Joseph Haydn

Heute hat der alte Tondichter Joseph Haydn Geburtstag (1732 in Rohrau), dem wir Deutschen 750 meisterhafte Tondichtungen verdanken. Als eingefleischte Jägerin suche ich mir dessen einunddreißigste Symphonie, genannt Hornsignal, aus: https://www.youtube.com/watch?v=H30PPIqVsSU Von der Zeit unseres Haydn in Wien als Sängerknabe lesen wir nun bei unserem Musikgelehrten Carl Ferdinand Pohl: http://www.zeno.org/Musik/M/Pohl,+Carl+Ferdinand/Joseph+Haydn

„Dies war der Schauplatz, auf dem Haydn nunmehr zum Jüngling heranreifen sollte. Sehen wir nun, wie es im Kapellhause aussah, welcher Art der Mann war, der hier regierte, wie die Schule gehalten wurde, wie die Kirchenmusik im Dome selbst bestellt war und welche Erfolge unser Sängerknabe in seinem nunmehrigen Aufenthalte erzielte. Es gereicht den Altvätern Wiens zum besonderen Lobe, daß sie schon frühzeitig darauf Bedacht nahmen, der Musik eine Pflanzstätte zu errichten, und wenn dieselbe auch zunächst fast ausschließlich nur im Interesse der Kirche ihre Aufgabe suchte, war ihr doch auch damit eine einflußreiche Verbreitung geboten. Obwohl den berühmt gewordenen ähnlichen Anstalten, der Thomasschule in Leipzig, der Kreuzschule in Dresden nachstehend, haben auch in Wien Tausende ihre musikalische Ausbildung der Kantorei bei Sankt Stephan zu danken. Ausgerüstet mit dem nötigen Wissen, wußten sie sich dann beim Eintritt ins bürgerliche Leben eine Existenz zu gründen und brachten Sinn und Liebe für die Tonkunst ins eigene Haus und in weitere Kreise. Die Kantorei, in Jordans „Schatz, Schutz und Schantz des Erzherzogtum Österreich“ (Wien 1701) als „Civitatis Kantorei oder Herren-Cappel-Meisters-Wohnung“ bezeichnet, wird urkundlich, vermöge Steueranschlags von allen bürgerlichen Lasten befreit, schon im Jahre 1441 genannt. Das alte früher bestandene Gebäude besingt noch Wolfgang Schmeltzl, indem er die Stephanskirche „das g’wältig Tempelhaus« beschreibt: Nichts mangelt was solch Ding betrifft. Dreihundert pfründ seind darein gstifft, Bistum, Thumbherrn vnd Probstey. Auch helt man aygne Cantorei, Dartzu zwo Orgel gross vnd klein.“ Im Jahre 1663 wurde dies Gebäude neu aufgeführt. Das Äußere desselben, wie es bis zum Jahre 1803 bestand, ist u.a. auf den Stadtansichten von Huber und von Huefnagel, die Grundfläche auf den Plänen von Suttinger und von Steinhauser ersichtlich. Es war, wie wir gesehen haben, in seiner Breite an das der Straße zugekehrte Zinshaus, gegenüber der Goldschmiedgasse, angebaut. Die Hauptfront gegen den Friedhof und den ausgebauten Turm hatte drei Stockwerk mit je sechs Fenstern und einigen Dachwohnungen. Die schmale nach Norden gekehrte Seite, die das vordere Zinshaus in der Länge etwas überragte, hatte ebenfalls drei Stockwerk, aber nur zwei Fenster Breite. Bei der ersten Nummerierung im Jahre 1775 erhielt die Kantorei oder (wie sie dann vorzugsweise hieß) Kapellmeisters-Wohnung die Nummer 858. Über die Schulordnung geben die vorhandenen amtlichen Verordnungen früherer Jahre (1558, 1571) genügenden Aufschluß und wenn dieselben auch im Laufe der Zeit manche Veränderung mögen erfahren haben, läßt sich doch aus dem Vorhandenen wenigstens ein annäherndes Bild geben, wie es auch zu Haydns Zeit in dem alten Hause mag gehalten worden sein. Von Alters her lehrten hier der Kantor (später Kapellmeister), ein Subkantor und zwei Präzeptoren in Musik und den notwendigsten Schulgegenständen (in literis et musicis). Lehrer und Sängerknaben wohnten in der Kantorei und speisten auch beim Kantor, dem in früherer Zeit nebst seinem Gehalt noch eigens die Benutzung eines Weingartens zu Gebot stand, „damit er den Knaben und Präzeptoren über Tisch einen guten Trunk gäbe“. Alle Unkosten zahlte die Stadt und hatte beispielsweise der Kantor im Jahre 1571 eine monatliche Besoldung von 10 Florin, 14 Florin für Brennholz und zu Weihnachten ein Jahr übers andere ein schwarzes Ehrenkleid. In frühester Zeit hatten die Lehrer auch in der nahegelegenen Bürgerschule die Schüler für die Kirchenmusik vorzubereiten. Wenn der Kantor oder einer der Unterlehrer zu musikalischen Aufführungen bei Hochzeiten, Ladschafften, Mahlzeiten und Kondukten erbeten wurde, erwartete man von seinem Pflichtgefühl, daß er Niemanden mit der Belohnung übernehmen und beschweren werde und auch dafür sorge, zu rechter Zeit (und die gewöhnliche Pyerglokhenzeit) heimzukehren, damit die Kantorei zur Nachtzeit könne gesperrt gehalten werden. Im Jahre 1663 erscheint zum erstenmale ein „Kapellmeister“. Georg von Reutter, der diesen Posten zu Haydns Zeit bekleidete, bezog als Gehalt jährlich 300 Florin, 24 Florin Hofkleidgeld, 16 Klafter weiches Deputatholz = 48 Florin, 25 Florin Kellerzins. Die Erhaltung der Sängerknaben wurde ihm besonders vergütet. Zahlreiche Emolumente und Nebenakzidentien vermehrten überdies seine Einnahme bedeutend. Näheres über ihn werden wir weiterhin erfahren. Im Jahre 1571 zählte die Kantorei dreizehn „Singerknaben“; später verminderte sich die Zahl und hielt sich, vom Jahre 1715 angefangen, Jahrzehnte lang auf gleicher Höhe mit sechs Knaben. In der Verpflegung waren dieselben sehr gut gehalten; die Wahl der Speisen, an Fleisch- und Fasttagen, war in reichlicher Menge vorgeschrieben. Auch ein Trunk fehlte nicht: auf 10 Knaben anderthalb Seidl Wein, doch solcher, daß die Knaben „nit darum khrankh werden“. Im Jahre 1558 bezog der Kantor für jeden Knaben monatlich vier Florin 50 rheinische Kreuzer und hatte ihn dafür, die Kleidung abgerechnet, gänzlich zu verpflegen. In der Zeit, die uns zunächst beschäftigt, war das Kost- und Pflegegeld bedeutend gestiegen, im Gegensatz aber wurden die Knaben sehr knapp gehalten. Für Kost, Verpflegung und Instruktion der sechs Knaben wurden, nebst zweimaliger Kleidung im Jahr, Arzt und Medikamente, Barbier und alle übrige Notdurft jährlich 1200 Florin bezahlt; außerdem noch 75 Florin Instruktionsgebühr und 60 Florin Zimmerbeihilfe. Auch Reutter erhielt nicht mehr. Und wenn er auch jährlich die Rubrik „Extra-Auslagen“ in erfinderischer Weise auszubeuten verstand, ist doch die, nach Dies bisher gebräuchliche Annahme, Reutter habe für jeden Knaben 700 Florin erhalten, in der eigentlichen Hauptsumme auf 200 Florin zu reduzieren. Für das Singen bei Mahlzeiten erhielten die Knaben nach Belieben der Parteien Speise und Trank und wurde ihnen nebstdem noch der gebräuchliche Lohn gleich einem Gesellen (Kapellsänger) verabfolgt. Dieses Geld wurde in einer verschlossenen Büchse aufbewahrt und monatlich davon das Badgeld und kleine Bedürfnisse bestritten und der Rest unter sie gemeinschaftlich verteilt…“

Die Schlacht bei Paris

Unser Feldmarschall Vorwärts hat heute zum ersten Mal die gallische Hauptstadt Paris erstürmt, was er im Jahr darauf noch einmal tun sollte – weil es so schön war und der Napoleon keine Ruhe geben wollte. 1814 war es allerdings eine schwere Geburt. Denn unser Feldmarschall von Blücher mußte sich nicht nur mit dem Napoleon herumschlagen, sondern sich auch mit der Trantüte und dem Angsthasen Schwarzenberg herumschlagen. Und so war es schon fast eine kleine Götterdämmerung als unser Feldmarschall von Blücher mit seinen 100,000 Recken die 30,000 Gallier vor Paris zerschmetterte und der Napoleon, nach dem Verlust seiner Hauptstadt abdanken mußte. Eine gelungene Vorwärtsverteidigung sozusagen und daher hören wir nun Die Wacht am Rhein, unseren alten Schlachtgesang gegen die Gallier: https://www.youtube.com/watch?v=oKkRS4rL6Pw

„Es braust ein Ruf wie Donnerhall,

wie Schwertgeklirr und Wogenprall:

Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein!

