterkeit ist ihre unzertrennliche Lebensgefährtin, die Stürme des Lebens vermögen nur die Oberfläche zu regen, sie dringen nie in das Innere der Seele, nicht, weil jene Oberfläche, eine träge gefrorene See, keinen Eindruck annimmt und fortpflanzt, sondern weil die Tiefe in die Oberfläche auseinandergeflossen ist. Ihr Genie ist der Witz, der durch einen Blitz, aber nur für den Augenblick des Schlages, die ferne Wolke an die Eiche bindet und dabei von jenem die Larve trägt; ihre Kunst ist das Gefällige der Form, die Putzmacherin des hohen Schönen, das nur im eigenen reinen Sinne wohnt, wo dieser fehlt, verschwindet und nur seine Hülle zurückläßt; ihr Wissen, das angenehme, das praktisch faßliche in Resultaten dargestellt, nicht systematisch zum Ganzen geordnet, nur regellos zum Blumenstrauß im Gedächtnis aufgebunden. Allen Unternehmungen feind, wo ausdauernde Beharrsamkeit, die bloß in sich und durch sich ihr Ziel erstrebt, sie einem fernen Zwecke entgegenführen soll, sind sie unübertreffbar da, wo schneller Ungestüm, der die Kräfte in einem Schlage konzentriert und kämpfend sich Bahn machen muß, durch tausend Hindernisse sie im Fluge nach ihrem Gegenstande schleudert. Anstand ist ihre Tugend, Geselligkeit ihr Sinn, schneller Wechsel ihr Genuß. Das Bleibende ist ihnen verhaßt, das Alltägliche drückt sie wund. Daher der Enthusiasmus im Beginnen der Revolution, neue Welten, neue Bilder, neue Eindrücke, neue Genüsse taten sich dem staunenden Blicke auf, und mit Wollust warfen sie sich in das Meer der reizenden Erscheinungen, das sie umgaukelte. Sie schwammen hin, bis ihre Muskeln erschlafften, der Reiz der Eindrücke verstumpfte und die Sylphen und Oreaden dieser Welt, von dem poetischen Schimmer entkleidet, zu Leuten ihresgleichen herabsanken; jetzt sahen sie mit Ekel auf diese Umgebungen, und sehnsuchtsvoll blickten sie zurück nach dem Alten, das jetzt ihnen wieder neu geworden ist. Ihre Freiheit kann nie jenes hohe reine Wesen sein, das in nackter Einfalt, ungeschmückt und einfach vor unserm innern Sinne strahlt: nein, in Seide und Gaze muß sie sich hüllen, von der Mode des Tages aufgeputzt muß sie einhertreten, von dem glänzenden Zirkel ihrer ersten Anbeter umringt; mit ihren Reizen soll sie spielend wuchern, mit den Feuerrädern ihres erborgten Glanzes soll sie die blöden Augen blenden, mit Kokettendespotismus über freie Sklaven herrschen. Ihr Altar ist der Bouillottenleuchter. Die Freiheit des Teutschen hingegen soll eine Madonna sein, mit liebevoller Güte soll sie ihren Segen und nichts als Segen spenden; nicht Glanz und Tand und Flitter soll sie umstrahlen, nur Liebe aus ihr sprechen, an ihrem Busen sollen ihre Kinder Wohlsein saugen und in ihrer Gabenfülle sich sättigen. So denkt sich der Teutsche die Göttin, der er huldigen würde; in seinem kältern Sinne verschwindet der Zauber des Schönen, er vermag nicht, den Stachel des Bedürfnisses in die Schlangenlinie der Schönheit zu biegen, nur abstumpfen will er ihn durch die Gegenwirkung des Wohlstandes, weniger von jenem dilatierenden Feuer durchdrungen, ist sein Wesen kompakter und schneller Eindrücke nicht fähig, aber die empfangenen zäher bewahrend; seine Kräfte sind nicht innere Reize, die ihn zum Handeln kitzeln, sondern Gründe, die ihn dazu bestimmen; sein Gefühl kennt wenig jene Wärme, die es zur Ekstase zu entflammen vermag, aber sein Geist blickt um so freier durch die dünnere Hülle, die zwar wie die Luft die Erde erwärmt und beleuchtet, aber auch wie diese den Blick in das Universum beschränkt, umnebelt und zuzeiten im Augenblicke des Sturms gänzlich zurückhält. Die Leidenschaft wird ihn nicht zu großen Vergehen hinreißen, aber auch nicht zu großen Taten begeistern; zu persönlicher Größe wird er sich nicht zu erheben vermögen. Die Kunst wird er mit den kalten Augen des Wissens betrachten und in das Wissen seine Kunst hineintragen. Stet ist sein Gang nach dem Ziele, das er sich vorsetzt, nie stürmend, nie fest, aber auch nie hüpfend, wie bei seinen Nachbarn…“

