Feldmarschall Alfred von Schlieffen

Den Geburtstag von unserem Feldmarschall Alfred von Schlieffen feiern wir Deutschen heute. Wären die Nornen diesem hold gewesen, so würde er selbst Gallien 1914 niedergeworfen und sich damit einen Platz unter den großen Feldherren unseres Volkes – wie Hermann dem Cherusker, Georg von Frundsberg, Prinz Eugen, Friedrich dem Großen, Gebhard von Blücher, Moltke dem Älteren oder Gerd von Rundstedt erworben haben. So aber mußte er anderen die Ausführung seines Planes überlassen und hatte dabei nicht so viel Glück wie unser Panzerstratege Erich von Manstein, dessen Sichelschnittplan unser Gerd von Rundstedt und unser Panzerheinz Guderian meisterhaft ausgeführt haben. Denn Moltke der Jüngere machte den rechten Flügel keineswegs so stark wie von unserem Feldmarschall von Schlieffen gewünscht und verlor zudem während der Marneschlacht auch noch die Nerven… Geboren wurde unser Feldmarschall von Schlieffen 1833 in unserer deutschen Reichshauptstadt Berlin. Sein Vater war Major im preußischen Heer und so trat er 1853 auch in dieses ein. Seine Stammwaffe ist übrigens die Reiterei. In den Einigungskriegen zeichnete er sich als junger Offizier aus und wurde schließlich 1891 zum Generalstabschef ernannt. Als Antwort auf die Zusammenrottung der Russen, Gallier und Engländer gegen unser altes deutsches Reich tüftelte er seinen berühmten Feldzugsplan aus. An Orden hart unser Feldmarschall von Schlieffen den Blauen Verdienstorden Friedrichs des Großen, den Roten und den Schwarzen Adlerorden, den Hausorden der Hohenzollern und das Eiserne Kreuz I. und II. Klasse abgestaubt. Geheiratet hat er 1868 Anna von Schlieffen, mit der er zwei Töchter hatte. Wurde Gallien auch nicht durch den Feldzugsplan unseres Feldmarschalls von Schlieffen niedergeworfen, so bekommt er von mir dennoch Lützows wilde Jagd zum Wiegenfest (ist ja nicht seine Schuld, wenn Moltke der Jüngere die Marneschlacht zu früh abbricht und zuvor den rechten Flügel geschwächt hat): https://www.youtube.com/watch?v=E5bmg6jJbXI

„Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein?

Hör´s näher und näher brausen.

Es zieht sich herunter in düsteren Reihn

und gellende Hörner schallen darein

erfüllen die Seele mit Grausen

Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt:

Das ist

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd

Was zieht dort rasch durch den finstern Wald

und streift von Bergen zu Bergen?

Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt,

das Hurra jauchzt, und die Büchse knallt

es fallen die fränkischen Schergen

Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt

Das ist

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd

Wo die Reben dort glühen dort braust der Rhein,

der Wütrich geborgen sich meinte

Da naht es schnell mit Gewitterschein

und wirft sich mit rüstigen Armen hinein

und springt an das Ufer der Feinde.

Und wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt:

Das ist

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd!

Was braust dort im Tale die laute Schlacht

was schlagen die Schwerter zusammen?

Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht

und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht

und lodert in blutigen Flammen.

Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt:

Das ist

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd!

Was scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht

unter winselnde Feinde Gebettet?

Es zucket der Tod auf dem Angesicht

doch die wackern Herzen erzittern nicht

das Vaterland ist ja gerettet!

Und wenn ihr die schwarzen Gefallnen fragt:

Das ist

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.

Die wilde Jagd und die deutsche Jagd

auf Henkersblut und Tyrannen!

Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt!

Das Land ist ja frei, und der Morgen tagt

wenn wir’s auch nur sterbend gewannen.

Und von Enkeln zu Enkeln sei’s nachgesagt:

Das war

Das war Lützows wilde, verwegene Jagd.“

Bei unserem General Ludendorff geht es dazu mit der Verwirklichung des Schlieffenplanes weiter: https://archive.org/details/kriegfhrungund00lude

„Zuweilen hört man, wie hätten im Westen unter Verzicht auf einen entscheidenden Kampf nur bis in die Linie Abbeville – Verdun vorrücken sollen. Wir würden dann, wie anzunehmen sei, die Kanalhäfen Calais und Boulogne als Stützpunkte für den U-Bootkrieg leicht gewonnen und so viel Kräfte gespart haben, daß eine Niederlage der k. u. k. Armee in Galizien zu verhindern gewesen wäre. Dieser Vorschlag ist gekünstelt. Kannten wir denn vor Kriegsbeginn die volle und so glänzende Wirkung unserer U-Boote? Und wie sollten wir Kräfte sparen? Die Schwäche, die Graft von Schlieffen unserem linken Flügel gab und die er auch 1914 im Laufe der Operation wieder erhalten mußte, war doch so beträchtlich, daß sie nur durch einen entscheidenden Sieg des rechten Flügels ausgeglichen werden konnte. Verzichtete man aber auf diesen freiwillig, indem der rechte Flügel an der Somme angehalten wurde, so mußte der linke Flügel stark bleiben oder mehr verstärkt werden. Wir hätten auch nicht einen Mann gespart. Wir mußten beim Vormarsch in die Linie Abbeville – Verdun mit einem Kampf gegen die gesamte französische und englische Armee rechnen. Schließlich hätten die Verhältnisse hier, strategisch, zu einer ähnlichen, wenn auch nicht so schwierigen Lage geführt, wie bei einer verteidigungsweisen Kriegsführung an den Grenzen des Reiches. So, wie die Verhältnisse nun einmal lagen, mußten wir im Westen mit möglichst starken Kräften angreifen und die Entscheidung suchen, gegen Rußland uns mit möglichst schwachen Kräften verteidigen. Ähnlich handelte Friedrich der Große im Jahre 1757. Allerdings ließ er in Ostpreußen zu starke Kräfte zurück. Auch wir handelten nicht fachgemäß, als wir den Angriff des k. u. k Heeres im Osten zuließen. Gewiß stellt der Angriff 1914 im Westen neben der Verteidigung im Osten eine kühne Tat von seltener Verantwortungsfreudigkeit dar. Die Kriegführung mußte bei der Vernachlässigung unserer Wehrkraft gegenüber den Anstrengungen Rußlands und Frankreichs auf diesem Gebiet so Schweres auf sich nehmen und schon die Entscheidung im Westen mit einer Unterlegenheit erstreben. Sie konnte einen gewissen Ausgleich durch überlegene Führung, durch bessere Ausbildung und Schulung finden. Der Aufmarsch, den Graf von Schlieffen nach vielen eingehenden Untersuchungen entworfen und den Mobilmachungsvorbereitungen zugrunde gelegt hat, nachdem bei ihm kein Zweifel mehr über die Nichtigkeit der Neutralität Belgiens waltete, ist bekannt. Der Durchmarsch durch diesen Staat ergab sich für ihn als unabweisbarer strategischer Notbehelf, der schon oft genug erörtert worden ist. Die entscheidungssuchende Operation in Frankreich bestand in einer gewaltigen Linksschwenkung des deutschen Heeres um den Drehpunkt Diedenhofen. Die hierzu eingesetzten Kräfte waren dabei von vornherein so stark gehalten, daß ihnen ein Sieg beschieden sein konnte, zumal nach allen Nachrichten auf eine Überraschung der feindlichen Heeresleitung gerechnet werden durfte. Zum Schutze dieser Bewegungen gegen einen feindlichen Angriff zwischen Metz und Straßburg waren aber nur so schwache Kräfte zurückgelassen, daß hier ein Vordringen des Feindes gegen die rückwärtigen Verbindungen des linken Flügels des deutschen Heeres fühlbar werden konnte, bevor der rechte Flügel den Sieg errungen hatte. Bei Generaloberst von Moltke trat noch die Sorge vor einer nachhaltigen Zerstörung des Industriegebietes nördlich Saarbrücken hinzu. Er hielt diese Gefahren für so groß, daß er ihnen begegnen zu müssen glaubte, zumal ein frühzeitiger feindlicher Angriff zwischen Straßburg und Metz, verbunden mit einer Teilunternehmung im Elsaß, immer wahrscheinlicher wurde. Diese Unternehmungen boten Gelegenheit, gleich anfangs sehr beträchtliche Teile des französischen Heeres zu schlagen und das Elsaß zu schützen. Auf beides legte Generaloberst von Moltke Wert. An der Ausführung des Schlieffenschen Gedankens hielt er fest. Sie wurde erleichtert, wenn möglichst erhebliche Teile des Feindes im Elsaß und in Lothringen vernichtet wurden. Sie fielen dann für Frankreich bei Abwehr des Angriffes unseres rechten Flügels aus. So entstand eine Erweiterung des Aufmarschplanes des Grafen von Schlieffen und eine gewisse Abweichung…“

Im Buch „Cannae“ wurden die gesammelten Schriften unseres Feldmarschalls von Schlieffens veröffentlicht. Ich lese euch daraus vom Mißlingen der Vernichtung des russischen Heeres bei Zorndorf durch Friedrich den Großen vor:

„Die ganze Armee muß zunächst bei Zorndorf zu einer zweiten Schlacht versammelt werden. Die Avantgarde ist indes zu neuer Verwendung unfähig. Sie scheidet aus. Von den verbleibenden 30 Bataillonen sollen die 15 des rechten Flügels unter Dohna längs des Langengrundes vorgehen, den linken russischen Flügel womöglich mit Hilfe von Schorlemer schlagen, dann links schwenken zum Angriff gegen die Mitte, die Kanitz gleichzeitig von Süden, Seydlitz von Westen zusammenzudrängen hat. Der Plan schien völlig mißglücken zu sollen. Während 97 Geschütze den Angriff vorbereiten, und sich Dohna halbrechts an den Langengrund heranschiebt, bricht Demiku mit seiner Kavallerie überraschend vor gegen die große Batterie des rechten Flügels, gegen die rechte Flanke der Infanterie und gegen Schorlemers Kavallerie. Die Batterie geht verloren, ein Bataillon wird umzingelt, streckt die Waffen, andere geraten für den Augenblick in Verwirrung, aber schließlich wird die russische Kavallerie durch das Feuer der Infanterie abgewiesen und von Schorlemers Schwadronen über Zicher hinaus zurückgetragen. Dieser Feind ist beseitigt. Aber trotz seiner Niederlage hat er doch einen beträchtlichen Erfolg gehabt. Der linke preußische Flügel, obgleich durch Demikus Attacke nicht berührt, ist durch das vorhergehende unglückliche Gefecht so sehr erschüttert und durch die Erwartung einer neuen Kraftprobe so sehr ermutigt, daß er von Panik ergriffen zurückweicht und erst bei Wilkersdorf zum Stehen gebracht werden kann. Seydlitz tritt mit 56 Schwadronen an die frei gewordene Stelle und geht hauptsächlich links des Steinbusches, Dohna mit dem rechten Flügel längs des Langengrundes gegen die dicht massierten 38 russischen Bataillone vor. Nach heftigem Handgemenge weicht der linke russische Flügel zuerst. Um nicht in den Hofebruch gedrängt zu werden, sucht er sich nach Quartschen zu retten. Dadurch wird die linke Flanke der russischen Mitte frei. Dohna schwenkt links. Von zwei Seiten angegriffen, auf der dritten durch ein unpassierbares Hindernis eingeengt, wird die Mitte allmählich über den Galgengrund zurückgetrieben. Auf den Höhen jenseits hält sie stand. Der Feind muß durchaus bis auf den letzten Mann vernichtet werden. Eine dritte Schlacht will der König am Abend schlagen. Nach zwei außerordentlichen Leistungen am Vormittag und Nachmittag ist indes die Kavallerie zu weiteren Taten nicht mehr fähig. An Stelle des verwundeten Dohna soll Focade die Russen in der Front, Kanitz, der seine Bataillone wieder vorgeführt hat, in der rechten Flanke angreifen. Doch aufs neue versagen letztere Truppen. Für Focade allein ist die Durchführung des Angriffs nicht möglich. Die Russen behaupten ihre Stellung. Dennoch ist ihre Lage eine äußerst bedenkliche. Von 44,000 Mann, mit denen sie in die Schlacht gegangen, sind nur etwa 19,000 übriggeblieben. Hinter diesem der Vernichtung entgangenen Rest bilden die Warthe, die Oder und die Mietzel einen Flußbogen, dessen einziger Übergang durch die Festung Küstrin gesperrt ist. Vor der Front steht eine Armee, die sicher viel gelitten hat, die aber anzugreifen ausgeschlossen erscheint. Die Russen können nicht vor und nicht zurück. Sie können auch nicht stehenbleiben, denn, um lange auszuharren, fehlt es ihnen an Munition und Nahrung. Die ursprüngliche Absicht des Königs, den Feind einzuschließen, ist erreicht. Die siegreichen Preußen sind aber augenblicklich unfähig, den Angriff fortzusetzen. Sie werden sich jedoch erholen, ihre Verluste sind geringer als diejenigen der Gegner. Mit etwa 23,000 Mann sind sie jetzt die Stärkeren und werden bald eine neue Schlacht liefern können. Diese würde zweifellos von einem vollständigen Erfolg gekrönt sein. Bei der zähen Widerstandskraft der Russen wird aber ein Sieg mit großen Opfern erkauft werden müssen, mit größeren, als der König jetzt ertragen kann. Denn er muß ohne Zeitverlust nach Schlesien oder Sachsen zurück, um dem Vordringen der Österreicher Einhalt zu tun. Er entschließt sich, dem Feinde eine goldene Brücke zu bauen, und geht am späten Nachmittage des 26. hinter den Langengrund und nach Zicher zurück. Der Feind benutzt den ihm gelassenen Ausweg und marschiert am frühen Morgen des 27., Zorndorf und Wilkersdorf südlich umgehend, nach Kleinkammin ab, um dort eine beseitigte Stellung zu beziehen. Der König rückt in ein Lager bei Tamsel. Mit den natürlichen Verbindungen hinter sich stehen die beiden Gegner bis zum 30. August einander gegenüber. Am 31. marschierte Fermor nach Landsberg ab. Gefolgt von Dohna setzt er dann den allmählichen Rückzug über die Weichsel fort. Mehr als ein Drittel seiner Stärke wird er nicht gerettet haben. Er ist nicht vernichtet, aber beseitigt. Der König wendet sich anderen Aufgaben zu…“

Herzog Friedrich Franz der Zweite von Mecklenburg

„Dies ist mein Mitleid mit allem Vergangenen, daß ich sehe: es ist preisgegeben, – – der Gnade, dem Geiste, dem Wahnsinne jedes Geschlechtes preisgegeben, das kommt und alles, was war, zu seiner Brücke umdeutet! Ein großer Gewalt-Herr könnte kommen, ein gewitzter Unhold, der mit seiner Gnade und Ungnade alles Vergangene zwänge und zwängte: bis es ihm Brücke würde und Vorzeichen und Herold und Hahnenschrei. Dies aber ist die andre Gefahr und mein andres Mitleiden – wer vom Pöbel ist, dessen Gedenken geht zurück bis zum Großvater – mit dem Großvater aber hört die Zeit auf. Also ist alles Vergangene preisgegeben: denn es könnte einmal kommen, daß der Pöbel Herr würde, und in seichten Gewässern alle Zeit ertränke.“ (Friedrich Nietzsche, „Also sprach Zarathustra“)

In diesem Sinne rufen wir Panzertiere euch unsere wahre deutsche Geschichte und Kultur ein wenig in Erinnerung. Heute hat unser Herzog Friedrich Franz der Zweite von Mecklenburg Geburtstag. Im Jahre 1823 erblickte er in Ludwigslust das Licht der Welt. Von 1842 bis 1883 regierte er und gehörte von Anfang zu den Parteigängern Preußens. Schließlich waren dessen Herrscher Friedrich Wilhelm der Vierte und Wilhelm der Große seine Onkel. Im Jahre 1866 führte er seine Truppen siegreich nach Nürnberg, wenn er auch bei Königgrätz nicht mitfechten durfte. So erging es unserem Herzog von Mecklenburg auch 1870. Denn mit seiner XVIII. Division sollte er in Norddeutschland das erwartete Landungsunternehmen der Gallier abwehren. Dieses fiel aber ins Wasser. Bei Gravelotte, Wörth und Sedan wurde nämlich das gallische Feldheer bis Anfang September zerschlagen und so konnte unser Herzog von Mecklenburg mit seinen Truppen nachrücken. Wilhelm der Große gab ihm eine Armeeabteilung und schickte ihn an die Loire. Hier kam es zu schweren Kämpfen mit der neuen gallischen Armee. Diese fanden ihren Höhepunkt in den Schlachten von Orleans und Le Mans, die unser Herzog von Mecklenburg im Verbund mit der Zweiten Armee unseres Prinzen Friedrich Karl von Preußen gewann. Als Landesherr schlug sich unser Held auch recht wacker. Sein häusliches Glück fand er 1849 mit Auguste von Reuß, abermals 1864 mit Anna von Hessen und 1867 ein drittes Mal mit Marie von Schwarzburg. Elf Kinder schenkten ihm seine Frauen. An Orden staubte unser Herzog von Mecklenburg unter anderem den Roten Adlerorden und den Blauen Verdienstorden Friedrichs des Großen ab. Wir Panzertiere ehren ihn durch den Vortrag seiner Taten aus den alten Geschichtsbüchern, wozu es schöne Bilder, alte Kriegslieder, Tondichtungen und Schlachtgesänge und natürlich unser Panzergetränk Met gibt. Da unser Herzog von Mecklenburg bei der Erlegung des Gallischen Ebers 1870-71 mitgeholfen hat, bekommt er von mir zum Wiegenfest Theodor Körners epischen Schlachtgesang „Lützows verwegene Jagd“ gespielt: https://www.youtube.com/watch?v=E5bmg6jJbXI

„Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein?

Hör´s näher und näher brausen.

Es zieht sich herunter in düsteren Reihn

und gellende Hörner schallen darein

erfüllen die Seele mit Grausen

Und wenn ihr die schwarzen Gesellen fragt:

Das ist

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd

Was zieht dort rasch durch den finstern Wald

und streift von Bergen zu Bergen?

Es legt sich in nächtlichen Hinterhalt,

das Hurra jauchzt, und die Büchse knallt

es fallen die fränkischen Schergen

Und wenn ihr die schwarzen Jäger fragt

Das ist

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd

Wo die Reben dort glühen dort braust der Rhein,

der Wütrich geborgen sich meinte

Da naht es schnell mit Gewitterschein

und wirft sich mit rüstigen Armen hinein

und springt an das Ufer der Feinde.

Und wenn ihr die schwarzen Schwimmer fragt:

Das ist

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd!

Was braust dort im Tale die laute Schlacht

was schlagen die Schwerter zusammen?

Wildherzige Reiter schlagen die Schlacht

und der Funke der Freiheit ist glühend erwacht

und lodert in blutigen Flammen.

Und wenn ihr die schwarzen Reiter fragt:

Das ist

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd!

Was scheidet dort röchelnd vom Sonnenlicht

unter winselnde Feinde Gebettet?

Es zucket der Tod auf dem Angesicht

doch die wackern Herzen erzittern nicht

das Vaterland ist ja gerettet!

Und wenn ihr die schwarzen Gefallnen fragt:

Das ist

Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd.

Die wilde Jagd und die deutsche Jagd

auf Henkersblut und Tyrannen!

Drum, die ihr uns liebt, nicht geweint und geklagt!

Das Land ist ja frei, und der Morgen tagt

wenn wir’s auch nur sterbend gewannen.

Und von Enkeln zu Enkeln sei’s nachgesagt:

Das war

Das war Lützows wilde, verwegene Jagd.“

Der Deutsche Krieg steht bei unserem Geschichtsschreiber Berthold Volz („Großherzog Friedrich Franz II von Mecklenburg-Schwerin: Ein deutsches Fürstenleben“) derweil bevor: https://archive.org/details/grossherzogfrie00volzgoog