Wer will des Stromes Hüter sein?

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Durch Hunderttausend zuckt es schnell,

und aller Augen blitzen hell:

der deutsche Jüngling, fromm und stark,

beschirmt die heilige Landesmark.

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Er blickt hinauf in Himmelsauen,

wo Heldengeister niederschaun,

und schwört mit stolzer Kampfeslust:

„Du, Rhein, bleibst deutsch wie meine Brust!“

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

„Und ob mein Herz im Tode bricht,

wirst du doch drum ein Welscher nicht.

Reich wie an Wasser deine Flut

ist Deutschland ja an Heldenblut.“

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

„So lang ein Tropfen Blut noch glüht,

noch eine Faust den Degen zieht,

und noch ein Arm die Büchse spannt,

betritt kein Feind hier deinen Strand.“

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Der Schwur erschallt, die Woge rinnt,

die Fahnen flattern hoch im Wind:

Zum Rhein, zum Rhein, am deutschen Rhein!

Wir alle wollen Hüter sein!

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

So führe uns, du bist bewährt;

In Gottvertrauen greif’ zu dem Schwert,

Hoch Wilhelm! Nieder mit der Brut!

Und tilg‘ die Schmach mit Feindesblut!

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,

lieb Vaterland, magst ruhig sein:

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!

Fest steht und treu die Wacht,

die Wacht am Rhein!“

Beim Clausewitz lese ich auch weiter und komme nun zur Vorgeschichte der Schlacht von Arcis-sur-Aube (Städtenamen haben die Gallier): http://digi.landesbibliothek.at/viewer/image/AC05304281/1/LOG_0003

„Als der König von Preußen die Meldung erhalten hatte, daß Bonaparte dem Feldmarschall Blücher nachgezogen sei, vermochte er den Feldmarschall Schwarzenberg an der Aube umzudrehen. Die französischen Marschälle waren trotz ihrer Schwäche den Verbündeten auf dem Fuße gefolgt, Oudinot über Vendeuvre nach Bar-sur-Aube, Macdonald über Bar-sur-Seine nach la Ferte-sur-Aube. Der Erstere hatte sogar schon über die Aube gesetzt. Da Schwarzenberg das Umkehren beschließt, muß er Oudinot angreifen; dies geschieht den 27. Februar; Oudinot wird über den Fluß zurückgeworfen und zieht sich wieder auf Troyes, wohin Macdonald nach einem unvollendeten Gefechte bei la Ferte-sur-Aube auch gehen muß. Nun will Schwarzenberg wieder langsam nachfolgen, aber so langsam, daß er erst am 3. März vor Troyes ankommt. Ein solches Vorgehen war freilich an sich wenig genug, denn die Marschälle, denen man um das Doppelte überlegen ist (50,000 Mann gegen 25,000), werden nicht förmlich geschlagen, nicht scharf gedrängt; Barklay, der schon Chaumont und Langres erreicht hat, wird nicht herangezogen; nichtsdestoweniger ist dies erneuerte Vorgehen ein großes Gewicht in der Waagschale; der Krieg bleibt in der Gegend von Paris, statt daß man in Gefahr war, ihn an den Rhein versetzt zu sehen. Aber dieser Entschluß ist auch das einzig Rühmliche, was man von diesem Zuge sagen kann. Diesmal blieben die Korps vor der Hand zwischen der Bonne und der Seine, wo acht Tage Halt gemacht wird (vom 6. bis 13. März). Nach dieser ruhigen Aufstellung bewegen sich die Korps ein wenig rechts, Barklay wird herangezogen und die Aufstellung zum Teil an der Aube genommen, zum Teil an der Seine beibehalten. Am 16., nachdem Schwarzenberg bereits Nachricht von dem Siege bei Laon erhalten, beschließt er, bevor er sich an der Aube vereinigt, die zwischen Nogent und Provins aufgestellten Marschälle zurückzudrücken. Dies geschieht, indem die Korps von Wrede und Rajevski (Wittgenstein) zwischen Villenauxe und Provins vorrücken; nach einigen Gefechten ziehen die Marschälle ab und nehmen eine Aufstellung halben Weges von Provins nach Nangis, und Schwarzenberg fängt an seine Korps gegen Arcis-sur-Aube zusammenzuziehen. Durch diesen Angriff am 16., scheint es, wollte sich Schwarzenberg Freiheit zu seiner Bewegung gegen Bonaparte verschaffen. Wirklich drückte er seinen Gegner um einige Meilen zurück, so daß Dieser nicht mehr zur Schlacht von Arcis kommen konnte. Provins ist von Arcis neun Meilen entfernt; die Aufstellung der französischen Marschälle war noch einige Meilen hinter Provins; den 17. hatten sie diese Stellung genommen. Der 18. verging, ehe sie den Abmarsch der Verbündeten erfuhren. In der Tat kann Oudinot, welcher der Nächste gewesen war, den 20. erst nach Plancy, den 21. nach Arcis, Macdonald den 20. nach der Gegend von Conflans (am Zusammenfluß der Aube und Seine) und den 21. spät Abends nach einem angestrengten Marsch bei Arcis ankommen. Dieser Angriff Schwarzenbergs am 16. ist also, so unbedeutend sein erster Erfolg schien, ein sehr lobenswerter Schritt. Die Vereinigung sollte bei Arcis geschehen; man hatte sogar, wie es scheint, die Absicht, die französische Armee auf dem rechten Ufer der Aube anzugreifen, sobald sie sich derselben nähern würde. Das Korps von Wrede und die Garden waren schon da, allein der Kronprinz von Württemberg stand noch bei Pont, Rajevski bei Mery und Gyulai gar gegen Sens, als man am 18. die Nachricht erhielt, die französische Armee rücke heran; es wurde daher die Vereinigung bei Bar-sur-Aube beschlossen. Gyulai, der Kronprinz von Württemberg und Rajevski nahmen die Richtung dahin über Troyes, wo sie sich am 19. befanden, während Wrede bei Arcis und Barklay bei Brienne war. Aber am 19. geht Bonaparte bei Plancy über die Aube und nimmt seine Richtung auf Mery. Nun ist Schwarzenberg nicht mehr wegen seiner rechten Seite besorgt und beschließt sein Heer am 20. vorwärts gegen Arcis zu vereinigen und sogleich selbst zum Angriff auf den zwischen der Aube und Seine befindlichen Feind überzugehen. Die Disposition dazu führt die drei Korps von Gyulai, Rajevski und Kronprinz von Württemberg, unter Letzterem vereint, und Wrede, von Barklay unterstützt, den 20. früh auf das Schlachtfeld von Arcis, wo sie auf die Franzosen stoßen, die sich von Mery (zurückkehrend), von Plancy und von Arcis selbst dort vereinigen. Unstreitig ist dieser Entschluß zum Angriff das Beste und das am meisten Gewagte, was Schwarzenberg im ganzen Feldzuge getan hat…“

Ernst Jünger

Das Lied von Argonnerwald darf bei der Geburtstagsfeier für unseren Ernst Jünger auf gar keinen Fall fehlen. https://www.youtube.com/watch?v=RxA0PQoPow8 Die Gallier haben nämlich beständig versucht in seine Stellungen einzudringen, es aber nicht geschafft. Und da sind wir auch schon beim Grund, warum wir Panzertiere den Geburtstag von unserem Ernst Jünger feiern. Dieser kämpfte nämlich im Vierjährigen Krieg in Gallien und in Flandern gegen die westlichen Landfeinde und schlug sich dabei äußerst wacker. Weshalb er zum Leutnant befördert wurde und den blauen Verdienstorden Friedrichs des Großen verliehen bekommen hat. Nach dem Vierjährigen Krieg schrieb er dann seine Kämpfe in den Büchern „In Stahlgewittern“, „Das Wäldchen 125“, „Feuer und Blut“ und „Sturm“ nieder und blieb auch beim Kampf gegen die Novemberverbrecher nicht müßig. Mit den Schriften „Der Kampf als inneres Erlebnis“, „Die totale Mobilmachung“, „Der Kampf um das Reich“ und „Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt“ rückte er diesen zu Leibe und war auch sehr beim Stahlhelm umtriebig. Im Sechsjährigen Krieg ließ er es dann deutlich ruhiger angehen und blieb auch nachher deutlich unter seinen Möglichkeiten… aber lassen wir das und schmökern lieber in den Stahlgewittern: https://archive.org/details/instahlgewittern34099gut