Ludwig von Arnim

So manches schöne Gedicht und viele großartige Erzählungen – wie „Armut, Reichtum, Schuld und Buße der Gräfin Dolores“, „Die Kronenwächter“, „Aloys und Rose“, „Die drei liebreichen Schwestern und der glückliche Färber“, „Angelika, die Genueserin, und Cosmus, der Seilspringer“, „Die Einquartierung im Pfarrhause“, „Frau von Saverne“, „Seltsames Begegnen und Wiedersehen“, „Die zerbrochene Postkutsche“, „Fürst Ganzgott und Sänger Halbgott“, „Die Majoratsherren“, „Owen Tudor“ oder „Raffael und seine Nachbarinnen“ – und Bühnenstücke – wie „Die Gleichen“, „Die Päpstin Johanna“ oder „Marino Caboga“ – verdanken wir Deutschen unserem großen Barden Ludwig von Arnim. Weshalb wir Panzertiere seinen heutigen Geburtstag nicht ungefeiert lassen wollen. Wie gewohnt tragen wir die Werke unseres Dichters vor, versehen diese mit schönen Bildern und schlürfen dazu den ein oder anderen Schädel Met. Das Licht der Welt erblickte unser Ludwig von Arnim 1781 in Berlin. Sein Vater Joachim war Gesandter und Kammerherr im preußischen Dienst. Unser Barde erbte das Gut Wiepersdorf und mußte sich daher nicht um den schnöden Broterwerb kümmern. Wenn er nicht gerade an seinen Dichtungen arbeitete, tauschte er sich mit den Geistesgrößen seiner Zeit aus, darunter unsere Gebrüder Grimm und unser Dichterfürst Wolfgang von Goethe. Im Jahre 1811 rief er zu Berlin die deutsche Tischgesellschaft ins Leben, welcher viele vaterländisch-völkisch gesinnte Männer beitraten. Es versteht sich, daß unser Ludwig von Arnim 1813 zu den Waffen gegen Napoleon griff. Bei der Befreiung von Danzig befehligte er ein Landsturmbataillon. Nicht nur in der Gunst unseres alten Dichtergottes Bragi stand unser Ludwig von Arnim, sondern ihm war auch unsere Liebesgöttin Freyja hold. Und so konnte er im Jahre 1811 seine Verlobte Bettina Brentano zum Traualtar führen. Sieben Kinder vergönnten die Nornen dem Paar. Die Fünfte Symphonie von unserem Ludwig van Beethoven habe ich mir für unseren Ludwig von Arnim ausgesucht: https://www.youtube.com/watch?v=gcTuDKmZV4A Von den Werken unseres Barden trage ich euch das Gedicht „Der preußische Adler“ vor: http://www.zeno.org/Literatur/M/Arnim,+Ludwig+Achim+von/Gedichte

„Im Wagen schwank‘ ich hin und her,

Beschaue mir die Welt.

Den Kopf so voll, den Sinn so schwer,

Der mir auf’s Herze fällt.

Die Pferde treib‘ ich rauchend fort,

Daß mir die Luft versagt;

Für jeden Sinn ist nur ein Ort,

Ein Wort nur das ihn klagt.

