Für Freunde der alten Rittersagen ist der Parzival von unserem Wolfram vom Eschenbach ein wahres Muß und da wir seine Lebenstage nicht kennen und auch sonst von keinem Tag wissen, so gedenken und feiern wir unseren alten Meistersänger eben heute. Ist ja noch nichts im Panzerschlacht- und Geburtstagskalender eingetragen. Von 1170 bis 1220 hat unser Wolfram wohl gelebt und als sein Geburtsort wird gemeinhin das fränkische Städtchen Eschenbach angenommen. Mehr gibt es über unseren Herrn Dichter nicht zu vermelden und daher geht es nun im Parzival munter weiter: http://www.zeno.org/Literatur/M/Wolfram+von+Eschenbach/Versepos/Parzival
„Es war schier halber Morgen.
Den Städtern schwanden Sorgen,
Da sie diesen Kampf gesehn.
Ruhig konnten sie nun gehn.
Hinter ihrer Mauer Zinnen.
Er war ein Netz für sie da innen:
Was drunter kam, das war beschlagen.
Ein ander Ross, hört ich sagen,
Bestieg alsbald der werte Held:
Das flog und rührte das Feld
Kunstrecht nach jeder Seite,
Kühn, wo es galt im Streite,
Geschickt und besonnen.
Was er darauf begonnen?
Das rechn ich ihm für Großtat an.
Hin ritt er, wo ihn Mohren sahn.
Die lagen dort mit ihrem Heer
Gegen Westen bei dem Meer.
Ein Fürst, Rassalig genannt,
Jeden Tag sich unterstand
Von Assagog der reichste Held
(Sein Geschlecht das nicht in Frage stellt:
Das war von königlicher Art),
Er hob sich immer auf die Fahrt
Und tiostierte vor der Stadt.
Jetzt machte seine Kräfte matt
Unser Held von Anschau.
Das beklagte eine schwarze Frau
(Die hatt ihn dahin gesandt),
Dass ihn da jemand überwand.
Ein Knapp bot ungebeten
Seinem Herrn, Gahmureten,
Einen Speer mit einem Schaft von Rohr:
Damit stach er den Mohr
Hinters Ross auf den Grieß,
Wo er ihn nur liegen lies
Bis ihm gesichert war der Frieden.
Hiermit war der Krieg entschieden,
Und ihm erworben großer Preis.
Acht Fahnen sah der Degen weis
Feindlich fliegen nach der Stadt,
Die er zurück zu senden bat
Den kühnen sieglosen Mann.
Er gebot ihm alsdann
Ihm zu folgen, ritt‘ er ein;
Das tat er, denn es musste sein.
Gaschier auch säumte nicht zu kommen.
Als von dem der Wirt vernommen,
Sein Gast sei weiter noch hinaus –
Dass er nicht Eisen wie ein Strauß
Verschlang und Kieselsteine,
Das macht‘, er fand keine.
Sein Zorn erhob Gebrülle
Wie der Löw aus Zornesfülle.
Er riss sich aus die Haare:
„Nun hab ich meine Jahre
Zu eitel Thorheit verwandt.
Die Götter hatten mir gesandt
Einen kühnen werten Gast:
Überlädt sich der mit Streites Last,
So werd ich Werten nie mehr wert.
Was taugt mir Schild nun und Schwert?
Ein Schimpf ists, mahnt man mich daran.“
Von den Seinen stob er hindann
Zum Thor mit Spornschlägen.
Ihm kam ein Knapp entgegen,
Der trug einen gemalten Schild,
Ein durchstochner Mann im Wappenbild;
Gewirkt in Eisenbartens Land.
Einen Helm auch trug er in der Hand,
Und ein Schwert, das Rassalig,
Der kühne, bracht in diesen Krieg;
nun musst er von ihm scheiden,
Dieser kühne Fürst der Heiden,
Der sich weites Lob erworben.
Ist er ungetauft gestorben.
So erbarme sein sich bald,
Der aller Wunder hat Gewalt.
Da der Burggraf das ersah,
Nie freut‘ er sich wohl mehr als da.
Als er die Wappen hatt erkannt,
Kam er vor das Thor gekannt,
Seinen Gast sah er da halten,
Den jungen, noch nicht alten,
Als harrt‘ er einer weitern Tjost.
Da nahm ihn Lachfilirost,
Sein Wirt, und griff ihm nach dem Zügel;
Er stach heut keinen mehr vom Bügel.
Lachfilirost Schachtelakunt
Sprach: „Lieber Herr, macht mir kund,
Ward besiegt von eurer Hand
Rassalig? So ist dies Land
Vor Kampf gesichert immerdar:
Ihm folgt der Mohren ganze Schar
Im Lehn des treuen Eisenhart,
Davon so viel uns Schaden ward:
Zu End ist unsre Not und Pein.
Ein zornger Gott gab ihnen ein
Uns heimzusuchen mit dem Heer:
Darnieder liegt nun ihre Wehr.“
Er führt‘ ihn wider Willen mit.
Die Königin ihm entgegen ritt:
Seinen Zaum ergriff sie mit der Hand
Und entstrickt‘ ihm des Visieres Band.
Der Wirt musst ihn ihr lassen;
Seine Knappen nicht vergaßen,
Sie ritten ihrem Herren nach.
Da führte durch die Stadt gemach
Ihren Gast die weise Königin,
Dem erstritten war des Siegs Gewinn.
Ab saß sie, da sie däuchte Zeit:
„Weh, wie getreu ihr Knappen seid!
Ihr sorgt wohl, ihr verlört den Mann!
Ihm wird ohn euch schon Dienst getan:
Nehmt sein Ross und führt es hin:
Sein Geselle ich hier bin.“
Viel Fraun er auf dem Saale fand.
Entwappnet mit schwarzer Hand
Ward er von der Königin.
Von dem besten Zobel schien
Die Decke, und das Bette weich:
Da erwies sie ihm sogleich
Eine heimliche Ehre.
Zeugen waren da nicht mehre.
Die Jungfrauen gingen vor die Tür
Und schoben Riegel dafür.
Da nahm des Landes Königin
Süßer Minne Hochgewinn,
Und Gahmuret ihr Herzenstraut;
Sie waren ungleich doch von Haut.“