„In den Vormittagsstunden durchbrach die Sonne den Nebel und entsandte eine behagliche Wärme. Nachdem ich etwas auf der Grabensohle geschlafen hatte, ging ich durch den vereinsamten, am Vortage erstürmten Graben, dessen Boden mit Bergen von Proviant, Munition, Ausrüstungsstücken, Waffen und Zeitungen bedeckt war. Die Unterstände glichen geplünderten Trödelläden. Dazwischen lagen die Leichen tapferer Verteidiger, deren Gewehre noch in den Schießscharten steckten. Aus zerschossenem Gebälk ragte ein eingeklemmter Rumpf. Kopf und Hals waren abgeschlagen, weiße Knorpel glänzten aus rötlich-schwarzem Fleisch. Es wurde mir schwer, zu verstehen. Daneben ein ganz junger Mensch auf dem Rücken, die glasigen Augen und die Fäuste im Zielen erstarrt. Ein seltsames Gefühl, in solche toten, fragenden Augen zu blicken. Ein Schaudern, das ich im Kriege nie ganz verloren habe. Neben ihm lag seine arme, ausgeplünderte Börse. Mit zunehmender Klarheit verstärkte sich das Artilleriefeuer und steigerte sich bald zu wüstem Tanze. Ich kehrte zu meiner Gruppe zurück. In immer kürzeren Pausen flammte es um uns auf. Weißes, schwarzes und gelbes Gewölk mischte sich. Manchmal erdröhnten Schläge von unheimlicher Brisanz, dazwischen schwirrten mit eigenartigem Singen die Zünder. Bald war der Wald in Brand geschossen, Flammen kletterten knatternd an den Bäumen empor. Ich saß mit einem Kameraden auf einer in den Lehm der Grabenwand gestochenen Bank, während neben uns ein hagerer Rekrut vor Angst an allen Gliedern schlotterte. Mein Gefährte machte sich den grausamen Scherz, heimlich eine Handvoll aufgeraffter Schrapnellkugeln neben ihn zu schleudern. Ich beobachtete mit merkwürdiger Ruhe das Vorgelände. „Sie wissen ja gar nicht, wo du bist. – Sie können dich gar nicht sehen, sie schießen ja ganz wo anders hin.“ Es war der Mut der Unerfahrenheit. Plötzlich knallte das Brett der Schießscharte, und ein Infanteriegeschoß schlug zwischen unseren Köpfen in den Lehm. In diesem Augenblick tauchte ein Mann an der Ecke unseres Grabenstückes auf: „Nach links folgen!“ Wir gaben den Befehl weiter und schritten die rauchdurchschwelte Stellung entlang. Gerade waren die Essenholer zurückgekommen und Hunderte von verlassenen Kochgeschirren dampften auf der Brustwehr. Wer mochte jetzt essen? Eine Menge Verwundeter mit blutdurchtränkten Verbänden preßte sich an uns vorüber, die Aufregung des Kampfes auf den bleichen Gesichtern. Die Ahnung einer schweren Stunde türmte sich vor uns auf. „Vorsicht, Kameraden, mein Arm, mein Arm!“ „Los, los, Mensch, halt Anschluß!“ Der Graben endete in einem Waldstück. Unentschlossen standen wir unter gewaltigen Buchen. Aus dichtem Unterholz tauchte unser Zugführer, ein Leutnant, auf und rief dem ältesten Unteroffizier zu: „Lassen Sie ausschwärmen in Richtung auf die untergehende Sonne und Stellung nehmen. Meldungen erreichen mich im Unterstande an der Lichtung.“ Fluchend übernahm jener das Kommando. Der Eindruck, den dieses Verhalten auf die Leute machte, ist mir während meiner ganzen Führerzeit eine eindringliche Lehre gewesen. Später lernte ich diesen Offizier, der sich noch oft auszeichnete, als Kameraden kennen und erfuhr, daß er dort Wichtiges zu tun gehabt. Gleichviel, der Offizier darf sich unter keinen Umständen in der Gefahr von der Mannschaft trennen. Die Gefahr ist der vornehmste Augenblick seines Berufes, da gilt es, gesteigerte Männlichkeit zu beweisen. Ehre und Ritterlichkeit erheben ihn zum Herrn der Stunde. Was ist erhabener, als hundert Männern voranzuschreiten in den Tod? Gefolgschaft wird solcher Persönlichkeit nie versagt, die mutige Tat fliegt wie Rausch durch die Reihen…“

Unsere klassische deutsche Tonkunst soll auch mal wieder nicht fehlen und so lasse ich nun noch Ludwig van Beethovens Neunte Symphonie erklingen… https://www.youtube.com/watch?v=_AI9kp02eq0

Die Schlacht am Naratschsee

Am heutigen Tag im Jahr 1916 hat die Schlacht am Naratschsee geendet. In den zwei Wochen Kampf hat unsere X. Armee den Angriff der 2. russischen Armee abgewehrt und dabei einer gewaltigen Übermacht getrotzt. Unseren 75,000 deutschen Recken standen nämlich 350,000 russische Kriegsknechte gegenüber. Ebenso schlecht sah es bei den Feldgeschützen aus. Wir hatten nämlich nur 400 Stück zur Verfügung, während den Russen 1000 Geschütze zu Gebote standen. Doch dank der guten Führung von unserem Feldmarschall Hermann von Eichhorn und unserem General Oskar von Hutier wurde der Angriff abwehrt und kostete die Russen mindestens 140,000 Mann, unsere Verluste waren mit 20,000 Mann zwar auch schwer, aber im Vergleich zum Kräfteverhältnis haben sich unsere Truppen wacker am Naratschsee geschlagen und bekommen dafür das alte Heldenlied „Die Grenzwacht hielt im Osten“ gespielt: https://www.youtube.com/watch?v=NlqyBIQ-Cac

„Die Grenzwacht hielt im Osten dem Feinde lange stand

Heut kehrt ihr letzter Posten zurück ins Vaterland

Erschöpft und aufgerieben in treuer Ritterschaft

Die Besten sind geblieben, uns andern brach die Kraft

Doch bringen wir die Fahne, die wehend vor uns stritt

Von Rigas blutgen Planen in allen Ehren mit

Die sturmbewährt sich nimmer vor einem Feind geneigt

Und heute noch und immer den Weg nach Osten zeigt

Es rauscht dort hin zu mahnen, zu ihr der Väter Geist

Trotz aller Not ein Ahnen, das deutsche Zukunft heißt

Sind wir auch fremd geworden euch Brüdern aus dem Reich

Aus West und Süd und Norden, das Banner blieb sich gleich

Ob wir auch hier verderben, das kümmere euch nicht

Die Fahne zu vererben ist unsere letzte Pflicht

Ich darf nicht länger zagen, bald zwingt sie euren Sinn

Nach Ostland sie zu tragen, sie will, sie muß dort hin“

Dazu geht es bei unserem Barden und Geschichtsschreiber Walter Flex mit dem ersten Schlachttag weiter: https://digi.landesbibliothek.at/viewer/image/AC05677910/1