Der stillen Tannen Fackeltanz,

Wo ich vorüber wall,

Er tanzt vorbei im Abendglanz

Ermüdet überall.

Ich wein, weil in den kalten Wind

Zu viel Vernunft gelegt.

Als wär‘ die Sonn zu heiß gesinnt,

Die mir im Herzen wegt.

Was leidend schafft und schafft in Leid,

Kam mir nicht wieder vor.

Und hinter mir, da liegt es weit,

Verschlossen ist das Tor.

O Wissenschaft, wie sprichst du leis,

Du hast die schwächste Brust;

O süße Kunst, verbrennst du heiß

Das Herz in Liebeslust.

Ich halte auf die raschen Pferd‘,

Nun bleibt die Welt mir stehn;

Mein Herz so dumpf, mein Sinn so leer,

Muß wieder rückwärts sehn.

Wo ist mein eigner Schatten hin,

Den ich rings um mir sah?

Verzogen ist er ohn‘ Gewinn,

Und war mir doch so nah!

Ich stör die Vögel in dem Wald

Mit meinen Klagen auf;

Sie fallen aus dem Neste bald,

Ich heb‘ sie nimmer auf.

Doch wie mit zweien Flügel strebt

Ein Kriegesheer herbei,

Mein Herz wird still, mein Ohr sich hebt,

Die Welt wird wieder neu.

Was singet ihr von Jugendbraus!

Wie euch ein Schloß erscheint,

Ihr dringet in kein Hochzeithaus,

Ihr dringet in den Feind.

„Warum der Wald so wiederklingt,

Die Sonn‘ sich wieder zeigt?

Der Lorbeer aus der Erde dringt,

Wie sich der Berg ersteigt.

Warum wir singen, thun wir kund;

Wie’s im Gefieder weht,

So singen wir aus unserm Mund,

Wohl dem, der es versteht.

Macht keine Langenweile Gott,

So seid ihr tugendhaft,

Die Klagen sind auf ihn ein Spott,

Sein Lob ist unsre Kraft.“

Ja, ich versteh des Vogels Sang,

Verstehe seinen Flug;

Was mich zuerst macht angst und bang,

O tief geheimer Zug!

Du gleicher Takt, du Trommelschlag,

Du ziehst mich wie Magnet,

Was mich aus Eisen hat gemacht,

Mich richtet auf, erhöht.

Ich spanne meine Pferde aus,

Laß frei, die ich gesellt,

Mir zeigt ein Vogel nun sein Haus,

Mich in den Flügeln hält.“

Ulrich von Lichtenstein

Das vermaledeite Christentum vermochte zum Glück nicht die Macht unseres alten Dichtergottes Bragi zu brechen und so erblühte die Dichtkunst in unserem deutschen Vaterland bis zum Untergang unseres alten deutschen Reiches in schöner Regelmäßigkeit. So auch im hohen Mittelalter. Um unsere zwölf Meistersänger tummeln sich noch viele andere viele andere große Minnesänger. Darunter auch unser Ulrich von Lichtenstein, der im Jahre 1276 heimgegangen ist und zwar genau heute. Weshalb wir Panzertiere ihm heute eine kleine Gedenkfeier mit seinen Werken, schönen Bildern aus der ruhmreichen alten Zeit und natürlich unserem deutschen Panzergetränk Met ausrichten. Die Geburt unseres Ulrichs von Lichtensteins nehmen die Gelehrten um 1200 an. Er stammte aus einer alten Adelsfamilie und übernahm im Alter so manches hohe Amt in der Steiermark – Truchsess, Marschall und Landrichter war er; wie uns so manche Urkunde verrät. Eine echte Ritterburg besaß er auch. Frauenburg hieß sie und deren Überreste kann man noch heute bestaunen. Unsere Liebesgöttin Freya war ihm auch hold und so ehelichte er Perchta von Weißenstein, die ihm zwei Söhne und zwei Töchter schenkte. Sein Werk umfaßt 58 Lieder, welche unser Ulrich von Liechtenstein mit der Erzählung seines Lebens im „Frauendienst“ verwoben hat. Die neudeutsche Fassung verdanken wir unserem Gelehrten Ludwig Tieck. Das Minnelied „In dem Walde süße Töne“ habe ich mir daraus ausgesucht: https://archive.org/details/frauendienstode00tiecgoog