„Den Verwundeten wandte der Großherzog, soweit es die Umstände zuließen, seine besondere Aufmerksamkeit zu. Wiederholt besuchte er die Lazarette, immer bedacht, durch freundliche Worte wie durch mannigfache Geschenke den Leidenden Trost und Freude zu bringen. Am 15. Februar verließ der Großherzog, durch Regierungsangelegenheiten abgerufen, den Kriegsschauplatz: indessen am 21. April kehrte er auf die Einladung König Wilhelms, diesen begleitend, dorthin zurück. Einem Triumphzuge glich die Fahrt durch das befreite Land; zu einer ergreifenden Huldigung gestaltete sich die Parade von Atzbüll, als mit jubelndem Zuruf die Düppel-Sieger an ihrem Könige vorüberzogen. Erfüllt mit diesen erhebenden Eindrücken, kehrte der Großherzog am 24. April nach Schwerin zurück, um, als der Mai gekommen, in glückseliger Erwartung nach Darmstadt zur Vermählung abzureisen. Goldig glänzte die Sonne stillen Glückes dem Großherzoge an der Seite der jungen Gemahlin: während am Wetterhimmel Deutschlands immer drohender dunkles Gewölk heraufzog; denn an der Frage, wie die Zukunft der befreiten Herzogtümer Schleswig und Holstein zu gestalten sei, schärfte sich von neuem der alte Gegensatz der deutschen Großmächte. Und als der Großherzog aus tiefem Herzeleid in Spanien sich zu erheben strebte, hörte man in Deutschland aus der Ferne schon den Donnerrollen, der das herannahende Gewitter ankündigt. Durch den Gasteiner Vertrag war „der Riß im Bau nur verklebt“; bis zum Herbste war er so weit klaffend geworden, daß nur der völlige Ausschluß Österreichs aus Deutschland die Lösung bringen konnte. Am 30. September 1865 reiste Bismarck, Preußens Ministerpräsident, nach Biarritz, wo Kaiser Napoleon noch weilte, ab. um sich über Frankreichs Neutralität in dem unvermeidlich erscheinenden Kriege Gewißheit zu verschaffen. Er hatte darüber wiederholte Besprechungen mit dem Kaiser von so gutem Erfolge, daß er am 11. Oktober an seinen König berichtete: „Nach meinen allgemeinen Wahrnehmungen darf ich die gegenwärtige Stimmung des hiesigen Hofes als eine äußerst günstige bezeichnen.“ Gewiß ist daher die Annahme nicht zu verwegen, daß der Großherzog, als er am 12. September in dem Garten der Villa Eugenic mit Napoleon lange spazieren ging, erfolgreich den Bestrebungen Bismarcks vorgearbeitet hat. Stand doch der Großherzog mit seinen Sympathien ganz auf der Seite Preußens: Preußens, mit dem zu vielen ein neues Band ihn durch die Verlobung seines Bruders, des Herzogs Wilhelm, mit seiner Cousine, der Prinzessin Alexandrine von Preußen, verknüpfte. Der Vermählung des fürstlichen Brautpaares wohnte der Großherzog nach seiner Rückkehr aus Spanien am 9. Dezember in Berlin bei. Mit drohenden Anzeichen begann das Jahr 1366. Preußen war entschlossen, sich nicht vor Österreich zu beugen. Die Gegner rüsteten. Preußen verbündete sich mit Italien, während die Mehrheit der deutschen Fürsten zu Österreich stand. Im Vertrauen darauf lehnte Österreich den Vorschlag der Westmächte ab, die streitigen Fragen durch einen Kongreß der Großmächte zu schlichten, und tat den letzten Schritt. Am 1. Juni übertrug es, ohne Preußen, den Mitbesitzer, auch nur zu benachrichtigen, die Entscheidung der schleswig-holsteinischen Frage dem Bundestage und beantragte am 11. Juni bei diesem die Mobilmachung sämtlicher nichtpreußischen Kontingente. Schon nach drei Tagen fand die Abstimmung über den verhängnisvollen Antrag statt. Auf die Weisung des Großherzogs stimmte Herr von Wickede gegen den österreichischen Antrag und legte, als dieser die Stimmenmehrheit (neun gegen sechs Stimmen) erhielt, wiederum auf telegraphisch erteilten Befehl des Großherzogs gegen die Verbindlichkeit des Majoritätsbeschlusses Verwahrung ein. Tags darauf erhielt der Gesandte die Weisung, bei allen Anträgen in der Bundes – Versammlung, die mit dem Bundesbeschlusse vom 14. Juni in Beziehung ständen, sich der Abstimmung zu enthalten, und wurde überhaupt am 23. Juni aus Frankfurt abberufen. Damit schied Mecklenburg-Schwerin tatsächlich aus dem Deutschen Bunde. Rasch war inzwischen mit Preußen die Verständigung erfolgt. König Wilhelm entsandte den Grafen Finkenstein nach Rabensteinfeld an den Großherzog mit einem eigenhändigen Schreiben, in dem er seinem Neffen Garantie des Besitzstandes unter der Voraussetzung anbot, daß Mecklenburg an Preußen sich anschlösse und die mecklenburgischen Truppen unter preußischen Oberbefehl gestellt würden. Zwar in Mecklenburg bestanden, zumal in der Ritterschaft, manche Sympathien für Osterreich; wie es denn in verschiedenen adligen Familien alte Sitte war, jüngere Söhne als Offiziere in österreichische Dienste treten zu lassen. Aber der Großherzog schwankte so wenig, daß er Finkenstein gleich seine zustimmende Erklärung mitgab und am 21. Juni die Mobilmachung seiner gesamten Truppen befahl. In drei Wochen stand die mecklenburgische Division marschbereit da. Unter der Bevölkerung Mecklenburgs indes erregte der Mobilmachungsbefehl viel Unruhe. Den Landbewohnern, wie den in ihrem engen Gesichtskreise dahinlebenden Kleinstädtern, war die Ursache des Krieges nicht klar; ohne Kriegslust trafen die Reservisten bei ihren Truppenteilen ein, ja verübten mitunter tumultuarische Ausschreitungen. Allein durch einige Alarmierungen und Nachtmärsche, die er persönlich leitete, brachte der Großherzog sehr schnell die Unlustigen in die straffe Ordnung des Dienstes…“

Die Schlacht bei Bar an der Aube

Wir Deutschen feiern heute den Sieg in der Schlacht von Bar an der Aube. Erfochten wurde dieser im Jahre 1814 bei unserem Vorstoß auf die gallische Hauptstadt Paris vom Fürsten Schwarzenberg, den allerdings der preußische König Friedrich Wilhelm III. hier – in Vertretung von unserem Feldmarschall Blücher – zum Jagen tragen mußte. Trotz beträchtlicher Überzahl ließ sich Schwarzenberg nämlich von den Rückschlägen Blüchers gegen Napoleon ins Bockshorn jagen und machte rückwärtige Bewegungen. Bei Bar an der Aube ging er dann aber wieder zum Angriff über und hatte leichtes Spiel. Denn mit 35,000 Österreichern und Bayern könnte sogar der Monty 18,000 Gallier schlagen (vielleicht). Befehligt hat die Gallier Oudinot, der mit einem Verlust von 3000 Mann weichen mußte. Unser eigener Verlust war mit fast 2000 Mann zwar nicht viel geringer, aber im Krieg kosten die Siege bisweilen auch mal etwas Blut. Der liebe Krieg ist schließlich kein Ponyhof. Ein Schlachtgesang muß zur Feier des Tages her und Arndts „Der Gott, der Eisen wachsen ließ“ eignet sich mal wieder hervorragend dazu: https://www.youtube.com/watch?v=onPDNBYIm-Q

„Der Gott, der Eisen wachsen ließ,

der wollte keine Knechte,

drum gab er Säbel, Schwert und Spieß

dem Mann in seine Rechte,

drum gab er ihm den kühnen Mut,

den Zorn der freien Rede,

daß er bestände bis aufs Blut,

bis in den Tod die Fehde.

So wollen wir, was Gott gewollt,

mit rechten Treuen halten,

und nimmer im Tyrannensold

die Menschenschädel spalten;

doch wer für Tand und Schande ficht,

den hauen wir zu Scherben,

der soll im deutschen Lande nicht

mit deutschen Männern erben.

O Deutschland, heil’ges Vaterland!

O deutsche Lieb‘ und Treue!

Du hohes Land, du schönes Land!

Dir schwören wir aufs neue:

Dem Buben und dem Knecht die Acht!

Der fütt’re Krähn und Raben.

So ziehn wir aus zur Herrmansschlacht

und wollen Rache haben.

Laßt brausen, was nur brausen kann,

in hellen lichten Flammen!

Ihr Deutsche alle, Mann für Mann,

zum heilgen Krieg zusammen,

und hebt die Herzen himmelan und

himmelan die Hände,

und rufet alle Mann

für Mann: „Die Knechtschaft hat ein Ende!“

Laßt klingen, was nur klingen kann,

die Trommeln und die Flöten!

Wir wollen heute Mann für Mann

mit Blut das Eisen röten,

mit Henkersblut, Franzosenblut –

o süßer Tag der Rache!

Das klinget allen Deutschen gut,

das ist die große Sache!

Laßt wehen, was nur wehen kann,

Standarten wehn und Fahnen!

Wir wollen heut‘ uns Mann für Mann

zum Heldentode mahnen.

Auf, fliege, stolzes Siegspanier,

voran den kühnen Reihen!

Wir siegen oder sterben hier

den süßen Tod der Freien.“

Eine kleine Nachlese der Schlacht von Bar an der Aube gibt es von unserem Geschichtsschreiber Carl Tanera dazu noch:

„Bei den Truppen hat man stets eine Art von richtigem Instinkt. Man hört ja wenig von dem, was in den hohen Stäben ausgemacht wird, aber man ahnt doch viel und man urteilt nach dem, was man sieht. Auch bei den Russen Wittgensteins und den Bayern Wredes verbreitete sich bald das Gerücht, daß man den Sieg vom 27. Februar eigentlich dem Könige von Preußen verdanke. Jubelnd begrüßten ihn deshalb die Truppen, wo er sich zeigte, und begeisterte Zurufe galten auch dem jugendlichen Prinzen Wilhelm, dessen tapferes Verhalten überall rasch bekannt geworden war. Die Schlacht hatte den Franzosen 2600 Tote und Verwundete, 460 Gefangene und zwei Geschütze, den Verbündeten 1200 Russen und 300 Bayern an Toten und Verwundeten gekostet. Die österreichische Politik brachte es wieder zuwege, daß der Sieg von Bar-sur-Aube gar nicht verfolgt wurde, sondern Schwarzenberg seiner Armee eine achttägige Erholungsruhe gönnte! Mit 93,000 Mann wartete er ruhig ab, was der Erfolg der Unternehmung Blüchers sein werde und tat keinen Schritt, letzterem diese auch nur im geringsten zu erleichtern. Einzig und allein die diplomatischen Meinungsverschiedenheiten, die zwischen Österreich und Rußland in Bezug auf die künftige Ordnung der französischen Verhältnisse bestanden, liefern den Schlüssel für dieses rätselhafte Verhalten Schwarzenbergs…“

Zum ersten Jahrestag des russisch-amerikanischen Stellvertreterkrieges um die Ukraine — Erwin Rommel

https://www.youtube.com/watch?v=EnVMJGrNqAY – Hatten vor einem Jahr noch die meisten Beobachter angenommen, daß es Rußland recht schnell gelingen würde die Ukraine niederzuwerfen, so haben die Fehler der Russen in Verbindung mit den amerikanischen Hilfslieferungen das Ganze zu einem zähen Abnutzungskampf gemacht. Die Russen sind zwar gegenwärtig im Angriff, rücken aber mit der Geschwindigkeit der Engländer im […]

Zum ersten Jahrestag des russisch-amerikanischen Stellvertreterkrieges um die Ukraine — Erwin Rommel

Kaiser Ferdinand der Erste

Gleich den Burgunderkönigen im Nibelungenlied teilte unser alter deutscher Kaiser Karl der Fünfte die Macht mit seinem jüngeren Bruder Ferdinand und so regierte dieser ab 1531 unser altes deutsches Reich mit und trat 1556 die Nachfolge seines Bruders an. Er ging 1564 heim und wir dürfen ihn zu unseren besseren Herrschern rechnen. Nicht so ließ er 1529 unsere alte Reichshauptstadt Wien erfolgreich gegen die Türken verteidigen, sondern gewann auch die Westgebiete Ungarns als Grenzmark gegen die Türkei. Im Inneren verdanken wir ihm das Zustandekommen des Augsburger Religionsfriedens von 1555, der uns Deutschen den Religionskrieg zu ersparen schien… In Madrid wurde der Sohn Philipps des Schönen und der Johanna von Spanien 1503 geboren und heiratete 1521 Anna von Ungarn. Den beiden waren von den Nornen vier Söhne und elf Töchter vergönnt. Seine Nachfolge trat sein Sohn Maximilian der Zweite an. Die Krönungsmesse von unserem großen deutschen Tondichter Wolfgang Amadeus Mozart habe ich mir für unseren Kaiser Ferdinand den Ersten ausgesucht: https://www.youtube.com/watch?v=B26rA3D8NVY In Wahrhaft epischer Breite ging es die Geschichte von unserem Kaiser Ferdinand dem Ersten bei unserem Franz Bernhard von Bucholtz. „Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten“ nannte er sein Werk und daraus hört ihr von den Unterhandlungen unseres Kaisers Ferdinands des Ersten mit den Kurfürsten: https://archive.org/details/bub_gb_IWkIAAAAQAAJ