„Die Batterieführer und Unterabschnittskommandeure wissen zu erzählen, daß die Gefechtsläufer und die Leitungspatrouillen der Kompaniefernsprecher an diesem Tage zwar immer atemlos, aber mit strahlenden Gesichtern aus der Hölle der Abwehrschlacht in ihre Gefechtsstände stürzten und auf die Frage: „Wie steht’s da vorn?“ immer nur die Antwort halten: „Sie sollen nur kommen! Sie kommen nicht durch! Bei uns nicht!“ Diese wackeren Melder, Burschen und Spielleute vermittelten Befehle und Meldungen zwischen den Kompanieführern im Graben und den Bataillonsführern der vordersten Reserven. Wenn hundertmal geflickte Telephondrähte heillos zerrissen waren, wagten sie den Todesweg durchs feindliche Sperrfeuer hin und zurück und kamen meist mit ein paar Feldflaschen voll Rum und die Taschen voll Zigaretten gestopft von Stab und Gefechtsbagagen wieder. Die Telephonzentrale des Hauptmanns Unger, der für das Unterabschnittskommando für die hart bedrohte Front von der Muli – Schneise bis Buzilischki verantwortlich war, wurde gleich zu Beginn des Trommelfeuers zusammengeschossen. Die Telephonisten waren tot und verwundet, der Klappenschrank lag in Trümmern. Dreimal in drei verschiedenen Unterständen neu eingebaut, wurde die Telephonzentrale immer wieder durch Volltreffer zerstört. Major Fischer, der Kommandeur des Regiments CXXXI, erhielt die meisten Meldungen durch die Ringleitung der Artillerie. Es war für die Leitung der Abwehrschlacht von unschätzbarer Bedeutung, daß die Gefechtsstände des Infanterie- und Artilleriekommandeurs im Abschnitt des Infanterieregiment CXXXI hart nebeneinander in einem Dorf in Höhe der zweiten Stellung lagen. Ein Verbindungsoffizier der Infanterie war ständig beim Stabe des Hauptmanns Osiander, der als Abteilungskommandeur vom Feldartillerieregiment XV die artilleristische Abwehrschlacht zwischen den Bächen leitete. Unbeeinflußt durch das Trommelfeuer konnte der Kommandeur des Infanterieregiments die Scherenfernrohr- und Baumpostenbeobachtung der Artillerie für seine Maßnahmen auswerten, die höheren Stäbe durch eine dauernd intakt bleibende Leitung über alle Phasen der Schlacht unterrichten, für rechtzeitigen Munitionsersatz und für Unterbringung, Bereitstellung und Vorführen der eintreffenden Reserven Sorge tragen. Die deutschen Batterien auf den Flügeln des Saarbrücker Korps entfalteten während des Trommelfeuers eine erfolgreiche Tätigkeit. Ihre Beobachter harrten zäh und unbekümmert in den Infanteriegräben und auf Baumhochständen im Walde aus und taten ihre Pflicht am Scherenfernrohr und Telephon. An Masse und Kaliber konnte die deutsche Artillerie keinen Vergleich mit der russischen aushalten, durch die meisterhafte Zusammenarbeit von Beobachtung und Feuerleitung aber hielt sie den vielfach überlegenen Gegner in Schach. Durch Streufeuer gegen die Wälder, aus denen sich die feindlichen Regimenter zum Angriff entwickeln mußten, suchte sie der feindlichen Infanterie schon während der Bereitstellung den Schneid abzukaufen. Die Stellungen der neu auftauchenden russischen Batterien wurden mit Hilfe der Schallmeßtrupps mathematisch errechnet und wirkungsvoll unter Feuer genommen. Die schweren russischen Geschütze auf dem Nordflügel, bei Sabrodje, die flankierend gegen die Regimenter XVII und CXXXI wirkten, mußten nach zweistündiger Artillerieschlacht schweigen. Feindliche Artilleriegruppen bei Zurawle-Cseremszyca und dem über 200 Meter hohen „Feldherrnhügel“ vor der Stellung der 250er in der Landenge des Südflügels wurden durch Volltreffer in Geschützstände und Munitionsdepots zeitweise außer Gefecht gesetzt. Das Vertrauen unserer Grabenbesatzungen zu den Abwehrbatterien wurde durch erfolgreiches Präzisionsschießen auf einzelne Revolverkanonen und Minenwerfer und andere kleinere Ziele, die von der Infanterie als besonders lästig gemeldet wurden, aufs glücklichste gehoben. Die russische Artilleriebeobachtung vor der Front des Nordflügels litt spürbar unter dem Schrapnellfeuer, mit dem die Batterien der XLII. Artilleriebrigade des Obersten Köhler die Baumkronen durchkämmten…“

Tannhäuser

Einem unserer größten deutschen Minnesänger wollen wir heute gedenken, nämlich unserem Tannhäuser. Als fahrender Ritter wandelte er zu Zeiten der Staufer in deutschen Landen und soll um das Jahr 1270 heimgegangen sein. Mit einiger Sicherheit wissen wir, daß er am Hofe Friedrichs des Streitbaren, des Herzogs unserer deutschen Ostmark, gewirkt hat. Vielleicht nahm er im Jahre 1228 am Kreuzzug unseres Falken-Kaisers Friedrichs II. teil. Die Sage berichtet von einer Begegnung unseres Tannhäusers mit der Liebesgöttin Freya (Venus). Unser Tondichter Richard Wagner machte ihn in seiner gleichnamigen Oper gar zum Sieger des Sängerkrieges auf der Wartburg, obwohl er an diesem gar nicht teilgenommen hat. Von den Werken unseres Tannhäusers – die ihr in der Heidelberger Liederhandschrift finden könnt – habe ich mir natürlich „Wohl dem, der jetzt auf die Beizjagd darf“ ausgesucht (die Falknerei ist schließlich mein Lebenselixier):

„Wohl dem, der jetzt auf die Beizjagd darf

auf den Feldern Apuliens!

Wer da auf die Pirsch geht, dem ergeht es damit gut,

der sieht so viel Wild.

Manche gehen zu einer Quelle,

die andern reiten, um Ausschau zu halten –

deren Vergnügen ist mir vergangen –,

das befiehlt man in Gegenwart der Damen.

Dessen darf man mich nicht beschuldigen, ich jage weder mit Hunden,

noch jage ich mit Falken, ich kann auch keine Füchse fangen;

man sieht mich auch nicht Hirsche und Hirschkühe verfolgen;

mich darf auch niemand bezichtigen, daß ich Rosenkränze trüge;

man braucht auch nicht auf mich zu warten,

wo der grüne Klee wächst,

noch mich in den Gärten zu suchen

bei wohlgestalteten Mädchen: ich treibe auf dem Meer.

Ich bin ein unglückseliger Mensch,

der nirgends bleiben kann

als heute hier, morgen anderswo.

Muß ich das immer so halten?

Darüber muß ich mich oft sorgen,

wie fröhlich ich da auch singe,

den Abend und den Morgen,

wohin mich das Wetter bringe,

daß ich mich so erhalte zu Wasser und zu Lande,

daß ich bis zu diesem Moment das Leben bewahre.

Wenn ich den Leuten leid werde in ärmlicher Kleidung,

dann mir wird mit Schrecken bewußt, auf was für einer Reise ich bin.

Das sollte ich mir stets bewußt halten,

solange ich noch Kraft habe.

Ich kann ihm nicht entgehen,

ich werde dem Wirt zahlen müssen, alles an einem Tag.

Wo litt ein Mensch je so große Not

wie ich durch enttäuschte Zuversicht?

Ich war vor Kreta schon beinahe tot,

wenn Gott mich nicht gerettet hätte.

Mich peitschten eines Nachts

Sturmwinde in rasender Fahrt

nahe an eine Klippe,

das war kein Vergnügen.

Die Steuerruder zerbrachen mir, jetzt habt acht, wie mir da zumute war!

Die Segel zerfetzten, sie flogen aufs Meer.

Die Seeleute meinten alle, daß sie so große Not

nie auch nur eine halbe Nacht lang erlebt hatten; ihr Geschrei tat mir weh.

Das dauerte gewiß

bis zum sechsten Tag.

Ich konnte ihnen nicht entkommen,

ich mußte es alles ertragen, wie jemand, der nicht anders kann.

Die Winde, die mir so heftig

vom Berberland her entgegenwehen!

Daß sie so überaus unangenehm blasen,

die andern, von der Türkei her!

Die Wellen und auch die Wogen

bereiten mir gewaltiges Unbehagen.

Das sei für meine Sünden!

Behüte mich Gott, der reine!

Mein Wasser ist faul, mein Zwieback ist hart,

mein Fleisch ist mir versalzen, mir schimmelt mein Wein.

Der Geruch, der aus dem Kielraum dringt, der ist kein guter Gefährte,

lieber nähme ich den Gestank der Rosen, wenn es möglich wäre.

Erbsen und Bohnen

steigern meine Stimmung nicht gerade.

Wenn mich der Höchste belohnen will,

dann wird das Trinken angenehm und auch die Speise gut.

Ach, wie glücklich ist ein Mensch,

der vor sich hin reiten kann!

Wie wenig der mir glauben kann,

daß ich auf Winde warten muß!

Der Schirokko aus dem Orient

und der aus Tramontana,

und der aus dem Okzident,

Arsura aus der Ebene,

der Mistral von den Alpen, der Greco aus Byzanz,

der Levantano und Ostro, die wurden mir genannt;

ein Wind weht vom Berberland her, der andere von der Türkei her,

von Norden und der Mezzodi, seht, das ist der zwölfte Wind.

Wäre ich auf dem Sand,

kennte ich deren Namen nicht;

Gottes wegen habe ich das Festland verlassen

und nicht um dieser Frage willen, wie schlecht es mir auch ergeht.“

Wer von unserem Tannhäuser gar nicht genug bekommen kann, für den hat unser Dichter Julius Wolff das Epos „Tannhäuser. Ein Minnesang“ gedichtet: https://archive.org/details/smtlichewerkehr10wolfgoog

„Rings Wald und Wald, auf Bergesrücken,

In enger Schlucht und weitem Tal,

Nur das Geröll von Felsenstücken

Und Wand und Klippen nackt und kahl.

Um jeden Fußbreit Boden ringet

Der zähen Tannen düstre Schicht,

Durch ihre hohen Schirme dringet

Nur spärlich ein gedämpftes Licht.

Hoch oben in den dunkeln Zweigen

Ein pfeifend Säuseln leise hallt,

Um Stamm und Wurzel lautlos Schweigen,

Kein Schritt erdröhnt, kein Ruf erschallt.

Ganz einsam ist es; abgeschieden

Von Weltenlauf und Menschenloos,

Erscheint der stille Waldesfrieden

Unnahbar fast und grenzenlos.