„In dem Walde süße Töne

Singen kleine Vögelein,

Auf der Haide Blumen schöne

Blühen gegen des Maien Schein:

Also blüht mein hoher Mut

Mit Gedanken gegen ihre Güte,

Die mir reich macht mein Gemüte,

Wie der Traum den Armen tut.

Es ist Hoffnung nicht geringe,

Die ich zu ihrer Tugend trage,

Daß es mir noch an ihr gelinge,

Daß ich Selde an ihr erringe,

Dieser Hoffnung bin ich froh,

Gott gebe, daß ich’s wohl verende,

Daß sie mir den Wahn nicht wende,

Der mich freut so rechte hoh.

Sie viel Süße, Wohlthane,

Frei vor allem Wandel gar,

Lasse mich in liebem Wahne,

Bis ein Bess’res mir wird wahr,

Daß die Freude lange währe,

Daß ich weinend nicht erwache,

Daß ich zu dem Troste lache,

Den ich von ihrer Huld begehre.

Wünschen und Wohl-Gedenken

Das ist die meiste Freude mein,

Muß sie doch den Trost mir schenken,

Daß ich kann der Ihre sein,

Mit den beiden nahe bei,

Will sie das mit Willen leiden,

Gönnt sie mir den Hort der Freuden,

Daß sie selig immer sei!

Selig Maie, du alleine

Tröstest all die Welt nun gar,

Du und all die Welt gemeine

Freut mich minder dann ein Haar:

Die möchtet ihr mir Freude geben

Ohne die viel lieben zarten?

Von der soll ich Trost erwarten,

Ihres Trostes muß ich leben.“

Die Walküre von Richard Wagner lasse ich zu Ehren unseres Ulrich von Lichtenstein erklingen: https://www.youtube.com/watch?v=BwmqRrZ5PE0

Wilhelm Furtwängler

Ohne einen guten Kapellmeister sind die Werke unserer alten Tondichter nur ein Schatten ihrer selbst und daher schließe auch ich mich den Geburtstagsfeiern für unseren Wilhelm Furtwängler an. Und zwar mit seiner Aufführung von Beethovens sechster Symphonie, die Ländliche genannt: https://www.youtube.com/watch?v=DcKMl7ZCfl8 Geboren wurde unser Wilhelm Furtwängler 1886 in Schöneberg. Ab 1906 zog er als fahrender Kapellmeister durch unsere deutschen Lande und erhielt 1922 die Leitung der Berliner Philharmoniker. Es folgte 1934 die Ernennung zum Direktor der Berliner Staatsoper und zum preußischen Staatsrat. Nicht nur als Kapellmeister, sondern auch als Tondichter war er am Werk. Zu Lesen haben wir Panzertiere auch mal wieder etwas für euch und zwar aus der Feder unseres Meisters selbst. „Der Musiker und sein Publikum“ heißt ein Vortrag von ihm, in welchem er der Tonkunst seiner Zeit ein wenig auf den Zahn fühlt:

„So tritt er der Welt mit der Absicht konsequenter Unterjochung entgegen. Sein Lebensgefühl ist nicht gerichtet auf Fühlen oder auf Erkenntnis, sondern ausschließlich auf Erringung der Macht. Der Wille zur Macht – wie tief hat hier der späte Nietzsche gesehen – zur Macht über die Natur und weiter zur Macht über die Menschen ist der Mittelpunkt dieser Art. Kein Wunder, daß er auch im Musikleben die Macht an sich gerissen hat mit einem Erfolg, der in früheren Zeiten, wo dieser Typ noch nicht so häufig und durchgebildet war, undenkbar gewesen wäre. Und mit welcher Zielbewußtheit, welcher Rücksichtslosigkeit weiß er diese Macht zu gebrauchen! Wie lückenlos weiß er zu organisieren! Keinerlei sachliche Zweifel können ihn berühren. Den Standpunkt künstlerischer Gerechtigkeit, Ritterlichkeit, Loyalität, den Richard Strauss vertrat – nämlich, daß auch Künstler anderer Art, die er vielleicht nicht versteht, die Möglichkeit haben müssen, sich vor dem Publikum zu bewähren -, kennt er nicht. Solche, die seinen vorgefaßten, engen Begriffen von Modernität nicht entsprechen, hört er sich überhaupt nicht an; sie werden totgeschwiegen, vernichtet, lächerlich gemacht. Die Macht – das ist wohl immer so gewesen – haben stets die, die sie haben wollen. Sie können innerhalb des Musiklebens damit im Augenblick den Prozeß der Auslese der Begabungen erschweren – die Zukunft der Musik hängt nicht von ihnen ab. Denn diese Zukunft ist zugleich die Zukunft des modernen Menschen überhaupt. Daß dieser moderne Mensch im ganzen und der Musikpolitiker von heute – der Propagandist, wie wir ihn nannten – dasselbe sei, wird zwar von diesem letzteren mit unermüdlicher Hartnäckigkeit immer wieder wiederholt. Warum? Weil die ganze Existenz dieses Propagandisten, der alles auf die Zukunft stellt, von diesem Glauben – bei sich wie bei anderen – abhängt. Trotzdem und gerade deshalb ist dies nicht richtig. Es ist notwendig, daß wir uns über den eigentümlichen Circulus vitiosus, der zwischen ideologischer Propaganda einerseits und dem abstrakt gedachten, nicht gehörten und nicht erlebten Musizieren anderseits besteht, endlich klar werden. Denn wir kommen aus diesem Circulus vitiosus nie heraus, wenn wir uns nicht entschließen, wir selber zu sein und endlich, anstatt einem bloßen theoretischen Zukunftsglauben zu huldigen, uns wieder unserer eigenen Gegenwart zuwenden, wieder lebensgläubig werden. Was speziell dem Menschen des Wollens fehlt, ist das Gegenüber, das „Du“. Wie schon gesagt, begegnet dieser – der Mensch uferlosen Machtstrebens auf dieser Welt – im tieferen Sinne, das heißt von innen heraus, nur noch sich selbst. Der Rausch alles vermögender Intelligenz wirft über sein ganzes Denken seinen Schatten; ein wirkliches Gegenüber, das Ehrsucht erheischt, ist nicht mehr vorhanden. Nun ist nicht so entscheidend, wie man dies Gegenüber, dies „Du“ nennt, ob Gott oder Natur, oder auch beides, als daß es überhaupt vorhanden ist. Man möge sich nur einmal ganz unmittelbar praktisch klar machen: Durch die überhandnehmende Rechenhaftigkeit unseres Lebens treten alle die Erlebnisse und Empfindungen, die ihr nicht mehr entsprechen, mehr und mehr in den Hintergrund und fallen schließlich ganz fort. Die Natur, das große „Du“ des früheren Menschen ist nur noch zur Überwindung, zur Nutzung da, also kein „Du“ mehr. Alle die Empfindungen, die notwendig im Zusammenhang mit einem „Du“ entstehen, die Ehrfurcht, das Staunen, die Stille, die Kontemplation – von den unmittelbar der religiösen Sphäre zugehörigen Phänomenen wie dem Gebet und so weiter ganz zu schweigen – verlieren mehr und mehr an Kraft, werden nicht mehr geübt, verschwinden. Schon beginnt man Anstoß zu nehmen an der „Heldenverehrung“ der Vergangenheit, zum Beispiel des 19. Jahrhunderts – im Grunde nichts weiter als eine Verehrung der Gottesnatur im Helden – und ist stolz darauf, es anstatt dessen zum historischen Verständnis gebracht zu haben, weltenfern jeder Art von Verehrung, die einer Zeit überwundener Romantik angehört…“