Den Namen der Große verdient man sich als Herrscher nicht einfach so. Ich denke hier an Karl den Großen, der unsere deutschen Stämme mit Blut und Eisen geeint hat, Otto der Große, der die Awaren auf dem Lechfeld zerschmettert hat, Friedrich der Große, der mit unserem kleinen Preußen gleich drei Großmächten getrotzt hat. Theoderich der Große, König der Ostgoten, eroberte Italien und herrschte 33 Jahre über sein mächtiges Reich. Daher soll an seinem heutigen Heimgang (526) seiner Taten ein wenig gedacht werden. Er wurde 454 als Sohn König Thiudimers und der Erelieva in Pannonien geboren. Gegen Odoaker zog er 489 zu Felde und so kam es zur berühmten Rabenschlacht von Ravenna, bei der um das Erbe Roms gekämpft wurde. Im Jahr 493 siegte Theoderich der Große und heiratete die fränkische Königstochter Audofleda, der Schwester Chlodwigs. Eine Tochter namens Amalasuntha wurde den beiden geboren. Das Hildebrandslied sollte bei unserer Gedenkfeier für Theoderich dem Großen nicht fehlen… https://www.youtube.com/watch?v=EXxltfNCuBE Da ich augenblicklich zu faul bin, die entsprechenden Verse über Theoderich den Großen aus dem Amelungenlied herauszuschreiben, lese auch ich einfach beim Felix Dahn im „Ein Kampf um Rom“ weiter: http://www.zeno.org/Literatur/M/Dahn,+Felix/Roman/Kampf+um+Rom/Erstes+Buch%3A+Theoderich
„Er schlug mit einem Streich die drei spannenden Lanzenschäfte nieder, und dumpf fiel die schwere Rasendecke nieder in die Rinne. Die fünf Männer stellten sich nun mit verschlungenen Händen auf die wieder vom Rasen gedeckte Stelle, und in rascherem Ton fuhr der Alte fort: „Und wer von uns nicht achtet dieses Eides und dieses Bundes und wer nicht die Blutsbrüder als echte Brüder schützt im Leben und rächt im Tode, und wer sich weigert, sein Alles zu opfern dem Volk der Goten, wann die Not es begehrt und ein Bruder ihn mahnt, der soll verfallen sein auf immer den untern, den ewigen, den wüsten Gewalten, die da hausen unter dem grünen Gras des Erdgrundes: gute Menschen sollen mit Füßen schreiten über des Neidings Haupt, und sein Name soll ehrlos sein soweit Christenleute Glocken läuten und Heidenleute Opfer schlachten, soweit Mutter Kind koset und der Wind weht über die weite Welt. Sagt an, ihr Gesellen, soll’s ihm also geschehen, dem niedrigen Neiding?“ „So soll ihm geschehen“, sprachen die vier Männer ihm nach. Nach einer ernsten Pause löste Hildebrand die Kette der Hände und sprach: „Und auf daß ihr’s wißt, welche Weihe diese Stätte hat für mich – jetzt auch für euch –, warum ich euch zu solchem Tun gerade hierher beschieden und zu dieser Nacht – kommt und sehet.“ Und also sprechend erhob er die Fackel und schritt voran hinter den mächtigen Stamm der Eiche, vor der sie geschworen. Schweigend folgten die Freunde, bis sie an der Kehrseite des alten Baumes hielten und hier mit Staunen gerade gegenüber der Rasengrube, in welcher sie gestanden, ein breites offenes Grab gähnen sahen, von welchem die deckende Felsplatte hinweggewälzt war: da ruhten in der Tiefe, im Licht der Fackel geisterhaft erglänzend, drei weiße, lange Skelette, einzelne verrostete Waffenstücke, Lanzenspitzen, Schildbuckel lagen daneben. Die Männer blickten überrascht bald in die Grube, bald auf den Greis. Dieser leuchtete lange schweigend in die Tiefe. Endlich sagte er ruhig: «Meine drei Söhne. Sie liegen hier über dreißig Jahre. Sie fielen auf diesem Berg, in dem letzten Kampf um die Stadt Ravenna. Sie fielen in einer Stunde, heute ist der Tag. Sie sprangen jubelnd in die Speere für ihr Volk.“ Er hielt inne. Mit Rührung sahen die Männer vor sich hin. Endlich richtete sich der Alte hoch auf und sah gegen den Himmel. „Es ist genug“, sagte er, „die Sterne bleichen. Mitternacht ist längst vorüber. Geht, ihr andern, in die Stadt zurück. Du, Teja, bleibst wohl bei mir: – dir ist ja vor andern, wie des Liedes, der Trauer Gabe gegeben – und hältst mit mir die Ehrenwacht bei diesen Toten.“ Teja nickte und setzte sich, ohne eine Wort, zu Füßen des Grabes, wo er stand, nieder. Der Alte reichte Totila die Fackel und lehnte sich Teja gegenüber auf die Felsplatte. Die andern drei winkten ihm scheidend zu. Und ernst und in schweigende Gedanken versunken stiegen sie hinunter zur Stadt.“
Als Dietrich von Bern kennt unsere deutsche Sage Theoderich den Großen und in seinem kleinen Heldenbuch hat unser Gelehrter Karl Simrock die Gesänge unserer alten Barden über unseren Ostgotenkönig zusammengetragen: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10704039_00005.html
„Da sprach wohl gezogen von Bern Herr Dieterich:
„Heim, kannst du mir nicht sagen: Wes zeiht mich Ermenrich?
