Karl der Hammer, unser Retter des Abendlandes

Den Geburtstag von unserem großen deutschen Tondichter Franz Liszt feiern wir heute und tun dies natürlich mit dessen Werken. Derer gibt es 700 Stück und der Schwerpunkt des Schaffens von unserem Franz Liszt liegt auf dem Klavier. Zur Welt kam er 1811 in Raiding und sein tondichterisches Wanderleben führte ihn nach Wien, Paris, Berlin, Weimar und Rom. In die ungarische Rhapsodien hören wir etwas rein: https://www.youtube.com/watch?v=RJXZp1vH2CM Unsere Musikgelehrte Lina Ramann hat uns in ihrem Buch „Franz Liszt als Künstler und Mensch“ das Wirken unseres Tondichters niedergeschrieben und darin geht es dazu ein Stückchen weiter: http://www.zeno.org/Musik/M/Ramann,+Lina/Franz+Liszt

„Die äußere formelle Anordnung derselben mit ihren vier Sätzen entspricht der traditionellen Symphonieform der Mozart-Beethoven-Zeit, wobei sie mit ihrem Schlußchor an Beethovens „Neunte“ zu appellieren scheint. Allein bei näherer Beschauung ergibt sich durch ihre Idee und ihren inneren Ausbau, daß die Satzeinteilung trotz der Gleichheit keine prinzipielle zu Gunsten der Form oder aus Gründen historischer Rücksicht, sondern aus dem poetischen Stoff, aus innerster Notwendigkeit hervorgegangen ist. Keiner der Sätze steht in seiner inneren Struktur auf historisch-formellem Boden. Die Bearbeitung und Durchführung der Themen, desgleichen die Reprisen der Satzteile, vollziehen sich streng logisch, doch als poetische Evolutionen nach den Gesetzen psychologischer Wahrheit. Nach dieser Seite hin war Liszt realistisch. Ebenso trägt der dritte Satz (Mephisto), welchen die Kritik häufig als Scherzo demonstriert, nichts von den historischen und formellen Voraussetzungen der Scherzoform der Symphonie in sich, wie sich aus einem Vergleich mit den gesamten Scherzi der Symphonien, Quartette und Sonaten Beethovens einerseits und anderseits aus Richard Wagners Definition der geschichtlichen Aufgabe dieser aus dem Tanz hervor geblühten Form ergibt. Und endlich: was die Gleichheit mit der Chorsymphonie Beethovens betrifft, so ist auch sie eine nur ganz allgemeine, äußerliche und besteht darin, daß Liszt nach Beethovens Vorgang sein Werk ebenfalls mit einem Chore abschließt. Die innere Bestimmung der beiden Chöre in Bezug auf das ganze Werk, weicht durch vollständig verschiedene Ausgangs- und Zielpunkte von einander ab. Beethovens Chor ist kein Abschluß der vorhergegangenen symphonischen Sätze, mit denen er in keinem Zusammenhang, sondern nur im Anschluß steht. Er war ein Notschrei des Musikgenius, der über die Grenzen der Lyrik hinaus, dem Drama entgegenruft, wie die kunstphilosophische Deutung, ebenfalls Richard Wagners, es dargelegt hat. Liszts Schlußchor der »Faust«-Symphonie hingegen hat musikalisch – thematisch in den ihm vorausgegangenen symphonischen Sätzen, speziell im Gretchen-Satz, seine organischen Voraussetzuugen, und schließt nach Seite der poetischen Idee als Schlußgedanke die Symphonie ab. Ohne diesen Chor wäre Liszts Symphonie eine Zusammenstellung von musikalischen Faust-Bildern gewesen, ähnlich wie wir solche auf nicht-musikalischem Gebiet von Kaulbach, Kreling und Andere besitzen, aber keine Wiedergabe des lyrischen Gehaltes der Idee der Goethe’schen „Faust“-Dichtung. Gerade diesen Punkt empfand der Meister sehr scharf. Als er das Werk im Dezember 1854 beendet hatte, umfaßte es nur die drei Instrumentalsätze. Nach einer Revision im Frühjahr 1857 komponierte er erst den Schlußchor. Die „Faust“-Symphonie ist, wie jedes Meistergebilde eines Meisters, eine Urschöpfung, die nur mit sich vergleichbar ist. Das gilt bezüglich ihrer als einer Idee, welche eine neue Gattung in der Symphonieordnung zum Leben ruft: die Gattung, welche das Drama in die Tonlyrik hineinsetzt, oder auch, diese zum Drama befähigt, – das gilt bezüglich ihrer als einer Form, deren stoffliche Durchdringung mittels der inneren thematischen Ausgestaltung – die Eingebung des Genius – jene Idee verwirklicht. Der erste Satz stellt Faust dar. Fünf Hauptthemen, von denen jedes Träger einer Charaktereigenschaft, eines bestimmten Gefühlszustandes, oder einer sich in den Willen ergießenden Gefühlsstrebung ist (wie bei „Prometheus“), bringen, als Grundzüge des Gesamtwesens Fausts, dieses zum Ausdruck. Die Einleitung, eine Dissonanzkette, ist von unbeschreiblicher Kühnheit der Erfindung und von schärfster Prägnanz: Die übermäßige Dreiklangsfolge (Ia) – das erste derartige. Beispiel in allen Tonwerken der Zeiten – stellt uns gleich mit ihren ersten drei Tönen wie mit einem Schlag hinein in das zweispaltige Wesen Fausts. Sie ist der tragische Wurf seines Geschickes – so tief, so wahrhaftig aus dem Innersten der Faustnatur herausgetragen, wie nur die glücklichsten Eingebungen des Genius es vermögen. Das Gewicht fällt hier auf die Dissonanz. Sie ist die Urquelle der Tragik. So wie Byron in seinem »Kain« diesen als Vater des Gedankens zeichnet, so beweist sich die Dissonanz als Mutter der Tragödie. Die Dissonanz, auf welcher Faust sich bewegt, hätte nicht durch jede und nicht durch jeden dissonierenden Akkord zum Ausdruck kommen können. Wie Goethes „Faust“-Tragödie ihre Voraussetzung in dem „Prolog im Himmel“, so hat auch diese Dissonanz ihre Voraussetzung in dem edeln, den höchsten Zielen zustrebenden, noch bruchlosen Wesen Fausts, das bei allen Wandlungen nicht allein sichtbar bleibt, sondern auch der Ausgangspunkt zur Zweispaltigkeit seines Wesens wird. Musikalisch – das hat Liszts Faust-Thema wie die Lösung eines vordem kaum geahnten Problems zur Evidenz erschlossen – kann eine solche Voraussetzung nur in dem konsonierenden Dreiklang liegen, dessen reines Intervall, die Quinte, zum übermäßigen getrieben, den Urgrund sichtbar läßt und doch als übermäßiger Dreiklang das tragische Element einschließt…“

Karl der Hammer, unser Retter des Abendlandes

Karl der Hammer ist heute 741 heimgegangen. Nicht immer greifen die dunklen Mächte von Osten an, manchmal schleichen sich diese nämlich auch von Westen her an. So ist es zumindest zu Zeiten Karls des Hammers gewesen. Im Jahre 711 hatten die Sarazenen das Westgotenreich in Spanien niedergeworfen und strömten nun über die Pyrenäen nach Gallien, um auch unser Frankenreich zu zerstören. Wäre ihnen dies gelungen, so wäre es wohl um unsere deutsche Nation und um das Abendland überhaupt geschehen gewesen. Denn das unsere Stämme der Sachsen, Bayern, Thüringer und Friesen den Arabern siegreich getrotzt hätten, nachdem diese das mächtige Frankenreich überwältigt hatten, muß zumindest als zweifelhaft gelten. So aber zerschlug Karl der Hammer 732 bei Tours und Poitiers den Traum der Muselmanen von der Weltherrschaft und verschaffte damit auch den Trümmern der Goten in Spanien etwas Luft. Diese konnten sich in Nordspanien festsetzen und sich von dort aus an die mühsame Rückeroberung ihres Reiches machen… https://www.youtube.com/watch?v=GU7qgwI9fTw Bei unserem Barden Friedrich Adolf Maercker im Trauerspiel „Karl Martell“ hat unser Hausmeier nun seine liebe Mühe mit dem merowingischen Schattenkönig:

„Renatus.

Im Krieg‘ und Frieden zeigtest du der Welt,

Daß deines Rechtes Buch das Schwert geschrieben;

Doch nicht an Christi Gut darfst du es wagen

Die Hand zu legen, nimmer darfst die Kirche

Unheilig du beflecken durch Gewalt.

Erhalt, o König, ihr der Väter Gaben

Und aller Frommen Dank- und Glaubensopfer,

Der König.

Erleucht‘ uns, Gott, durch deiner Gnade Licht,

Nun wir des Rechtes Wag‘ in Händen halten;

Denn allzu schwer ist, was uns auferlegt;

Doch fiel der Spruch, gib unsrem Worte Kraft.

Karl, welche Beute hat das Heer gemacht?

Was wurde für den Feldherrn ausgewählt,

Und welchen Anteil gabst du deinen Kriegern?

Karl.

Willst du den tapfren Männern das verkümmern,

Was teuer sie mit ihrem Blut‘ erkauft?

Leudard.

Vor denen sollen hier wir Rechnung legen,

Die sich verkrochen, während wir gekämpft?

Wilibald.

Der Frieden rechnet anders als der Krieg.

Der König.

Wir wollen laut vor Gottes Angesicht

Bezeugen, daß wir nicht mit Worten nur,

Nein tief im Herzen und in jedem Werke

Der Kirche dienen als ein christlich Volk,

Und so bestimm‘ ich, daß im ganzen Heere

Die Krieger Rechnung legen von der Beute

Und, Mann für Mann, ein Kleinod jeder wähle

Das er der Jungfrau weiht und dem Altar.

Wir wollen uns den Völkern offenbaren

Und zeigen, daß nicht Eigensucht uns lenkt;

Nicht für der Erde Gitter kämpfen wir.

Renatus.

Gerechter König, Gott erhörte dich.

Hunold.

So kehrt der Geist der Ordnung uns zurück.

Karl.

Was ich als Feldherr gut und recht geheißen/

So lang‘ ich jedes Kriegers Kraft bedurft,

Das lass‘ ich jetzt nicht schelten noch vernichten.

Was ich getan, das bleibt zu Recht bestehn,

Wie könnt‘ ich Männer je so schwer verletzen,

Daß ich sie rufe, wenn Gefahr uns droht,

Und nach dem Sturm großmütig wieder raube/

Was ihnen Mut und Tapferkeit gewann?

Der König.

Wenn Türm‘ und Kirchen noch dem späten Enkel

Verkünden, daß als Christen wir gelebt,

Das wär‘ ein schönes Denkmal dieser Zeit.

Doch laßt den Streit bis morgen uns vertagen,

Die Nacht besänftigt euren Geist gewiß. –

Nah‘, Odilo, jetzt unsres Thrones Stufen.

Dein Vater Hucbert ließ dir Bayerns Herrschaft:

So schwör‘ uns Treue, wie auch er getan,

Und Frankreichs Schuh sei dir, wie sonst, gewährt.

Odilo.