„War für den äußeren Religionsfrieden im Reich nunmehr eine feste Grundlage gewonnen, und unter dem Schutz desselben der Versuch einer dogmatischen Verständigung im Kolloquium noch einmal gemacht worden, so mußte die Herstellung besserer Kirchenzucht, wahre innere Reform und Reinigung von solchen Mißbräuchen, über welche kein Streit war, daß es Mißbräuche seien, sich noch als den wichtigsten Gegenstand eifriger, die Erhaltung der alten Religion selbst bezielender Fürsorge darstellen. Wirklich trat erst damals, etwa 40 Jahre nach dem Anfang der Spaltung der Wendepunkt im eigenen Innern des in seinem Wesen angegriffenen Kirchentums ein, daß nach den ersten Anstrengungen der Verteidigung und Behauptung, nach den Versuchen für Beschwichtigung oder Unterdrückung der Spaltung und für Zurückführung der Getrennten, nach mehrfachen Erörterungen über die am lautesten in Streit gebrachten Dogmen und der Selbstrechenschaft und inneren Befestigung derselben auf kirchlichem Gebiete nunmehr allgemeiner und wirksamer die praktische Reform, (Besserung des menschlichen Verderbens, welches den wesentlichen Charakter der Kirche so Vielen unkenntlich machte, und ihre Segnungen so vielfach vereitelte), als das nächste Ziel der Anstrengungen erkannt wurde. – Die Bemühungen hierfür bilden so zu sagen den innersten Kern der Bestrebungen Ferdinands, und wie er auch früher schon dieselben als den wichtigsten Teil aller in der Religionssache zu nehmenden Maßregeln angesehen hatte, so bilden sie insbesondere den ruhmvollen und auch folgereichen und gesegneten Gegenstand seiner Fürsorge in der letzteren Epoche seiner Regierung. In der Lage, worin der Religionsfrieden die öffentlichen Angelegenheiten im Reiche ließ, wünschte Ferdinand zunächst mit den geistlichen Kurfürsten persönlich über die Notwendigkeit wirksamer Reformen sich zu unterreden. Außerdem waren es aber auch andere Gegenstände, besonders die Anerkennung seiner eigenen Kaiserwürde, in Folge der Abdankung seines Bruders, welche eine Zusammenkunft mit den Kurfürsten überhaupt als notwendig erscheinen ließen. – Schon auf dem Reichstage von 1556 hatte er eine solche Zusammenkunft gehofft, und die Kurfürsten dringend dazu einladen lassen (21. Oktober 1556). Als der neugewählte Kurfürst Daniel von Mainz sich gegen den Gesandten Ferdinands Otto von Neideck eben sowohl entschuldigte, als der indessen verstorbene Sebastian sich nicht hatte bewegen lassen, den Augsburger Reichstag zu besuchen, schrieb Ferdinand jenem vom ersten Nachtlager seiner eigenen Reise nach Regensburg, von Tuln (23. November 1556) aus: „persönlich zu kommen, werde jenem gegen Gott und Welt viel verdienstlicher und rühmlicher sein“, eigenhändig beisetzend: „Hiermit ersuch eure Exzellenz ganz freundlich, zu keineswegs, unterlassen wolle, persönlich zu erscheinen, angesehen, wie hoch und viel daran gelegen ist, und die Wichtigkeit der Händel das nicht leiden mag, durch Botschaft zu verrichten, und eurer Exzellenz wird Gott dem Allmächtigen ein angenehmen Dienst tun und gegen der ganzen Christenheit, dem heiligen Reich und deutscher Nation unserm Vaterland ein gut Werk; das wird ich in aller Freundschaft gegen eure Exzellenz erkennen.“ – Nicht minder wurden auch Trier und Köln dreimal ersucht, persönlich zu erscheinen. Sie hatten aber jedes seine Verhinderungen, und die geistlichen Kurfürsten vereinigten sich außerdem einer Instruktion, dem Ferdinand mündlich und geheim vorzutragen: „da auf dem vorigen Reichstag die Protestanten in vielen Stücken ihren Willen durchzubringen versucht, auch erlangt, unangesehen wie diese Sachen der Geistlichen wegen tunlich oder nicht seien, so möchte, da jetzt nicht allein von dem Wege zur Vergleichung der spaltigen Religion, sondern auch dem Hauptwerk zu handeln, wenn abermals gleicher Ernst gebraucht würde, und sie (die geistlichen Kurfürsten) bei einem oder andern Artikel erhebliche Bedenken haben möchten, daraus bei ihrer Gegenwart mehr Verbitterung und besorglicher Widerwillen entstehe, als da durch allerseitige Verordnete gehandelt würde.“ – Noch von Regensburg selbst schickte Ferdinand den von Heusenstamm an die drei Kurfürsten; er wolle sie über vier Wochen nicht aufhalten, und schrieb (26. Jänner 1557), daß er der Rüstung gegen die Türken wegen keine Stunde zu verfeiern habe, und erwarte, daß alle Kurfürsten mit Ausnahme des neuen Kurfürsten von Pfalz, Otto Heinrich, der seiner Gesundheit wegen bei Winterszeit nicht reisen könne, nach Regensburg kommen würden. – Diese Erwartung wurde aber auch von Sachsen und Brandenburg getäuscht, was vielleicht die Ursache war, daß als Kurfürst Daniel endlich schrieb, er wolle willfahren, Ferdinand selbst ihm nunmehr meldete (13. Februar 1557) wegen unvorgesehener Gründe möge er bis auf neue Beschickung mit der Abreise warten. – Es handelte sich sodann zunächst von abgesonderter Zusammenkunft mit den Kurfürsten außerhalb eines Reichstages. Sachsen und Brandenburg ließen sich nur darauf ein, einen Tag zu Eger auf den 1. Mai 1557 zu halten. Ferdinand lud hiernach sowohl den Ott Heinrich, als die übrigen rheinischen Kurfürsten ein, auch nach Eger zu kommen. Ott Heinrich als neu eintretender Kurfürst, schrieb wegen einer vorherigen Zusammenkunft der rheinischen Kurfürsten an Mainz (25. Februar 1557), welche Mainz sodann auf den 25. März zu Worms vorschlug. — Sachsen sandte ebenfalls an Mainz (26. Februar), um die Zusammenkunft zu Eger zu empfehlen; es sollten Sachen vor sein, woran dem Reiche, und namentlich auch den Kurfürsten und ihrer Präeminenz viel gelegen sei.“ – Die rheinischen Kurfürsten entschuldigten sich aber von Worms aus (27. März 1557): „Mancherlei Kriegsgewerbe nähern sich ihren Landen, welche in der Frühlingszeit am meisten anzubrechen pflegen: Eger liege weit, und sei ihnen zum Teil Leibes wegen zu besuchen unmöglich; es sei auch keiner von den Plätzen, wo von Alters dergleichen Sachen gehandelt worden, nämlich für Kurfürstentage sollten Frankfurt, Gelnhausen oder Friedberg die gesetzlichen Orte sein). Sie bäten daher, den Termin etwas zu erstrecken und einen dieser Plätze zu benennen, dann wollten sie hinkommen.“ – Ferdinand antwortete (Prag 11. April 1557), er hätte sich versehen, sie sollten Eger angenommen haben. Er selbst könne den Sommer, ohne seiner Lande Untrost, Gefährde und Nachtheil keine andere Zusammenkunft mehr anstellen, da er wegen der Türken und sonst keinen Tag und Stunde, mehr zu feiern hätte. – Da nun nach der heurigen Kriegsexpedition in Ungarn und nach dem Kolloquium gegen den Winter ein neuer Reichstag nicht werde umgangen werden können, so möge die Sache dort vorgenommen werden, worüber er die Vorschläge der Kurfürsten erwarte. Die Wahlstadt müsse aber ihm nicht gar zu weit und ungelegen sein. Sachsen und Brandenburg schlugen hierauf vor, den Kurfürstentag dennoch „um geheimer Unterredung und größeren Vertrauens wegen, da die Sache nicht für die andern Reichsstände gehörig“, dem Reichstag vorhergehen zu lassen, etwa um Epiphanie 1558 zu Regensburg…“

König Wenzel

So schlecht und abgrundtief unfähig sind die liberalen Amerikanerhandpuppen im deutschen Rumpfstaat, daß man noch nicht einmal unseren König Wenzel gegen sie eintauschen möchte, obwohl man jenen den Faulen nennt. Und faul war unser König Wenzel fürwahr! Von 1378 bis 1400 saß er auf dem deutschen Thron, verlor aber schon bald jede Lust an der Regierung und zog sich auf die Länder seiner böhmischen Hausmacht zurück. So erschütterten Fehden unser deutsches Vaterland, während im Osten Europas die Türkengefahr gefährlich anwuchs. Kein deutsches Heer schickte Wenzel seinem Bruder Sigismund von Ungarn zu Hilfe und so unterlag dieser in der Schlacht von Nikopolis den Türken. Zuletzt hatten unsere Kurfürsten genug von Wenzels Untätigkeit und wählten im Jahre 1400 den Wittelsbacher Ruprecht von der Pfalz zum Gegenkönig. Weder zog Wenzel gegen diesen zu Felde noch legte er die deutsche Krone nieder. Nach Ruprechts Heimgang wählten die Kurfürsten 1411 seinen Bruder Sigismund zum deutschen König. Wenzel blieb ruhig in Böhmen, bis sich 1419 die Hussiten gegen ihn erhoben und ihn zur Flucht zwangen… Kinderlos blieben seine beiden Ehen. Zur Welt kam er 1361 in Nürnberg als Sohn Kaiser Karls des Vierten und der Anna von Schweidnitz… Das schöne alte Lied „Tausend Jahre Deutschland“ habe ich mir für unsere heutige Panzergeburtstagsfeier ausgesucht: https://www.youtube.com/watch?v=uDwDFJWarl8

„Tausend Jahre Sturm über Tiefe und Tann –

Talwärts sank unser Pfad oder stieg bergan.

Tausend Jahre gingen Geschlecht um Geschlecht,

Knechte durch fremdes, doch Herren durch deutsches Recht.

Tausend Jahre wanden wir Kranz um Kranz,

Kränze dem Tod oder Kränze dem festlichen Tanz.

Tausendjährig der Weg, bald irr, bald gerad,

Tausend Jahre ein Volk zwischen Traum und Tat!

Tausend Jahre Deutschland in Trotz und Pflicht –

Tausend Jahre: in jedem hielt Gott Gericht.

Stürzten wir wohl im Dunkel – wir starben nicht!

Immer war Sehnsucht die Straße und Ziel das Licht.

Immer war Kraft wie lebendiges Bauernkorn,

Immer wehte die Fahne des Glaubens vorn.

