Joseph Haydn

Heute hat der alte Tondichter Joseph Haydn Geburtstag (1732 in Rohrau), dem wir Deutschen 750 meisterhafte Tondichtungen verdanken. Als eingefleischte Jägerin suche ich mir dessen einunddreißigste Symphonie, genannt Hornsignal, aus: https://www.youtube.com/watch?v=H30PPIqVsSU Von der Zeit unseres Haydn in Wien als Sängerknabe lesen wir nun bei unserem Musikgelehrten Carl Ferdinand Pohl: http://www.zeno.org/Musik/M/Pohl,+Carl+Ferdinand/Joseph+Haydn

„Dies war der Schauplatz, auf dem Haydn nunmehr zum Jüngling heranreifen sollte. Sehen wir nun, wie es im Kapellhause aussah, welcher Art der Mann war, der hier regierte, wie die Schule gehalten wurde, wie die Kirchenmusik im Dome selbst bestellt war und welche Erfolge unser Sängerknabe in seinem nunmehrigen Aufenthalte erzielte. Es gereicht den Altvätern Wiens zum besonderen Lobe, daß sie schon frühzeitig darauf Bedacht nahmen, der Musik eine Pflanzstätte zu errichten, und wenn dieselbe auch zunächst fast ausschließlich nur im Interesse der Kirche ihre Aufgabe suchte, war ihr doch auch damit eine einflußreiche Verbreitung geboten. Obwohl den berühmt gewordenen ähnlichen Anstalten, der Thomasschule in Leipzig, der Kreuzschule in Dresden nachstehend, haben auch in Wien Tausende ihre musikalische Ausbildung der Kantorei bei Sankt Stephan zu danken. Ausgerüstet mit dem nötigen Wissen, wußten sie sich dann beim Eintritt ins bürgerliche Leben eine Existenz zu gründen und brachten Sinn und Liebe für die Tonkunst ins eigene Haus und in weitere Kreise. Die Kantorei, in Jordans „Schatz, Schutz und Schantz des Erzherzogtum Österreich“ (Wien 1701) als „Civitatis Kantorei oder Herren-Cappel-Meisters-Wohnung“ bezeichnet, wird urkundlich, vermöge Steueranschlags von allen bürgerlichen Lasten befreit, schon im Jahre 1441 genannt. Das alte früher bestandene Gebäude besingt noch Wolfgang Schmeltzl, indem er die Stephanskirche „das g’wältig Tempelhaus« beschreibt: Nichts mangelt was solch Ding betrifft. Dreihundert pfründ seind darein gstifft, Bistum, Thumbherrn vnd Probstey. Auch helt man aygne Cantorei, Dartzu zwo Orgel gross vnd klein.“ Im Jahre 1663 wurde dies Gebäude neu aufgeführt. Das Äußere desselben, wie es bis zum Jahre 1803 bestand, ist u.a. auf den Stadtansichten von Huber und von Huefnagel, die Grundfläche auf den Plänen von Suttinger und von Steinhauser ersichtlich. Es war, wie wir gesehen haben, in seiner Breite an das der Straße zugekehrte Zinshaus, gegenüber der Goldschmiedgasse, angebaut. Die Hauptfront gegen den Friedhof und den ausgebauten Turm hatte drei Stockwerk mit je sechs Fenstern und einigen Dachwohnungen. Die schmale nach Norden gekehrte Seite, die das vordere Zinshaus in der Länge etwas überragte, hatte ebenfalls drei Stockwerk, aber nur zwei Fenster Breite. Bei der ersten Nummerierung im Jahre 1775 erhielt die Kantorei oder (wie sie dann vorzugsweise hieß) Kapellmeisters-Wohnung die Nummer 858. Über die Schulordnung geben die vorhandenen amtlichen Verordnungen früherer Jahre (1558, 1571) genügenden Aufschluß und wenn dieselben auch im Laufe der Zeit manche Veränderung mögen erfahren haben, läßt sich doch aus dem Vorhandenen wenigstens ein annäherndes Bild geben, wie es auch zu Haydns Zeit in dem alten Hause mag gehalten worden sein. Von Alters her lehrten hier der Kantor (später Kapellmeister), ein Subkantor und zwei Präzeptoren in Musik und den notwendigsten Schulgegenständen (in literis et musicis). Lehrer und Sängerknaben wohnten in der Kantorei und speisten auch beim Kantor, dem in früherer Zeit nebst seinem Gehalt noch eigens die Benutzung eines Weingartens zu Gebot stand, „damit er den Knaben und Präzeptoren über Tisch einen guten Trunk gäbe“. Alle Unkosten zahlte die Stadt und hatte beispielsweise der Kantor im Jahre 1571 eine monatliche Besoldung von 10 Florin, 14 Florin für Brennholz und zu Weihnachten ein Jahr übers andere ein schwarzes Ehrenkleid. In frühester Zeit hatten die Lehrer auch in der nahegelegenen Bürgerschule die Schüler für die Kirchenmusik vorzubereiten. Wenn der Kantor oder einer der Unterlehrer zu musikalischen Aufführungen bei Hochzeiten, Ladschafften, Mahlzeiten und Kondukten erbeten wurde, erwartete man von seinem Pflichtgefühl, daß er Niemanden mit der Belohnung übernehmen und beschweren werde und auch dafür sorge, zu rechter Zeit (und die gewöhnliche Pyerglokhenzeit) heimzukehren, damit die Kantorei zur Nachtzeit könne gesperrt gehalten werden. Im Jahre 1663 erscheint zum erstenmale ein „Kapellmeister“. Georg von Reutter, der diesen Posten zu Haydns Zeit bekleidete, bezog als Gehalt jährlich 300 Florin, 24 Florin Hofkleidgeld, 16 Klafter weiches Deputatholz = 48 Florin, 25 Florin Kellerzins. Die Erhaltung der Sängerknaben wurde ihm besonders vergütet. Zahlreiche Emolumente und Nebenakzidentien vermehrten überdies seine Einnahme bedeutend. Näheres über ihn werden wir weiterhin erfahren. Im Jahre 1571 zählte die Kantorei dreizehn „Singerknaben“; später verminderte sich die Zahl und hielt sich, vom Jahre 1715 angefangen, Jahrzehnte lang auf gleicher Höhe mit sechs Knaben. In der Verpflegung waren dieselben sehr gut gehalten; die Wahl der Speisen, an Fleisch- und Fasttagen, war in reichlicher Menge vorgeschrieben. Auch ein Trunk fehlte nicht: auf 10 Knaben anderthalb Seidl Wein, doch solcher, daß die Knaben „nit darum khrankh werden“. Im Jahre 1558 bezog der Kantor für jeden Knaben monatlich vier Florin 50 rheinische Kreuzer und hatte ihn dafür, die Kleidung abgerechnet, gänzlich zu verpflegen. In der Zeit, die uns zunächst beschäftigt, war das Kost- und Pflegegeld bedeutend gestiegen, im Gegensatz aber wurden die Knaben sehr knapp gehalten. Für Kost, Verpflegung und Instruktion der sechs Knaben wurden, nebst zweimaliger Kleidung im Jahr, Arzt und Medikamente, Barbier und alle übrige Notdurft jährlich 1200 Florin bezahlt; außerdem noch 75 Florin Instruktionsgebühr und 60 Florin Zimmerbeihilfe. Auch Reutter erhielt nicht mehr. Und wenn er auch jährlich die Rubrik „Extra-Auslagen“ in erfinderischer Weise auszubeuten verstand, ist doch die, nach Dies bisher gebräuchliche Annahme, Reutter habe für jeden Knaben 700 Florin erhalten, in der eigentlichen Hauptsumme auf 200 Florin zu reduzieren. Für das Singen bei Mahlzeiten erhielten die Knaben nach Belieben der Parteien Speise und Trank und wurde ihnen nebstdem noch der gebräuchliche Lohn gleich einem Gesellen (Kapellsänger) verabfolgt. Dieses Geld wurde in einer verschlossenen Büchse aufbewahrt und monatlich davon das Badgeld und kleine Bedürfnisse bestritten und der Rest unter sie gemeinschaftlich verteilt…“

Die Schlacht bei Paris

Unser Feldmarschall Vorwärts hat heute zum ersten Mal die gallische Hauptstadt Paris erstürmt, was er im Jahr darauf noch einmal tun sollte – weil es so schön war und der Napoleon keine Ruhe geben wollte. 1814 war es allerdings eine schwere Geburt. Denn unser Feldmarschall von Blücher mußte sich nicht nur mit dem Napoleon herumschlagen, sondern sich auch mit der Trantüte und dem Angsthasen Schwarzenberg herumschlagen. Und so war es schon fast eine kleine Götterdämmerung als unser Feldmarschall von Blücher mit seinen 100,000 Recken die 30,000 Gallier vor Paris zerschmetterte und der Napoleon, nach dem Verlust seiner Hauptstadt abdanken mußte. Eine gelungene Vorwärtsverteidigung sozusagen und daher hören wir nun Die Wacht am Rhein, unseren alten Schlachtgesang gegen die Gallier: https://www.youtube.com/watch?v=oKkRS4rL6Pw

„Es braust ein Ruf wie Donnerhall,

wie Schwertgeklirr und Wogenprall:

Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!

Wer will des Stromes Hüter sein?

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Durch Hunderttausend zuckt es schnell,

und aller Augen blitzen hell:

der deutsche Jüngling, fromm und stark,

beschirmt die heilige Landesmark.

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Er blickt hinauf in Himmelsauen,

wo Heldengeister niederschaun,

und schwört mit stolzer Kampfeslust:

„Du, Rhein, bleibst deutsch wie meine Brust!“

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

„Und ob mein Herz im Tode bricht,

wirst du doch drum ein Welscher nicht.