Ein milder Fürst willst du dem Reiche sein

Und stets gerecht für alle. Laß mich denn

Nach Haufe ziehn und meines Landes walten,

Wie der Vertrag ausdrücklich mir verheißt,

Den Karl in deinem Namen abgeschlossen,

Als deiner Herrschaft willig wir gehuldigt.

Der König.

Was unter meinem Siegel ward verheißen,

Will treulich ich erfüllen und der Welt

Ein Zeugnis geben, daß ich selbst mich achte

Und jedem halte, was ich ihm verprach.

Karl.

Mit meinem Willen zieht er nicht von hinnen:

Zu wenig sind der Bayern wir gewiß.

Nur eines Funkens würd‘ es dort bedürfen,

Jenseit des Rheins, und alles steht in Flammen,

Daß wir des eignen Reichs nicht sicher sind.

Du bleibst, wenn dir dein Leben etwas gilt.

Odilo.

Mir gilt die Ehre!

Maurontus.

Achtet so dein Zorn

Das Wort des Königs, das du selbst verpfändet?

Karl.

Wollt ihr dem Aufruhr frei die Arme lassen,

Ihn gar noch schüren? Nimmer duld‘ ich das.

Hunold.

Der König wird sich als den Herrn erweisen.

Der König.

So lang ich dieses Thrones Sitz behaupte,

Soll deine Heimkehr dir gesichert sein.

Bleib‘ in der Treue deines Königs stets,

Odilo.

Ich huld’ge deiner Herrschaft wie mein Vater.

Hunold.

Heil dir, o König, für des Willens Stärke!

Der König.

Auf, ihr Getreuen, folgt mir durch das Lager,

Daß wir uns freun des Friedens meiner Völker

Und weilen dann bei Kampf- und Ringespiel:

Der Völker Eintracht sühnt auch ihre Häupter…“

Angelika Kauffmann

Für Freunde der klassizistischen Malerei ist heute ein Freudentag. Denn unsere Angelika Kauffmann hat heute Geburtstag. Deren Werke kann man geradezu die Verkörperung des Klassizismus nennen. Womit natürlich die Anlehnung an die Kunst der alten Griechen und Römer gemeint ist. Geboren wurde unsere Angelika Kauffmann 1741 in Chur. Bei ihrem Vater erlernte sie die Malerei und ihre Reisen führten sie nach England und Italien. In der ewigen Stadt Rom fand sie schließlich ihre Heimstatt. Dort besuchte sie auch unser Dichterfürst Goethe und manches andere hohe Tier. Nachzulesen gibt es das Leben und Schaffen unserer Künstlerin bei Eduard Engels in „Angelika Kauffmann“: https://archive.org/details/bub_gb_DI05AAAAMAAJ

„Und nun stelle man sich das arme verflogene, verzärtelte Rokoko-Vögelchen Angelika vor, wie es bei seiner Ankunft in Rom in den Bereich dieses nordischen Stoßvogels und seines Foliantenturmes eindrang! Anfangs wollte es nach seiner bisherigen Art fortfahren, an den delikaten Südfrüchten der italienischen Hochrenaissance herumzupicken und sich jetzt besonders an Raphael und Michelangelo gütlich tun. Kaum aber hatte es mit dieser zierlichen Arbeit begonnen, so drang der Ruf des neuen Propheten an sein Ohr und wiederholte sich so oft und so eindringlich, daß der Hüter des Vögelchens, der alte, geschäftige Impresario Kauffmann, notwendig auf Kundschaft ausziehen mußte. Arme Angelika! Es stellte sich heraus, daß sie wieder einmal auf dem unrechten Wege herumgeirrt war. Die Kunst des Vaters, die alten Italiener, das Rokokopastell, abermals die Italiener, das waren eigentlich schon Etappen genug für eine kaum zweiundzwanzigjährige Malerin, und jetzt sollte auch noch eine ganz neue, bisher nicht einmal der Möglichkeit nach geahnte, die antike, beginnen! Wenn das so weiter ging, war der letzte Rest von persönlicher Eigenart verwischt, bevor er unter den wechselnden Maskeraden auch nur zum Vorschein zu kommen Gelegenheit gehabt hatte! Aber Angelika fühlte guten Mut in sich. Naturen ohne starkes Eigengesetz pflegen in einer ungewöhnlichen Opferwilligkeit Ersatz für das zu suchen, was anderen eine starke Begehrlichkeit leistet. Der zartbesaiteten Angelika bereitete es eine ordentliche Wollust, sich der hohen, der heiligen Göttin, der sie diente, so recht von Herzen aufzuopfern. Je schwerer das Opfer, war, um so heller loderte ihre Begeisterung empor. Was aber hätte dem zierlichen, empfindsamen Mädchen schwieriger werden können, als das Eindringen in den hohen und kühlen Geist der Antike? Für sie waren „Einfalt und stille Größe“ keineswegs etwas so Natürliches, wie für den mannhaften, lapidaren Nordländer Winckelmann. Ihrem Wesen sagte das Geputzte und Geschnörkelte, das Gefühlvolle und Neckische weit besser als das Erhabene und Einfache zu. Ihre empfindsamen Nerven erbebten, sobald sie dem steinernen Gast, der nach zweitausendjährigem Schlummer aus dem Grabe stieg, ihr Rokoko-Knixlein zu machen versuchte. In einem Punkte freilich war Angelika die Winckelmannsche Kunstweise sehr willkommen: in ihrer Abkehr von dem unmittelbaren Leben der Zeit. Niemals hatte sie ein Bedürfnis gefühlt, die Natur zu studieren, immer hatte sie mit der Wirklichkeit durch die Vermittlung von Kunsterzeugnissen verkehrt. Ihr vorzugsweise nach innen gekehrtes Sinnen und Trachten fürchtete sich vor der Berührung mit den realen Dingen der Außenwelt, und ihre Phantasie entfaltete sich um so freier, je näher die Gegenstände, mit denen sie spielte, der Traumwelt lagen. Die Antike aber war die fernste Provinz der Traumwelt, in die ein lebensscheuer Geist damals flüchten konnte. Je weniger man von ihrer wahren Beschaffenheit noch wußte, um so anmutiger konnte man sich in ihr ergehen. Selbst Winckelmann kannte noch kaum eine einzige echte Arbeit des von ihm so vergötterten Griechenlands. Wie eine Mücke um das Licht kreiste Angelika um die Sphären des nordischen Wundermanns. Endlich lernte sie ihn von Angesicht zu Angesicht kennen. Er behandelte sie sehr von oben herab, aber ihr Mädchenherz pochte vor Bewunderung. Was war das für ein Mann! War er eigentlich nicht der erste, der ihr gegenüber getreten? Hatten nicht alle anderen sie mit faden Schmeicheleien umgeben? Hatte sie von einem einzigen wirkliche Förderung in ihrem ratlosen Suchen erfahren? Wahrhaftig, hier konnte sie zum erstenmal etwas von einem lebendigen Menschen, nicht von geheimnisvoll schweigsamen Kunstwerken Verstorbener lernen! Was alles dieser Gewaltige wußte! Wie prachtvoll er alles Schaffen der zeitgenössischen Künstler verachtete! Wie er glühte in seinem heiligen Feuer! – Der Glaube, den er predigte, mußte ja der richtige sein, denn so wie er konnte nur ein wirklich gottbegnadeter Seher orakeln. Angelika schwur sich hoch und teuerlich zu Winckelmanns Jüngerschaft. Sie war so berauscht von dem neuen Kunstevangelium, daß sie weder damals noch später merkte, wie wenig sie im Grunde ihr Rokoko – Lärvchen abzulegen vermochte. Auch Winckelmann selbst merkte das nicht – er hatte es ja auch bei dem „großen“ Mengs nicht bemerkt. Zum Zeichen seiner Huld gestattete er der jungen Proselytin, sein Bildnis zu malen…“

Die Schlacht von Karfreit (Zwölfte Isonzoschlacht)

Bei Karfreit traf die Italiener 1917 endlich die Strafe des Bündnisbruches im Vierjährigen Krieg. Um unserer Ostmark einige Grenzstreifen zu entreißen, verbündeten sich die Italiener 1915 mit der Ententante und rannten in elf großen Schlachten gegen den Isonzo an. In der letzten Schlacht machten sie dabei so große Fortschritte, daß der Zusammenbruch der ostmärkischen Front zu befürchten stand. Unser Feldherrenzweigespann Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff zogen daher bedeutende Verbände aus unserer Westfront, formierten diese zu unserer XIV. Armee und beauftragten mit deren Führung unseren General Otto von Below, einen der Mitkämpfer von Tannenberg. Bei Karfreit reichte unser General von Below seinen Lehrmeistern dann auch das Wasser. Denn mit nur 400,000 Recken und 3300 Feldgeschützen vermochte er eine italienische Übermacht von sage und schreibe 850,000 Kriegsknechten und 3600 Geschützen wahrhaft vernichtend zu schlagen. An Toten, Verwundeten und Gefangenen verloren die Italiener bei Karfreit gut und gerne 400,000 Mann und hatten noch einmal 300,000 Fahnenflüchtige und Versprengte. Erbeutet oder zerstört wurden bei Karfreit 3500 Geschütze, 1730 Mörser, 2900 Maschinengewehre und 300,000 Gewehre. Erst hinter der Piave konnten sie ihre Front wieder zum Stehen bringen und daß auch nur durch gallische und englische Verstärkungen. Unterstützt wurde unsere XIV. Armee bei Karfreit von der I., II. und X. österreichischen Armee. Mit einer Einbuße von 5000 Gefallenen hielten sich unsere Verluste durchaus im Rahmen. Besonders für die Abnutzungsschlachten des Vierjährigen Krieges. Das epische Metallmusiklied „Paschendale“ von Iron Maiden gibt es aber trotzdem. https://www.youtube.com/watch?v=Mx3UPfzGeN4 Und die Metallmusikfeinde können sich stattdessen Schillers nicht minder episches Reiterlied anhören: https://www.youtube.com/watch?v=EfY7R-GXh3g

Wohl auf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!

Ins Feld, in die Freiheit gezogen.

Im Felde, da ist der Mann noch was wert,

Da wird das Herz noch gewogen.

Da tritt kein anderer für ihn ein,

Auf sich selber steht er da ganz allein.

Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist,

Man sieht nur Herren und Knechte,

Die Falschheit herrschet, die Hinterlist,

Bei dem feigen Menschengeschlechte,

Der dem Tod ins Angesicht schauen kann,

Der Soldat allein, ist der freie Mann.

Des Lebens Ängsten, er wirft sie weg,

Hat nicht mehr zu fürchten, zu sorgen,

Er reitet dem Schicksal entgegen keck,

Triffts heute nicht, trifft es doch morgen,

Und trifft es morgen, so lasset uns heut

Noch schlürfen die Neige der köstlichen Zeit.

Von dem Himmel fällt ihm sein lustig Los,

Brauchts nicht mit Müh zu erstreben,

Der Fröner, der sucht in der Erde Schoß,

Da meint er den Schatz zu erheben,

Er gräbt und schaufelt, solang er lebt,

Und gräbt, bis er endlich sein Grab sich gräbt.