Tausend Jahre war Deutschland der Hölle nah –

Tausend Jahre sprach Gott zu Deutschland: Ja!“

Bei unserem Geschichtsforscher Theodor Lindner („Geschichte des deutschen Reiches unter König Wenzel“) gewinnen nun die Kurfürsten an Macht: https://archive.org/details/geschichtedesde01lindgoog

„Im Laufe der Jahre 1379 und 1380 wurden keine weiteren Versuche gemacht, die auf dem ersten Reichstage so offen ausgesprochenen feindseligen Absichten gegen die Städte durchzuführen; König und Kurfürsten waren vollauf durch die Kirchenfrage in Anspruch genommen. Wir sahen bereits, wie auf dem Nürnberger Reichstage vom Januar 1381 wenigstens die brennende Mainzer Frage sich erledigte, indem Adolf zu Urban übertrat und als Erzbischof anerkannt wurde. Es fällt auf, dass wir von keiner Gegenleistung Adolfs an den König hören, dem er sich in Zukunft sogar keineswegs sehr verpflichtet zeigt. Fast scheint es, als ob der König den gelungenen Ausgleich höher angeschlagen habe, als Adolf selbst. Freilich war dieser ja auch von jeher im tatsächlichen Besitze des Erzbistums gewesen und die Erfahrungen der verflossenen Jahre hatten gelehrt, dass es nicht so leicht sei, ihn mit den Waffen niederzuwerfen. Gelang es ihm aber, sich zu behaupten und hielt er dabei an Clemens fest, so war die Gefahr, dass die Kirchenspaltung in Deutschland immer weiter um sich griff, eine überaus große; die gefährlichsten Weiterungen und Unruhen mussten daraus entstehen. „Der König von Böhmen konnte keinen Fortgang im Reiche haben, solange Adolf vom Papste Urban nicht bestätigt war,“ sagt mit richtigem Verständnis die Magdeburger Chronik. – Hätte der König die gesamte Kraft Böhmens und des Reiches aufbieten mögen, so würde am Ende Adolf unterlegen sein. Aber wie weit die Fürsten geneigt gewesen wären, eine so große Unternehmung, aus der ein unmittelbarer Vorteil für sie kaum hätte resultieren können, zu unterstützen, ist mehr als fraglich. Und sobald Adolf sich bereit erklärt hatte, eventuell zu Urban überzutreten, war an ihre Beihilfe nicht zu denken. Es wäre demnach Wenzel allein überlassen geblieben, Adolf zu beseitigen, da die Hessen und Meißner sich zu schwach gezeigt. Davor schreckte jedoch der König zurück, der seine Kräfte für andere Zwecke zusammen halten wollte. Er musste demnach sich damit begnügen, dass Adolf sich seinem Papste anschloss; der Schachzug des Mainzers – denn etwas anderes war der Bund mit Clemens nicht gewesen – war völlig geglückt. Indem Wenzel den von seinem Vater aufgestellten, von ihm selbst zuerst lebhaft unterstützten Kandidaten Ludwig fallen lassen musste, erlitt sein Ansehen gleich am Anfange der Regierung eine schwere Niederlage. Während er nicht hoffen durfte, an Adolf eine Stütze zu finden, kränkte er eine ihm treu ergebene Familie und stieß sie zurück; die Thüringer Landgrafen haben dem Könige die Aufhebung der Verlobung Annas mit Friedrich dem Streitbaren, sein Verhalten in dem Mainzer Streite nicht vergessen. – Zugleich erfuhr des Königs Stellung zu den Kurfürsten eine wesentliche Änderung; dass Adolf nun in alle Rechte eines solchen trat, war auf den Gang der Reichssachen nicht ohne großen Einfluss. Dem Kölner, Trierer und Pfälzer hatte bisher die Ordnung der Mainzer Verhältnisse nicht weniger am Herzen gelegen, als Wenzel und dieses gemeinsame Interesse führte König und Kurfürsten gegenseitig näher, wies sie auf einander an. Wie der Herrscher den Fürsten zu Willen war, hatten diese auf ihn Rücksichten zu nehmen. Jetzt seitdem die drohendste Gefahr des Schisma im Reiche gehoben, löste sich diese Verbindung. Fortan bildeten die vier Rheinländer wieder eine geschlossene Gruppe, deren Interesse keineswegs mit dem des Königs zusammenfiel. Die Kurfürsten und damals kamen doch lediglich diese vier in Betracht – konnten nun ungestört ihre kurfürstliche Stellung neben der königlichen Autorität geltend machen und danach streben, das Reichsregiment nach ihrem Willen zu leiten. So trat jetzt wieder der Gegensatz königlicher und kurfürstlicher Politik ins Leben. Es fragte sich nur, ob der König selbständig und entschlossen genug sein würde, seine eigenen Wege zu gehen oder ob er in das Fahrwasser der Kurfürsten einlenken würde; aber selbst wenn er dies tat, konnte er doch nicht mehr, wie bisher darauf rechnen, dass jene ihm so recht willfährig sein würden. Der König war nun nicht im Stande, sich ihren Einwirkungen zu entziehen, da er redlich bemüht, den Frieden im Reiche zu bewahren, doch eines bestimmten, sicheren Planes entbehrte. Sein bedenkliches Verhältnis zu dem schismatischen Herzoge Leopold, seine Absicht, in Italien die Kaiserkrone zu holen, ließen ihn noch mehr wünschen, mit den Fürsten im guten Einvernehmen zu bleiben. Daher gab er dem Drucke der Kurfürsten nach und es tritt alsbald eine dem entsprechende Richtung in seiner Reichspolitik hervor, namentlich den Städten gegenüber. Wenn er auch den schwäbischen Bund nicht anerkannte, hatte er doch bisher auch nichts getan, ihn zu lösen, den einzelnen Städten eher Wohlwollen bewiesen. Nun aber unter dem Einflusse der Kurfürsten wird seine Haltung bald eine städtefeindliche…“

Karl May

„Es ist ein linder Frühlingshauch

Heut übers Feld gegangen,

Und nun will Wiese, Baum und Strauch

In tausend Blüten prangen.

Schon morgen wohl, schon über Nacht

Gibts rings ein duftend Sprießen;

O Frühlingswonne, Frühlingspracht,

Sei mir, sei mir gepriesen!

In meine Seele ist ein Strahl

Vom Himmel mir gedrungen,

Und nun sind Blüten ohne Zahl

Wie draußen aufgesprungen.

Das sproßt und treibt, will dankbar sein,

Will Glück und Freude spenden.

Herrgott, laß diesen Sonnenschein

Doch niemals in mir enden!“

Ein Dichter war unser Karl May fürwahr, kennt man von ihm auch meist nur seine Abenteuererzählungen. Wenn diese auch den Löwenanteil seines Werkes ausmachen. Im sächsischen Ernstthal kam er 1842 zur Welt und versuchte sich zunächst als Lehrer. Diebstahl und Hochstapelei brachten ihn in den Kerker und erst 1874 kam er wieder daraus. Fortan wurde er eine ehrliche Haut und konnte schon bald von seiner Dichtkunst leben. Sein späterer Wohlstand erlaubte es unserem Dichter die Länder seiner Abenteuer zu bereisen. Seine Figuren hat er dort aber nicht vorgefunden… Geheiratet hat unser Dichter 1880 Emma Pollmer und 1903 Klara Plöhn. Franz Schuberts epische Neunte Symphonie habe ich mir für unsere heutige Panzergeburtstagsfeier ausgesucht: https://www.youtube.com/watch?v=xvcJz2FDxpU In seiner Erzählung der „Der Kaiserbauer“ führt uns unser Karl May einmal mehr in sein heimisches Erzgebirge: http://www.zeno.org/Literatur/M/May,+Karl/Einzelne+Erz%C3%A4hlungen/Der+Kaiserbauer

„Am Eingange des Dorfes lag ein kleines einstöckiges Häuschen, dessen rot angestrichenes Fachwerk munter aus dem frischen Weiß der Wände hervortrat. An einem Fenster des Wohnstübchens saß Meister Peter Fährmann, der „Bonapartenschuster“ genannt, und betrachtete nachdenklich das gegenüber liegende Vordergebäude des stattlichen „Kaiserhofes“. „Komm her, Vater; bitt‘, geh‘ auch herbei, Mutter; das Essen ist fertig!“ weckte ihn eine freundliche Stimme aus seinem Sinnen. Die Eltern folgten der Einladung, stellten sich an ihre gewohnten Plätze und nachdem der Hausvater der schmucken Tochter zugenickt, faltete diese die Hände und betete:

„Komm, Herr Jesus, sei unser Gast,

Und segne, was Du bescheeret hast.

Amen, in Gottes Namen!“

„Heute mag es bei Kaisers hoch hergeh’n!“ bemerkte die Mutter, als das Klappern der Löffel und Messer etwas nachzulassen begann. „Wenn der Beutel so groß ist und voll, wie bei denen, so kann man sich bei der Brautschau schon sehen lassen. Aber, Bertha, Du willst heute wohl gar nichts essen?“ Das Mädchen senkte das Köpfchen tiefer über den fast noch unberührten Teller und schwieg. Der Vater überhob sie einer Antwort: „Die richtige vornehme Frau bekommt der Wilhelm, das muß man sagen. Und fest scheint die Sache auch schon zu sein, denn sie ist ja schon gleich in der Kirche gewesen und hat mit ihrem Seidenstaate dagesessen wie die Prinzeß von „Schautmichan“.“ Man sah es dem offenen Gesichte des Sprechers an, daß nicht der Neid ihm diese Worte in den Mund gelegt hatte. Der tiefe Mißmut, welcher ihn überkam, so oft von seinem Nachbar, dem Kaiserbauer, die Rede war, hatte einen ganz anderen Grund, einen Grund, der weit, weit in die Vergangenheit zurückgriff und auf Ereignissen beruhte, über denen der Schleier der Verborgenheit ausgebreitet lag. – Indessen saß drüben in dem Kaiserhofe das Gesinde in der Knechtestube bereits beim Essen, in dem Staatszimmer war nun auch angerichtet und der Hausherr erhob seine schwere Gestalt aus dem Polster des schwellenden Sophas, auf welchem er mit der zukünftigen Schwiegertochter gesessen hatte. „Na, da kommt, setzt Euch her und laßt’s Euch schmecken! Steinmüller, Du hast mich brav ausgefüttert, als ich bei Dir zum Anspruch war; nun sieh‘, ob der Kaiserhof auch ‚was leisten kann! Aber wo bleibt denn der Wilhelm?“ Der Genannte, sein einziger Sohn und Erbe, erschien erst nach längerem Suchen und Rufen und machte Miene, sich neben der Mutter niederzulassen. „Halt, Bursch’“, gebot Kaiser; „heut ist Dein Platz ein anderer. Geh‘ her zum Fräulein Gretchen und tu‘ nicht, als könntest Du kein Mädel grade anschauen!“ Erst auf den besorgten Blick, welchen ihm die Bäuerin zuwarf, gehorchte dieser, aber obgleich seine Nachbarin sich alle mögliche Mühe gab, liebenswürdig zu scheinen, widmete er ihr nur die allernotwendigste Aufmerksamkeit, sah ernst und wortkarg vor sich nieder, und wie ein Teller da drüben im kleinen Häuschen, so wollte auch der seinige nicht leer werden. Trotz der zornigen Winke, welche der Vater ihm verstohlen gab, war er der Erste, welcher sich erhob und das Zimmer verließ. „Hör‘, Kaiser“, gab der Müller seinem Unmute Ausdruck, „der Junge will mir nicht gefallen. Er ist doch ein Bursch‘, der sich sehen lassen kann; also warum tut er denn so zimperlich mit meiner Gret‘? Die Steinmühle wird nicht viel geringer sein als der Kaiserhof, und meine Tochter darf nur die Hände hinaus tun, so hängt gleich an jedem Finger Einer. Das sollte der Wilhelm doch wissen!“ „Brauchst Dich nicht so in Eifer hinein zu reden, Steinmüller. Er ist sonst immer bei der Spritz‘ und hat ganz Alles auf der rechten Stelle, aber mit der Gret‘ scheint er eben noch ein wenig zaghaft zu sein. Trink‘ nur immer weiter, ich bin gleich wieder da!“ Er stand auf und ging hinaus, um den Sohn zu suchen. Dieser stand hinter der Gartenhecke und beobachtete über die Straße hinweg Bertha, welche jetzt drüben mit dem Strickstrumpfe am geöffneten Fenster saß. Ihr Gesicht schaute wie ein liebliches Gemälde aus dem Rahmen hervor; es hatte, nur in weicheren Linien, denselben fremdartigen Schnitt, welcher die südliche Abstammung ihres Vaters verriet. – – Als 1813 die Franzosen unter Vandamme bei Kulm und Nollendorf von den Verbündeten geschlagen waren, hatten viele der Fliehenden ihren Weg über das Gebirge genommen und bei den freundlichen Dörflern wohlwollende Aufnahme und Pflege gefunden. Eines Abends war der Vater des jetzigen Kaiserbauers von einem französischen Sergeanten herausgeklopft und zu einem Wagen geführt worden, in welchem eine kranke Frau mit einem kleinen Knaben gelegen hatte. Auf das Zureden seiner Frau war er bereit gewesen, die Obdachlose aufzunehmen; dann hatte sich der Soldat entfernt und vorher in einem kaum verständlichen Deutsch zu verstehen gegeben, daß er gehen wolle, um seinen Herrn, einen hohen Offizier, zu suchen. Er war jedoch niemals zurückgekehrt. Die Kranke hatte nur noch wenige Tage gelebt und ihr Söhnchen war nach einiger Zeit von Gemeinde wegen an einen armen kinderlosen Flickschuster als den Mindestfordernden versteigert worden. Dieser hatte sich des Verwaisten in väterlicher Liebe angenommen, ihn in seinem Handwerke unterrichtet und ihm dann auch nach seinem Tode das alte Häuschen hinterlassen, an dessen Stelle der herangewachsene Findling, den der Volksmund in Beziehung auf seine Abstammung und die politischen Ereignisse, unter denen er in das Dorf gekommen war, nur den „Bonapartenschuster“ nannte, später das jetzige erbaute. Während er sich im Laufe der Zeit ein zwar kleines, aber freundliches und musterhaft bewirtetes Besitztum zusammengerundet hatte, war es mit Kaisers schneller vorwärts gegangen. Die früher nur mäßige Wohlhabenheit der Familie war in solcher Kürze zu einem offen zur Schau getragenen Reichtum geworden, daß sich die Nachbarn diese Veränderung nicht mit gewöhnlichen Gründen zu erklären vermochten. Hier mußte ein ganz besonderer Umstand obgewaltet haben, und da man keinen anderen kannte, so sprach man erst heimlich und sodann offener davon, daß die Habe jener verstorbenen Französin wohl bedeutender gewesen sei, als Kaiser angegeben hatte. Auf diese Vermutung hindeutend, nannten die Dorfbewohner, wenn der alte Kaiser es nicht hörte, seine Besitzung auch wohl den „Franzosenhof“. Wilhelm, der junge Kaiserbauer, kannte dieses Gerücht, es war zu alt und zu tief eingewurzelt, als daß es ihm hätte entgehen können, aber niemals hatte er mit solchem Ernste daran gedacht als jetzt, wo er aus Rücksicht auf das leidige Vermögen zu einem Schritte gezwungen werden sollte, von dem er fühlte, daß er ihm nie Heil und Segen bringen werde. Hatten die Leute die Wahrheit erraten, so war ja der Reichtum des Vaters ein unrechtmäßig erworbener, und wer war der rechtliche Besitzer? Niemand anders als der „Bonapartenschuster“, der Vater der hübschen Bertha, die neben ihm aufgewachsen und seine Schulkameradin gewesen war. Er mußte jetzt immer und immer wieder hinüberblicken zu ihr, und je länger er sie betrachtete, desto fester wurde sein Entschluß, die geplante Verbindung von sich abzuweisen, es koste was es wolle…“