Reich wie an Wasser deine Flut

ist Deutschland ja an Heldenblut.“

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

„So lang ein Tropfen Blut noch glüht,

noch eine Faust den Degen zieht,

und noch ein Arm die Büchse spannt,

betritt kein Feind hier deinen Strand.“

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Der Schwur erschallt, die Woge rinnt,

die Fahnen flattern hoch im Wind:

Zum Rhein, zum Rhein, am deutschen Rhein!

Wir alle wollen Hüter sein!

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

So führe uns, du bist bewährt;

In Gottvertrauen greif’ zu dem Schwert,

Hoch Wilhelm! Nieder mit der Brut!

Und tilg‘ die Schmach mit Feindesblut!

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!“

Beim Clausewitz lese ich auch weiter und komme nun zur Vorgeschichte der Schlacht von Arcis-sur-Aube (Städtenamen haben die Gallier): http://digi.landesbibliothek.at/viewer/image/AC05304281/1/LOG_0003

„Als der König von Preußen die Meldung erhalten hatte, daß Bonaparte dem Feldmarschall Blücher nachgezogen sei, vermochte er den Feldmarschall Schwarzenberg an der Aube umzudrehen. Die französischen Marschälle waren trotz ihrer Schwäche den Verbündeten auf dem Fuße gefolgt, Oudinot über Vendeuvre nach Bar-sur-Aube, Macdonald über Bar-sur-Seine nach la Ferte-sur-Aube. Der Erstere hatte sogar schon über die Aube gesetzt. Da Schwarzenberg das Umkehren beschließt, muß er Oudinot angreifen; dies geschieht den 27. Februar; Oudinot wird über den Fluß zurückgeworfen und zieht sich wieder auf Troyes, wohin Macdonald nach einem unvollendeten Gefechte bei la Ferte-sur-Aube auch gehen muß. Nun will Schwarzenberg wieder langsam nachfolgen, aber so langsam, daß er erst am 3. März vor Troyes ankommt. Ein solches Vorgehen war freilich an sich wenig genug, denn die Marschälle, denen man um das Doppelte überlegen ist (50,000 Mann gegen 25,000), werden nicht förmlich geschlagen, nicht scharf gedrängt; Barklay, der schon Chaumont und Langres erreicht hat, wird nicht herangezogen; nichtsdestoweniger ist dies erneuerte Vorgehen ein großes Gewicht in der Waagschale; der Krieg bleibt in der Gegend von Paris, statt daß man in Gefahr war, ihn an den Rhein versetzt zu sehen. Aber dieser Entschluß ist auch das einzig Rühmliche, was man von diesem Zuge sagen kann. Diesmal blieben die Korps vor der Hand zwischen der Bonne und der Seine, wo acht Tage Halt gemacht wird (vom 6. bis 13. März). Nach dieser ruhigen Aufstellung bewegen sich die Korps ein wenig rechts, Barklay wird herangezogen und die Aufstellung zum Teil an der Aube genommen, zum Teil an der Seine beibehalten. Am 16., nachdem Schwarzenberg bereits Nachricht von dem Siege bei Laon erhalten, beschließt er, bevor er sich an der Aube vereinigt, die zwischen Nogent und Provins aufgestellten Marschälle zurückzudrücken. Dies geschieht, indem die Korps von Wrede und Rajevski (Wittgenstein) zwischen Villenauxe und Provins vorrücken; nach einigen Gefechten ziehen die Marschälle ab und nehmen eine Aufstellung halben Weges von Provins nach Nangis, und Schwarzenberg fängt an seine Korps gegen Arcis-sur-Aube zusammenzuziehen. Durch diesen Angriff am 16., scheint es, wollte sich Schwarzenberg Freiheit zu seiner Bewegung gegen Bonaparte verschaffen. Wirklich drückte er seinen Gegner um einige Meilen zurück, so daß Dieser nicht mehr zur Schlacht von Arcis kommen konnte. Provins ist von Arcis neun Meilen entfernt; die Aufstellung der französischen Marschälle war noch einige Meilen hinter Provins; den 17. hatten sie diese Stellung genommen. Der 18. verging, ehe sie den Abmarsch der Verbündeten erfuhren. In der Tat kann Oudinot, welcher der Nächste gewesen war, den 20. erst nach Plancy, den 21. nach Arcis, Macdonald den 20. nach der Gegend von Conflans (am Zusammenfluß der Aube und Seine) und den 21. spät Abends nach einem angestrengten Marsch bei Arcis ankommen. Dieser Angriff Schwarzenbergs am 16. ist also, so unbedeutend sein erster Erfolg schien, ein sehr lobenswerter Schritt. Die Vereinigung sollte bei Arcis geschehen; man hatte sogar, wie es scheint, die Absicht, die französische Armee auf dem rechten Ufer der Aube anzugreifen, sobald sie sich derselben nähern würde. Das Korps von Wrede und die Garden waren schon da, allein der Kronprinz von Württemberg stand noch bei Pont, Rajevski bei Mery und Gyulai gar gegen Sens, als man am 18. die Nachricht erhielt, die französische Armee rücke heran; es wurde daher die Vereinigung bei Bar-sur-Aube beschlossen. Gyulai, der Kronprinz von Württemberg und Rajevski nahmen die Richtung dahin über Troyes, wo sie sich am 19. befanden, während Wrede bei Arcis und Barklay bei Brienne war. Aber am 19. geht Bonaparte bei Plancy über die Aube und nimmt seine Richtung auf Mery. Nun ist Schwarzenberg nicht mehr wegen seiner rechten Seite besorgt und beschließt sein Heer am 20. vorwärts gegen Arcis zu vereinigen und sogleich selbst zum Angriff auf den zwischen der Aube und Seine befindlichen Feind überzugehen. Die Disposition dazu führt die drei Korps von Gyulai, Rajevski und Kronprinz von Württemberg, unter Letzterem vereint, und Wrede, von Barklay unterstützt, den 20. früh auf das Schlachtfeld von Arcis, wo sie auf die Franzosen stoßen, die sich von Mery (zurückkehrend), von Plancy und von Arcis selbst dort vereinigen. Unstreitig ist dieser Entschluß zum Angriff das Beste und das am meisten Gewagte, was Schwarzenberg im ganzen Feldzuge getan hat…“

Ernst Jünger

Das Lied von Argonnerwald darf bei der Geburtstagsfeier für unseren Ernst Jünger auf gar keinen Fall fehlen. https://www.youtube.com/watch?v=RxA0PQoPow8 Die Gallier haben nämlich beständig versucht in seine Stellungen einzudringen, es aber nicht geschafft. Und da sind wir auch schon beim Grund, warum wir Panzertiere den Geburtstag von unserem Ernst Jünger feiern. Dieser kämpfte nämlich im Vierjährigen Krieg in Gallien und in Flandern gegen die westlichen Landfeinde und schlug sich dabei äußerst wacker. Weshalb er zum Leutnant befördert wurde und den blauen Verdienstorden Friedrichs des Großen verliehen bekommen hat. Nach dem Vierjährigen Krieg schrieb er dann seine Kämpfe in den Büchern „In Stahlgewittern“, „Das Wäldchen 125“, „Feuer und Blut“ und „Sturm“ nieder und blieb auch beim Kampf gegen die Novemberverbrecher nicht müßig. Mit den Schriften „Der Kampf als inneres Erlebnis“, „Die totale Mobilmachung“, „Der Kampf um das Reich“ und „Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt“ rückte er diesen zu Leibe und war auch sehr beim Stahlhelm umtriebig. Im Sechsjährigen Krieg ließ er es dann deutlich ruhiger angehen und blieb auch nachher deutlich unter seinen Möglichkeiten… aber lassen wir das und schmökern lieber in den Stahlgewittern: https://archive.org/details/instahlgewittern34099gut