Der Reiter und sein geschwindes Roß,

Sie sind gefürchtete Gäste;

Es flimmern die Lampen im Hochzeitschloß,

Ungeladen kommt er zum Feste.

Er wirbt nicht lange, er zeiget nicht Gold,

Im Sturm erringt er den Minnesold.

Warum weint die Dirn und zergrämt sich schier?

Laß fahren dahin, laß fahren!

Er hat auf Erden kein bleibend Quartier,

Kann treue Lieb nicht bewahren.

Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort,

Seine Ruhe läßt er an keinem Ort.

Drum frisch, Kameraden, den Rappen gezäumt,

Die Brust im Gefechte gelüftet!

Die Jugend brauset, das Leben schäumt,

Frisch auf! eh der Geist noch verdüftet!

Und setzet ihr nicht das Leben ein,

Nie wird euch das Leben gewonnen sein.“

Vom Fortgang der Schlacht von Karfreit berichtet uns nun noch unser General Alfred Krauß in seinem Schlachtbericht namens Der Durchbruch von Flitsch“: http://www.stahlgewitter.com/erlebnisberichte/flitsch.htm

So war es aber an der ganzen Front ergangen. Auch weiter im Süden, wo die geringeren Geländeschwierigkeiten ein rascheres Vorgehen der Infanterie ermöglichten, gelang es nicht, eine Tagliamento-Brücke zu retten. Bei Codroipo, wo die Deutschen am heftigsten nachdrängten, sprengten die Italiener die großen Brücken so frühzeitig, daß Tausende von Italienern abgeschnitten der Gefangenschaft verfielen. Nun mühten sich die Truppen entlang dem ganzen Fluß, die hochangeschwollene Torrente zu überwinden. Sie versuchten, durch den Fluß zu kommen. Alle Mühe, den reißenden, in viele Arme geteilten Strom zu durchwaten und zu durchschwimmen, waren vergebens. Durch zwei, drei Arme kamen die Braven hindurch, am Hauptarm aber scheiterten alle Versuche, selbst der besten Schwimmer. Am 2. November morgens ging ich vor zur Eisenbahnbrücke von Cornino, um mir die Lage dort zu besehen. Die Brücke besteht aus zwei, durch eine Flußinsel getrennten Teilen. Die zur Insel führende Brücke war unserem vorstürmenden Detaschement brauchbar in die Hände gefallen. Dagegen war beim zweiten Brückenteil das etwa 20 Meter lange Mittelfeld derart an beiden Enden abgesprengt, daß die schwere Eisenkonstruktion zwischen den beiden Brückenpfeilern im Flusse lag. Die Brückendecke lag etwa ein bis zwei Meter über dem Wasserspiegel und etwa vier Meter unter der Brückenbahn. Die breiten oberen Träger der Eisenkonstruktion lagen etwa in gleicher Höhe mit der Brückenbahn, so daß geschickte, schwindelfreie Männer leicht auf diesen Eisenträgern über die Brücke hinwegkommen konnten. Es war daher sofort erkennbar, daß der Weg hinüber nur über die gesprengte Brücke ginge. Ich begab mich sogleich zum Divisionskommando und gab dort den Befehl, die vergeblichen Versuche, durch den Fluß zu kommen, aufzugeben, und die Brücke für den Übergang zu benützen. Dem Divisionskommando wurde starke Artillerie zur Verfügung gestellt, die ganze Durchführung besprochen und sechs Uhr abends des 2. November als Zeitpunkt für den Infanterieangriff bestimmt. Der Plan für den Angriff wurde nach diesen Weisungen vom Divisionär Generalmajor Felix Prinz Schwarzenberg und vom Brigadier Oberst Graf Zedtwitz so gut entworfen und die Unternehmung von Hauptmann Redl und vom IV. Bataillon des bosnisch-herzegowinischen Infanterieregiments IV so prachtvoll durchgeführt, daß am Abend des 2. November die Brücke genommen und das westliche Tagliamentoufer gewonnen war. Die stürmende Infanterie war auf Leitern hinab auf das im Fluß liegende Brückenfeld und von dort wieder auf Leitern auf die Brücke am Westufer gestiegen. Der erste Stoß warf die Italiener aus der Brückenschanze. Die im Laufe der Nacht und des 3. November folgenden Truppen der LV. Division drängten die Italiener immer weiter zurück und säuberten das rechte Ufer des Tagliamento bei Pinzano, so daß auch dort mit der Herstellung der Brücke begonnen werden konnte. Die Eisenbahnbrücke bei Cornino wurde für den Fuhrwerksverkehr hergerichtet, ohne den Übergang der Truppen zu unterbrechen. Am 4. mittags wurde die Brücke fertig; eine Senkung des abgesprengten Brückenfeldes stellte aber die ganze Arbeit in Frage. Erst am 5. konnte der Schaden behoben werden. Am 4. November früh ging ein Jägerbataillon der Gruppe Stein als erste deutsche Truppe über unsere Brücke. Das Bataillon sollte den Schutz des Brückenbaues bei Pinzano auf dem westlichen Tagliamentoufer besorgen. Diese Brücke wurde am 4. nachmittags fertig, so daß der LV. Division, die bisher ohne Artillerie geblieben war, die nötigste Artillerie nachgesendet werden konnte. Mit dem Übergange der LV. Division bei Cornino war die italienische Tagliamentofront gebrochen. Unsere Truppen stürmten nun von neuem in der italienischen Tiefebene nach Westen vor. Neue Heldentaten an rastlosem, tatkräftigem Vordrängen wurden von allen deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen geleistet. So erbrachten diese Truppen den Beweis, daß sie auch zu Beginn des 4. Kriegsjahres eine unvergleichliche Stoßkraft besessen haben. Der Durchbruch bei Tolmein-Flitsch konnte nur gelingen, wenn er so energisch in einem Zuge erzwungen wurde, wie es tatsächlich geschehen und gelungen ist. Wurde der Durchbruch so geführt, dann lag nach Gewinnung der Ebene durch den rechten Flügel der Isonzofront (14. Armee) der Gedanke nahe, durch sein Einschwenken nach links den bei Görz stehenden rechten Flügel der Italiener – die starke 3. Armee – an die Meeresküste zu drängen und ihr den Rückzug abzuschneiden. Gelang dies durch Gewinnung der Brücken am unteren Tagliamento (bei Codroipo und Latisana), dann konnten schwache dorthin geworfene Heereskörper der ganzen 3. italienischen Armee den Rückzug verlegen…“

Kaiser Heinrich III.

Unser alter deutscher Kaiser Heinrich III. – der unser altes Reich von 1039 bis 1056 regiert hat – hat heute Geburtstag und bekommt daher von mir als Ständchen das Kaiserlied der Hohenzollern – „Heil die im Siegeskranz“ genannt: https://www.youtube.com/watch?v=K-9UERP6Umw Früher gab es ja die schöne Unsitte, daß man zum Geburtstag der hohen Tiere ein Gedicht aufgesagt hat und so will ich für unseren alten Kaiser Heinrich (1016 ist er nämlich geboren) diese wiederbeleben und ihm das besinnlich-schwermütige Gedicht „Einst und jetzt“ von unserem Walter von der Vogelweise aufsagen (so ein kaiserlicher Geburtstag muß schon ein wenig ernst und feierlich sein):

„O Weh! Wohin entschwunden ist mir doch Jahr um Jahr?

War nur ein Traum mein Leben? Ach, oder ist es wahr?

Was ich als wirklich wähnte, wars nur ein Traumgesicht?

So hätt ich denn geschlafen und wüßt es selber nicht?

Nun bin ich wach geworden und mir blieb unbekannt,

Was mir zuvor vertraut war wie diese jener Hand.

Und Leut und Land, darin ich von Kindheit an erzogen,

Sind mir so fremd geworden, als war es schier erlogen.

Die mir Gespielen waren, sind heute träg und alt,

Umbrochen ist der Acker, geforstet ist der Wald.

Wenn nicht genau wie einstmals noch heut das Wasser flösse,

Fürwahr, ich wähnte wirklich, daß Unglück mich umschlösse.

Mich grüßet lauwarm mancher, der sonst mich gut gekannt,

Die Welt ist voller Ungnad und fiel aus Rand und Band.

Mit Schmerz denk ich an manchen so wonnevollen Tag,

Der spurlos mir zerronnen als wie ins Meer ein Schlag:

Für Ewigkeit, o weh!

O weh, wie sich gehaben die jungen Leute nun,

Wie sind sie voller Kleinmut und wie verzagt sie tun!

Sie wissen nur von Sorgen, doch warum tun sie so?

Wohin den Blick ich wende, ich sehe keinen froh.

Das Tanzen, Lachen, Singen verging in Not und Leid,

Nie hört ich Christen klagen ob solcher Jammerzeit.

Seht an den Schmuck der Frauen, der einst so zierlich stand,

Selbst stolze Ritter tragen ein bäurisches Gewand.

Jüngst sind uns Unglücksbriefe von Rom zuhand gekommen:

Man gab uns Recht auf Trauern, die Freude ward genommen.

Nun schmerzt michs tief – wir lebten dereinst so freudenvoll –

Daß ich mein lustig Lachen in Tränen tauschen soll.

Die Vögel unterm Himmel betrübt selbst unsre Not:

Was Wunder, wenns mich selber betrübt bis in den Tod?

Ich dummer Mann, was sprech ich im Zorn manch unnütz Wort?

Wer Erdenwonnen nachgeht, verscherzt die andern dort

Für Ewigkeit, o weh!

O weh, man hat vergiftet uns mit der Süßigkeit,

Im Honig seh ich schweben die Galle allezeit.

Die Welt ist außen lieblich, ist weiß und grün und rot,

Doch innen schwarz von Farbe und finster wie der Tod.

Wen sie verführt, verleitet, der suche Trost und Heil,

Ihm wird für kleine Buße Verzeihung noch zuteil.

Daran gedenkt, o Ritter, auf daß es euch gelinge,

Ihr tragt die hellen Helme, tragt Panzer, Kettenringe,

Dazu den Schild, den festen, und das geweihte Schwert;

Wollt Gott, ich selber wäre solch eines Sieges wert!

So wollt ich armer Sünder verdienen reichen Sold,

Nicht mein ich Hufen Landes, nicht mein ich Fürstengold:

Des ewgen Lebens Krone, die wollt ich selig tragen,

Die leicht ein Söldner könnte mit seinem Speer erjagen.