Und doch – in seinem Dämmrungsweben

Von Wildnißschauern, Urwaldpracht

Verbergen sich zwei Menschenleben,

Nicht ähnlicher, als Tag und Nacht.

Das eine sollte bald zerfließen

Spurlos wie ein vergessner Traum,

Das andere sich noch erschließen

Zu Lust und Leid in weitem Raum.

Seit Jahren, die er nicht mehr zählte,

Begrub sein Dasein hier ein Greis,

Sein Herz ward still, das gramgequälte

Und Bart und Haare wurden weiß.

Er wartete bei strenger Buße

Für eine längst erlassne Schuld

Auf seinen Tod in frommer Muße

Und gottesfürchtiger Geduld.

Da, als er einst das Feuer schürte

In seiner Höhle und in Ruh

Gesammelt Reisig aufwarf, führte

Der Rauch ihm den Gefährten zu.

Ein Jägerbursch mit Speer und Bogen,

Schlank wie die Tannen, müd vom Lauf,

Kam zu ihm durch den Wald gezogen

Und bat bescheiden: „Nimm mich auf!“

Des Jünglings Auge sprach die Bitte

Herzinniger noch als sein Mund,

Er schien von edler Zucht und Sitte,

Und Gruß und Willkomm schloß den Bund.

Beim Klausner blieb der feine Knabe,

Denn jenem war die Milde Pflicht,

Er teilte freudig Herd und Habe

Mit dem Gesell’n und frug ihn nicht.

Die Hälfte seiner Höhle borgte

Der Wirth in dieser Felsenhaft,

Für Lebensnothdurft aber sorgte

Des Gastes junge Heldenkraft.

Stets waren sie wie zwei Verbannte

Zum Trost einander froh bemüht,

Und schon nach kurzer Zeit erkannte

Der Greis des Flüchtigen Gemüt

Als unverdorben, leicht empfänglich

Für jedes weise, linde Wort,

Oft in Gefühlen überschwänglich,

Treu in des Glaubens Heil und Hort,

In Eintracht hausend ahnten beide

Ein brüderlich verwandt Geschick;

Was Jeder trug an Herzeleide,

Verschwieg er vor des Andern Blick,

Gemach versinkend schon im Walde

Ein warmer Lenztag sich verlor,

Im Schatten lagen Tal und Halde,

Und harzig Duften stieg empor.

Doch oben, wie zum Aufschwung ladend,

Da fluthete noch Licht durchs Blau,

Da wiegte, sich in Strahlen badend,

Ein Falke seinen schlanken Bau.

Wie der in Vogenlinien schwenkte,

Hob scharf im Fluge die Gestalt

Sich schwärzlich ab, doch wenn er lenkte

Der Schwingen tragende Gewalt

Zum Angesicht der Sonne wieder,

Dann glänzte goldig, spiegelhell

Im Abendrothe sein Gefieder,

Als wär‘ er selbst des Lichtes Quell.

Ihm droht kein Feind mit schärfern Klauen,

Ihn wählt kein Schütze sich zum Ziel,

Zwei träumerische Augen schauen

Nur auf zu seinem Wolkenspiel…“

Musik gibt es auch und zwar Richard Wagners „Parsifal“, da unser Tannhäuser bei der Suche nach dem Heiligen Gral niemals nicht fehlen sollte… https://www.youtube.com/watch?v=vaANPNrAtpA

Adolph Hasse

Nicht nur ein Volk der Dichter und Denker, sondern auch der Tondichter sind wir Deutschen fürwahr. Und so wollen wir Panzertiere die Werke unserer großen Tonkünstler auch ein wenig hegen und pflegen – wozu sich vorzugsweise deren Geburtstage eigenen. Heute nun hat unser Adolf Hasse Geburtstag. In Bergedorf bei Hamburg erblickte unser Tondichter 1699 das Licht der Erdenwelt. Sein Vater Peter war Orgelspieler und übernahm die Ausbildung seines Sohnes. Zuerst versuchte sich unser Adolf Hase als Sänger in Hamburg und Braunschweig, bevor er 1722 nach Italien aufbrach. Dort vollendete er seine Ausbildung und wirkte von 1731 bis 1763 am Dresdner Hof. Seinen Lebensabend beschloß er in Venedig, wo er sich 1770 niederließ. Sein Werk umfaßt rund 200 Tondichtungen. Die meisten davon sind Singspiele und handeln von den Sagen und Geschichten der alten Römer und Griechen – mag der Nietzsche wegen dem „und“ hier auch in die Luft gehen… Glück in der Liebe hatte unser Adolf Hasse – Freyja sei Dank – auch und konnte daher 1730 seine Angebetete Faustina Bordoni zum Traualtar führen. Das Paar hatte drei Kinder. Meine Wahl traf das Singspiel „Die Olympiade“, in welcher es neben dem Mord des Sports auch noch reichlich Herzeleid gibt: https://www.youtube.com/watch?v=od0hiyVnwhg Wer mehr von der Kunst unseres Tondichters wissen möchte, dem sei der Abschnitt über ihn in Wilhelm Heinrich Riehls „Musikalische Charakterköpfe. Ein kunstgeschichtliches Skizzenbuch“ empfohlen: https://archive.org/details/musikalischechar01rieh

„Hasses künstlerischer Sinn strebte nach dem Großartigen, Prächtigen, Pompösen in Klarheit und Einfachheit; auch dem sanftesten Flusse seines Gesanges ist immer ein gewisses Gepräge stiller Erhabenheit aufgedrückt; im Elegischen wird er nie sentimental und weich wie Graun, seine Klage bleibt stets mächtig, heroisch. Um aber ein solches musikalisches Genre ins rechte Licht zu sehen, bedurfte es des ganzen Gepränges der damaligen italienischen Hofopernbühnen. Darum konnten aber auch Hasses Opern nicht durchdringen in Deutschland, weil meistenteils die Sänger, das Lokal, die szenischen Mittel, kurzum Alles zu ihrer Aufführung fehlte. Als die Opernhäuser zahlreicher wurden, war Hasses Stern bereits im Erbleichen. Es ging verzweifelt rasch damit, nicht sowohl durch Hasses Schuld, als durch den allgemeinen Umschwung des Jahrhunderts. Jener Genialitätsdrang, welcher die deutsche Literatur so jäh und gewaltig mit sich fortriß, hatte auch die Musik nicht unberührt gelassen. Nachdem Gluck sich Bahn gebrochen, gehörte-Hasse einem abgeschiedenen Geschlechte an. Er erlebte dies noch, er sollte seine Werke überleben, aber er hatte sich zulegt nach Italien zurückgezogen, wo sein Name länger als in Deutschland in Ehren gehalten wurde. Als Hasse im Jahre 1760 die Manuskripte seiner Werke eben für den Druck in Ordnung gebracht, verbrannten sie ihm sämtlich bei dem Bombardement von Dresden. Erwägt man, welch tiefgreifenden Einfluß diese Kompositionen bei der in nächster Aussicht stehenden Veröffentlichung hätten gewinnen müssen, dann ist man in der Tat versucht, die Bombe, die Hasses Haus angezündet, mit zu zählen unter die kunstgeschichtlichen Tatsachen, durch deren Verknüpfung die reformatorischen Strebungen Glucks sich so wunderbar rasch Bahn brechen konnten. Denn Hasses Vorzüge waren für die damalige Zeit so blendend und seine Fehler und Schwächen dabei so verführerisch, daß eine allgemeine Verbreitung seiner Werfe sicherlich einen Umschwung der ganzen musikalischen Auffassung auf lange hin verschoben haben würde. So aber sind Hasses Schöpfungen bis auf diesen Tag ziemlich unzugänglich geblieben. Obgleich sich der sechzigjährige Mann den schweren Verlust sehr zu Herzen nahm, vermochte dies doch seinen unerschöpflichen Produktionstrieb nicht zu lähmen; er schrieb vielmehr noch eine ganze Reihe von Opern; die letzte in seinem siebzigsten Lebensjahr. Zu derselben Zeit schrieb Gluck seine Iphigenia in Aulis. Der deutsche Geist hatte es gewagt, in seine eigenen Bahnen zu treten, der Zwiespalt zwischen der Oper und dem Schauspiel glich sich aus, die Oper übertrug das dramatische Leben der Schauspieldichtung in ihre musikalischen Gebilde und teilte dafür mit dem Schauspiele die solidere äußere Existenz, den szenischen Schmuck, die Reize des Kostüme- und Dekorationswesens. Da wir uns selber Maß setzen gelernt hatten, so konnten wir von nun an die erstarrte italienische Heldenoper entbehren, und die große Oper, welche nicht bloß mehr an ein paar verschwenderisch ausgestatteten Hofbühnen Zuflucht und Pflege zu suchen brauchte, ging über in die ersten stolzen Anfänge einer deutschen Nationaloper. Die kunstgeschichtlichen Perioden wiederholen sich, von einem Gegensatze zum andern zurückkehrend, der dann aber in einer höheren Potenz gefaßt wird. Das viel gebrauchte Bild der Spirallinie paßt auch für die Geschichte der Oper. Häufiger erscheinen die Enkel den Großvätern wahlverwandt als die Kinder den Vätern. So erstand auch zur Enkelzeit der Hasse’schen Periode ein wiedergeborener Hasse. Er hieß Rossini. In meiner Abhandlung über die moderne Oper“ im 4. Bande der Brockhaus’schen „Gegenwart“) habe ich dieses Verhältnis in folgenden Worten angedeutet: „Aus den Tagen des Wiener Kongresses stammt Rossinis Weltruhm. Er war der geborene Musiker der politischen Restauration… Diese sinnlich lüsterne, zierlich aufgeputzte Musik ging Hand in Hand mit dem Wiederaufleben prunkhafter Hoffeste; sie führte die Oper auf denselben Standpunkt zurück, auf welchem wir sie in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts schon einmal gesehen haben, als Hasse sein reiches Talent für üppige Schaustellungen des theatralischen Prunkes vergeudete. Dieser süße Sirenengesang paßte beidemale für ein erschlafftes, politisch gebankenarmes Geschlecht, welchem Primadonnen an die Stelle der Staatsmänner und Kriegshelden getreten waren. Man kann wohl behaupten, daß Rossinis Opernmusik die reizendste künstlerische Blüte gewesen, welche überhaupt aus dem Geiste der ‚ damaligen Restauration hervor gesproßt ist. Betrachtet man den Siegeszug, welchen Rossinis Opern damals durch Europa und namentlich durch Deutschland gehalten, dann stößt man auf die merkwürdige Erscheinung, daß dasselbe Italien, welches so geknickt in seiner Nationalität, so tief niedergehalten in seiner politischen Entwicklung war, das eben erst in einem Weltkrieg siegreiche Deutschland, welches obendrein selbiges mal in Sprache und Literatur eine bis zu wunderlicher Deutschtümelei hinausgetriebene Eifersucht geltend machte, durch seine Opern in Fesseln schlug… Rossinis Oper tritt als entschiedene Reaktion der von Gluck und Mozart begonnenen Fortbildung der musikalischen Dramatik entgegen: die Zeit war nicht darnach angetan, die erschütternde Macht des vollen dramatischen Lebens zu fassen. Rossini führte jene technische Sicherheit, jenen festen Boden des musikalischen Handwerks in die Oper auf eine furze Weile zurück, der Hasse so ausgezeichnet hatte und seit seinen Tagen fast ganz daraus gewichen war…“