„In den Vormittagsstunden durchbrach die Sonne den Nebel und entsandte eine behagliche Wärme. Nachdem ich etwas auf der Grabensohle geschlafen hatte, ging ich durch den vereinsamten, am Vortage erstürmten Graben, dessen Boden mit Bergen von Proviant, Munition, Ausrüstungsstücken, Waffen und Zeitungen bedeckt war. Die Unterstände glichen geplünderten Trödelläden. Dazwischen lagen die Leichen tapferer Verteidiger, deren Gewehre noch in den Schießscharten steckten. Aus zerschossenem Gebälk ragte ein eingeklemmter Rumpf. Kopf und Hals waren abgeschlagen, weiße Knorpel glänzten aus rötlich-schwarzem Fleisch. Es wurde mir schwer, zu verstehen. Daneben ein ganz junger Mensch auf dem Rücken, die glasigen Augen und die Fäuste im Zielen erstarrt. Ein seltsames Gefühl, in solche toten, fragenden Augen zu blicken. Ein Schaudern, das ich im Kriege nie ganz verloren habe. Neben ihm lag seine arme, ausgeplünderte Börse. Mit zunehmender Klarheit verstärkte sich das Artilleriefeuer und steigerte sich bald zu wüstem Tanze. Ich kehrte zu meiner Gruppe zurück. In immer kürzeren Pausen flammte es um uns auf. Weißes, schwarzes und gelbes Gewölk mischte sich. Manchmal erdröhnten Schläge von unheimlicher Brisanz, dazwischen schwirrten mit eigenartigem Singen die Zünder. Bald war der Wald in Brand geschossen, Flammen kletterten knatternd an den Bäumen empor. Ich saß mit einem Kameraden auf einer in den Lehm der Grabenwand gestochenen Bank, während neben uns ein hagerer Rekrut vor Angst an allen Gliedern schlotterte. Mein Gefährte machte sich den grausamen Scherz, heimlich eine Handvoll aufgeraffter Schrapnellkugeln neben ihn zu schleudern. Ich beobachtete mit merkwürdiger Ruhe das Vorgelände. „Sie wissen ja gar nicht, wo du bist. – Sie können dich gar nicht sehen, sie schießen ja ganz wo anders hin.“ Es war der Mut der Unerfahrenheit. Plötzlich knallte das Brett der Schießscharte, und ein Infanteriegeschoß schlug zwischen unseren Köpfen in den Lehm. In diesem Augenblick tauchte ein Mann an der Ecke unseres Grabenstückes auf: „Nach links folgen!“ Wir gaben den Befehl weiter und schritten die rauchdurchschwelte Stellung entlang. Gerade waren die Essenholer zurückgekommen und Hunderte von verlassenen Kochgeschirren dampften auf der Brustwehr. Wer mochte jetzt essen? Eine Menge Verwundeter mit blutdurchtränkten Verbänden preßte sich an uns vorüber, die Aufregung des Kampfes auf den bleichen Gesichtern. Die Ahnung einer schweren Stunde türmte sich vor uns auf. „Vorsicht, Kameraden, mein Arm, mein Arm!“ „Los, los, Mensch, halt Anschluß!“ Der Graben endete in einem Waldstück. Unentschlossen standen wir unter gewaltigen Buchen. Aus dichtem Unterholz tauchte unser Zugführer, ein Leutnant, auf und rief dem ältesten Unteroffizier zu: „Lassen Sie ausschwärmen in Richtung auf die untergehende Sonne und Stellung nehmen. Meldungen erreichen mich im Unterstande an der Lichtung.“ Fluchend übernahm jener das Kommando. Der Eindruck, den dieses Verhalten auf die Leute machte, ist mir während meiner ganzen Führerzeit eine eindringliche Lehre gewesen. Später lernte ich diesen Offizier, der sich noch oft auszeichnete, als Kameraden kennen und erfuhr, daß er dort Wichtiges zu tun gehabt. Gleichviel, der Offizier darf sich unter keinen Umständen in der Gefahr von der Mannschaft trennen. Die Gefahr ist der vornehmste Augenblick seines Berufes, da gilt es, gesteigerte Männlichkeit zu beweisen. Ehre und Ritterlichkeit erheben ihn zum Herrn der Stunde. Was ist erhabener, als hundert Männern voranzuschreiten in den Tod? Gefolgschaft wird solcher Persönlichkeit nie versagt, die mutige Tat fliegt wie Rausch durch die Reihen…“

Unsere klassische deutsche Tonkunst soll auch mal wieder nicht fehlen und so lasse ich nun noch Ludwig van Beethovens Neunte Symphonie erklingen… https://www.youtube.com/watch?v=_AI9kp02eq0

Die Schlacht am Naratschsee

Am heutigen Tag im Jahr 1916 hat die Schlacht am Naratschsee geendet. In den zwei Wochen Kampf hat unsere X. Armee den Angriff der 2. russischen Armee abgewehrt und dabei einer gewaltigen Übermacht getrotzt. Unseren 75,000 deutschen Recken standen nämlich 350,000 russische Kriegsknechte gegenüber. Ebenso schlecht sah es bei den Feldgeschützen aus. Wir hatten nämlich nur 400 Stück zur Verfügung, während den Russen 1000 Geschütze zu Gebote standen. Doch dank der guten Führung von unserem Feldmarschall Hermann von Eichhorn und unserem General Oskar von Hutier wurde der Angriff abwehrt und kostete die Russen mindestens 140,000 Mann, unsere Verluste waren mit 20,000 Mann zwar auch schwer, aber im Vergleich zum Kräfteverhältnis haben sich unsere Truppen wacker am Naratschsee geschlagen und bekommen dafür das alte Heldenlied „Die Grenzwacht hielt im Osten“ gespielt: https://www.youtube.com/watch?v=NlqyBIQ-Cac

„Die Grenzwacht hielt im Osten dem Feinde lange stand

Heut kehrt ihr letzter Posten zurück ins Vaterland

Erschöpft und aufgerieben in treuer Ritterschaft

Die Besten sind geblieben, uns andern brach die Kraft

Doch bringen wir die Fahne, die wehend vor uns stritt

Von Rigas blutgen Planen in allen Ehren mit

Die sturmbewährt sich nimmer vor einem Feind geneigt

Und heute noch und immer den Weg nach Osten zeigt

Es rauscht dort hin zu mahnen, zu ihr der Väter Geist

Trotz aller Not ein Ahnen, das deutsche Zukunft heißt

Sind wir auch fremd geworden euch Brüdern aus dem Reich

Aus West und Süd und Norden, das Banner blieb sich gleich

Ob wir auch hier verderben, das kümmere euch nicht

Die Fahne zu vererben ist unsere letzte Pflicht

Ich darf nicht länger zagen, bald zwingt sie euren Sinn

Nach Ostland sie zu tragen, sie will, sie muß dort hin“

Dazu geht es bei unserem Barden und Geschichtsschreiber Walter Flex mit dem ersten Schlachttag weiter: https://digi.landesbibliothek.at/viewer/image/AC05677910/1

„Die Batterieführer und Unterabschnittskommandeure wissen zu erzählen, daß die Gefechtsläufer und die Leitungspatrouillen der Kompaniefernsprecher an diesem Tage zwar immer atemlos, aber mit strahlenden Gesichtern aus der Hölle der Abwehrschlacht in ihre Gefechtsstände stürzten und auf die Frage: „Wie steht’s da vorn?“ immer nur die Antwort halten: „Sie sollen nur kommen! Sie kommen nicht durch! Bei uns nicht!“ Diese wackeren Melder, Burschen und Spielleute vermittelten Befehle und Meldungen zwischen den Kompanieführern im Graben und den Bataillonsführern der vordersten Reserven. Wenn hundertmal geflickte Telephondrähte heillos zerrissen waren, wagten sie den Todesweg durchs feindliche Sperrfeuer hin und zurück und kamen meist mit ein paar Feldflaschen voll Rum und die Taschen voll Zigaretten gestopft von Stab und Gefechtsbagagen wieder. Die Telephonzentrale des Hauptmanns Unger, der für das Unterabschnittskommando für die hart bedrohte Front von der Muli – Schneise bis Buzilischki verantwortlich war, wurde gleich zu Beginn des Trommelfeuers zusammengeschossen. Die Telephonisten waren tot und verwundet, der Klappenschrank lag in Trümmern. Dreimal in drei verschiedenen Unterständen neu eingebaut, wurde die Telephonzentrale immer wieder durch Volltreffer zerstört. Major Fischer, der Kommandeur des Regiments CXXXI, erhielt die meisten Meldungen durch die Ringleitung der Artillerie. Es war für die Leitung der Abwehrschlacht von unschätzbarer Bedeutung, daß die Gefechtsstände des Infanterie- und Artilleriekommandeurs im Abschnitt des Infanterieregiment CXXXI hart nebeneinander in einem Dorf in Höhe der zweiten Stellung lagen. Ein Verbindungsoffizier der Infanterie war ständig beim Stabe des Hauptmanns Osiander, der als Abteilungskommandeur vom Feldartillerieregiment XV die artilleristische Abwehrschlacht zwischen den Bächen leitete. Unbeeinflußt durch das Trommelfeuer konnte der Kommandeur des Infanterieregiments die Scherenfernrohr- und Baumpostenbeobachtung der Artillerie für seine Maßnahmen auswerten, die höheren Stäbe durch eine dauernd intakt bleibende Leitung über alle Phasen der Schlacht unterrichten, für rechtzeitigen Munitionsersatz und für Unterbringung, Bereitstellung und Vorführen der eintreffenden Reserven Sorge tragen. Die deutschen Batterien auf den Flügeln des Saarbrücker Korps entfalteten während des Trommelfeuers eine erfolgreiche Tätigkeit. Ihre Beobachter harrten zäh und unbekümmert in den Infanteriegräben und auf Baumhochständen im Walde aus und taten ihre Pflicht am Scherenfernrohr und Telephon. An Masse und Kaliber konnte die deutsche Artillerie keinen Vergleich mit der russischen aushalten, durch die meisterhafte Zusammenarbeit von Beobachtung und Feuerleitung aber hielt sie den vielfach überlegenen Gegner in Schach. Durch Streufeuer gegen die Wälder, aus denen sich die feindlichen Regimenter zum Angriff entwickeln mußten, suchte sie der feindlichen Infanterie schon während der Bereitstellung den Schneid abzukaufen. Die Stellungen der neu auftauchenden russischen Batterien wurden mit Hilfe der Schallmeßtrupps mathematisch errechnet und wirkungsvoll unter Feuer genommen. Die schweren russischen Geschütze auf dem Nordflügel, bei Sabrodje, die flankierend gegen die Regimenter XVII und CXXXI wirkten, mußten nach zweistündiger Artillerieschlacht schweigen. Feindliche Artilleriegruppen bei Zurawle-Cseremszyca und dem über 200 Meter hohen „Feldherrnhügel“ vor der Stellung der 250er in der Landenge des Südflügels wurden durch Volltreffer in Geschützstände und Munitionsdepots zeitweise außer Gefecht gesetzt. Das Vertrauen unserer Grabenbesatzungen zu den Abwehrbatterien wurde durch erfolgreiches Präzisionsschießen auf einzelne Revolverkanonen und Minenwerfer und andere kleinere Ziele, die von der Infanterie als besonders lästig gemeldet wurden, aufs glücklichste gehoben. Die russische Artilleriebeobachtung vor der Front des Nordflügels litt spürbar unter dem Schrapnellfeuer, mit dem die Batterien der XLII. Artilleriebrigade des Obersten Köhler die Baumkronen durchkämmten…“

Tannhäuser

Einem unserer größten deutschen Minnesänger wollen wir heute gedenken, nämlich unserem Tannhäuser. Als fahrender Ritter wandelte er zu Zeiten der Staufer in deutschen Landen und soll um das Jahr 1270 heimgegangen sein. Mit einiger Sicherheit wissen wir, daß er am Hofe Friedrichs des Streitbaren, des Herzogs unserer deutschen Ostmark, gewirkt hat. Vielleicht nahm er im Jahre 1228 am Kreuzzug unseres Falken-Kaisers Friedrichs II. teil. Die Sage berichtet von einer Begegnung unseres Tannhäusers mit der Liebesgöttin Freya (Venus). Unser Tondichter Richard Wagner machte ihn in seiner gleichnamigen Oper gar zum Sieger des Sängerkrieges auf der Wartburg, obwohl er an diesem gar nicht teilgenommen hat. Von den Werken unseres Tannhäusers – die ihr in der Heidelberger Liederhandschrift finden könnt – habe ich mir natürlich „Wohl dem, der jetzt auf die Beizjagd darf“ ausgesucht (die Falknerei ist schließlich mein Lebenselixier):

„Wohl dem, der jetzt auf die Beizjagd darf

auf den Feldern Apuliens!