Könnt ich die selge Reise doch wagen über See,

So wollt ich jubelnd singen und nimmermehr o weh –

Für ewig nicht, o weh!“

Bei unserem Geschichtsschreiber Friedrich Kohlrausch („Bildnisse der deutschen Könige und Kaiser“) lese ich ein Stückchen weiter; unter anderem setzen sich die Normannen segnend und brennend in Süditalien fest: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016311_00005.html

„Papst Leo IX. hat noch gegen das Ende seines Lebens die Normannen in Unteritalien in ein Verhältnis zu dem römischen Stuhle gebracht, welches von wichtigen Folgen für die Geschichte Italiens und auch für die unseres Vaterlandes geworden ist. Wir wissen, daß eine geringe Zahl von Normannen aus der französischen Landschaft Normandie zuerst als Abenteurer nach Unteritalien gekommen war und sich dort festgesetzt hatte. Sie wurden von den deutschen Kaisern, auch in den Kriegen gegen die Griechen gebraucht. Bald erlaubten sie sich aber harte Bedrückungen gegen die Einwohner; es zogen immer mehr Scharen aus Frankreich nach, und bittere Klagen kamen an den Papst Leo, besonders da sie ihre Räubereien auch aus die Güter der römischen Kirche in Apulien und Calabrien ausdehnten. Sie hörten nicht aus des Papstes Ermahnungen und verachteten selbst seinen Bann. Da faßte Leo den Gedanken, sie mit Gewalt der Waffen zu züchtigen; er erhielt einige Hilfe von Deutschland und auch von Seiten des griechischen Kaisers und rückte gegen die Normannen vor. Bei Civitella kam es im Jahre 1053 zur Schlacht; aber die Normannen, wenn auch gering an Zahl, schlugen unter ihren tapfern Anführern Humfred und Robert Guiskard, Söhnen des Grasen Tankred von Hauteville, – dieses Heldengeschlecht hatte sich dort festgesetzt, – die päpstlichen Scharen und nahmen den Papst selbst gefangen. Doch wirkte sein Ehrfurcht gebietendes Wesen so stark aus die rohen Gemüter, daß sie sich vor ihm niederwarfen und um seinen Segen flehten. Er schloß mit ihnen Frieden und sie gaben alle ihre Besitzungen in Apulien, Calabrien und Sizilien, auch die, welche sie noch erwerben würden, zu Lehen der römischen Kirche. So wurden die Normannen Lehnsträger des päpstlichen Stuhles und haben demselben manche wichtige Hülse gewährt. Bald daraus starb der Papst Leo, und Hildebrand, dem es noch nicht Zeit schien, selbst Papst zu werden, der aber gern die gute Stimmung des Kaisers für die päpstliche Macht erhalten wollte, ging selbst nach Deutschland, um dort einen deutschen Papst zu suchen; und wirklich ersah Heinrich den sehr tüchtigen und erfahrenen Bischof Gebhard von Eichstätt, einen seiner Vertrauten, zu dem hohen Amte, obwohl er ihn sehr ungern als Ratgeber in seinen eignen Geschäften verlor. Gebhard ging nach Rom, wo er 1055 zum Papste geweihet wurde und den Namen Viktor II. annahm. Er setzte das Werk seines Vorgängers fort; die päpstliche Gewalt erstarkte immer mehr; ja Viktor konnte schon, statt selbst umher zu reisen, seine Legaten senden, um die kirchliche Ordnung überall zu handhaben. Als solchen schickte er zum Beispiel gleich in demselben Jahre den Hildebrand nach Burgund, welcher aus einer Synode zu Lyon sechs Bischöfe, die wegen verschiedener Verbrechen angeklagt waren, ihres Amtes entsetzte. Welchen Aufschwung hatte doch das Papsttum in weniger als einem Jahrzehnt durch diese ernsten deutschen Männer genommen, welche ihre Gewalt im rechten Sinne anwendeten, die Besserung der Welt mehr im Auge hatten, als ihre eigne Ehre, und dabei in Eintracht mit der höchsten weltlichen Macht handelten! Und wie groß muß das Bedürfnis der Zeit und das Verlangen der Menschen nach einer strengeren Zucht in der Kirche gewesen sein, daß die öffentliche Meinung die kühnen Schritte der Päpste so willig unterstützte und jeden Widerstand entkräftete! Wenn wir den Kaiser Heinrich in diesen wichtigen Entwicklungen, zu welchen er so wesentlich mitgewirkt, als einen frommen, christlichen Mann kennen gelernt haben, so müssen wir deshalb nicht glauben, sein Geist sei in dieser Richtung beengt und einseitig besangen gewesen. Er war vielmehr ebenfalls ein Freund der Wissenschaft und der Bildung überhaupt. Gelehrte, kenntnisreiche Männer waren ihm wert; Unterrichtsanstalten, die etwas Tüchtiges leisteten, konnten aus seinen Schutz rechnen. Der Kaplan seines Vaters, Wippo, ein durch die klassischen Dichter der Römer gebildeter Mann, schrieb die Geschichte Konrads II. in einem Style, der nicht ohne Anmut ist, und widmete sein Werk Heinrich III., der ihn wert hielt. Als die blühendsten Schulen zu Heinrichs Zeit werden die zu Lüttich, Lobbes, Gemblour, Fulda, Reichenau und andere genannt. An der Spitze von allen stand aber die Schule des Klosters Sankt Gallen, welches wir schon mehrmals zu nennen Gelegenheit gehabt haben. Hier wurde Lateinisch und Griechisch nach den berühmtesten Grammatiken gelehrt, es wurden Homer, Sophokles, Platon, Cicero, Horaz, Birgit, Terenz, Livius, Sallustius, Quintilian und andere Klassiker gelesen; hier verfertigte Notker Labeo griechische Verse, übersetzte die Psalmen in das Deutsche; hier gebrauchte man schon den Tubus und das Astrolabium und verfertigte einen Himmelsglobus. In dieser Schule erhielt auch, nach einigen Nachrichten, einer der ausgezeichnetsten Gelehrten seiner Zeit seine erste Bildung, Hermann, Sohn des Grafen Wolfhard in Schwaben, (geboren 1013, gestorben 1054,) Mönch in dem, ebenfalls durch seine treffliche Schule berühmten, Kloster Reichenau. Er wird gewöhnlich Hermannus Contractus genannt, weil er von Jugend aus gelähmt war, ganz gekrümmt saß und in einem Tragsessel von einem Orte zum andern gebracht werden mußte. Seine Sprache war schwer und fast unverständlich, auch das Schreiben war ihm sehr beschwerlich; aber sein Geist besaß so außerordentliche Fähigkeit und Spannkraft, daß er die schwierigsten Studien vollbrachte, viele Sprachen, selbst die arabische, die ihm zu seinem Lieblingsstudium, der Astronomie, nützlich war, erlernte und dabei ein vom fernen Auslande her besuchter Lehrer wurde. Wie reich muß sein Vortrag an wahrem Inhalte, wie erweckend für die Geister gewesen sein, wenn er die Schüler, die sich erst schwer an seine Sprache gewöhnen mußten, so zu fesseln vermochte! Außer der sehr brauchbaren Chronik, die zu den besten Quellen der Geschichte jener Zeit gehört, und einer Geschichte Konrads II. und Heinrichs III. in Versen, die leider verloren ist, schrieb er auch über Geometrie, über astronomische Instrumente, berechnete für jede Stunde des Tages und der Nacht die Erleuchtung des Mondes durch die Sonne…“

Feldmarschall August Neidhardt von Gneisenau

Ein großer deutscher Held hat heute Geburtstag: August Neidhardt von Gneisenau – der Verteidiger von Kolberg, Mitarbeiter Scharnhorsts (bei der preußischen Heeresreform) und Generalstabschef Blüchers in den Befreiungskriegen gegen Napoleon. Die Siege von Katzbach, Leipzig, Laon und Belle-Alliance sind im wesentlichen sein Werk. Geboren wurde er 1760 in Schildau im Sachsenland und stand seit 1785 in preußischen Diensten. Die Wacht am Rhein muß zum Geburtstag unseres Gneisenaus einfach sein: https://www.youtube.com/watch?v=oKkRS4rL6Pw

„Es braust ein Ruf wie Donnerhall,

wie Schwertgeklirr und Wogenprall:

Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!

Wer will des Stromes Hüter sein?

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Durch Hunderttausend zuckt es schnell,

und aller Augen blitzen hell:

der deutsche Jüngling, fromm und stark,

beschirmt die heilige Landesmark.

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Er blickt hinauf in Himmelsauen,

wo Heldengeister niederschaun,

und schwört mit stolzer Kampfeslust:

„Du, Rhein, bleibst deutsch wie meine Brust!“

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

„Und ob mein Herz im Tode bricht,

wirst du doch drum ein Welscher nicht.

Reich wie an Wasser deine Flut

ist Deutschland ja an Heldenblut.“

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

„So lang ein Tropfen Blut noch glüht,

noch eine Faust den Degen zieht,

und noch ein Arm die Büchse spannt,

betritt kein Feind hier deinen Strand.“

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Der Schwur erschallt, die Woge rinnt,

die Fahnen flattern hoch im Wind:

Zum Rhein, zum Rhein, am deutschen Rhein!

Wir alle wollen Hüter sein!

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

So führe uns, du bist bewährt;

In Gottvertrauen greif’ zu dem Schwert,

Hoch Wilhelm! Nieder mit der Brut!

Und tilg‘ die Schmach mit Feindesblut!

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!“

Lesen wir nun noch, zur Feier des Tages, einen Brief Gneisenaus zur strategischen Lage bei der Wiederaufnahme des Kampfes gegen Napoleon im Sommer 1813: https://archive.org/details/gneisenaueineau00capegoog

„Der Krieg ist wieder begonnen, und die ersten Schüsse sind bereits gefallen. Ein Detachement, das die Feinde auf das neutrale Gebiet geschickt haben, um Requisitionen zu machen, hat der Blücherschen Armee das Recht gegeben, vorzurücken. Selbige steht heute bei Striegau und die Avantgarde hinter hiesigem Ort. Alle Anstalten des Feindes deuten auf dessen Rückzug: die unsrigen werden gemacht, ihm das Geleite zu geben. Will das Glück uns wohl, so sollen Sie nächstens von uns hören. Seit 20 Jahren sind unter den gegen Frankreich verbündeten Mächten dumme Streiche gemacht worden; der dümmste von allen war der seitherige Waffenstillstand. Was indessen während desselben von uns geschehen ist, gibt uns die Mittel, diesen groben Fehler zu verbessern. Wir haben eine große Macht aufgestellt. 270,000 Mann stehen jetzt an preußischen Truppen unter den Waffen, und wenn die anderen Provinzen auf gleiche Weise angestrengt werden als Schlesien, so können wir nächstens über 300,000 Kombattanten zählen. Unsere Anstrengungen und unser Mut stellen uns demnach den großen europäischen Mächten gleich, und Gott gebe, daß unsere Einsicht und Ausdauer uns die mühsam erklommene Höhe sicheren. Es ist seitdem manches in Berlin geschehen, was ich nicht billige, und eine offenbar schlechte Partei hat einen kurzen Sieg erhalten. Leute mit bösem Gewissen sehen Gespenster, und es ist kein Wunder, daß solche Bösewichter die Verachtung, womit rechtliche Leute sie behandeln, für revolutionäre Gesinnung ausschreien. Man muß ihnen die Ruhe des guten Gewissens entgegensetzen. Die Zeit wird alles läutern. Der Staatskanzler, der sein Ohr in diesem Augenblick dieser Partei geliehen hat, wird sicherlich von seinem Irrtum zurückkommen. Überhaupt ist jetzt nicht die Zeit, mit häuslichen Streitigkeiten sich abzugeben, während der Feind noch einige Zimmer des väterlichen Hauses inne hat, aus denen die Familie ihn treiben muß. Haben wir das Haus gereinigt, dann wollen wir das Gesindel nicht verfolgen, aber wohl herzlich verachten. Dieses ist ihnen empfindlicher als jenes. Nun lassen Sie mich ein Wort über Ihre Anstellung bei mir reden. Der König hat sich tadelnd ausgelassen über einige in das Hauptquartier gezogene Individuen des Militärstandes. Ich hätte daher gern gesehen, daß Ihr Freund S. in das Hoflager zu Landeck gegangen wäre, um mit A. über diese Anstellung zu reden und selbige dort einzuleiten. Der König hat uns die Stellen im Hauptquartier so karg zugemessen, daß wir nicht wissen, wie wir die Arbeiten bestreiten sollen. Der General Rauch und ich haben daher eine Vorstellung an den König eingegeben und um Vermehrung des Personals gebeten. Eine Antwort hierüber ist uns noch nicht geworden. Bis diese nicht eingeht, kann in Ansehung Ihrer ein Antrag nicht gemacht werden. Wie wünschenswert es für mich wäre, Sie in meiner Nähe zu haben, darf ich Ihnen wohl nicht erst versichern. Auch war unser Hauptquartier, und ist es zum Teil noch, sehr gut, und selbst genial zusammengesetzt; auch gab es da weder Uneinigkeit noch Intrige. Aber wir haben seitdem Clausewitz und Grolman verloren, und diese Männer sind nicht leicht zu ersetzen.“