Akira Kurosawa

Der große japanische Filmmacher Akira Kurosawa hat mal wieder Geburtstag und da stellen wir Panzertiere seine Filme etwas vor. Meine Wahl fällt auf „Uzala der Kirgise“ aus dem Jahr 1975: https://archive.org/details/DersuUzala1975 In Sibirien freundet sich ein zaristischer Offizier mit einem einheimischen Waldläufer an. Großartige Naturbilder und eine sehr schöne, aber auch schwermütig-nachdenkliche Geschichte… Vom Erfolg seines Filmes „Rashomon“ wird der Akira Kurosawa nun in seinem Buch „So etwas wie eine Autobiographie“ angenehm überrascht und muß nun doch keinen kalten Reis futtern:

„Es ging weiter. Die Bolero-Musik wuchs noch stärker an, und plötzlich fielen Bild und Ton in einen vollkommenen Gleichklang. Die Stimmung, die dadurch erzeugt wurde, war ganz und gar unheimlich. Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken, und unwillkürlich schaute ich zu Hayasaka hinüber. Er sah mich an. Sein Gesicht war bleich, und ich sah, daß ihn dasselbe unheimliche Gefühl erschauern ließ, das auch mich gepackt hatte. Von da an schritten Bild und Musik mit unglaublicher Geschwindigkeit im Gleichschritt voran und übertrafen noch die kühnsten Erwartungen, die ich daran geknüpft hatte. Die Wirkung war äußerst seltsam und überwältigend. So entstand Rashomon. Während der Dreharbeiten gab es auf dem Gelände der Daiei-Studios zwei Brände. Doch da wir die Feuerwehrspritzen für unsere Arbeiten mobilisiert hatten, waren sie voll einsatzbereit, und der Schaden ließ sich in Grenzen halten. Nach Rashomon verfilmte ich Dostojewskis Der Idiot (Hakuchi, 1951), und zwar für Shochiku. Der Film wurde zum Debakel. Ich geriet mit der Studioleitung aneinander, und als dann die Kritiken herauskamen, da schien es, als wären sie bloße Spiegelungen der von der Studioleitung vertretenen Auffassung. Ausnahmslos waren sie von verletzender Schärfe. Angesichts dieses Desasters zog die Daiei ihr Angebot, ich solle einen weiteren Film für sie machen, zurück. Ich nahm diese kühle Ankündigung in den Chofu-Studios der Daiei entgegen. Wie betäubt und in düsterer Stimmung ging ich zum Tor hinaus; den Zug zu nehmen, hatte ich keine Lust; so ging ich denn, über meine schlimme Lage nachsinnend, den ganzen Weg zu Fuß nach Hause. Ich kam zu dem Schluß, daß ich nun wohl für eine Weile „kalten Reis essen“ müsse, und fand mich bereits mit dieser Tatsache ab. Es hatte keinen Sinn, sich zu ärgern; deshalb ging ich zum Angeln an den Tamagawa. Ich warf die Leine aus und hatte bald schon zwei Fische gefangen. Da ich keinen Behälter mitgenommen hatte, legte ich meine Ausrüstung beiseite. So war es also, wenn einen das Pech verfolgte, dachte ich mir und machte mich auf den Weg nach Hause. Tief deprimiert kam ich zu Hause an und hatte kaum noch die Energie, die Eingangstür aufzuschieben. Da kam mir meine Frau entgegengeeilt. „Herzlichen Glückwunsch!“ rief sie. „Wozu?“ fragte ich ungehalten. „Rashomon hat den Großen Preis bekommen.“ Rashomon hatte auf dem Internationalen Filmfestival in Venedig den Großen Preis erhalten, und mir blieb erspart, in Zukunft nur „kalten Reis zu essen“. Wieder einmal war ein Engel aus dem Nichts erschienen. Ich wußte nicht einmal, daß man Rashomon für Venedig nominiert hatte. Die Vertreterin der Italia-Film in Japan, Giuliana Stramigioli, hatte den Film gesehen und ihn für Venedig empfohlen. Es war, als hätte man die schwerhörigen Ohren der japanischen Filmindustrie mit Wasser ausgespült. Später erhielt Rashomon dann noch den Amerikanischen Akademie Preis für den besten Film in fremder Sprache. Japanische Kritiker vertraten damals die Auffassung, diese beiden Preise seien lediglich Ausdruck der westlichen Neugier und Vorliebe für fernöstliche Exotik – eine Ansicht, die mir unerträglich erschien und erscheint. Warum hat das japanische Volk kein Vertrauen in den Wert des eigenen Landes? Warum müssen die Japaner alles Ausländische in den Himmel heben und alles japanische abwerten? Selbst die Holzschnitte eines Utamaro, Hokusai oder Sharaku fanden in Japan erst Anerkennung, als der Westen sie entdeckt hatte. Ich habe keine Erklärung für diesen Mangel an Selbstbewußtsein. Ich kann nur am Charakter meines eigenen Volkes verzweifeln. Durch Rashomon entdeckte ich noch einen weiteren unglücklichen Aspekt der menschlichen Persönlichkeit. Anlaß dazu gab die erste Fernsehausstrahlung von Rashomon vor ein paar Jahren. Damals sendete man daneben auch ein Interview mit dem Präsidenten der Daiei, und ich traute meinen Ohren nicht. Dieser Mann, der sich von Anfang an nur mit größtem Widerwillen auf das Projekt eingelassen hatte, der den Film nach der Fertigstellung als „unverständlich“ bezeichnet und die zuständigen Abteilungsleiter sowie den Produzenten gemaßregelt hatte, nahm nun stolz und ausschließlich die gesamte Ehre dieses Erfolges für sich in Anspruch. Er strich heraus, daß hier zum erstenmal in der Filmgeschichte die Kamera mutig direkt am die Sonne gerichtet worden sei. Doch in dem ganzen Gespräch erwähnte er kein einziges Mal meinen Namen oder den des Kameramannes dessen Verdienst dies war: Kazuo Miyagawa. Während ich dieses Interview verfolgte, hatte ich das Gefühl, in Rashomon zurückversetzt zu sein. Es war, als kämen die pathetischen Selbsttäuschungen des Ich, jene Schwächen, die ich in meinem Film hatte darstellen wollen, nun im wirklichen Leben zum Vorschein. Und tatsächlich fällt es den Menschen sehr schwer, aufrichtig über sich selbst zu sprechen. Wieder einmal wurde ich daran erinnert, daß das menschliche Tier unter einem angeborenen Hang zur Selbstüberschätzung leidet…“

Kaiser Wilhelm der Große

„An jenem unglücksel’gen Tage,

Der Deutschlands Thron mit jähem Schlage

Zertrümmerte, ging auch zugleich

„In Stücke“ unser liebes Reich,

Denn es zerfiel in kleine Staaten

Mit vielen kleinen Potentaten,

Die zogen – tief ist’s zu beklagen –

Dann an des Korsen Ruhmeswagen.