Wer da auf die Pirsch geht, dem ergeht es damit gut,

der sieht so viel Wild.

Manche gehen zu einer Quelle,

die andern reiten, um Ausschau zu halten –

deren Vergnügen ist mir vergangen –,

das befiehlt man in Gegenwart der Damen.

Dessen darf man mich nicht beschuldigen, ich jage weder mit Hunden,

noch jage ich mit Falken, ich kann auch keine Füchse fangen;

man sieht mich auch nicht Hirsche und Hirschkühe verfolgen;

mich darf auch niemand bezichtigen, daß ich Rosenkränze trüge;

man braucht auch nicht auf mich zu warten,

wo der grüne Klee wächst,

noch mich in den Gärten zu suchen

bei wohlgestalteten Mädchen: ich treibe auf dem Meer.

Ich bin ein unglückseliger Mensch,

der nirgends bleiben kann

als heute hier, morgen anderswo.

Muß ich das immer so halten?

Darüber muß ich mich oft sorgen,

wie fröhlich ich da auch singe,

den Abend und den Morgen,

wohin mich das Wetter bringe,

daß ich mich so erhalte zu Wasser und zu Lande,

daß ich bis zu diesem Moment das Leben bewahre.

Wenn ich den Leuten leid werde in ärmlicher Kleidung,

dann mir wird mit Schrecken bewußt, auf was für einer Reise ich bin.

Das sollte ich mir stets bewußt halten,

solange ich noch Kraft habe.

Ich kann ihm nicht entgehen,

ich werde dem Wirt zahlen müssen, alles an einem Tag.

Wo litt ein Mensch je so große Not

wie ich durch enttäuschte Zuversicht?

Ich war vor Kreta schon beinahe tot,

wenn Gott mich nicht gerettet hätte.

Mich peitschten eines Nachts

Sturmwinde in rasender Fahrt

nahe an eine Klippe,

das war kein Vergnügen.

Die Steuerruder zerbrachen mir, jetzt habt acht, wie mir da zumute war!

Die Segel zerfetzten, sie flogen aufs Meer.

Die Seeleute meinten alle, daß sie so große Not

nie auch nur eine halbe Nacht lang erlebt hatten; ihr Geschrei tat mir weh.

Das dauerte gewiß

bis zum sechsten Tag.

Ich konnte ihnen nicht entkommen,

ich mußte es alles ertragen, wie jemand, der nicht anders kann.

Die Winde, die mir so heftig

vom Berberland her entgegenwehen!

Daß sie so überaus unangenehm blasen,

die andern, von der Türkei her!

Die Wellen und auch die Wogen

bereiten mir gewaltiges Unbehagen.

Das sei für meine Sünden!

Behüte mich Gott, der reine!

Mein Wasser ist faul, mein Zwieback ist hart,

mein Fleisch ist mir versalzen, mir schimmelt mein Wein.

Der Geruch, der aus dem Kielraum dringt, der ist kein guter Gefährte,

lieber nähme ich den Gestank der Rosen, wenn es möglich wäre.

Erbsen und Bohnen

steigern meine Stimmung nicht gerade.

Wenn mich der Höchste belohnen will,

dann wird das Trinken angenehm und auch die Speise gut.

Ach, wie glücklich ist ein Mensch,

der vor sich hin reiten kann!

Wie wenig der mir glauben kann,

daß ich auf Winde warten muß!

Der Schirokko aus dem Orient

und der aus Tramontana,

und der aus dem Okzident,

Arsura aus der Ebene,

der Mistral von den Alpen, der Greco aus Byzanz,

der Levantano und Ostro, die wurden mir genannt;

ein Wind weht vom Berberland her, der andere von der Türkei her,

von Norden und der Mezzodi, seht, das ist der zwölfte Wind.

Wäre ich auf dem Sand,

kennte ich deren Namen nicht;

Gottes wegen habe ich das Festland verlassen

und nicht um dieser Frage willen, wie schlecht es mir auch ergeht.“

Wer von unserem Tannhäuser gar nicht genug bekommen kann, für den hat unser Dichter Julius Wolff das Epos „Tannhäuser. Ein Minnesang“ gedichtet: https://archive.org/details/smtlichewerkehr10wolfgoog

„Rings Wald und Wald, auf Bergesrücken,

In enger Schlucht und weitem Tal,

Nur das Geröll von Felsenstücken

Und Wand und Klippen nackt und kahl.

Um jeden Fußbreit Boden ringet

Der zähen Tannen düstre Schicht,

Durch ihre hohen Schirme dringet

Nur spärlich ein gedämpftes Licht.

Hoch oben in den dunkeln Zweigen

Ein pfeifend Säuseln leise hallt,

Um Stamm und Wurzel lautlos Schweigen,

Kein Schritt erdröhnt, kein Ruf erschallt.

Ganz einsam ist es; abgeschieden

Von Weltenlauf und Menschenloos,

Erscheint der stille Waldesfrieden

Unnahbar fast und grenzenlos.

Und doch – in seinem Dämmrungsweben

Von Wildnißschauern, Urwaldpracht

Verbergen sich zwei Menschenleben,

Nicht ähnlicher, als Tag und Nacht.

Das eine sollte bald zerfließen

Spurlos wie ein vergessner Traum,

Das andere sich noch erschließen

Zu Lust und Leid in weitem Raum.

Seit Jahren, die er nicht mehr zählte,

Begrub sein Dasein hier ein Greis,

Sein Herz ward still, das gramgequälte

Und Bart und Haare wurden weiß.

Er wartete bei strenger Buße

Für eine längst erlassne Schuld

Auf seinen Tod in frommer Muße

Und gottesfürchtiger Geduld.

Da, als er einst das Feuer schürte

In seiner Höhle und in Ruh

Gesammelt Reisig aufwarf, führte

Der Rauch ihm den Gefährten zu.

Ein Jägerbursch mit Speer und Bogen,

Schlank wie die Tannen, müd vom Lauf,

Kam zu ihm durch den Wald gezogen

Und bat bescheiden: „Nimm mich auf!“

Des Jünglings Auge sprach die Bitte

Herzinniger noch als sein Mund,

Er schien von edler Zucht und Sitte,

Und Gruß und Willkomm schloß den Bund.

Beim Klausner blieb der feine Knabe,

Denn jenem war die Milde Pflicht,

Er teilte freudig Herd und Habe

Mit dem Gesell’n und frug ihn nicht.

Die Hälfte seiner Höhle borgte

Der Wirth in dieser Felsenhaft,

Für Lebensnothdurft aber sorgte

Des Gastes junge Heldenkraft.

Stets waren sie wie zwei Verbannte

Zum Trost einander froh bemüht,

Und schon nach kurzer Zeit erkannte

Der Greis des Flüchtigen Gemüt

Als unverdorben, leicht empfänglich

Für jedes weise, linde Wort,

Oft in Gefühlen überschwänglich,

Treu in des Glaubens Heil und Hort,

In Eintracht hausend ahnten beide

Ein brüderlich verwandt Geschick;

Was Jeder trug an Herzeleide,

Verschwieg er vor des Andern Blick,

Gemach versinkend schon im Walde

Ein warmer Lenztag sich verlor,

Im Schatten lagen Tal und Halde,

Und harzig Duften stieg empor.

Doch oben, wie zum Aufschwung ladend,

Da fluthete noch Licht durchs Blau,

Da wiegte, sich in Strahlen badend,

Ein Falke seinen schlanken Bau.

Wie der in Vogenlinien schwenkte,

Hob scharf im Fluge die Gestalt

Sich schwärzlich ab, doch wenn er lenkte

Der Schwingen tragende Gewalt

Zum Angesicht der Sonne wieder,

Dann glänzte goldig, spiegelhell

Im Abendrothe sein Gefieder,

Als wär‘ er selbst des Lichtes Quell.