Feldmarschall Helmuth von Moltke der Ältere

Unser großer deutscher Kriegsmeister Moltke der Ältere hat heute Geburtstag! Das muß natürlich mit unserem altdeutschen Panzergetränk Met gefeiert werden. Im mecklenburgischen Parchim wurde unser Helmuth von Moltke 1800 geboren. Beim Militär war er seit 1811; zuerst bei den Dänen, aber ab 1822 bei unseren Preußen. Sein Aufstieg war beständig und 1858 wurde er zum Generalstabschef ernannt. Und so meisterhaft wie unser Otto von Bismarck die Einigungskriege gegen Dänemark, Österreich und Gallien eingerichtet hat, führte sie unser Moltke. Mit der Schlacht von Königgrätz besiegte er die Österreicher und mit den Schlachten von Gravelotte und Sedan die Gallier. Diese wurden dann freilich zum Schwarzen Ritter und wollten unbedingt einen Nachschlag haben, den sie dann auch bekommen haben. Nach dem Fall von Paris hatten sie aber 1871 genug. Unser Moltke blieb bis 1888 Generalstabschef. Unser Moltke wird auch „Der große Schweiger“ genannt. Warum nun ein Feldherr schweigen können muß, verrät uns Friedrich der Große in seinen Generalprinzipien des Krieges:

„Die Kunst, seine Gedanken zu verbergen, oder die Verstellungskunst ist für jeden, der große Geschäfte zu leiten hat, unentbehrlich. Die ganze Armee liest aus der Miene des Heerführers, wie seine Sache steht. Sie prüft die Ursachen seiner guten und schlechten Laune, seine Gebärden; mit einem Worte: nichts entgeht ihr. Ist er nachdenklich, so sagen die Offiziere: „Sicherlich hat unser General etwas Großes vor.“ Sieht er traurig oder verdrießlich aus: „Ach!“ heißt es dann, „die Dinge stehen übel.“ Und ihre Einbildungskraft, die sich in leeren Mutmaßungen ergeht, sieht alles schlimmer, als es ist. Solche Gerüchte entmutigen; sie laufen durch die ganze Armee und dringen aus Eurem in das feindliche Lager. Darum muß der Heerführer wie ein Schauspieler sein und die Miene aufsetzen, die ihm die Rolle, die er spielen will, vorschreibt. Kann er das nicht über sich bringen, so muß er lieber eine Krankheit vorschützen oder sich irgend einen Scheingrund ausdenken, um die Öffentlichkeit irrezuführen. Trifft eine schlimme Nachricht ein, so stellt er sich, als mache er sich gar nichts daraus, und prahlt mit der Zahl und Größe seiner Hilfsmittel. Er verachtet den Feind öffentlich und respektiert ihn im geheimen. Hat im Kleinkrieg irgend eins seiner Streifkorps eine Schlappe erlitten, so untersucht er die Ursachen davon und findet allemal heraus, daß das falsche Benehmen oder die Unwissenheit des Führers daran schuld war. Er erklärt öffentlich, daß die Schuld an der erlittenen Schlappe nicht der mangelnden Tapferkeit der Truppen zuzuschreiben sei, untersucht die Fehler des Offiziers und gibt dadurch den andren eine Lehre. Derart erzieht er seine Offiziere und raubt den Truppen das Vertrauen aus ihre eigene Kraft nicht.“

Da unser Moltke den Napoleon III. vom gallischen Thron gestoßen hat, bekommt er von mir Schillers Reiterlied zum Geburtstag: https://www.youtube.com/watch?v=YYEseYnTaWU

„Wohl auf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!

Ins Feld, in die Freiheit gezogen.

Im Felde, da ist der Mann noch was wert,

Da wird das Herz noch gewogen.

Da tritt kein anderer für ihn ein,

Auf sich selber steht er da ganz allein.

Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist,

Man sieht nur Herren und Knechte,

Die Falschheit herrschet, die Hinterlist,

Bei dem feigen Menschengeschlechte,

Der dem Tod ins Angesicht schauen kann,

Der Soldat allein, ist der freie Mann.

Des Lebens Ängsten, er wirft sie weg,

Hat nicht mehr zu fürchten, zu sorgen,

Er reitet dem Schicksal entgegen keck,

Triffts heute nicht, trifft es doch morgen,

Und trifft es morgen, so lasset uns heut

Noch schlürfen die Neige der köstlichen Zeit.

Von dem Himmel fällt ihm sein lustig Los,

Brauchts nicht mit Müh zu erstreben,

Der Fröner, der sucht in der Erde Schoß,

Da meint er den Schatz zu erheben,

Er gräbt und schaufelt, solang er lebt,

Und gräbt, bis er endlich sein Grab sich gräbt.

Der Reiter und sein geschwindes Roß,

Sie sind gefürchtete Gäste;

Es flimmern die Lampen im Hochzeitschloß,

Ungeladen kommt er zum Feste.

Er wirbt nicht lange, er zeiget nicht Gold,

Im Sturm erringt er den Minnesold.

Warum weint die Dirn und zergrämt sich schier?

Laß fahren dahin, laß fahren!

Er hat auf Erden kein bleibend Quartier,

Kann treue Lieb nicht bewahren.

Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort,

Seine Ruhe läßt er an keinem Ort.

Drum frisch, Kameraden, den Rappen gezäumt,

Die Brust im Gefechte gelüftet!

Die Jugend brauset, das Leben schäumt,

Frisch auf! eh der Geist noch verdüftet!

Und setzet ihr nicht das Leben ein,

Nie wird euch das Leben gewonnen sein.“

Von der Schlacht bei Noisseville – wo 36,000 Deutsche sage und schreibe 137,000 Galliern getrotzt – lasse ich unseren Moltke euch erzählen: https://archive.org/details/geschichtedesdeu00moltuoft

„Nachdem die Richtung des französischen Durchbruchsversuches nicht mehr zweifelhaft war, hatte auch die XXVIII. Brigade von Courcelles früh sechs Uhr den Marsch zur Unterstützung des I. Korps angetreten. Ihre beiden Batterien brachten die bei Montoy stehenden französischen zum Schweigen und richteten dann das Feuer gegen Flanville. Bald begann der Gegner das brennende Dorf zu räumen, in welches dann um neun Uhr von Süden die Rheinländer, von Norden die Ostpreußen eindrangen. Zwar schickte Marschall Le Boeuf die Division Bastoul wieder über Montoy vor, aber das äußerst wirksame Feuer der preußischen Artillerie bewog sie zur Umkehr. Inzwischen hatte die III. Brigade in Höhe von Retonfey Stellung genommen, an welche sich nun die XXVIII. anschloß. Zu der III. Kavalleriedivision stieß hier noch die hessische Reiterbrigade, und nachdem die Artillerie auf 114 Geschütze verstärkt worden, bildete sich eine Schranke, welche jedes weitere Vordringen des 3. und 2. Korps verhinderte. Auf dem rechten Flügel des französischen Heeres verstummte der Kampf, aber gerade sein Vorgehen abzuwarten, war das 4. Korps angewiesen, bevor es gegen die Artilleriefront und die Dorfstellung von Servigny – Poix den Angriff erneuere, dessen Schwierigkeit tags zuvor sich gezeigt hatte. Nun aber rückte südlich der Stellung gegen elf Uhr, nachdem Noisseville unter verheerendes Feuer gekommen, die III. preußische Brigade, unterstützt durch die Landwehr, selbst angriffsweise gegen diesen Punkt vor, und die Franzosen räumten das brennende Dorf. Auf der nördlichen Angriffsfront hatte Marschall Canrobert um achteinhalb Uhr seine Batterien bei Chieulles auffahren lassen, ihr Feuer, unterstützt durch die Festungsartillerie, veranlaßte vorübergehend die Räumung von Rupigny, doch wurde dies Dorf alsbald wieder besetzt. Zwei sodann versuchte Angriffe der Division Tixier gegen Failly blieben ohne Erfolg, vielmehr ergriff die dort eingetroffene XVIII. Division mit ihrer XXXVI. Brigade unter Mitwirkung der Reservedivision die Offensive und drängte um zehn Uhr die Franzosen über den Bach von Chieulles zurück. Auch ein erneuter Angriff auf Failly wurde durch flankierendes Feuer zum Scheitern gebracht. Wegen des Auftretens der preußischen III. Brigade in seiner rechten Flanke glaubte Marschall Le Boeuf, obwohl er gegen dieselbe noch über zwei Divisionen verfügte, den Rückzug antreten zu müssen, und auf die hierüber erstattete Meldung befahl dann um Mittag Marschall Bazaine den Abbruch der Gefechte auf allen übrigen Punkten. Den von der Rheinarmee am 31. August aus Metz hervorgetretenen 137,000 hatten nur 36,000 Preußen gegenübergestanden. Zum ersten Mal war in dieser Schlacht den Franzosen der Angriff, den Deutschen die Verteidigung zugefallen. Wenn dabei der Verlust der Ersteren nur 3000 Mann betrug, mithin geringer als 3400 beim Gegner, so erklärt sich dies aus der besseren Beschaffenheit ihres Infanteriegewehrs. Ganz entscheidend hatte aber überall die preußische Artillerie gewirkt und den unerschütterten Widerstand des Generals von Manteuffel ermöglicht. Fortan verblieb das VII. Korps am rechten Moselufer, auch wurde hier die Einschließung durch das Eintreffen des XIII. Korps verstärkt, mit welchem eben der Großherzog von Mecklenburg anlangte. Am linken Ufer konnten jetzt das II. und III. Korps wieder herangezogen werden. An demselben Tage und zur selben Stunde, wo sich die Vernichtung des einen französischen Heeres bei Sedan vollzog, kehrte das andere in nunmehr ziemlich hoffnungslose Gefangenhaltung nach Metz zurück. Entschieden war ohne Zweifel schon jetzt nach zweimonatiger Dauer der Feldzug, wenn zwar keineswegs beendigt.“

Freiherr Karl vom und zum Stein

Das Lied „O Deutschland hoch in Ehren“ widme ich unserem Freiherrn Karl vom Stein zu seinem Geburtstag: https://www.youtube.com/watch?v=pBhl6YZaRic

„O Deutschland hoch in Ehren,

Du heiliges Land der Treu,

Stets leuchte deines Ruhmes Glanz

In Ost und West aufs neu!