Kaiser Karl der Fünfte

„In ernster Zeit ward zu den Stufen

Des Throns der span’sche Karl berufen:

Ihr helles Lied sang dazumal

„Die Wittenberger Nachtigall“,

Und alles lauschte ihrem Ton:

Sie sang die Reformation.

Karl streng katholisch auferzogen

War der Bewegung nicht gewogen:

Er ächtet Luther: überdies

Er ein Edikt aus Worms erließ,

Das es verbot für alle Zeiten,

Die Lehre Luthers zu verbreiten.

Da brach ein Sturm im Lande los:

Ein Aufstand war es riesengroß,

Erst unterm Adel und darauf

Auch bei der Bauern „hellem Hauf“.

Nach Jahren erst konnt’ es gelingen,

Den Aufruhr gänzlich zu bezwingen.

Dann einigten als „Protestanten“

Die Fürsten, die zu Luther standen,

Zu einem Bündnis sich im Land:

„Schmalkald’scher Bund“ ward es genannt.

Bald brach auch los der wilde Krieg,

Doch Kaiser Karl erfocht den Sieg

Und nahm an diesen Fürsten Rache.

Verloren schien jetzt ihre Sache,

Jedoch erlangten sie von ihm

Das sogenannte „Interim.“

Moritz von Sachsen – „der Verräter“ –

Erzwang „Passaus Vertrag“ noch später.

Dies beugt den Kaiser schwer: zuletzt

Als Mönch er sich zur Ruhe setzt.“

(Max Barack, „Die deutschen Kaiser“)

In seiner Jugend war unser alter deutscher Kaiser Karl der Fünfte wahrlich ein Junggeselle für den sogar ich den Fernseher angeschaltet hätte – Männer werden schließlich im Alter schöner (im Gegensatz zu uns Frauen) und Ländereien und Titel machen doch jede Unterlippe weg. Spaß. Alles Liebe und Gute wünsche ich unserem Kaiser Karl dem Fünften zu seinem Geburtstag. Von 1520 bis 1555 hat er unser altes deutsches Reich regiert und in seine Herrschaft fallen viele bedeutende Ereignisse. Große Siege wie die Vernichtung des gallischen Heeres durch Jörg von Frundsberg 1525 in der Schlacht von Pavia (einschließlich der Gefangennahme des aufgeblasenen Gallierkönigs Franz des Ersten) oder die Verteidigung Wiens im Jahre 1529 durch Philipp den Streitbaren gegen eine zehnfache türkische Übermacht. Aber auch weniger schöne Dinge wie die Lutherische Glaubensspaltung, die Bauernkriege oder die Schlacht von Mühlberg. In letzterer besiegte unser Kaiser Karl der Fünfte zwar 1547 den Schmalkaldischen Bund und hielt daraufhin den Geharnischten Reichstag zu Augsburg ab, wurde dann aber unvorsichtig und so 1552 von einem Fürstenaufstand überrascht. Dieser zerstörte fiel von der neuen Machtfülle, die er unserem deutschen Kaisertum gegeben hatte. Denn mit Karl dem Fünften schienen die Zeiten Ottos des Großen, Konrads des Zweiten, Friedrichs des Ersten (Rotbart) oder Karls des Großen wiedergekehrt zu sein, wo eine machtvolle Reichsgewalt Feinden wie den Awaren oder den Sarazenen entgegenzutreten vermochte… Wurde der Augsburger Religionsfriede gegen den Willen unseres Kaisers Karls des Fünften von seinem Bruder Ferdinand dem Ersten abgeschlossen, so war die Peinliche Halsgerichtsordnung von 1532 ganz und gar sein Werk. Neben unserem alten deutschen Reich regierte unser Kaiser Karl der Fünfte ab 1516 übrigens auch Spanien, das damals ein Weltreich besaß. Diese Doppelaufgabe war aber zuviel für einen Sterblichen und so übertrug er die spanische Krone auf seinen Sohn Philipp den Zweiten und ließ schon 1531 seinen jüngeren Bruder Ferdinand zum deutschen König wählen. Mit Ausnahme der Niederlande herhielt Ferdinand alle deutschen Besitzungen des Hauses Habsburg und trat 1556 die Nachfolge seines großen Bruders an. Zur Frau nahm unser Kaiser Karl der Fünfte im Jahre 1526 Isabella von Portugal, mit der er drei Söhne und eine Tochter hatte. Dazu hatte er noch zwei natürliche Kinder – Margarete von Parma und Johann von Österreich, des Siegers von Lepanto. Schillers episches Reiterlied paßt sehr gut zu unserem Kaiser Karl den Fünften und so habe ich es mir für sein Wiegenfest ausgesucht: https://www.youtube.com/watch?v=EfY7R-GXh3g

„Wohl auf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!

Ins Feld, in die Freiheit gezogen.

Im Felde, da ist der Mann noch was wert,

Da wird das Herz noch gewogen.

Da tritt kein anderer für ihn ein,

Auf sich selber steht er da ganz allein.

Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist,

Man sieht nur Herren und Knechte,

Die Falschheit herrschet, die Hinterlist,

Bei dem feigen Menschengeschlechte,

Der dem Tod ins Angesicht schauen kann,

Der Soldat allein, ist der freie Mann.

Des Lebens Ängsten, er wirft sie weg,

Hat nicht mehr zu fürchten, zu sorgen,

Er reitet dem Schicksal entgegen keck,

Triffts heute nicht, trifft es doch morgen,

Und trifft es morgen, so lasset uns heut

Noch schlürfen die Neige der köstlichen Zeit.

Von dem Himmel fällt ihm sein lustig Los,

Brauchts nicht mit Müh zu erstreben,

Der Fröner, der sucht in der Erde Schoß,

Da meint er den Schatz zu erheben,

Er gräbt und schaufelt, solang er lebt,

Und gräbt, bis er endlich sein Grab sich gräbt.

Der Reiter und sein geschwindes Roß,

Sie sind gefürchtete Gäste;

Es flimmern die Lampen im Hochzeitschloß,

Ungeladen kommt er zum Feste.

Er wirbt nicht lange, er zeiget nicht Gold,

Im Sturm erringt er den Minnesold.

Warum weint die Dirn und zergrämt sich schier?

Laß fahren dahin, laß fahren!

Er hat auf Erden kein bleibend Quartier,

Kann treue Lieb nicht bewahren.

Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort,

Seine Ruhe läßt er an keinem Ort.

Drum frisch, Kameraden, den Rappen gezäumt,

Die Brust im Gefechte gelüftet!

Die Jugend brauset, das Leben schäumt,

Frisch auf! eh der Geist noch verdüftet!

Und setzet ihr nicht das Leben ein,

Nie wird euch das Leben gewonnen sein.“

Nachzulesen gibt es die Geschichte unseres Kaiser Karls des Fünften bei unserem Geschichtsschreiber Hannusch im Büchlein „Kaiser Karl V., seine Zeit und seine Zeitgenossen – Ein geschichtlicher Umriss“ – und daraus lese ich euch nun noch vom Familienleben unseres Habsburgers vor: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10016005_00001.html