Ihm droht kein Feind mit schärfern Klauen,

Ihn wählt kein Schütze sich zum Ziel,

Zwei träumerische Augen schauen

Nur auf zu seinem Wolkenspiel…“

Musik gibt es auch und zwar Richard Wagners „Parsifal“, da unser Tannhäuser bei der Suche nach dem Heiligen Gral niemals nicht fehlen sollte… https://www.youtube.com/watch?v=vaANPNrAtpA

Rudolf von Ems

Unsere deutsche Dichtkunst verdankt unserem Minnesänger Rudolf von Ems die Heldenlieder „Der gute Gerhard“, „Willehalm von Orlens“, „Alexander“ und „Barlaam und Josaphat“ und wohl noch einiges mehr, was uns aber verloren ging. So wie das Lied von Trojanischen Krieg. Leider nicht verloren gegangen ist die Weltchronik unseres Dichters. Diese benützt nämlich die christliche Bibel als ihre Quelle und ist daher ganz und gar unnütz. Geboren wurde unser Rudolf von Ems wohl um 1200 im vorarlbergischen Hohenems und fand wohl 1254 bei der Italienfahrt von unserem König Konrad dem Vierten den Tod. Seine Werke weisen unseren Dichter als Gefolgsmann unserer Staufer aus und so ist dies nicht unglaubwürdig. Ob unser Rudolf von Ems am sagenhaften Sängerkrieg auf der Wartburg teilgenommen hat, wissen wir nicht. Dennoch lasse ich Richard Wagners Tondichtung „Tannhäuser“ zu seinen Ehren erklingen: https://www.youtube.com/watch?v=li8k0QHf0MQ Im Alexander unseres Barden lese ich dazu ein Stückchen weiter: https://titus.uni-frankfurt.de/texte/etcs/germ/mhd/a_rudolf/a_rudt.htm

„Owê, dâhte der künec dô,

wie wenket mir gelücke sô?

waz ist der gote râche ûf mich?

mit dem gedanke huop er sich

vür sînen got an sîn gebet.

swaz ebenmâze er ie getet

gegn der künftigen geschiht,

sô bevant er anders niht

wan lîp verlorn, êre und guot.

dô geriet im sîn muot,

möht er den lîp gesunt bewarn,

daz er sîn rîche lieze varn.

von vorhte entweich im al sîn maht.

dar nâch an der andern naht

nam er als ich hœre sagn,

swaz er ie möhte getragn

von golde und von gesteine,

sus vuor er dan aleine

alsô verborgen er entran

daz ez nie dehein sîn man

in sînem lande dô bevant.

er leit an sich wîz gewant

als er alle sîne tage

wær gesîn ein wîssage.

sîn hâr hiez er snîden abe.

swaz er nôtdürftiger habe

ze sînen listen solde hân

des wolde er hinder im niht lân,

dâ mite er dicke vil gewan

dô er der rîcheit entran,

dâ muoste er mite gewinnen,

wan er muoste entrinnen.

Liute guot hêrschaft lant

und swaz im rîcheit was benant

sîn ouge niemer mê gesach.

er vuor dô sîn vluht geschach,

in Pelûsium daz lant,

dar in was er vil unbekant

wer er von gebürte was.

sîniu zouberbuoch er las

und was der liute wîssage

nâch sîner dürfte bejage.

als er urloup dô genam

in der Môre lant er kam

und was ein wîssage ouch dâ.

gein Mâzedônje kêrter sâ.

Nû lât iu rehte wîsen hie

wie ez dort hinder im ergie !

dô er von sînem lande entran,

sîne mâge und sîne man

giengen vür ir grôzen got

und bâten in durch sîn gebot

mit ir gebete mange stunt

daz er in rehte tæte kunt

diu endehaften mære

war in komen wære

Nektânabus, ir herre wîs.

dô sprach der got Sêrapîs

ir geseht in niemer mêr.

von Persîâ der künec hêr

der sol gewalteclîche

betwingen iuwer rîche.

daz kan niemen understân,

ez muoz im werden undertân.

Nektânabus hât ez verlorn,

doch wirt von im ein sun geborn

der sol her nâch her wider komn.

der iu daz lant hât genomn,

den sol er twingen und diz lant.

dô macheten sie sâ zehant

einen stein vil wol erhabn

und hiezen dran mit buochstabn

schrîben wie ez komen was,

dar an man die gehügede las

des künges und ouch solde lesn

wie ez dar nâch solde wesn…“

Adolph Hasse

Nicht nur ein Volk der Dichter und Denker, sondern auch der Tondichter sind wir Deutschen fürwahr. Und so wollen wir Panzertiere die Werke unserer großen Tonkünstler auch ein wenig hegen und pflegen – wozu sich vorzugsweise deren Geburtstage eigenen. Heute nun hat unser Adolf Hasse Geburtstag. In Bergedorf bei Hamburg erblickte unser Tondichter 1699 das Licht der Erdenwelt. Sein Vater Peter war Orgelspieler und übernahm die Ausbildung seines Sohnes. Zuerst versuchte sich unser Adolf Hase als Sänger in Hamburg und Braunschweig, bevor er 1722 nach Italien aufbrach. Dort vollendete er seine Ausbildung und wirkte von 1731 bis 1763 am Dresdner Hof. Seinen Lebensabend beschloß er in Venedig, wo er sich 1770 niederließ. Sein Werk umfaßt rund 200 Tondichtungen. Die meisten davon sind Singspiele und handeln von den Sagen und Geschichten der alten Römer und Griechen – mag der Nietzsche wegen dem „und“ hier auch in die Luft gehen… Glück in der Liebe hatte unser Adolf Hasse – Freyja sei Dank – auch und konnte daher 1730 seine Angebetete Faustina Bordoni zum Traualtar führen. Das Paar hatte drei Kinder. Meine Wahl traf das Singspiel „Die Olympiade“, in welcher es neben dem Mord des Sports auch noch reichlich Herzeleid gibt: https://www.youtube.com/watch?v=od0hiyVnwhg Wer mehr von der Kunst unseres Tondichters wissen möchte, dem sei der Abschnitt über ihn in Wilhelm Heinrich Riehls „Musikalische Charakterköpfe. Ein kunstgeschichtliches Skizzenbuch“ empfohlen: https://archive.org/details/musikalischechar01rieh

„Hasses künstlerischer Sinn strebte nach dem Großartigen, Prächtigen, Pompösen in Klarheit und Einfachheit; auch dem sanftesten Flusse seines Gesanges ist immer ein gewisses Gepräge stiller Erhabenheit aufgedrückt; im Elegischen wird er nie sentimental und weich wie Graun, seine Klage bleibt stets mächtig, heroisch. Um aber ein solches musikalisches Genre ins rechte Licht zu sehen, bedurfte es des ganzen Gepränges der damaligen italienischen Hofopernbühnen. Darum konnten aber auch Hasses Opern nicht durchdringen in Deutschland, weil meistenteils die Sänger, das Lokal, die szenischen Mittel, kurzum Alles zu ihrer Aufführung fehlte. Als die Opernhäuser zahlreicher wurden, war Hasses Stern bereits im Erbleichen. Es ging verzweifelt rasch damit, nicht sowohl durch Hasses Schuld, als durch den allgemeinen Umschwung des Jahrhunderts. Jener Genialitätsdrang, welcher die deutsche Literatur so jäh und gewaltig mit sich fortriß, hatte auch die Musik nicht unberührt gelassen. Nachdem Gluck sich Bahn gebrochen, gehörte-Hasse einem abgeschiedenen Geschlechte an. Er erlebte dies noch, er sollte seine Werke überleben, aber er hatte sich zulegt nach Italien zurückgezogen, wo sein Name länger als in Deutschland in Ehren gehalten wurde. Als Hasse im Jahre 1760 die Manuskripte seiner Werke eben für den Druck in Ordnung gebracht, verbrannten sie ihm sämtlich bei dem Bombardement von Dresden. Erwägt man, welch tiefgreifenden Einfluß diese Kompositionen bei der in nächster Aussicht stehenden Veröffentlichung hätten gewinnen müssen, dann ist man in der Tat versucht, die Bombe, die Hasses Haus angezündet, mit zu zählen unter die kunstgeschichtlichen Tatsachen, durch deren Verknüpfung die reformatorischen Strebungen Glucks sich so wunderbar rasch Bahn brechen konnten. Denn Hasses Vorzüge waren für die damalige Zeit so blendend und seine Fehler und Schwächen dabei so verführerisch, daß eine allgemeine Verbreitung seiner Werfe sicherlich einen Umschwung der ganzen musikalischen Auffassung auf lange hin verschoben haben würde. So aber sind Hasses Schöpfungen bis auf diesen Tag ziemlich unzugänglich geblieben. Obgleich sich der sechzigjährige Mann den schweren Verlust sehr zu Herzen nahm, vermochte dies doch seinen unerschöpflichen Produktionstrieb nicht zu lähmen; er schrieb vielmehr noch eine ganze Reihe von Opern; die letzte in seinem siebzigsten Lebensjahr. Zu derselben Zeit schrieb Gluck seine Iphigenia in Aulis. Der deutsche Geist hatte es gewagt, in seine eigenen Bahnen zu treten, der Zwiespalt zwischen der Oper und dem Schauspiel glich sich aus, die Oper übertrug das dramatische Leben der Schauspieldichtung in ihre musikalischen Gebilde und teilte dafür mit dem Schauspiele die solidere äußere Existenz, den szenischen Schmuck, die Reize des Kostüme- und Dekorationswesens. Da wir uns selber Maß setzen gelernt hatten, so konnten wir von nun an die erstarrte italienische Heldenoper entbehren, und die große Oper, welche nicht bloß mehr an ein paar verschwenderisch ausgestatteten Hofbühnen Zuflucht und Pflege zu suchen brauchte, ging über in die ersten stolzen Anfänge einer deutschen Nationaloper. Die kunstgeschichtlichen Perioden wiederholen sich, von einem Gegensatze zum andern zurückkehrend, der dann aber in einer höheren Potenz gefaßt wird. Das viel gebrauchte Bild der Spirallinie paßt auch für die Geschichte der Oper. Häufiger erscheinen die Enkel den Großvätern wahlverwandt als die Kinder den Vätern. So erstand auch zur Enkelzeit der Hasse’schen Periode ein wiedergeborener Hasse. Er hieß Rossini. In meiner Abhandlung über die moderne Oper“ im 4. Bande der Brockhaus’schen „Gegenwart“) habe ich dieses Verhältnis in folgenden Worten angedeutet: „Aus den Tagen des Wiener Kongresses stammt Rossinis Weltruhm. Er war der geborene Musiker der politischen Restauration… Diese sinnlich lüsterne, zierlich aufgeputzte Musik ging Hand in Hand mit dem Wiederaufleben prunkhafter Hoffeste; sie führte die Oper auf denselben Standpunkt zurück, auf welchem wir sie in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts schon einmal gesehen haben, als Hasse sein reiches Talent für üppige Schaustellungen des theatralischen Prunkes vergeudete. Dieser süße Sirenengesang paßte beidemale für ein erschlafftes, politisch gebankenarmes Geschlecht, welchem Primadonnen an die Stelle der Staatsmänner und Kriegshelden getreten waren. Man kann wohl behaupten, daß Rossinis Opernmusik die reizendste künstlerische Blüte gewesen, welche überhaupt aus dem Geiste der ‚ damaligen Restauration hervor gesproßt ist. Betrachtet man den Siegeszug, welchen Rossinis Opern damals durch Europa und namentlich durch Deutschland gehalten, dann stößt man auf die merkwürdige Erscheinung, daß dasselbe Italien, welches so geknickt in seiner Nationalität, so tief niedergehalten in seiner politischen Entwicklung war, das eben erst in einem Weltkrieg siegreiche Deutschland, welches obendrein selbiges mal in Sprache und Literatur eine bis zu wunderlicher Deutschtümelei hinausgetriebene Eifersucht geltend machte, durch seine Opern in Fesseln schlug… Rossinis Oper tritt als entschiedene Reaktion der von Gluck und Mozart begonnenen Fortbildung der musikalischen Dramatik entgegen: die Zeit war nicht darnach angetan, die erschütternde Macht des vollen dramatischen Lebens zu fassen. Rossini führte jene technische Sicherheit, jenen festen Boden des musikalischen Handwerks in die Oper auf eine furze Weile zurück, der Hasse so ausgezeichnet hatte und seit seinen Tagen fast ganz daraus gewichen war…“