Du stehst wie deine Berge

Fest gen Feindes Macht und Trug,

Und wie des Adlers Flug

Vom Nest geht deines Geistes Flug.

Haltet aus! Haltet aus!

Lasset hoch die Banner wehn!

Zeiget ihm, zeigt dem Feind,

Daß wir treu zusammen stehn,

Daß sich unsre alte Kraft erprobt,

Wenn der Schlachtruf uns entgegen tobt!

Haltet aus im Sturmgebraus!

Gedenket eurer Väter!

Gedenkt der großen Zeit

Da Deutschlands gutes Ritterschwert

Gesiegt in jedem Streit!

Das sind die alten Schwerter noch,

Das ist das deutsche Herz:

Die schlagt ihr nimmermehr ins Joch,

Sie dauern fest wie Erz!

Haltet aus! Haltet aus!

Lasset hoch die Banner wehn!

Zeiget ihm, zeigt dem Feind,

Daß wir treu zusammen stehn,

Daß sich unsre alte Kraft erprobt,

Wenn der Schlachtruf uns entgegen tobt!

Haltet aus im Sturmgebraus!

Zum Herrn erhebt die Hände:

Er schirm‘ es immerdar,

Das schöne Land, vor jedem Feind.

Hoch steige, deutscher Aar!

Dem teuren Lande Schirm und Schutz!

Sei, deutscher Arm, bereit!

Wir bieten jedem Feinde Trutz

Und scheuen keinen Streit.

Haltet aus! Haltet aus!

Lasset hoch die Banner wehn!

Zeiget ihm, zeigt dem Feind,

Daß wir treu zusammen stehn,

Daß sich unsre alte Kraft erprobt,

Wenn der Schlachtruf uns entgegen tobt!

Haltet aus im Sturmgebraus!

Zum Herrn erhebt die Herzen,

Zum Herrn erhebt die Hand,

Gott schütze unser teures geliebtes Vaterland.

Es sind die alten Schwerter noch,

Es ist das deutsche Herz,

Man zwingt sich nimmermehr ins Joch,

Sie dauern aus wie Erz.

Haltet aus! Haltet aus!

Lasset hoch die Banner wehn!

Zeiget ihm, zeigt dem Feind,

Daß wir treu zusammen stehn,

Daß sich unsre alte Kraft erprobt,

Wenn der Schlachtruf uns entgegen tobt!

Haltet aus im Sturmgebraus!“

Im Jahre 1757 ist er geboren unser Held und – sehr zum Mißfallen der amerikanischen Umerziehungswichtel – in deutschen Landen nicht vergessen. Als leitender Staatsmann half er unserem Militärstaat Preußen wieder auf, nachdem dieses im Jahre 1806 bei Jena und Auerstedt mit dem falschen Fuß aufgestanden ist. Bedingt durch seine Ächtung durch Napoleon war er dann als Ratgeber des russischen Zaren Alexanders I. tätig.

„Ein Feldherr, der sich nicht mit genug Lebensmitteln versieht, würde bald aufhören, ein Held zu sein, auch wenn er sonst größer als Cäsar wäre.“ Sagt Friedrich der Große in seinen Generalprinzipien des Krieges und obwohl sich der Napoleon dessen Degen unter den Nagel gerissen hat, versäumte er es offensichtlich die Bücher vom alten Fritz zu lesen und richtete seine Große Armee in Rußland restlos zugrunde. Das ermöglichte unserem Freiherrn vom Stein nun endlich zum Gegenangriff überzugehen und diese Gelegenheit hat sich unser Held natürlich nicht entgegen lassen. Dazu nun ein weiterer Auszug aus seinen Lebenserinnerungen:

„Der Rückzug der französischen Armee und ihre Auflösung und Untergang, die Flucht Napoleons und die gänzliche Befreiung des Reiches von dem Feinde eröffneten die Aussicht, durch kräftige Fortsetzung des Krieges, zur Befreiung Deutschlands vom französischen Joch und zur Möglichkeit des Unterganges Napoleons. Rußland war begeistert von seinen Siegen, der Kaiser zu neuen Unternehmungen bereit. Auf der anderen Seite war die Wunde, welche der feindliche Einfall der Nation geschlagen, die Anstrengungen, die sie gemacht, sehr groß, die Streitkräfte sehr gemindert, der Wunsch nach Frieden bei Kutusow und den Einfluß habenden Personen, auch bei Romanzow, ausgesprochen. Diesen zu entfernen, den Krieg fortzusetzen, war die Aufgabe des Moments. Ich stellte in einem Memoire dem Kaiser vor, wie wichtig es sei, Napoleon die Streitkräfte Deutschlands durch dessen Befreiung zu entreißen und sie mit sich zu verbinden, den Unwillen, der dort das Volk (nicht die Fürsten) gegen das fremde Joch ergriffen, zu stärken und zu benutzen, Preußen insbesondere zu befreien, das Verderben, welches der Tilsiter Frieden diesem Lande und dem König zugezogen, zu entfernen. – Die Vorsehung, die ihm, dem Kaiser, so sichtbar beigestanden, werde seine auf so edle Zwecke gerichteten Waffen segnen und ihn mit der Glorie, der Retter von Europa zu sein, umstrahlen. – Fasse er aber diesen Entschluß, so müsse er sich mit den ausgezeichnetsten, tüchtigsten Männern seines Reiches umgeben, um mit ihrem Rat die Freiheit Europas zu begründen, und müsse Menschen mit verworrenen Ideen, befangen von blinder Bewunderung Napoleons, entfernen. – Er hatte eine Unterredung mit mir über den Inhalt dieser Denkschrift (Ende November 1812), fragte mich, wen ich glaube, daß er wählen sollte; ich antwortete: er kenne seine Geschäftsleute, nicht ich, und er werde nach seiner Weisheit wählen – er erklärte sich zur Fortsetzung des Krieges entschlossen und reiste im Dezember zur Armee ab, ihn begleitete Graf Nesselrode. Die Finanzmittel zur Fortsetzung des Krieges waren schon früher erwogen und ein Plan von dem nach Petersburg berufenen Sir Francis Divernois entworfen, aber, wie gesagt, von einer Kommission, deren Mitglied ich war, verworfen worden; ich schlug daher vor: I. einen Subsidientraktat mit England, dessen Gesandter Lord Cathcart anwesend war, ein kleinlicher, engherziger Mann; II. das russische Papiergeld oder Banknoten, worin das öffentliche Einkommen allein vereinnahmt wird, in den Ländern, wohin das Kriegstheater verlegt werde, nach seinem Kurswerte in gezwungenen Umlauf zu setzen und die Zurücksendung der auf diese Art in das Ausland gegangenen Banknoten nach Rußland zu erlauben, um sie zum Ankauf russischer Produkte verwendbar zu machen; hierdurch würden die Bankassignationen Abnehmer in den deutschen Handelsstädten finden. Dieser Vorschlag kam zur Ausführung, und Rußland hat auf diese Art bis Mai 1814 ppter. 40 Millionen Rubel Nominalwert ausgegeben, welche in den deutschen Handelsstädten zu dem festgesetzten Kurs von 100 zu 25 einen leichten Absatz fanden; III. schlug ich vor, ein föderatives, von allen Bundesgenossen in gewissen Proportionen zu garantierendes Papiergeld, welches nach dem Krieg einlösbar, zu verfertigen. Dieser Vorschlag wurde in Peterswalde 15. Juni 1813, London 30. September dahin modifiziert, daß England allein an Rußland und Preußen 5 Millionen zinsbare, nach einem Jahre einlösbare Föderativpapiere gebe. (Konvention d. d. Reichenbach 15. Juni 1813. Art. IV.) IV. Requisition von Naturalien und Kriegsmitteln in den okkupiert werdenden feindlichen Ländern. Ich wurde anfangs Januar 1813 vom Kaiser zu seinem Hauptquartier berufen, wohin ich über Pleskow, Wilna reiste und ihn den 10. Januar 1813 in einem kleinen, schlechten polnischen Dorfe erreichte. – Vor Wilna und in der Stadt sah man die ungeheuren Ergebnisse des Krieges: an den Straßen die toten, von Wölfen zerfleischten Körper, Haufen von Gefangenen, die erschöpft und krank, von russischen Milizen getrieben und leichenartig aussahen. In Wilna lagen 15,000 Kranke in den Lazaretten, in der Stadt herrschte das Nervenfieber. Der rechte Flügel der russischen Armee war unter General Graf Wittgenstein in Preußen eingerückt, dessen Verbindung mit Berlin und Breslau war wegen indes mit Preußen fortdauernden Scheinkrieges suspendiert, es entstand eine Lähmung im Geschäftsgang, die geendigt werden mußte; ich bewog den Kaiser, mich zu beauftragen, mit dem General York über die Entwicklung der Streitkräfte dieser Provinz einen Beschluß zu fassen, und reiste von Raczky über Gumbinnen nach Königsberg; – ich fand den General York zwar durch eine Kabinettsorder wegen der von ihm abgeschlossenen Konvention des Kommandos entsetzt und dieses dem General, jetzigen Feldmarschall Kleist übertragen, der es nicht annahm, sondern seinen Einfluß anwandte, um das Ansehen des Generals York aufrechtzuerhalten. Ich veranlaßte ihn als Generalgouverneur, eine Versammlung der Stände zu berufen, die, beseelt von dem edelsten Geist, unter dem Einfluß des vortrefflichen Präsidenten von Schoen (Herr von Auerswald, die Rückkehr der Franzosen fürchtend, legte sich zu Bett) eine Rekrutenaushebung zur Komplettierung des Yorkschen Korps, die Errichtung eines aus Freiwilligen bestehenden Dragonerregiments ungeachtet der gänzlichen Erschöpfung des Landes beschloß. Die Kaufmannschaft in Königsberg, Memel, Elbing schoß 500,000 Taler vor für die Bedürfnisse des Yorkschen Korps, die ihr aus den Seezöllen zurückzuzahlen seien, und die Häfen wurden geöffnet, das Kontinentalsystem aufgehoben. Die Stände schickten den Grafen Louis Dohna nach Breslau an den König, um ihm die getroffenen Maßregeln anzuzeigen, der ihn kalt aufnahm, und seine Umgebungen, zum Beispiel General Knesebeck, hatten den Verdacht, Rußland wolle Ost- und Westpreußen behalten und mich zum Werkzeug seiner Vergrößerung brauchen. In Königsberg kamen mehrere Personen aus Berlin an, Herr von Marrwitz, Herr von Kehnert, vom Geheimen Rat Stägemann abgesandt, um mich von dem Zustand der Dinge in der Hauptstadt zu benachrichtigen und mir dringend die Beschleunigung des Vorrückens zu empfehlen. Ich kehrte nach dem Hauptquartier nach Plozk zurück (der Kaiser nahm mich sehr gnädig auf und äußerte von neuem den Wunsch, ich möchte in seine Dienste treten, welches ich abermals ablehnte), und der Marsch wurde gegen Kalisch fortgesetzt. In dem zweiten Marschquartier von Kalisch erschien (Februar 1813) ein preußischer, zum Abschluß eines Bündnisses bevollmächtigter Abgeordneter, General Knesebeck. Dieser brave, unterrichtete Mann hat eine alle Geschäfte lähmende und verwirrende Zweifelsucht, Neigung zum Finassieren, die in Unklarheit ausartet; die Unterhandlungen verwickelten sich, besonders über Polen. Jeder Zeitverlust war für den großen Zweck des Krieges, die Befreiung Deutschlands, verderblich, alles kam auf schleunige Entwicklung der Streitkräfte an, da Napoleon mit der Bildung neuer Heere unablässig beschäftigt war. Auf meinen Rat schickte also der Kaiser Herrn von Anstett als seinen Bevollmächtigten und mich nach Breslau, um hier unmittelbar, mit Beseitigung des bedenklichen Generals Knesebeck, zu unterhandeln. Und hier kam der Allianztraktat ohne Schwierigkeit zustande den 27. Februar 1813, der die Wiederherstellung Preußens festsetzte und sich in dem Artikel I und II secret nur in allgemeinen Ausdrücken wegen dessen östlicher Grenze aussprach, weil der Kaiser immer die Idee eines Königreichs Polen in Gedanken hatte.“