Werd ich von dem vertrieben was mir mein Vater ließ,
Ich nehm euch all zu Zeugen, unverdient geschieht mir dies.“ –
„Er hat mir nicht gemeldet wessen er euch zeiht,
Edler Fürst, Herr Dietrich;es ist mir wahrlich leid.“
Urlaub nahm da Heime, er wollte nun hindann:
Da sprach der Vogt von Berne: „Noch eins, Heim, sage mir an:
Wer es mir vergütet“, sprach der bedrängte Mann,
„Dass ich dir vor Zeiten so manchen Dienst getan?
Du bestundest mich in Kindheit aus großem Übermut,
Da hab ich dich bezwungen“, sprach von Bern der Degen gut.
„Du gelobest mir zu dienen“, sprach Herr Dieterich:
„Willst du nun hinnen reiten, so brichst du sicherlich
An mir deine Treue und alle Ehre dein
Und musst vor allen Recken immerdar geschändet sein.
Du hast mir Treu geschworen, Held, zu jener Zeit:
Es muss dir Schande bringen, brichst du deinen Eid.
Willst du mich jetzt verlassen, da mir die Sorgen kamen,
Es schadet deiner Ehre und deinem hoch gelobten Namen.
Du strecktest mir die Hände und wardst mein Untertan,
Als ich vor manchem Recken den Sieg dir abgewann.
Da ließ ich dich am Leben, ich gab dir Gut und Land,
Nahm dich zum Schildgesellen: Das verdiene deine Hand.“
Da sprach er: „Dich zu mahnen, Heim, zwingt mich bittre Not.
Gedächtest du an Ehre, du lägest lieber tot
Eh du die Treue brächest an einem werten Mann:
Bedenkt es bei dir selber: Es steht dir lästerlich an.“
Noch sprach der Vogt von Berne: „Hoch gelobter Mann,
Hab ich dir mein Leben je einen Dienst getan,
Das lässt du übel schauen, Ritter unverzagt,
Dass du mir mein Ungemach der erste hat angesagt.
Was ließest du nicht reiten einen fremden Mann?“
Da sprach der starke Heime: „Fürst lobesam,
Dazu hat mich gezwungen der Kaiser Ermenrich.
Sein Lohn hat mich gedungen zu Dienst, das wisset sicherlich.“
Da sprach der Vogt von Berne: „Das tat dir, Held, nicht Not.
Ich behielt dich gerne bis in meinen Tod.
Ich gab dir immer willig mein Silber und mein Gold:
Das wisse, kühner Degen, ich war dir stets mit Treuen hold.“
„Ich darf dir nicht mehr dienen“, sprach Heim der kühne Mann.
„Ich hätt es ewig Schande, blieb‘ ich bei dir fortan:
Mancher kühne Degen hat mich ausgesandt,
Sie warten all mit Schmerzen, dass ich komme gerannt.
Es hat der reiche Kaiser achtzigtausend Mann,
Das dürft ihr sicher glauben, geführt auf diesen Plan.
Die haben mich alleine zu Boten ausgesandt.
Mich hat der Kaiser Ermenrich mit mancher Drohung gebannt.
Ich wehrte mich aus Kräften“, sprach Heim der kühne Mann,
„Bis dass der reiche Kaiser zu zürnen drob begann.