König Konrad der Dritte

„Ihr Staufen waret das Königshaus,

Wie es träumten die deutschen Herzen,

Nie loschen die deutschen Landen aus

Eure Totenkerzen…

Nach spricht die deutsche Mutter dem Kind

Von Rotbart, dem schlafenden Kaiser,

Noch kreisen im kalten Novemberwind

Seine Raben am Kyffhäuser.

Die Staufensehnsucht nach welschem Land

Liegt mächtig im Blut uns allen,

Wir müssen im Traume noch wie gebannt

Über die Alpen wallen.

Es ziehen mit uns, ihr Gewaffen blinkt,

Die zu Waiblingen Treue geschworen,

Der alte Schlachtruf der Staufen klingt

An Romas ewigen Thronen.

Es reitet im Sarazenentroß

Kaiser Friedrich zu frohem Jagen,

Von König Manfreds apulischem Schloß

Klingt es wie Lautenschlagen.

Und segnendes Glück und Sonnenschein

Liegt auf goldenen Staufenscharen,

Sie sagen’s im Welschland, sie singen’s am Rhein,

Wie hold jene Tage waren.

Und wieder klingt es wie deutsches Lied

Aus reisigem Kriegeshaufe,

Und wieder über die Alpen zieht

Zum letzten Male ein Staufe. –

König Konradin mir dem Kindermund

Und den langen Seidenlocken,

Wo du hinrittest, da klang’s im Grund

Verhallend wie Sterbeglocken.

Wo an des Südmeers blauer Flut

Auf Napels Pflaster geflossen

Unterm Henkerschwerte das Königsblut

Des letzten Staufensprossen,

Da sind noch heute die Fliesen feucht

Von der deutschen Sehnsucht Weinen,

Nie trocknet der Südlandssonne Geleucht

Die Tränen von jenen Steinen. -“

(Agnes Miegel, „Die Staufen“)

Mit unserem alten deutschen König Konrad dem Dritten bestieg der erste Staufer den Thron. Von 1127 bis 1135 versuchte er sich als Gegenkönig und rang mit Lothar von Süpplingenburg um unsere deutsche Krone. Hierbei nahm Konrad der Dritte das Verhängnis seines Hauses vorweg und versuchte seine Hausmacht in Italien zu begründen… Im Jahre 1138 wurde unser Staufer abermals zum deutschen König gewählt und konnte bis 1152 regieren. Wir könnten seine Herrschaft glücklich nennen, wenn er sich 1147 nicht vom gallischen Kleriker Bernhard von Clairvaux zum Kreuzzug hätte bereden lassen. Dieser entpuppte sich nämlich als ein völliger Fehlschlag. Geheiratet hat unser König Konrad Gertrud von Sulzbach, mit der er zwei Söhne hatte. Seine Nachfolge trat aber sein Neffe Friedrich Rotbart an… Die Krönungsmesse von unserem großen deutschen Tondichter Wolfgang Amadeus Mozart bekommt unser erster Staufer von mir zur Wahl gespielt: https://www.youtube.com/watch?v=B26rA3D8NVY Nachzulesen gibt es die Geschichte unseres König Konrads des Dritten bei unserem Geschichtsschreiber Otto von Freising in dessen berühmter Chronik – ich beginne mit der Wahl unseres ersten Staufers: https://www.mgh-bibliothek.de/dokumente/a/a009928.pdf

„XXII. Im Jahre 1138 seit der Fleischwerdung des Herrn wurde, nachdem im Herbste ohne Söhne Kaiser Lothar gestorben war, eine allgemeine Versammlung der Fürsten für das nächste Pfingstfest nach Mainz angesagt. Einige der Fürsten aber, die fürchteten, es möchte bei dem allgemeinen Reichstage Herzog Heinrich, der damals im Reiche einen bedeutenden Namen und hohes Ansehen hatte, durch seine Macht die Oberhand gewinnen, hielten um die Mitte der Fastenzeit nach einer Vorberatung in der gallischen Stadt Koblenz eine Zusammenkunft und wählten dort Konrad, den Schwestersohn Kaiser Heinrichs, von dem oben die Rede war, in Gegenwart Theodewins, des Kardinal-Bischofs und Legaten der heiligen römischen Kirche, der die Zustimmung des Papstes, des ganzen römischen Volkes und der Städte Italiens versprach, zum König – der 93te seit Augustus. Alsbald zog er zur Pfalz nach Aachen und wurde da vom vorgenannten Kardinal unter Assistenz der Erzbischöfe von Trier und Köln und der übrigen Bischöfe gesalbt; denn der Kölner, der nach altem Recht dies hätte tun müssen, war erst kürzlich eingesetzt und noch nicht im Besitz des Palliums. Das nächste Osterfest feierte der König dann in Köln, zog hierauf nach Mainz, das damals gerade feinen Oberhirten hatte, und setzte daselbst Albert, Alberts des Ersten Neffen, durch die Wahl des Klerus und des Volkes zum Erzbischof ein. Aber die Sachsen und Herzog Heinrich und die Anderen, die der Wahl nicht beigewohnt hatten, klagten, der König sei nicht gesetzmäßig, sondern durch Erschleichung gewählt worden, und für sie alle wurde für das nächste Pfingstfest ein allgemeiner Reichstag nach Babenberg angesagt. Ferner wurde Roger, der nach dem Abzug Kaiser Lothars Apulien wiederzuerlangen strebte, in einem Treffen mit Herzog Reginald in die Flucht geschlagen. Petrus Leonis beendete auch durch seinen Tod das unheilvolle Schisma.

XXIII. König Konrad hielt also zu Pfingsten einen Reichstag in genannter Stadt, wie angesagt worden war, mit dem höchsten Glanz des Königtums unter größter Beteiligung der Fürsten. Hier ergaben sich alle Sachsen zugleich mit der verwitweten Kaiserin Richenza freiwillig seiner Botmäßigkeit. Allein von den Fürsten war Herzog Heinrich, der die königlichen Insignien verwahrte, abwesend; ihm wird zur Auslieferung derselben der Peter-Paulstag (29. Juni) zu Regensburg als Termin angesetzt. Dorthin kommend übergab er zwar die Insignien, mußte jedoch, ohne vor des Königs Angesicht gelassen worden zu sein, ohne Frieden erlangt zu haben, ohne des Königs Gnade abziehen. Und als in vielfacher Weise der vorher stolze und hochfahrende, jetzt aber durch Gottes Willen gedemütigte Mann um Erbarmen flehte und Gnade nicht erhielt, wurde er schließlich durch Fürstenspruch in Würzburg geächtet und ihm am nächsten Weihnachtsfeste in der Pfalz zu Goslar das Herzogtum abgesprochen. Und wunderbar! der Fürst, der vorher allmächtig war und dessen Ansehen, wie er selbst prahlte, von Meer zu Meer, das heißt von Dänemark bis nach Sizilien reichte, der kam zu solcher Niedrigkeit herab, daß er beinahe von allen seinen Getreuen und Freunden in Bayern im Stiche gelassen, nur von vier Genossen begleitet Heimlich von dort nach Sachsen kam. Als um dieselbe Zeit Reginald gestorben war, brach Roger in das führerlose Apulien ein und nahm, nachdem er Reginalds Bruder und den Fürsten (Robert II.) von Capua nebst vielen Edlen vertrieben hatte, sowohl diese Stadt als Kampanien wieder in Besitz, suchte durch vielerlei Ungemach seine Bewohner heim und bedrückt sie noch jetzt. Auch das Kloster des seligen Benedikt in Monte Cassino, dem ganzen Erdkreis ein Gegenstand der Verehrung, hat er vieler kirchlichen Zierden in roher Weise beraubt. Man berichtet, er habe beim ersten Einfall und bei der Eroberung der Stadt Bari ein grausames und unmenschliches Verbrechen ausgeführt. Nach der Eroberung der Stadt nämlich suchte er nicht nur die Lebenden mit Folterqualen verschiedener Art heim, sondern, auch gegen die Toten wütend, ließ er Herzog Reginald ausgraben und durch die Straßen schleifen. Diese und andere Taten seiner Grausamkeit nach dem Muster der alten sizilischen Tyrannen, die man unaufhörlich von ihm hört, übergehen wir, weil sie beinahe Allen bekannt sind. Doch sagen auch, Manche, er habe solche Taten mehr aus Gerechtigkeit, denn aus Tyrannei verübt, und behaupten, er liebe vor allen anderen Fürsten den Frieden, zu dessen Schuß, wie sie meinen, er mit solcher Strenge die Aufrührer niederhalte. Andere berichten aber, mehr aus Liebe zum Geld, an dessen Fülle er alle abendländischen Fürsten übertrifft, denn aus Liebe zur Gerechtigkeit trachte er nach Frieden. König Konrad übergab, nach Bayern gehend, das Herzogtum dem jüngeren Leopold, dem Sohne des Markgrafen Leopold, seinem Bruder mütterlicherseits, und seitdem ist über unser Land viel Unglück hereingebrochen. Am nächsten Mittfasten wird eine sehr große Synode, von ungefähr 1000 Bischöfen besucht, unter Vorsitz des Papstes Innozenz zu Rom gefeiert, und dort werden nach Verkündigung vieler heilsamer Beschlüsse die Schismatiker, welche die Partei des Petrus Leonis begünstigt hatten, verdammt…“