„Karl liebte Freimütigkeit, und gönnte seinen Staatsmännern und Helden gerne Ruhm und Ansehn. Echte Verdienste erkannte Er, und wußte sie zu belohnen. – Als der alte Leyva sich zur Kaiserkrönung nach Bologna bringen ließ, nötigte ihn der Kaiser auf einen Sitz nieder, und bedeckte selbst das entblößte Haupt seines Feldherrn mit der Mütze. „Was!“ rief er aus: „die Granden von Spanien bedecken ihr Haupt, wann sie vor Meinem Thron stehen, und der alte Leyva, der für Mich in sechzig Treffen ging, soll barhaupt vor seinem Herrn steh’n, der nicht die Hälfte seiner Jahre zahlt?“ Und beim Einzug in die Stadt, mußte Leyva, auf des Kaisers Befehl, neben dem großen Andreas Doria, allen Bischöfen voran reuten, und – zwei Edelleute sein geschmücktes Roß zierlich am goldenen Zügel führen. Seinem Heere wünschte Karl „ein klug-italisch Haupt, einen spanischen Arm, und – ein deutsches Herz.“ – „Ich und der Augenblick – sind zwei und – Eins!“ pflegte Er zu sagen. Sein Wahlspruch : „Plus ultra!“ wurde durch seine Fahrten, weit über die Herkulessäulen hinaus, zu einer Tatsache, die der Geschichte angehört. In Bezug auf die deutschen Wirren – sah Er es nicht ungern, wenn Er im dichterisch-bildlichen Sinn, auf einer Denkmünze mit „Zeus, den die Titanen in seiner Himmelsburg vergebens bestürmen“, verglichen wurde. Desto tiefer fühlte Er auch darum die Flucht aus Innsbruck, bei Nacht und Nebel, und vielleicht mehr, als Er es wollte merken lassen! – Als der Kaiser, eines Tages, vor seiner Abdankung, dem zwölfjährigen Prinzen Don Carlos, seinem geliebten Enkel, Einiges aus seinem vielbewegten Leben erzählte, und endlich auch auf diesen Umstand zu sprechen kam: rief der lebhafte Knabe: „Pfui, ich wäre nicht geflohen!“ Der Kaiser schilderte ihm seine hilflose Lage, und wieder ruft der Prinz: „Und ich wäre doch nicht geflohen!“ Der Kaiser lächelt und bemerkt: „Aber, wenn deine Pagen sich verschwören wollten, dich zu überfallen und zu bewältigen?“ – „Nun gut! aber“ – zürnte das Kind: „ich flöhe auf keinen Fall!“ „Das Glück ist ein Weib“, äußerte Er oft mit finsterer Miene, und – in der Tat! in seinem Hause war Er nicht glücklich. Schon, als Philipp die italienischen Staaten erhielt, überhob er sich gegen den Vater; entsetzte, bald genug, alle ehemaligen treuen Diener ihrer Stellen, um – Gespielen seiner Jugend, oder – Schmeichler an ihren Platz zu setzen. Als der Kaiser seinen einzigen Erben nach Brüssel entbot, um – Frankreichs wegen – mit ihm Rat zu Pflegen; ließ Philipp durch den Grafen de Silva dem Vater sagen: „Er, als Selbstherrscher mächtiger Länder, könne nicht eher kommen, bis nicht ausgemacht worden, welchen Rang er – dem Kaiser gegenüber – einnehmen solle?“ Der trübsinnige Kaiser, den die Last der Geschäfte fast erdrückte, sah wohl ein, wo das hinauswolle? – Aber, Philipp war sein einziger Sohn, und Er liebte seinen Enkel Carlos noch mehr, dessen schöne Eigenschaften und kühner Sinn, so wie sie damals sich zeigten, schon sein späteres Schicksal vorahnen ließen. Der feurige Knabe bat den Großvater immer nur „um schöne Waffen!“ Nur den Kaiser, nicht – Don Philipp – wollte er „Vater“ nennen. Die Granden, die ihm gefielen, pflegte er zuweilen auf sein Zimmer zu führen, und ließ sie die Hand auf ein Buch legen, und ihm zu schwören: „daß sie in Zukunft ihm in alle seine Kriege folgen wollten!“ Die Freude an seinem Enkel schwächte des Kaisers Unmut gegen den Sohn. Wohl mochte es der gute Kaiser nicht im entferntesten ahnen, daß Don Carlos von dem eigenen Vater dem „heimlichen Gericht“ übergeben; daß sein natürlicher Sohn: der herrliche Don Juan d’Austria, der Sieger von Granada und bei Lepanto, – vergiftet: daß seine großherzige Tochter Margaretha – dem strengen Alba aufgeopfert, und sein großer Enkel: Alexander Farnese verurteilt werden sollte, mit Don Juan das gleiche Schicksal zu teilen! …“

Georg Friedrich Händel

Einer unserer größten deutschen Tondichter hat heute Geburtstag: Georg Friedrich Händel. Im Jahre 1685 wurde er in Halle an der Saale geboren und vermehrte unsere deutsche Tonkunst mit seinen Opern, Konzerten, Kammermusik und geistlichen Werken gar sehr, wofür wir ihn gar sehr verehren. Das tun wir man mit seiner Tonkunst. Wie nicht anders zu erwarten suche ich mir aus Händels Werken dessen Oper Atalante aus. Wir Jägerinnen müssen schließlich zusammen, ganz besonders gegen die garstigen Wildschweine: https://www.youtube.com/watch?v=OQQOl6UvGDA – Dazu kann man die Geschichte der Jägerin Atalante in den Sagen des Altertums von Gustav Schwab nachlesen: https://archive.org/details/dieschnstensag01schw

„Öneus, der König von Kalydon, brachte die Erstlinge eines mit besonderer Fülle gesegneten Jahres den Göttern dar; der Demeter Feldfrüchte, dem Bakchos Wein, Öl der Athene und so jeder Gottheit die ihr willkommene Frucht, nur Artemis wurde von ihm vergessen, und ihr Altar blieb ohne Weihrauch. Dies erzürnte die Göttin, und sie beschloß, Rache an ihrem Verächter zu nehmen. Ein verheerender Eber wurde von ihr auf die Fluren des Königes losgelassen. Glut sprühten seine roten Augen, sein Nacken starrte; aus dem schäumenden Rachen schoß es ihm wie ein Blitzstrahl, und seine Hauer waren gleich riesigen Elefantenzähnen. So stampfte er durch Saaten und Kornfelder hin; Tenne und Scheuer warteten vergeblich auf die versprochene Ernte; die Trauben fraß er mitsamt den Ranken, die Olivenbeeren mitsamt den Zweigen ab; Schäfer und Schäferhunde vermochten ihre Herden, die trotzigsten Stiere ihre Rinder nicht gegen das Ungeheuer zu verteidigen. Endlich erhub sich der Sohn des Königes, der herrliche Held Meleager, und versammelte Jäger und Hunde, den grausamen Eber zu erlegen. Die berühmtesten Helden aus ganz Griechenland kamen, zu der großen Jagd eingeladen, unter ihnen auch die heldenmütige Jungfrau Atalante aus Arkadien, die Tochter des Iason. In einem Walde ausgesetzt, von einer Bärin gesäugt, von Jägern gefunden und erzogen, brachte die schöne Männerfeindin ihr Leben im Walde zu und lebte von der Jagd. Alle Männer wehrte sie von sich ab, und zwei Zentauren, die ihr in dieser Einsamkeit nachstellten, hatte sie mit ihren Pfeilen erlegt. Jetzt lockte sie die Liebe zur Jagd hervor in die Gemeinschaft der Helden. Sie kam, ihr einfaches Haar in einen Knoten gebunden, über den Schultern hing ihr der elfenbeinerne Köcher, die Linke hielt den Bogen; ihr Antlitz wäre an Knaben ein Jungferngesicht, an Jungfrauen ein Knabengesicht gewesen. Als Meleager sie in ihrer Schönheit erblickte, sprach er bei sich selbst: „Glücklich der Mann, den diese würdiget, ihr Gatte zu sein!“ Mehr zu denken erlaubte ihm die Zeit nicht, denn die gefährliche Jagd durfte nicht länger aufgeschoben werden. Die Schar der Jäger ging einem Gehölze mit uralten Stämmen zu, das, in der Ebene anfangend, sich einen Bergesabhang hinanzog. Als die Männer hier angekommen waren, stellten die einen Netze, die andern ließen die Hunde von der Fessel los, wieder andere folgten schon der Fährte. Bald gelangte man in ein abschüssiges Tal, das die geschwollenen Waldbäche ausgehöhlt; Binsen, Sumpfgras, Weidengebüsch und Schilfrohr wucherten unten im Abgrunde. Hier hatte das Schwein im Versteck gelegen, und von den Hunden aufgejagt, durchbrach es das Gehölz wie ein Blitzstrahl die Wetterwolke und stürzte sich wütend mitten unter die Feinde. Jünglinge schrien laut auf und hielten ihm die eisernen Spitzen ihrer Speere vor; aber der Eber wich aus und durchbrach eine Koppel von Hunden. Geschoß um Geschoß flog ihm nach, aber die Wunden streiften ihn nur und vermehrten seinen Grimm. Mit funkelndem Auge und dampfender Brust kehrte er um, flog wie ein vom Wurfgeschosse geschleuderter Felsblock auf die rechte Flanke der Jäger und riß ihrer drei, tödlich verwundet, zu Boden. Ein vierter, es war Nestor, der nochmals so berühmte Held, rettete sich auf die Äste eines Eichbaumes, an dessen Stamm der Eber grimmig seine Hauer wetzte. Hier hätten ihn die Zwillingsbrüder Kastor und Pollux, die hoch auf schneeweißen Rossen saßen, mit ihren Speeren erreicht, wenn das borstige Tier sich nicht ins unzugängliche Dickicht geflüchtet hätte. Jetzt legte Atalante einen Pfeil auf ihren Bogen und sandte ihn dem Tier in das Gebüsch nach. Das Rohr traf den Eber unter dem Ohr, und zum erstenmal rötete Blut seine Borsten. Meleager sah die Wunde zuerst und zeigte sie jubelnd seinen Gefährten: „Fürwahr, o Jungfrau“, rief er, „der Preis der Tapferkeit gebühret dir!“ Da schämten sich die Männer, daß ein Weib ihnen den Sieg streitig machen sollte, und alle zumal warfen ihre Speere; aber gerade dieser Schwarm von Geschossen verhinderte die Würfe, das Tier zu treffen. Mit stolzen Worten erhob jetzt der Arkadier Ankaios die doppelte Streitaxt mit seinen beiden Händen und stellte sich, zum Hieb ausholend, auf die Zehen. Aber der Eber stieß ihm die beiden Hauer in die Weichen, ehe er den Streich vollführen konnte, und er stürzte, von Blut gebadet, mit entblößtem Gedärmen auf den Boden. Dann warf Iason seinen Speer; allein diesen lenkte der Zufall in den Leib des Keladon. Endlich schoß Meleager zwei Speere hintereinander ab. Der erste fuhr in den Boden, der zweite dem Eber mitten in den Rücken. Das Tier fing an zu toben und sich im Kreise zu drehen. Schaum und Blut quoll aus seinem Munde, Meleager versetzte ihm mit dem Jagdspieß eine neue Wunde in den Hals, und nun fuhren ihm von allen Seiten die Spieße in den Leib. Der Eber, weit auf der Erde ausgestreckt, wälzte sich sterbend in seinem Blute. Meleager stemmte seinen Fuß auf den Kopf des Getöteten, streifte mit Hilfe seines Schwertes die borstige Hülle seines Rückens vom Leibe des Tieres nieder und reichte sie mitsamt dem abgehauenen Haupte, aus dem die mächtigen Hauer hervorschimmerten, der tapferen Arkadierin Atalante. „Nimm die Beute hin«, sprach er, „die von Rechts wegen mir gehörte; ein Teil des Ruhmes soll auch auf dich kommen!“ Diese Ehre mißgönnten die Jäger dem Weibe, und rings in der Schar erhob sich ein Gemurmel. Mit geballten Fäusten und lauter Stimme traten vor Atalante die Söhne des Thestios hin, Meleagers Muttersbrüder. „Auf der Stelle“, riefen sie, „lege die Beute nieder, Weib, und erschleiche nicht, was uns zugehört; deine Schönheit dürfte dir sonst wenig helfen, und dein verliebter Gabenspender auch nicht!“ Mit diesen Worten nahmen sie ihr das Geschenk weg und sprachen dem Helden das Recht ab, darüber zu verfügen. Dies ertrug Meleager nicht. Vor Jähzorn knirschend, schrie er: „Ihr Räuber fremden Verdienstes! Lernet von mir, wieweit Drohungen von Taten verschieden sind!“ Und damit stieß er dem einen, und eh der sich besinnen konnte, auch dem andern Oheim den Stahl in die Brust…“

Bei unserem Armin Stein („Georg Friedrich Händel. Ein Künstlerleben“) lese ich auch ein Stück weiter aus der Jugendzeit unseres Tondichters vor:

„Nun ja, nun ja, ich habe nichts dagegen“, fiel Zachau ein. „ Aber dann lasset ihn doch die Musik wenigstens nebenbei betreiben, wie es jetzt so viele Söhne vornehmer Leute tun, die doch nicht daran denken, sich damit ihr Brot zu verdienen. Ich sage Euch, ein Jammer war’s, wenn solch Genie verdorrte.“ Der Alte machte eine ungeduldige abwehrende Bewegung. „Ach, schweiget still, Ihr wollt mich fangen. Ich weiß schon, wie es dann geht! Den ganzen Tag hört die Dudelei nicht auf, und die Bücher liegen im Winkel. Nein, was ich gesagt habe, das habe ich gesagt: der Friedrich wird ein Doktor der Rechte und damit Basta!“ Zachau kannte den Alten zu gut, als daß er von weiterem Zureden einen Erfolg hätte hoffen können. Er schwieg also mit bedauerlicher Miene und trank sein Bier aus. Doch da kam ihm ein anderer zu Hilfe, der Ratskämmerer Valentin Hörig, der bisher als stummer Zuhörer mit am Tisch gesessen hatte. „Mit Verlaub, Herr Händel“, fing er an, „ich möchte doch auch ein Wort dazu sagen. Ihr wisset, ich pflichte Euch sonst in allem bei, aber hier kann ich nicht mit Euch gehen. Wenn der Herrgott dem Menschen eine Gabe mitgegeben hat, so ist es auch des Vaters Schuldigkeit, dieselbige zu pflegen. Und ich sage Euch, wenn’s einmal in dem Knaben steckt, so ist das gerade, wie wenn ein Weizenkorn in der Erde liegt: kommt das Frühjahr, und die Erde wird warm, dann bricht’s heraus, und niemand kann es wehren. Will man einen Stein drauf legen, was hilft’s? Es kommt um den Stein herum. Wollet Ihr es in Eurem Kind mit Gewalt dämpfen, so hieße das wider Gott und die Natur streiten, und Ihr würdet vielleicht alles verderben. Denket nur an den Sohn des Ratsmeisters Pfeffer, dessen Augustin schon als Knabe so schön malen konnte. Der Vater hat ihm den Pinsel weggenommen und ihm die Feder in die Hand gezwungen: er sollte mit aller Gewalt was Studiertes werden. Was ist nun geworden? Der Augustin ist davon gelaufen und verkommen.“ Über dieser verständigen Rede wurde der alte Händel nachdenklich und schob die Mütze vom rechten Ohr auf das linke. Zachau benutzte diese Gelegenheit zu einem neuen Anlauf. „Wollet Ihr mir einen Gefallen tun, lieber Herr Händel? Ich habe den Knaben so für mein Leben gern – erlaubet ihm doch, daß er mich von Zeit zu Zeit besucht. Ich gebe Euch die heilige Versicherung, daß ich ihn von seinen Büchern nicht abspenstig machen werde.“ Händel schwieg eine Weile und sah an den Knöpfen seines Rockes nieder, dann brummte er verdrossen: „Ihr machet einen mürbe! Meinetwegen denn, aber – – -“ damit hob er drohend den Arm und warf dem Organisten einen durchdringenden Blick zu. Zachau war mit diesem halben Zugeständnis zufrieden und verließ bald die Wirtsstube. – Nun begann für den Friedrich eine glückselige Zeit. Er machte von der freundlichen Anleitung des Herrn Zachau fleißigen Gebrauch und besuchte denselben in dem nun hereinbrechenden Winter um so öfter, als die Kälte ihm das Klavichord unter dem Dach fast ganz verleidete. In der Kirche beim Gottesdienst stand der Kleine regelmäßig neben der Orgelbank und folgte mit den Augen den Fingern des Organisten, oder ließ den Blick mit einem heimlichen Seufzer über die Pfeifen der Orgel hingehen…“

Die Schlacht bei Pavia

Der Schlacht von Pavia wollen wir heute gedenken. Geschlagen hat diese unser Landsknechtsvater Georg von Frundsberg im Jahr 1525 zusammen mit den Spaniern unter Pescara gegen die Gallier. Ein vollständiger Sieg. Denn von 26,000 gallischen Kriegsknechten sind 12,000 gefallen und 9000 verwundet oder gefangengenommen. Von unseren 23,000 deutschen und spanischen Recken sollen – laut Delbrück – nur 500 gefallen sein. Mit unseren alten Landsknechtsliedern und unserem Panzergetränk Met soll dieser Sieg gefeiert werden. Den Met müßt ihr euch selbst beschaffen, aber mit „Wir frumben Landsknecht fürchten uns nit“ gibt es ein altes Landsknechtslied von mir: https://www.youtube.com/watch?v=EZjUrm4hNUE

„Wir frumben Landsknecht fürchten uns nit,

wir Landsknecht han einen eigenen Schnitt.

Heiho, heiho, heihei, Fußvolk und Reiterei!

Wir lugen wohl in gar manches Land,

und wo wir zieh’n, gibt’s Stank und Brand.

Heiho, heiho, heihei, Fußvolk und Reiterei!

Und knallt das Banner vor uns auf,

dann geht zum Kampf der helle Hauf.

Heiho, heiho, heihei, Fußvolk und Reiterei!

Die Trumm, sie schlägt den Lärman laut,

jetzt wehr dich oder beiß ins Kraut.

Heiho, heiho, heihei, Fußvolk und Reiterei!

Wo ist des Landsknechts Bett bereit,

am Galgen oder auf grüner Heid?

Heiho, heiho, heihei, Fußvolk und Reiterei!

Han wir’s gottlob zu End gebracht,

die Fahn gesenkt und gute Nacht!

Heiho, heiho, heihei, Fußvolk und Reiterei!“

Den Ausklang der Schlacht von Pavia schildert uns nun noch unser Geschichtsschreiber Friedrich Wilhelm Barthold in seinem Buch „George von Frundsberg oder das deutsche Kriegshandwerk zur Zeit der Reformation“ ein wenig: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10063330_00005.html

„Daß des Königs Person unter besonderer göttlicher Obhut während der Schlacht gestanden, ward Allen klar, da er ohne bedeutende Verletzung aus der Mitte des Todes hervorgegangen; denn die Wunden an Wange, Hand und Schenkel erwiesen sich als leicht; gefährlicher aber hätten die Kugeln werden können, deren Spuren sein Brustharnisch verriet, und welche, nach der Zeit frommem Glauben, allein ein Stück des wahren Kreuzes abgewandt, das er in Gold eingeschlossen am Halse trug. Darum offenbarte er Gleichmut und sogar Unbefangenheit, wie er nach dem mühseligen Tage sich im Kloster zur Mahlzeit niedergelassen; auf seine Einladung speisten der Vizekönig und der Marquis del Vasto bei ihm. Den Pescara hielt die Pflege seiner Wunden entfernt; wenn noch andere Obristen zugegen, war gewiß Georg von Frundsberg unter ihnen, wiewohl nach der Schlacht kaum etwas von ihm zu hören ist. Vor Tische reichte der Connetable, dem am Tage vollster Rachebefriedigung geheime Scham das Herz annagte, da alle die Männer, welche glücklich oder unglücklich gefochten, mit ruhigerem Gewissen auf ihr Werk blicken durften, dem Könige die Handquehle; nur mit niedergeschlagener Miene konnte er am Gespräche Teil nehmen, welches ungezwungen über die Wendung des denkwürdigen Tages sich erging. Mit der an mutigsten Beredsamkeit zählte der König die Ereignisse her, deckte seine Pläne und Anordnungen auf und nahm keinen Anstand zu bekennen, daß er unter denselben Verhältnissen nur wiederum dasselbe tun könne. Doch sei er von den Eidgenossen betrogen worden, die heute seine und Aller Erwartung getäuscht; er sei betrogen durch die italienischen Hauptleute, welche ihm in falschen Musterrollen eine größere Zahl Fußvolk aufgeführt; endlich hätte die voreilige Flucht des dritten Reitertreffens, verbunden mit der Schweizer Feigheit und der Italiener Gewinnsucht, alle Anstrengung des Feldherrngenies und französischer Tapferkeit zu Schanden gemacht. Paul Jovius beteuert, aus dem Munde einheimischer und fremder Kriegsleute, die bei Allem zugegen gewesen, über den Hergang des Einzelnen sich erkundigt zu haben, und gesteht mit Bewunderung die Gedächtnistreue und richtige Auffassung des Königs, welcher ihm zuerst vor Marseille, dann in Nizza freimütig die Begebnisse der Schlacht mitgeteilt. Einen schönen Beweis von Untertanenanhänglichkeit nahm der Gefangene noch mit in den Schlummer hinüber: denn als es an französischen Dienern und Edelleuten fehlte ihm beim Auskleiden zu helfen, bot sich schüchtern ein junger Mann von französischem Äußern als Leibdiener dar. Nach seinem Namen gefragt, erwiderte er, er sei ein Edelmann aus Quercy, Hommesd’arme der Kompanie des Marschalls von Foix, Namens Montpezat und als Gefangener von einem Spanier gehütet, welcher sich unter der Wache seiner Majestät befinde. Der König ließ den Spanier rufen, verbürgte ihm das Lösegeld, setzte den jungen Edelmann in Freiheit und bediente sich des Treuen als Kammerdieners und Vertrauten, so lang die Gefangenschaft dauerte. Später belohnte er die Anhänglichkeit des neuen Günstlings durch den Marschallstab. – Noch vor Nacht schrieb Franz an seine Mutter, aber die bekannten, tausendfach wiederholten Worte: „Alles verloren, nur die Ehre nicht“, finden sich nach verbürgten Forschungen neuerer französischer Historiker in keinem seiner Briefe. Neben Montpezat begab er sich zur Ruhe. Don Hernando de Alarcon, der unbestechlichste Wächter, bürgte, von Lannoy bestellt, für die Sicherheit der kostbaren Beute. – Wenden wir uns aus den Mauern der Karthause noch auf das Schlachtfeld und französische Lager, dessen Bevölkerung auf so entsetzliche Weise zu verschiedenem Ende auseinander gescheucht war. Der Tod hatte am Spätnachmittag überall zu wüten aufgehört, und heimgekehrt mit zahlreichen adligen Gefangenen, waren die verfolgenden Reisigen und die müden Fußknechte zur Nacht in wohnlichen französischen Quartieren eingeherbergt, oder hatten sich ins geöffnete Pavia eingelagert. Die Verwundeten, Freund und Feind, genossen notdürftiger Pflege, und das ehrliche Herz der Sieger, besonders der Deutschen, vergaß nicht der hungrigen Gefangenen geringern Volks, welche unbewacht in kläglichen Haufen Pavia umschwärmten. Manch armer Landsknecht, der am Tage, von Frundsbergs strengem Gebote im Gliede gehalten, wenig anders „erarmet“ als Beulen und Stöße, teilte sein Brot mit darbenden Schweizern oder gab ihnen wohl gar einen Zehrpfennig zur sieglosen Heimwanderung. Auch Herr Georg von Frundsberg hatte nicht viel überkommen als einen Kram von Ehrengeschenken eingebildeten Werts, an dem er gleichwohl großes Gefallen zu finden schien. Wahrscheinlich lag er zu Nacht in Sankt Paolo, des Königs Quartier, weil seine Trabanten dort allerlei versiegelte Pergamente aufrafften. Die Besatzung von Pavia dagegen und die Spanier hatten sich besser bedacht und waren alle reich geworden. Denn nichts Geringes ist, daß Herr Schärtlin, „der Eier und Hühner im Hungernest mit Dukaten“ bezahlt zu haben versichert, dennoch fünfzehnhundert Floräne heimbrachte…“