Kleine Dinge haben manchmal große Wirkungen. So auch die Konvention von Tauroggen, deren Jahrestag wir heute feiern. Als unser preußischer General Yorck 1812 die berühmte Konvention mit seinem russischen Gegenüber Diebitsch – ein Preuße von Geburt – abschloß, konnte er kaum hoffen, daß daraus die Völkerschlacht von Leipzig und der Sturz Napoleons folgen würde. So schwach Napoleon auch im Augenblick war. Daher ist die Konvention von Tauroggen ein wahrhaft denkwürdiges Ereignis. Denn aus ihr lernen wir wie schnell die Dinge gänzlich umschlagen können und wie klein der Anstoß dazu bisweilen sein muß. Unser Carl von Clausewitz spielte beim Abschluß der Konvention von Tauroggen eine große Rolle und aus seinem Feldzugsbericht lese ich nun ein Stück aus der Vorgeschichte vor: https://archive.org/details/derfeldzuginrus00unkngoog
„Als der Verfasser bei dieser Armee ankam, hatte sie eben den letzten Versuch der französischen Marschälle zu einem Angriff bei Smoliany zurückgewiesen. Sie sah dies Gefecht wie eine neue gewonnene Schlacht an, so wie man denn von 17 ordentlichen Schlachten sprechen hörte, die die Wittgensteinsche Armee geliefert habe. Damit wollte man nur die große Tätigkeit bezeichnen, die auf diesem Kriegstheater geherrscht hatte. Der Sieg von Smoliany wurde indessen als eine bloße Defensivschlacht angesehen, von welcher das Verfolgen nicht gerade ein wesentliches Stück ausmache. Nach der Instruktion des Kaisers hatte Wittgenstein den Marschall Oudinot von dieser Gegend ganz abdrängen, gegen Wilna hinwerfen und es dann der Steinheilschen Armee überlassen sollen, ihn aus dem Spiel zu halten. Ohne uns bei der wunderlichen Verwirrung dieser höchst unpraktischen Dispositionen aufzuhalten, wollen wir nur bemerken, daß dies nicht geschehen war. Oudinot hatte sich auf Victor in die Gegend zwischen Dnjepr und Düna zurückgezogen, nur das noch aus ein paar Tausend Mann bestehende sechste Korps war gegen Wilna hin ausgewichen, und Steinheil hatte nicht eine eigene Armee bilden, sondern nichts Besseres tun können, als sich an Wittgenstein anzuschließen. Wittgenstein war nur einige 40,000 Mann stark; man schätzte aber Oudinot und Victor wenigstens von eben der Stärke. Dazu mußte etwas gegen Wrede aufgestellt werden, und Wittgenstein war mithin auf diese Weise hinreichend beschäftigt, wenn er diese Korps verhinderte etwas Anderes zu tun als ihm zu stehen. Ohnehin hieß es in der Instruktion, daß Wittgenstein die Ula von Level ab besetzen und dann das Weitere abwarten solle. Wittgenstein hatte hiernach keine Veranlassung, die Gegend von Czaszniki zu verlassen. Er blieb daher noch acht Tage nach dem Gefecht von Smoliany ruhig stehen. Am 20. November erfuhr er, daß die ihm gegenüberstehenden Marschälle eine Bewegung gegen die Beresina machten, was ein Zeichen des Heranrückens der französischen Hauptarmee war, von der man übrigens weiter nichts wußte, als daß sie sehr geschwächt in Smolensk angekommen war. Wittgenstein beschloß seine auf den Straßen von Czereja und Cholopednice stehenden Avantgarden dem Feinde nahe folgen zu lassen und mit seiner Armee auf Czereja zu marschieren, wo er noch in der Richtung blieb, um die Ula zu decken und sich, wenn Bonaparte diese Richtung nehmen sollte, ihm hinter diesem Fluß vorzulegen. Am 22. erfuhr er die Ankunft Tschitschagofs bei Borisow. Er wurde von diesem General aufgefordert, sich dem Punkte von Borisow so weit zu nähern, daß sie gemeinschaftlich handeln könnten. General Wittgenstein ging hierauf den 24. nach Cholopednice. Hier erfuhr man die Gefechte von Krasnoi, daß Bonaparte den 19. in Orsza gewesen sei und daß Kutusof einige Tage Halt gemacht und nur eine Avantgarde von 20,000 Mann nachgesandt habe, welche der französischen Armee auf einen Marsch Entfernung folge. Zugleich ging die Nachricht ein von einem