Die Aufhebung der ersten Türkenbelagerung Wiens

Am heutigen Tag, im Jahre 1529, haben die Türken ihre erste Belagerung Wiens aufgegeben und das muß wahrlich gefeiert werden: Mit 150,000 Mann sind die Türken damals nämlich gegen unser stolzes Wien angerannt und haben es dennoch nicht vermocht, dessen tapfere 17,000 Verteidiger niederzuringen, bevor ihnen der Mampf für den Kampf ausgegangen ist. Das nenne ich doch mal dumm gelaufen: Mit 50,000 Mann hätten sie auch gewonnen und drei mal länger Verpflegung gehabt hat – manchmal ist zu viel dann eben doch zu viel, auch und gerade im Kriegswesen. Geleitet wurde die Verteidigung unserer alten deutschen Hauptstadt von Herzog Philipp dem Streitbaren, Niklas von Salm und Wilhelm von Roggendorf. Mich erinnert unser Wien ja stark an die Stadt Minas Tirith im Herrn der Ringe – wozu übrigens auch der Stephansdom nicht wenig beiträgt, der könnte nämlich dem Weißen Turm Pate gestanden haben; denn wie die Stadt Minas Tirith wurde auch unser Wien immerzu von den finsteren Mächten aus dem Osten angegriffen und bedroht. Daher lasse ich nun das Tolkien Ensemble die Schlacht von Minas Tirith zur Feier der Türkenabwehr vor Wien besingen: https://www.youtube.com/watch?v=is6N-KnPqzQ Der alte Kauz Tolkien ist nämlich immer ganz begeistert, wenn seine Bücher für politische Zwecke mißbraucht werden… Das epische Landsknechtslied „Erschlagen ruht auf blutiger Wall“ sollte bei unserer heutigen Panzersiegesfeier auch nicht fehlen: https://www.youtube.com/watch?v=eQwBM983miw

„Erschlagen ruht auf blutiger Wall

der Feinde grimme Schar.

Gott unser Helfer war.

Ihm Dank zuvor! Dann schießt zumal,

ihm Dank zuvor! Dann schießt zumal.

Victoria, Victoria,Victoria.

Der böse Feind sich arg versah,

er käm in teutsche Länd,

hätt unsre Ried verbrennt

und Wipp geschändt, nun leid er da

und Wipp geschändt nun leid er da.

Victoria, Victoria,Victoria.

Zerhaut, zerflammt seind unser Kleid,

draus bleckt die Haut und Blut

vom Leibe rinnen tut.

Laßt´s rinnen bet und dankt und schreit,

laßt´s rinnen bet und dankt und schreit:

Victoria, Victoria, Victoria.

Nun zieht dem Feind das Eisen ab

und legt sein Wams euch an,

also die Ritter tan.

Und unsren Freunden ruft ins Grab

und unsren Freunden ruft ins Grab:

Victoria, Victoria, Victoria.

Victoria tönt all Jubelschrei,

durch unser Kraft und Blut

ist Feindes Übermut.

Zerbarsten und das Land ist frei,

zerbarsten und das Land ist frei.

Victoria, Victoria, Victoria.“

Gut vorbereitet war die erste Verteidigung Wiens allerdings nicht und so begann man erst im letzten Augenblick mit der Zerstörung der Vorstadt, um den anrückenden Türken die Deckung zu nehmen und dabei ging es drunter und drüber – wie uns unser Geschichtsschreiber Karl August Schimmer („Wiens Belagerungen durch die Türken und ihre Einfälle in Ungarn und Österreich“) zu berichten weiß: https://archive.org/details/bub_gb_j_kpAAAAYAAJ

„Nun erst, als die Feinde schon wirklich vor den Toren Wiens standen, den 22. September, faßte man endlich den Beschluß, die Vorstädte und Lucken mit allen ihren, zum Teile prächtigen Gebäuden der allgemeinen Sicherheit aufzuopfern. Vorerst wurden die wertvollsten Einrichtungen und Geräte in die Stadt übertragen und man begann die Gebäude abzubrechen. Bald sah man jedoch ein, daß diese Arbeit bei dem schnellen Andrange der Feinde viel zu lange Zeit erfordern würde. Man überließ es also den Bewohnern selbst, zu retten was sie im Stande waren, gab das Übrige den Soldaten Preis und steckte die sämtlichen Vorwerke in Brand. Furchtbare Unordnungen und Willkürlichkeiten fanden bei diesen überstürzten Maßregeln Statt. Die fremden Söldner überließen sich dabei den zügellosesten Ausschweifungen und behandelten die unglücklichen Bewohner so arg, als es nur die Türken selbst vermocht hätten. Die armen Flüchtlinge, welche sich mit ihrer besten, oft einzigen Habe in die Stadt retten wollten, wurden rein ausgeplündert, mißhandelt, ja, die sich zur Wehre setzen wollten, niedergestoßen. Die zügellose Soldateska erbrach die Fässer in den Kellern, die damals wohl versorgt waren, weil die meisten Bewohner der Vorstädte sich mit Weinbau beschäftigten, und ließ, nachdem sie sich berauscht, den übrigen Wein auslaufen. Viele wertvolle Geräte, auch Vorräte an Lebensmitteln wurden mutwillig den Flammen geopfert, ja selbst die Kirchen ihrer Heiligtümer beraubt. „Der Anfangs ungestrafte Frevel nahm endlich nach Art gegebener böser Beispiele so sehr überhand, daß selbst in der Stadt mehre Häuser erbrochen und beraubt wurden; ja sogar in die Burg wagte es ein tollkühner Söldnerhaufe einzubrechen. Ein schnell verkündigtes und ausgeübtes Kriegsrecht machte nun diesem Unwesen ein Ende, indem an einem am Lugeck auf gerichteten Galgen mehre dieser Zügellosen aufgehängt wurden; allein über 800 Häuser hatte das Feuer innerhalb vier Tagen verzehrt und viele wohlbemittelte Bürger waren dadurch in die äußerste Armut geraten.“ Die vorzüglichsten Gebäude, welche bei dieser Gelegenheit für immer zu Grunde gingen, waren: Das schöne, große Bürgerspital zum heiligen Geist diesseits der Wien, rechts von der steinernen Brücke, dessen Stätte noch bis vor etwa 20 Jahren eine alte verwitterte Säule bezeichnete, die vor Alters eine Tafel aus rotem Marmor mit der Inschrift enthielt: „Daß paw ist vollbracht Zu Lob Gots und in den Eren Mariam und zu Trost aller Gelaubigen Selenheil und ist vollbracht In die Seti. Jacobi Apostoli Anno Domini MCCCXXXII.“ Aus demselben, das auch eine schöne Kirche hatte, wurden vorher die Kranken und Gebrechlichen in die Stadt, anfänglich in das Kloster zur Himmelspforte, später in das verlassene Kloster der Klarisserinen übersetzt. – Das Kloster der Franziskaner zu Sankt Theobald am heutigen Getreidemarkt. – Die Kirchen zu Sankt Anton und zu Sankt Koloman auf der Wieden, jenseits der Wien. – Das große Frauenkloster zu Sankt Nikolaus vor dem Stuben – und jenes zu Sankt Magdalena außerhalb des Schottentores. – Der prachtvolle Klosterneuburgerhof, ebenfalls vor dem Schottentore. Endlich wurde, um den Türken in der Nähe von Wien keinen durch erhöhte Lage begünstigten, festen Standplatz zu überlassen, auch leider das Schloß auf dem Kahlenberge (Leopoldsberg), die einstige Residenz des heiligen Markgrafen Leopold, gesprengt und geschleift. Zuletzt wurden alle Tore der Stadt vermauert und verbollwerkt, bis auf jenes unter dem Salzturme, welches zu Ausfällen offen gelassen wurde. Bereits den 23. September, als die Vorstädte noch in vollen Flammen standen, drang eine starke Truppe Türken bis auf Sankt Marx vor, metzelte die meisten der daselbst unverantwortlicher Weise ihrem Schicksale überlassenen Siechen zusammen, und wagte sich bis auf die Landstraße. Da geschah von der Stadt der erste Ausfall von 500 Kürassieren unter dem Grafen Hardegg. Als sich diese jedoch zu weit vorwagten, benützten die Feinde die Ruinen der abgebrannten Häuser zum Hinterhalte und griffen dieselben zugleich von vorne mit überlegener Macht an. Dadurch wurden die Ausfallenden bald in Unordnung gebracht und sie flohen in Verwirrung zurück, ohne den nachgesandten Succurs abzuwarten. Sie mochten jedenfalls gute Pferde gehabt und auch die Sporen nicht geschont haben, denn es wurden nur drei von ihnen getötet, sechs aber, samt dem Kornet (Fahnenjunker) Christoph Zedlitz, gefangen genommen. Die trophäebegierigen Türken steckten sogleich die Köpfe der drei Getöteten auf Lanzen; um die Zahl Toten mit jener der Gefangenen aber zu äquivalisieren, brauchten sie die gräßlich-komische Maßregel, noch vier armen Kranken von Sankt Marx die Köpfe abzuhauen, welche sie ebenfalls auf Lanzen steckten und die Gefangenen mußten dieselben dem von Bruck an der Leitha heranziehenden Sultan entgegentragen, auf daß er sobald als möglich die Früchte dieses ersten, kümmerlichen, Sieges vor Wien erblicken möge. Derselbe lagerte bereits bei Ebersdorf an der Donau, und am folgenden Morgen wurden ihm die Gefangenen vorgestellt. Er fragte sie um die Stärke der Besatzung und um den Aufenthalt Ferdinands, worauf sie ihm aufrichtigen Bescheid gaben und zugleich meldeten, daß sich der König Ferdinand im oberen Lande befinde. Hierauf entließ Soliman vier der Gefangenen, beschenkte jeden mit drei türkischen Dukaten und schickte sie mit folgender Botschaft in die Stadt zurück: „Würde die Stadt im Guten über geben, so wolle er den Vertrag mit den Befehlshabern außer der Stadt abschließen, auch Niemand von seinem Volk hineinlassen und verspreche Sicherheit den Personen und des Eigentumes…“

Die Völkerschlacht bei Leipzig

„Lützows verwegene Jagd“ – unser altdeutscher Schlachtgesang aus den ruhmreichen Tagen der Befreiungskriege – darf bei der Feier der Völkerschlacht bei Leipzig natürlich fehlen! Schließlich haben unser Blücher und der Fürst Schwarzenberg 1813 zu Leipzig den kapitalen gallischen Keiler Napoleon erlegt (schade, daß unser Dichterheld Theodor Körner diesen schönen Sieg nicht mehr miterleben konnte, sondern vorher den Schwerttod gefunden hat – aber so sind die Nornen bisweilen halt)… https://www.youtube.com/watch?v=VNm32pLK_AU

„Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein?