Er wollte seine Hulden mir darum versagen:
Ohne mein Verschulden musst ich gen Bern ihm da jagen.“
Da sprach der Vogt von Berne: „Heime, kühner Mann,
Er hätt es dir erlassen, du hasts wohl gern getan.
Und hätte dir nach Bitten gedreut der Kaiser kühn,
So solltest du geritten ihm sein von der Haide grün.“
„Nein, reicher Fürst“, sprach Heine, „es blieb mir keine Wahl,
Ich musste wohl vollbringen was der Kaiser mir befahl.
Wie sollt ich mich gebärden? Wie konnt ich widerstehn?
In allen meinen Zeiten ist mir nicht übler geschehn.“
Also sprach da Heime wie Furcht ihn zwang und Scham.
„Ihr sollt gedenken, Herre, da ich Urlaub nahm
Und da ich schied von Berne, ihr auserwählter Degen,
Da stunds in Lieb und Güte: Ich sollt in Rom euer pflegen.
Da wollen sie nun wanken, Herr Dieterich, von euch:
Das haltet in Gedanken eh der Schade wird zu reich.
Nun lass euch Gott“, sprach Heime, „mit Freuden immer leben;
Als ich Urlaub gehrte, den habt ihr selber mir gegeben.“
Da sprach der Vogt von Berne: „Das gesteh ich dir
Doch gabst du deine Treue, da du Urlaub nahmst von mir,
Dass du nimmer wolltest, du ehrloser Mann,
Auf meinen Schaden reiten: Da sollst du, Held, gedenken dran.“
„Daran gedenk ich gerne“, sprach Heim der kühne Mann;
„Mein Herr will euch vor Berne bestehen auf dem Plan.
Er und all die Seinen, viel Fürsten unverzagt,
Sie haben auf die Heide sich euch zu Schaden gewagt.
Es hat der reiche Kaiser an achtzigtausend Mann,
Die euer Heer im Streite wohl nie bestehen kann.
Besendet eure Besten, haltet weisen Rat,
Eh mit den fremden Gästen der reiche Kaiser euch naht.
Beratet euch des Besten, fürwahr, das dünkt mich gut:
Mein Herr und die seinen sind zornig gemut.
Ehe wir uns scheiden auf dem weiten Plan,
Da fürcht ich, habt ihr beiden euch großen Schaden getan.“
Da sprach der Vogt von Berne: „Heim, nun sag mir an,
Bist du dem reichen Kaiser dienstlich untertan?
Willst du die Heerfahrt reiten? Das sag mir, kühner Held.“
„Freilich“, sprach da Heime, „ich bin dazu ihm gesellt.
Dafür hab ich empfangen das lichte Gold so rot.
Ich nahm was mir zu Lohne der reiche Kaiser bot,
Dass ich ihm dienen wollte“, sprach der Degen wohl geboren.
„Schweig“, sprach Herr Dietrich, „du hast der Eide mehr geschworen.
Du gelobtest mir zu dienen, gabst mir die Treue dein;
Willst du mich nun bekriegen, des sollst du sicher sein,
Wenn du mir begegnest im Sturm oder Streit,
Uns beide scheidet niemand als des einen jüngste Zeit.“
Also sprach von Berne der edle Fürst so hehr:
„Was wähnst du, ich verlöre? Ich verlier an dir nicht mehr,
Ein Schild, ein Ross alleine und einen falschen Mann:
Dessen muss ich freilich mich entschlagen wie ich kann.“
Da sprach der starke Heime: „Soll ich Urlaub nun empfahn
Zu des Kaisers großem Heere, du tugendreicher Mann,
Das lasst mich jetzt erfahren, ihr Degen kühn im Streit:
Um aller Frauen Ehre, geruht und gebt mir Geleit.“
„Hab Frieden vor mir selber“, sprach Herr Dietrich,
„Und vor anders niemand, das wisse sicherlich.“ –
„O weh“, sprach da Heime, „ihr habt noch manchen Mann,
Der meiner drei bestünde, komm ich hinaus auf den Plan.
Nein, gib mir steten Frieden, edler Dieterich,
Du tatest stets das Beste, zu Kaiser Ermenrich.“ –
„So geb ich dir den Frieden bis heim an dein Gemach
Vor allen meinen Mannen“, das Wort er tugendlich sprach…“