Major Gerhard Barkhorn

Ein wahrer Adler der Lüfte ist unser Major Gerhard Barkhorn fürwahr. Im Sechsjährigen Krieg hat er nämlich 302 feindliche Flieger erlegt und dafür das Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern abgestaubt. Das Licht der Welt erblickte unser Held 1919 in Königsberg. Im Jahre 1937 begann er seine kriegerische Laufbahn bei unserer Luftwaffe. Seine Ausbildung zum Jäger beendete er Mitte 1940. Gerade rechtzeitig für die Luftschlacht über England. Diese bestritt er mit unserem Jagdgeschwader LII und mit dem zog er auch über Rußland in den Kampf. Mit unserer Messerschmitt 109 ging unser Gerhard Barkhorn hauptsächlich auf die Jagd, durfte aber bei unserem Jagdverband XLIV zuletzt noch mit unserer Messerschmitt 262 auf die Jagd. Geheiratet hat unser großer Fliegerheld im Jahre 1943 Christl Fischer. Die beiden hatten drei Töchter. Von unseren alten Fliegerliedern habe ich mir natürlich „Wir sind des Reiches leibhaftige Adler“ für unseren Gerhard Barkhorn ausgesucht: https://www.youtube.com/watch?v=OZeO82SpAbE

„Wir sind des Reiches leibhaftige Adler.

Wir sind die Fittiche, die Kraft und auch die Wehr.

Es wachsen Söhne, und es reifen Saaten.

Im ganzen Land marschieren die Soldaten.

Wir sind des Reiches leibhaftige Adler.

Wir sind die Fittiche, die Kraft und auch die Wehr.

Wir bergen Horste inmitten des Landes.

An allen Grenzen stehen wir und halten Wacht.

Es blitzen hell die Schwingen hoch im Blauen.

Und in dem Land entsteht ein tief Vertrauen.

Wir bergen Horste inmitten des Landes.

An allen Grenzen stehen wir und halten Wacht.

Wir sind des Reiches leibhaftige Adler.

Wir sind die Fittiche, die Kraft und auch die Wehr.

Wer feige zögert, wird am Weg verderben

Wir sind bereit im Leben und im Sterben.

Wir sind des Reiches leibhaftige Adler.

Wir sind die Fittiche, die Kraft und auch die Wehr.“

Seinen 75sten Feind bringt unser Gerhard Barkhorn nun bei unserem Panzergeschichtsschreiber Bernd Barbas im Panzerfliegerbuch „Das vergessene As“ zur Strecke:

„Kurz nach dem Mittag steht der zweite Einsatz des Tages m. Wiederum geht es im Schwarm in den Raum Tuapse. Bereits nach kurzer Flugzeit machen die Männer über den deutschen Linien bei Gunaiberg in 3000 Meter Höhe einen Verband von russischen IL-2 Schlachtflugzeugen mit einem starken Jagdschutz von LAGG-3 aus. Unteroffizier Quast, der auch bei diesem Einsatz Barkhorns Rottenflieger ist, meldet in seinem Zeugenbericht: „Wir griffen sofort die Sowjetjäger an und es kam zu heftigen Luftkämpfen. Ich konnte dabei beobachten, wie mein Schwarmführer Oberleutnant Barkhorn nach kurzen Feuerstößen eine außenfliegende LAGG in Brand schoß, die, nachdem der Flugzeugführer mit dem Fallschirm abgesprungen war, senkrecht abstürzte. (…) Nach wenigen Minuten kam mein Schwarmführer erneut in gute Schußposition hinter einer LAGG. Dabei sah ich, wie nach Beschuß der LAGG durch Oberleutnant Barkhorn, von dieser Teile des Leitwerks abmontierten, worauf sich der Flugzeugführer durch Fallschirmabsprung rettete.“ Doch mit diesen beiden Abschüssen um 13.25 und 13.29 Uhr begnügt sich Barkhorn nicht. Die letzte LAGG ist noch nicht aufgeschlagen, da sitzt er bereits hinter dem nächsten sowjetischen Jäger. Er berichtet: „Sofort kam ich erneut hinter einer LAGG zu sitzen, der ich aus kurzer Entfernung Treffer in Motor, Rumpf und Leitwerk beibringen konnte. Es flogen Teile von Rumpf und Leitwerk weg und die LAGG kippte über die linke Fläche weg.“ Auch diesmal gelingt es dem russischen Flugzeugführer, die Maschine mit dem Fallschirm zu verlassen. In fünf Minuten hat Gerhard Barkhorn drei Abschüsse erzielt. Auch Unteroffizier Quast kann wenig später einen weiteren Erfolg verbuchen und seine Abschußzahl auf fünf erhöhen. Für Barkhorn ist es ein gelungener Einstand nach seiner mehrmonatigen Frontabwesenheit. Am 9. Oktober finden im Laufe des Vormittags von Maikop aus drei erfolglose Einsätze in den Kampfraum statt. Bei einem vierten Schwarmeinsatz, der ab 12.00 Uhr erfolgt, kann Barkhorn aus einer Gruppe von vier I-16 eine der wendigen Ratas abschießen, sein 69sten Luftsieg. Der 10. Oktober bleibt trotz mehrerer Einsätze erfolglos. Am 11. Oktober gibt es in der IV. Staffel einen Grund zum Feiern. Nach einem ersten Einsatz am Morgen hebt Barkhorn um 12.10 Uhr mit seiner „weißen 1“ zu seinem 500sten Feindflug ab. 70 Minuten später kehrt er von der „freien Jagd“ zurück und wird von seinen Männern feierlich empfangen. Angesichts des trüben und kalten Herbstwetters ein willkommener Anlaß, die Tassen zu füllen und auf andere Gedanken zu kommen. Nach nicht erwähnenswerten Einsätzen am 12. Oktober startet Barkhorn am 13. Oktober bereits um5.15Uhrzur„freien Jagd“, wieder mit der „weißen 4“. Zunächst geht es auf den Absprungplatz Apscheronskaja, der näher an Tuapse liegt. Nach zwei Einsätzen von dort kehrt er mittags nach Maikop zurück, wieder erfolglos. Am Vormittag des 15. Oktober geht es erneut auf den Absprungplatz Apscheronskaja, wiederum bleiben alle Einsätze des Tages ohne Ergebnis. Am 17. Oktober wird von Apscheronskaja aus viermal zur „freien Jagd“ gestartet. Während Barkhorn ohne Erfolg bleibt, kann Unteroffizier Hans Ellendt, der oft als Katschmarek bei Barkhorn fliegt, eine LAGG-3 bezwingen. Es ist sein zweiter Abschuß. In den nächsten Tagen unterbindet ein Schlechtwettergebiet jegliche Flugtätigkeit. Am 22. Oktober bessert sich das Wetter. Am frühen Morgen startet Barkhorn daher zu einem Wetterflug, um festzustellen, wie die Wettersituation im Einsatzraum am Schwarzen Meer ist. Er bring positive Nachrichten mit nach Hause, so daß er nach dem Mittag zusammen mit seinem Katschmarek, Feldwebel Alfred Krüger, einem erfahrenen Flugzeugführer mit 15 Abschüssen, zu einem Rotteneinsatz zur „freien Jagd“ im Raum Tuapse startet. Nach längerer Flugzeit, bei der die Rom tief ins feindliche Hinterland vorstößt, entdeckt Barkhorn 15 Kilometer südöstlich Tuapse in Bodennähe eine einzelne R-5. 15 Schuß aus der 2cm-Kanone und 50 Schuß der Maschinengewehrs 17 reichen aus, um das Schicksal des russischen Jägers zu besiegeln. Es ist Barkhorns 70ster Abschuß und der einzige der II./Jagdgeschwader LII an diesem Tag. Bis zum 23. Oktober bleibt es bei der IV. Staffel ruhig, da die Einsätze ohne besondere Vorkommnisse beziehungsweise Feindberührung verlaufen. Allerdings wird an diesem Tag durch ein Kommandounternehmen sowjetischer Fallschirmjäger auf dem Platz eine Bf 109 der Staffel vernichtet. Am 24. Oktober findet die Rückverlegung in das alte Kampfgebiet, nach Ssoldatskaja, statt. Der Folgetag bringt zunächst zwei erfolglose Einsätze, bevor es am Mittag doch noch zu einem Flug mit Feindberührung kommt. Um 13.10 Uhr startet Barkhorn in der Rotte mit Unteroffizier Ellendt zur „Flugplatzüberwachung“. Gegen 13.20 Uhr werden mehrere LAGG-3 gesichtet, die in großer Höhe in östliche Richtung fliegen. Die Rotte Barkhorn/Ellendt übersteigt die gegnerischen Maschinen und greift dann aus Überhöhung an. In der Folge kann Barkhorn in 5500 Meter Höhe um 13.30 und 13.35 Uhr zwei LAGG abschießen. Unteroffizier Ellendt verbucht einen Pe-2 Abschuß. Am Nachmittag des 26. Oktober erzielt Oberleutnant Barkhorn nach Durchführung eines Begleitschutzauftrages für Ju 87 seinen 73sten und 74sten Abschuß. Die LAGG-3 fallen um 15.30 und 15.32 Uhr drei Kilometer östlich Aponka beziehungsweise am Ostrand von Bataku-Jurt. Im Verlauf des Luftkampfes erhält jedoch die „weiße 7“ von Barkhorns Rottenflieger Unteroffizier Ellendt Treffer. Er kann seine Maschine aber zum Platz zurückbringen und dort bauchlanden. Der Gruppe gelingen an diesem Tag insgesamt zehn Luftsiege. Die IV. Staffel ist mit fünf Abschüssen die erfolgreichste. Im Laufe des Nachmittags des 27. Oktober startet Barkhorn zur Rückverlegung nach Maikop. Das Wetter ist allerdings so schlecht, daß er bereits nach einer Viertelstunde nach Ssoldatskaja umkehren muß. Erst gegen Abend gelingt der Flug nach Maikop. Einen besonderen Abschuß fügt Barkhorn seiner Bilanz am 29. Oktober hinzu. Am Nachmittag erzielt er seinen 75sten Abschuß, der gleichzeitig der 1000ste der II. Gruppe ist. Barkhorn startet gegen 13.45 Uhr mit seinem Rottenflieger Oberfeldwebel Otto Reinhardt zur Frontüberwachung. Zwei Kilometer nördlich Altebinal kommt es dabei gegen 14.40 Uhr in 1200 Meter Höhe zur Feindberührung. Im Zeugenbericht von Reinhardt heißt es: „Nach über 30 Minuten Flugzeit sahen wir, wie zwei JAK-1 von Osten her die eigenen Stellungen entlangflogen. Wir griffen sie sofort aus Überhöhung an und ich sah, wie mein Rottenführer seine Geschoßgarben der JAK-1 von hinten in Rumpf und Leitwerk jagte. Darauf flogen Teile des Leitwerks fort und die JAK-1 stürzte senkrecht trudelnd ab. Am Boden zerschellte sie restlos.“ …“