sehr nachteiligen Gefecht, welches die Division Pahlen von Tschitschagofs Armee auf dem linken Ufer der Beresina am 23. gehabt habe. Jetzt zogen sich die Fäden zu dem entscheidenden Knoten zusammen. Die Beresina war bei Borisow und etwa einen Marsch ober- und unterhalb dieses Punktes durch die Armee des Admirals gesperrt. Man. konnte nach der Kenntnis, die man von der Örtlichkeit hatte, mit ziemlicher Sicherheit annehmen, daß die französische Armee nicht im Stande sein werde in diesem Bereich den Übergang zu erzwingen. Man glaubte also, sie müsse sich rechts oder links wenden und die Straße nach Level oder die nach Bobruisk einschlagen. Unter diesen Umständen schien es wahrscheinlicher, daß sie gegen Bobruisk sich wenden werde, weil sie in der Richtung gegen Level auf Wittgenstein traf. Allein Wittgenstein, der für Lepel und die Ula in Spezis verantwortlich war, mußte doch diese letztere Voraussetzung im Auge und also eine solche Stellung behalten, daß er sich auf dem Wege nach Lepel oder hinter der Ula vorlegen konnte; er konnte also nicht über die Beresina gehen, um sich mit Tschitschagof zu vereinigen. Das sicherste Mittel, seines Anteils an dem Ereignis gewiß zu werden, wäre freilich gewesen, wenn Wittgenstein am 25. und 26. gerade auf die große Straße von Smolensk nach Borisow gerückt wäre. War Bonaparte links weggegangen, so kam er ihm näher, war er noch auf dieser Straße oder im Anmarsch gegen Lepel, so konnte er ihn angreifen und dadurch seine Pläne sehr zerrütten. Aber Wittgenstein hatte früher zwei Marschälle gegen sich gehabt, deren Gesamtstärke er der seinigen fast gleich schätzte; wenn nun auch der eine von ihnen sich gegen Borisow gewandt hatte, so war er doch diesseits des Flusses und in der Nähe geblieben, so daß der andere leicht von ihm unterstützt werden konnte…“
Ausgesucht habe ich mir für unsere heutige Panzergedenkfeier „O Deutschland hoch in Ehren“, schließlich begann mit der Konvention von Tauroggen unsere zweite Auferstehung: https://www.bitchute.com/video/Tb90pOgvUUYu
„O Deutschland hoch in Ehren,
Du heiliges Land der Treu,
Stets leuchte deines Ruhmes Glanz
In Ost und West aufs neu!
Du stehst wie deine Berge
Fest gen Feindes Macht und Trug,
Und wie des Adlers Flug
Vom Nest geht deines Geistes Flug.
Haltet aus! Haltet aus!
Lasset hoch die Banner wehn!
Zeiget ihm, zeigt dem Feind,
Daß wir treu zusammen stehn,
Daß sich unsre alte Kraft erprobt,
Wenn der Schlachtruf uns entgegen tobt!
Haltet aus im Sturmgebraus!
Gedenket eurer Väter!
Gedenkt der großen Zeit
Da Deutschlands gutes Ritterschwert
Gesiegt in jedem Streit!
Das sind die alten Schwerter noch,
Das ist das deutsche Herz:
Die schlagt ihr nimmermehr ins Joch,
Sie dauern fest wie Erz!
Haltet aus! Haltet aus!
Lasset hoch die Banner wehn!
Zeiget ihm, zeigt dem Feind,
Daß wir treu zusammen stehn,
Daß sich unsre alte Kraft erprobt,
Wenn der Schlachtruf uns entgegen tobt!
Haltet aus im Sturmgebraus!
Zum Herrn erhebt die Hände:
Er schirm‘ es immerdar,
Das schöne Land, vor jedem Feind.
Hoch steige, deutscher Aar!
Dem teuren Lande Schirm und Schutz!
Sei, deutscher Arm, bereit!
Wir bieten jedem Feinde Trutz
Und scheuen keinen Streit.
Haltet aus! Haltet aus!
Lasset hoch die Banner wehn!
Zeiget ihm, zeigt dem Feind,
Daß wir treu zusammen stehn,
Daß sich unsre alte Kraft erprobt,
Wenn der Schlachtruf uns entgegen tobt!
Haltet aus im Sturmgebraus!
Zum Herrn erhebt die Herzen,
Zum Herrn erhebt die Hand,
Gott schütze unser teures geliebtes Vaterland.
Es sind die alten Schwerter noch,
Es ist das deutsche Herz,
Man zwingt sich nimmermehr ins Joch,
Sie dauern aus wie Erz.
Haltet aus! Haltet aus!
Lasset hoch die Banner wehn!
Zeiget ihm, zeigt dem Feind,
Daß wir treu zusammen stehn,
Daß sich unsre alte Kraft erprobt,
Wenn der Schlachtruf uns entgegen tobt!
Haltet aus im Sturmgebraus!“