Hör´s näher und näher brausen.

Es zieht sich herunter in düsteren Reihn

und gellende Hörner schallen darein

erfüllen die Seele mit Grausen

Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt:

Das ist

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd

Was zieht dort rasch durch den finstern Wald

und streift von Bergen zu Bergen?

Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt,

das Hurra jauchzt, und die Büchse knallt

es fallen die fränkischen Schergen

Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt

Das ist

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd

Wo die Reben dort glühen dort braust der Rhein,

der Wütrich geborgen sich meinte

Da naht es schnell mit Gewitterschein

und wirft sich mit rüstigen Armen hinein

und springt an das Ufer der Feinde.

Und wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt:

Das ist

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd!

Was braust dort im Tale die laute Schlacht

was schlagen die Schwerter zusammen?

Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht

und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht

und lodert in blutigen Flammen.

Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt:

Das ist

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd!

Was scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht

unter winselnde Feinde Gebettet?

Es zucket der Tod auf dem Angesicht

doch die wackern Herzen erzittern nicht

das Vaterland ist ja gerettet!

Und wenn ihr die schwarzen Gefallnen fragt:

Das ist

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.

Die wilde Jagd und die deutsche Jagd

auf Henkersblut und Tyrannen!

Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt!

Das Land ist ja frei, und der Morgen tagt

wenn wir’s auch nur sterbend gewannen.

Und von Enkeln zu Enkeln sei’s nachgesagt:

Das war

Das war Lützows wilde, verwegene Jagd.“

Eine ziemliche Treibjagd war die Völkerschlacht bei Leipzig in der Tat. Denn mit 280,000 Mann konnten wir die 160,000 Kriegsknechte Napoleons umzingeln und im dreitägigem Kampf zerschmettern. Napoleon selbst ist uns aber mit 60,000 Kriegsknechten leider entkommen… Auch unserer Marie von Clausewitz, der lieben Ehefrau unseres Kriegsphilosophen Carls, hat unser Feldmarschall von Gneisenau einen fachkundigen Schlachtbericht zugeschickt: https://archive.org/details/gneisenaueineau00capegoog

„Da, wo ich mit meiner Erzählung stehengeblieben bin, wäre es uns beinahe betrübt ergangen. Der fr[anzösische] Kaiser war mit seiner ganzen Macht gegen uns im Anzuge. Unser Hauptquartier war vor unseren Truppen gegen den Feind zu. Die Kosaken hatten einen Weg nicht beobachtet. Auf diesem kamen die Feinde ganz in die Nähe von Düben unbemerkt. Glücklicherweise hatte wir uns entschlossen, an die Saale zu gehen und diesen Entschluß sogleich zur Ausführung gebracht. Die Truppen waren schon im Marsch. Wir aßen früher als gewöhnlich, setzten uns dann zu Pferde und folgten. Kaum hatten wir den Ort verlassen, so zogen Franzosen darin ein. Wir konnten leicht in Kriegsgefangenschaft geraten. Unser schneller Entschluß hatte uns diesmal gerettet. Nun begannen unsere Kämpfe mit dem Kronprinzen. Er wollte nicht an den Feind. Dieser hatte Vorspiegelungen von Bewegungen gegen Berlin hin gemacht, und der Kronprinz ließ sich täuschen. Er wollte über die Elbe zurück und schickte uns Befehl zu, mit ihm uns zu vereinigen und gleichfalls über die Elbe zu gehen. Er sagte uns die offizielle Lüge, der Kaiser Alexander habe uns unter seinen Befehl gestellt. Wir glaubten und gehorchten nicht. Wir näherten uns vielmehr von Halle aus Leipzig. Endlich entschloß er sich, uns nachzuziehen und rettete sich dadurch von Infamie, die ihn sicherlich getroffen hätte, wenn er seinem Vorhaben getreu geblieben wäre. Am 16. Oktober schlugen wir, die schlesische Armee, unsere schöne Schlacht bei Möckern; ich nenne sie schön, weil sich die Tapferkeit unserer Truppen so hoch darin bewährte. Um das Dorf Möckern ward blutig gestritten. Endlich ward solches behauptet und der Feind auf allen Punkten geworfen. Wir eroberten 54 Kanonen. Am selbigen Tage war unsere große Armee angegriffen worden. Sie erlitt Unfälle, verlor Terrain, und nur mit Mühe wurden am Abend ein Teil der verlorenen Punkte wiedergewonnen, so daß man es dort eine unentschiedene Schlacht nennen konnte. Am 17. standen die Armeen größtenteils ruhig einander gegenüber, zum neuen Kampf sich vorbereitend. Nur wir, die schlesische Armee, allein griffen mit einem Teil unserer Kavallerie und reitenden Artillerie den vor uns stehenden Feind an und warfen ihn über die Partha hinüber. Der Kronprinz von Schweden war unterdes, aller Zusagen ungeachtet, stets hinter uns, und zwar mehrere Meilen, geblieben, ohne Anteil an dem Kampf zu nehmen. Seine schöne Armee ward uns ganz unnütz. Da machte sich am 18. des Morgens der alte Feldmarschall auf, um ihn auf seine Pflicht aufmerksam zu machen. Ich begleitete meinen Feldherrn nicht, weil ich schon zu sehr indigniert war. Der Prinz Wilhelm aber ritt mit ihm. Er machte den Dolmetscher und zwar auf eine vortreffliche Art. Was da dem Prinzen gesagt ward, und zwar in starken Ausdrücken, tat Wirkung, und der Prinz marschierte. An ihn schloß sich unser Korps von Langeron an. Dieses machte dort abermals den ersten Angriff, während der Kronprinz seine Schweden in vierter Linie aufstellte. Nun drangen unsere Armeen auf allen Punkten gegen den Feind vor und verengten den Umkreis. Das Schauspiel war einzig, eine halbe Million Streiter auf einem kleinen Raum sich bekämpfen zu sehen. Wir griffen nun mit unserem sehr schwachen Sackenschen Korps die Vorstädte von Leipzig an; sie wurden genommen, wieder verloren und genommen. Der Kampf dauerte bis in die Nacht blutig fort; wir konnten nur einen Teil derselben behaupten. Das Yorcksche Korps, das von 19,000 M[ann] am 16. bis auf 12,700 zusammengeschmolzen war, hatte der Erholung nötig, und nahm an diesem Tage nur wenig am Kampfe teil. Mit Eintritt der Nacht hatten unsere sämtlichen Armeen den Feind auf einen nur kleinen Raum zusammengedrängt. Man hörte Bagagen auf der Straße von Leipzig nach Weißenfels ziehen. Sofort ließen wir das Yorcksche Korps in der Nacht noch abmarschieren, um dem Feinde in seinem Rückzug schnell über Merseburg zu folgen. Den 19. griff unser Sackensches Korps abermals Leipzig an. Der Kampf wurde hartnäckig und für uns sehr blutig. Wir mußten unsere fechtenden Truppen durch andere von unserm Langeronschen Korps unterstützen lassen. Auch diese verloren sehr viel. Gewässer deckten die Franzosen. Endlich rückte unser Bülowsches Korps von der anderen Seite an. Durch die Vorteile der Lage begünstigt, verteidigten sich die Feinde verzweifelt. Endlich drangen unsere Preußen durch. Wir mit ihnen zu gleicher Zeit. Da der Feldmarschall unweit des bestürmten Tores war, so zogen er und sein Hauptquartier zuerst als Sieger in die eroberte Stadt. Wie soll ich Ihnen, verehrte Frau, meine Gefühle beschreiben, als wir von dem tobenden Hurrageschrei der siegenden Truppen und dem Freudengeschrei der Einwohner empfangen wurden. Lange Kolonnen von Kriegsgefangenen wurden uns vorgeführt, an ihre Spitze zu Fuß die Generale Lauriston, Reynier, Bertrand usw. Eine Stunde später kamen der König und Kaiser Alexander, noch später der Kaiser Franz und die Generale aller Nationen. Sie kennen die schönen Spaziergänge um Leipzig. Diese waren das Schlachtfeld des 19. Oktobers. Dort war alles mit Toten, Verstümmelten, Trümmern, Geschützen, Munitionswagen und Gewehren bedeckt. Die Erde war mit Blut getränkt. Das bewundernswürdigste war, daß der siegtrunkene Soldat in seinen Reihen geordnet stand und keine Plünderung vorfiel. Wir eroberten über 200 Kanonen, 6-700 Munitionswagen, vielleicht 60,000 Gewehre. Mehr als 40,000 Gefangene sind in unsern Händen, darunter 15,000 Gesunde. Es sind dieses Tage gewesen, wie sie die Geschichte nie gesehen hat. Die verbündeten Truppen haben zwischen 40-50,000 Tote und Verwundete. Man kann den Verlust der streitenden Armeen zu 100,000 Mann annehmen an Toten und Verwundeten. Seitdem haben wir, die schlesische Armee, den Feind verfolgt, ihm etwa 4000 Gefangene abgenommen, 3-4000 gefangene Russen und Österreicher befreit, ihm Kanonen abgenommen. Alle Straßen sind mit Munitionswagen bedeckt, zum Teil zerstört. Bei Freiburg ließ der Feind über 400 Munitionswagen stehen oder vernichten. Wie glücklich ich bin, können Sie ermessen. Es gibt kein beseligenderes Gefühl als Befriedigung einer solchen Nationalrache. Unaufhaltsam schreiten wir jetzt an den Rhein vor, um diesen vaterländischen Strom von seinen Fesseln zu befreien. An Clausewitz habe ich sogleich in der ersten Verwirrung des Sieges aus Leipzig geschrieben, da dieser Brief aber etwas mehr als jener enthält, so bitte ich Sie, ihm solchen mitzuteilen. An Ihre Hausgenossen meine herzlichsten Grüße. Die frommen vaterländischen Wünsche, womit sie mich begleiteten, haben ihre Wirkung getan; sie sind erhört. Gott sei mit Ihnen allen. Beglücken Sie mich ferner mit Ihrem Wohlwollen. Geschlossen zu Groß-Neuhausen, unweit Erfurt und Weimar, den 24. Oktober 1813. N. v. Gneisenau.“