Akira Kurosawa

Der große japanische Filmmacher Akira Kurosawa hat mal wieder Geburtstag und da stellen wir Panzertiere seine Filme etwas vor. Meine Wahl fällt auf „Uzala der Kirgise“ aus dem Jahr 1975: https://archive.org/details/DersuUzala1975 In Sibirien freundet sich ein zaristischer Offizier mit einem einheimischen Waldläufer an. Großartige Naturbilder und eine sehr schöne, aber auch schwermütig-nachdenkliche Geschichte… Vom Erfolg seines Filmes „Rashomon“ wird der Akira Kurosawa nun in seinem Buch „So etwas wie eine Autobiographie“ angenehm überrascht und muß nun doch keinen kalten Reis futtern:

„Es ging weiter. Die Bolero-Musik wuchs noch stärker an, und plötzlich fielen Bild und Ton in einen vollkommenen Gleichklang. Die Stimmung, die dadurch erzeugt wurde, war ganz und gar unheimlich. Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken, und unwillkürlich schaute ich zu Hayasaka hinüber. Er sah mich an. Sein Gesicht war bleich, und ich sah, daß ihn dasselbe unheimliche Gefühl erschauern ließ, das auch mich gepackt hatte. Von da an schritten Bild und Musik mit unglaublicher Geschwindigkeit im Gleichschritt voran und übertrafen noch die kühnsten Erwartungen, die ich daran geknüpft hatte. Die Wirkung war äußerst seltsam und überwältigend. So entstand Rashomon. Während der Dreharbeiten gab es auf dem Gelände der Daiei-Studios zwei Brände. Doch da wir die Feuerwehrspritzen für unsere Arbeiten mobilisiert hatten, waren sie voll einsatzbereit, und der Schaden ließ sich in Grenzen halten. Nach Rashomon verfilmte ich Dostojewskis Der Idiot (Hakuchi, 1951), und zwar für Shochiku. Der Film wurde zum Debakel. Ich geriet mit der Studioleitung aneinander, und als dann die Kritiken herauskamen, da schien es, als wären sie bloße Spiegelungen der von der Studioleitung vertretenen Auffassung. Ausnahmslos waren sie von verletzender Schärfe. Angesichts dieses Desasters zog die Daiei ihr Angebot, ich solle einen weiteren Film für sie machen, zurück. Ich nahm diese kühle Ankündigung in den Chofu-Studios der Daiei entgegen. Wie betäubt und in düsterer Stimmung ging ich zum Tor hinaus; den Zug zu nehmen, hatte ich keine Lust; so ging ich denn, über meine schlimme Lage nachsinnend, den ganzen Weg zu Fuß nach Hause. Ich kam zu dem Schluß, daß ich nun wohl für eine Weile „kalten Reis essen“ müsse, und fand mich bereits mit dieser Tatsache ab. Es hatte keinen Sinn, sich zu ärgern; deshalb ging ich zum Angeln an den Tamagawa. Ich warf die Leine aus und hatte bald schon zwei Fische gefangen. Da ich keinen Behälter mitgenommen hatte, legte ich meine Ausrüstung beiseite. So war es also, wenn einen das Pech verfolgte, dachte ich mir und machte mich auf den Weg nach Hause. Tief deprimiert kam ich zu Hause an und hatte kaum noch die Energie, die Eingangstür aufzuschieben. Da kam mir meine Frau entgegengeeilt. „Herzlichen Glückwunsch!“ rief sie. „Wozu?“ fragte ich ungehalten. „Rashomon hat den Großen Preis bekommen.“ Rashomon hatte auf dem Internationalen Filmfestival in Venedig den Großen Preis erhalten, und mir blieb erspart, in Zukunft nur „kalten Reis zu essen“. Wieder einmal war ein Engel aus dem Nichts erschienen. Ich wußte nicht einmal, daß man Rashomon für Venedig nominiert hatte. Die Vertreterin der Italia-Film in Japan, Giuliana Stramigioli, hatte den Film gesehen und ihn für Venedig empfohlen. Es war, als hätte man die schwerhörigen Ohren der japanischen Filmindustrie mit Wasser ausgespült. Später erhielt Rashomon dann noch den Amerikanischen Akademie Preis für den besten Film in fremder Sprache. Japanische Kritiker vertraten damals die Auffassung, diese beiden Preise seien lediglich Ausdruck der westlichen Neugier und Vorliebe für fernöstliche Exotik – eine Ansicht, die mir unerträglich erschien und erscheint. Warum hat das japanische Volk kein Vertrauen in den Wert des eigenen Landes? Warum müssen die Japaner alles Ausländische in den Himmel heben und alles japanische abwerten? Selbst die Holzschnitte eines Utamaro, Hokusai oder Sharaku fanden in Japan erst Anerkennung, als der Westen sie entdeckt hatte. Ich habe keine Erklärung für diesen Mangel an Selbstbewußtsein. Ich kann nur am Charakter meines eigenen Volkes verzweifeln. Durch Rashomon entdeckte ich noch einen weiteren unglücklichen Aspekt der menschlichen Persönlichkeit. Anlaß dazu gab die erste Fernsehausstrahlung von Rashomon vor ein paar Jahren. Damals sendete man daneben auch ein Interview mit dem Präsidenten der Daiei, und ich traute meinen Ohren nicht. Dieser Mann, der sich von Anfang an nur mit größtem Widerwillen auf das Projekt eingelassen hatte, der den Film nach der Fertigstellung als „unverständlich“ bezeichnet und die zuständigen Abteilungsleiter sowie den Produzenten gemaßregelt hatte, nahm nun stolz und ausschließlich die gesamte Ehre dieses Erfolges für sich in Anspruch. Er strich heraus, daß hier zum erstenmal in der Filmgeschichte die Kamera mutig direkt am die Sonne gerichtet worden sei. Doch in dem ganzen Gespräch erwähnte er kein einziges Mal meinen Namen oder den des Kameramannes dessen Verdienst dies war: Kazuo Miyagawa. Während ich dieses Interview verfolgte, hatte ich das Gefühl, in Rashomon zurückversetzt zu sein. Es war, als kämen die pathetischen Selbsttäuschungen des Ich, jene Schwächen, die ich in meinem Film hatte darstellen wollen, nun im wirklichen Leben zum Vorschein. Und tatsächlich fällt es den Menschen sehr schwer, aufrichtig über sich selbst zu sprechen. Wieder einmal wurde ich daran erinnert, daß das menschliche Tier unter einem angeborenen Hang zur Selbstüberschätzung leidet…“