Nur Preußen war zu jener Zeit

Zum Kampf noch gegen ihn bereit,

Doch leider es „sein Jena“ fand. –

„Der russ’sche Winter“ kam; dann tagt

„Der preuß’sche Frühling“ in das Land,

Der weg wie Spreu den Korsen jagt

Und an des Eilands Felsenstrand

„Den Unbesieglichen“ verbannt. –

Und Friede ward, und Ruh’ und Glück

Kam in das deutsche Land zurück.

Doch leider kam mit ihm zugleich

Nicht wieder auch das deutsche Reich:

Das war gestorben und begraben,

Man wollte etwas bess’res haben.

D’rum kamen die Herrn Diplomaten

In Wien zusammen zum Beraten

Und sprachen viel und weise und –

Erfunden ward „der deutsche Bund“

Mit all’ seiner Erbärmlichkeit

und schmählicher Zerrissenheit. –

Das Volk jedoch ließ sich den Glauben

An’s deutsche Kaiserreich nicht rauben

Und hegte mutig, ohne Wanken,

Mit heiliger Begeisterung

In seinem Herzen den Gedanken

An aller Deutschen Einigung

Und eine Wiederkehr des Kaisers,

Der schlief im Schoße des Kyffhäusers.

Gar viel hat es darob gestritten,

Gar vieles auch deshalb gelitten.

Doch endlich, endlich kam die Zeit

Der Rückkehr der Reichsherrlichkeit,

Denn mächtiger als je erstand

Das Reich, gefestigt durch das Band

Der Einigkeit in blut’gem Kriege,

Die es geführt von Sieg zu Siege.

Wilhelm, der greise Preußenheld

Hat seine Größe hergestellt.

Gepriesen sei er d’rum fortan

Als Deutschlands größter, bester Mann!“

(Max Barack, „Die deutschen Kaiser“)

Seinen Beinamen der Große hat sich unser alter deutscher Kaiser Wilhelm wahrlich verdient und sei es nur dafür, weil er unseren Eisernen Reichskanzler Otto von Bismarck an die Spitze seiner Regierung und unseren Feldmarschall Helmuth von Moltke an die Spitze seiner Heere gestellt hat. Wobei man nicht sagen kann, daß er der Spielball der beiden war, sondern eher diese in seinem Sinne wirken ließ. Nach Durchführung der Heeresreform konnte unser Kaiser Wilhelm der Große 1864 unsere deutschen Herzogtümer Schleswig und Holstein den Dänen entreißen, 1866 die Österreicher bei Königgrätz besiegen 1870-71 die Gallier schlagen. Letzteres brachte unserem Kaiser Wilhelm dem Großen nicht nur die deutsche Kaiserkrone, sondern auch das Herzogtum Lothringen ein. Das Licht der Welt erblickte unser Kaiser Wilhelm der Große 1797 in Berlin – unser König Friedrich Wilhelm der Dritte von Preußen war sein Vater und unsere Königin Luise seine Mutter. In seiner Jugend kämpfte er an der Seite von unserem Feldmarschall Blücher gegen Napoleon. Soldat blieb er sein Leben lang und bekämpfte 1849 die Liberalen in Baden. Diese machten ihm auch im preußischen Landtag zu schaffen, nachdem er 1861 seinem Bruder Friedrich Wilhelm dem Vierten als König von Preußen nachgefolgt war. Die liberalen Wirrköpfe wollten nämlich die nötigen Gelder nicht bewilligen. In unserem Eisernen Reichskanzler Otto von Bismarck fand unser Kaiser Wilhelm der Große aber einen fähigen Mitstreiter und so konnte der liberale Widerstand gebrochen werden. Augusta von Weimar heiratete er 1829. Ein Sohn und eine Tochter gingen aus der Ehe hervor. Sein Sohn trat als Friedrich der Vierte im Jahre 1888 die Nachfolge unseres Kaisers Wilhelms des Großen an. Bei den alten Preußen muß man nicht lange nach einem Geburtstagsgeschenk suchen, weil diese sich immer über ihre preußische Marschmusik freuen und daher widme ich unserem Kaiser Wilhelm des Großen das Lied von der märkischen Heide: https://www.youtube.com/watch?v=JdEaHhzpa3w

„Märkische Heide,

Märkischer Sand

Sind des Märkers Freude,

Sind sein Heimatland.

Steige hoch, du roter Adler,

Hoch über Sumpf und Sand,

Hoch über dunkle Kiefernwälder,

Heil dir mein Brandenburger Land.

Uralte Eichen,

Dunkler Buchenhain,

Grünende Birken

Stehen am Wiesenrain.

Steige hoch, du roter Adler,

Hoch über Sumpf und Sand,

Hoch über dunkle Kiefernwälder,

Heil dir mein Brandenburger Land.

Blauende Seen,

Wiesen und Moor,

Liebliche Täler,

Schwankendes Rohr.

Steige hoch, du roter Adler,

Hoch über Sumpf und Sand,

Hoch über dunkle Kiefernwälder,

Heil dir mein Brandenburger Land.

Knorrige Kiefern

Leuchten im Abendrot,

Sah’n wohl frohe Zeiten,

Sah’n auch märk’sche Not.

Steige hoch, du roter Adler,

Hoch über Sumpf und Sand,

Hoch über dunkle Kiefernwälder,

Heil dir mein Brandenburger Land.

Bürger und Bauern

Vom märk’schen Geschlecht,

Hielten stets in Treu

Zur märk’schen Heimat fest!

Steige hoch, du roter Adler,

Hoch über Sumpf und Sand,

Hoch über dunkle Kiefernwälder,

Heil dir mein Brandenburger Land.

Hie Brandenburg allewege –

Sei unser Losungswort!

Dem Vaterland die Treue

In alle Zeiten fort.

Steige hoch, du roter Adler,

Hoch über Sumpf und Sand,

Hoch über dunkle Kiefernwälder,

Heil dir mein Brandenburger Land.“

Herzensgut wie unser Kaiser Wilhelm der Große nun einmal ist, nimmt er sich bei unserem Geschichtsschreiber Berthold Volz die Zeit, um den liberalen Wirrköpfen im preußischen Landtag seine Heeresreform verständlich zu machen:

„Erst im dritten Dienstjahre fühlt der Mann seine Überlegenheit über den neu eintretenden Ersatzmann, dem er nun nicht nur als Vorbild aufgestellt werden kann, sondern wo er auch selbst als Instruktor auftritt, indem er das Erlernte nicht nur vollständig in sich aufgenommen hat, sondern es auch andern mitzuteilen imstande ist; kurzum er fühlt sich nun erst als Soldat dem Geist und der Fähigkeit nach. Nun erst fühlt er selbst, daß er nach längerer Entlassung imstande sein wird, das Erlernte sich rasch wieder anzueignen, wenn er, nach der Reorganisationsbestimmung selbst erst nach 13, sonst nach 16 Jahren noch zum Dienst wieder herangezogen werden würde. Und nur mit einem Kern solcher durchgebildeten Soldaten kann man siegesgewiß in den Krieg ziehen. Denn dieser Kern besteht nach der neuen Organisation erstens aus den wieder einberufenen, völlig geschulten und daher sich rasch wieder eingewöhnenden Mannschaften im Alter von 24 – 27 Jahren; zweitens aus denen, welche im dritten und zweiten Dienstjahre sich befinden, die bereits imstande sind, das Erlernte zu verwerten. Diese zwei Kategorien sind daher in der Lage, den letzteingestellten, wenig ausgebildeten Ersatz mit sich fortzureißen; und in einem so tüchtigen Rahmen findet dann auch später der übereilt ausgebildete Kriegsrekrut einen sicheren Halt und wird durch das Beispiel seiner älteren Kameraden rasch kriegstüchtig. Und so waren unsere im Jahre 1864 kämpfenden und siegenden Truppen gebildet. Wenn man einen Stein aus dieser Gliederung entfernt, so muß das ganze Gebäude baufällig werden! Und man hat mehr als eine Armee zu Grunde gehen sehen, weil man aus Nebenrücksichten falschen Theorien huldigen zu müssen glaubte. Solche Irrtümer rächen sich im Kriege nur zu rasch!“ Zu II. „Es ist gerade kein Lob, welches die Opposition den Landwehroffizieren, welche im Jahre 1864 gefochten haben, spendet, wenn sie hervorhebt, daß sie tapfer gewesen und Tüchtiges geleistet hätten. Niemand in der preußischen Armee hat daran gezweifelt, daß die Landwehroffiziere tapfer und leistungsfähig sein würden. Blut und Tapferkeit zieht man in unserer Nation nicht erst mit dem Waffenrock an; nur die Gelegenheit, diese Eigenschaften bei steter Todesgefahr fortgesetzt zu beweisen, bietet die Anlegung des Waffenschmuckes dar! Hätte die Armee eine andere Ansicht von den Landwehroffizieren gehabt, so würde man diese Klasse von Offizieren gewiß nicht beibehalten haben. Im Gegenteil, die Notwendigkeit, bei einem geringen Friedensstand an Offizieren eine Reserve derselben bei eintretender Kriegsaugmentation zu besitzen, hat die Sorgsamkeit auf die Ausbildung der Landwehroffiziersaspiranten, der sogenannten Einjährig-Freiwilligen bei den Linientruppen, von Jahr zu Jahr gesteigert, und es wäre ein schlechtes Zeugnis, welches sich die Linienoffiziere ausstellten, wenn sie ihre auf die Ausbildung dieser Offiziersaspiranten verwendete Sorgfalt so gering anschlügen, daß sie dereinst nichts von ihrer Kriegstüchtigkeit erwarteten.“ Der König zeigt dann, in welcher Weise man es beim Heere erreicht habe, daß auch die Landwehroffiziere mit Erfolg Dienste leisten konnten, und das sei um so leichter zu erreichen gewesen, als „die Bildungsstufe der Klasse der Gesellschaft, aus welcher diese Offiziersaspiranten, noch dazu nach einer zu bestehenden Prüfung hervorgehen, zu den höheren gehört; ihre Bildung und Gesittung stellt ihnen die Einsicht, warum sie zeitweise zum Heeresdienste verpflichtet sind, klar dar, so daß nur Routine ihnen nötig ist, um tüchtige Glieder des Heeres zu werden.“ Das habe sich jetzt, meint der König, vollständig bewährt; daraus aber, wie es die Opposition tue, den Schluß zu ziehen, daß es überhaupt hinreiche, als Einjährig-Freiwilliger ausgebildet zu werden, um ein tüchtiger Offizier zu sein, sei ein Trugschluß, den nur das Parteigetriebe aufstellen könne. Zu III. Der letzte Abschnitt der Denkschrift beschäftigt sich mit Budgetfragen. Der königliche Verfasser stellt die Militärlasten , wie sie 1814, 1848 und bei den durchgreifenden Einrichtungen seit 1851 dem preußischen Volke auferlegt waren, unter Heranziehung aller einschlägigen Fragen mit den Pflichten zusammen, welche die von ihm durchgeführte Reorganisation fordere, und kommt zu dem Schlusse, „daß es doch sehr in die Augen springend sein dürfte, welche Erleichterung dem lande durch die Reorganisation zu teil geworden, indem zum dänischen Kriege nur 4-5000 Landwehrleute eingezogen wurden, während nach den früher bestandenen Bestimmungen über 30,000 Mann Landwehr hätten einberufen werden müssen. Und faßt man die in Reserve aufgestellten Truppen, sowie die zum Schutz der polnischen Grenze aufgestellten ins Auge, so würde nach der alten Landwehrorganisation die Mannschaft von sechs Armeecorps einberufen worden sein, das heißt 70,000 Mann Landwehr.“ Auch in der Thronrede, mit der er am 14. Januar 1865 den Landtag eröffnete, weist der König auf die großen Vorzüge der Heeresreorganisation hin: allein vergeblich hoffte er auf einen Umschwung der Stimmung, auf eine Ausgleichung des Gegensatzes zwischen der Regierung und dem Abgeordnetenhause. „Der Wohlfahrt Preußens und seiner Ehre“, sagte der König, „ist mein ganzes Streben, mein leben gewidmet. Mit dem gleichen Ziel vor Augen werden Sie, wie ich nicht zweifele, den Weg zur vollen Verständigung mit meiner Regierung zu finden wissen und werden Ihre Arbeiten dem Vaterlande zum Segen gereichen…“

Kaiser Maximilian der Erste, unser letzter Ritter

Zu Wien wurde 1459 unser alter deutscher Kaiser Maximilian der Erste geboren. Der Sohn Kaiser Friedrichs des Dritten und der Eleonore von Portugal sollte 26 Jahre auf dem deutschen Thron sitzen; 1486 zum Mitkönig gewählt, folgte er seinem Vater 1493 nach. Genannt wird er der letzte Ritter und in der Tat war er ein Musterbild des ritterlichen Herrschers. Neben der Schlacht bei Guinegate gegen die Gallier im Jahre 1479 fand er nicht sonderlich viel Gelegenheit zum Kämpfen – die ersten großen Schlachten der Türken- und Gallierkriege sollte sein Enkel Karl der Fünfte schlagen. Daher widmete sich unser Kaiser Maximilian der Erste dem inneren Ausbau unseres alten deutschen Reiches und gab uns die Reichskreise, das Reichskammergericht und den Ewigen Landfrieden. Als echter Habsburger verstand sich unser Kaiser Maximilian der Erste wahrlich aufs Heiraten und ehelichte die leidenschaftliche Falknerin Maria von Burgund, die zudem die reichlichen burgundischen Ländereien mit in die Ehe brachten. Diese mehrten die Hausmacht der Habsburger gar sehr und erlaubten diesen ein hinreichendes Übergewicht in unserem alten Reich zu gewinnen. Philipp der Schöne und Margarethe von Österreich gingen aus der Ehe hervor, bevor ein früher Tod Maria heim rief. Die zweite Ehe mit Bianca Sforza blieb leider kinderlos. Schillers Reiterlied darf bei der Geburtstagsfeier für unseren letzten Ritter niemals nicht fehlen: https://www.youtube.com/watch?v=YYEseYnTaWU

„Wohl auf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!

Ins Feld, in die Freiheit gezogen.

Im Felde, da ist der Mann noch was wert,

Da wird das Herz noch gewogen.

Da tritt kein anderer für ihn ein,

Auf sich selber steht er da ganz allein.

Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist,

Man sieht nur Herren und Knechte,

Die Falschheit herrschet, die Hinterlist,

Bei dem feigen Menschengeschlechte,

Der dem Tod ins Angesicht schauen kann,

Der Soldat allein, ist der freie Mann.

Des Lebens Ängsten, er wirft sie weg,

Hat nicht mehr zu fürchten, zu sorgen,

Er reitet dem Schicksal entgegen keck,

Triffts heute nicht, trifft es doch morgen,

Und trifft es morgen, so lasset uns heut

Noch schlürfen die Neige der köstlichen Zeit.

Von dem Himmel fällt ihm sein lustig Los,

Brauchts nicht mit Müh zu erstreben,

Der Fröner, der sucht in der Erde Schoß,

Da meint er den Schatz zu erheben,

Er gräbt und schaufelt, solang er lebt,

Und gräbt, bis er endlich sein Grab sich gräbt.

Der Reiter und sein geschwindes Roß,

Sie sind gefürchtete Gäste;

Es flimmern die Lampen im Hochzeitschloß,

Ungeladen kommt er zum Feste.

Er wirbt nicht lange, er zeiget nicht Gold,

Im Sturm erringt er den Minnesold.

Warum weint die Dirn und zergrämt sich schier?

Laß fahren dahin, laß fahren!

Er hat auf Erden kein bleibend Quartier,

Kann treue Lieb nicht bewahren.

Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort,

Seine Ruhe läßt er an keinem Ort.

Drum frisch, Kameraden, den Rappen gezäumt,

Die Brust im Gefechte gelüftet!

Die Jugend brauset, das Leben schäumt,

Frisch auf! eh der Geist noch verdüftet!

Und setzet ihr nicht das Leben ein,

Nie wird euch das Leben gewonnen sein.“

Die liebe Kunst hat unser Kaiser Maximilian der Erste nicht nur gefördert, sondern ging sogar selbst unter die Dichter. Die Epen Weißkunig und Theuerdank verfaßte er, um seine Herrschaft dichterisch zu verewigen. Der Theuerdank handelt von seiner Brautwerbung um Maria von Burgund – die darin Jungfer Ehrenreich genannt wird – und diesen wollen wir Panzertiere zu Ehren von unserem Kaiser Maximilian heute vortragen: https://archive.org/details/teuerdankdiegef00goedgoog

„Wie der Bot den edlen Teurdank fand und im der Künigin Brief antwort

Der Bot reit mit großer Eil

Des Wegs gar vil lange Meil

Und sůcht den Held hin und her,

Fragt, ob nindert keiner wer,

Der Teurdank hieß mit seinem Nam.

Zůletzt ein frommer Mann kam,

Sprach: „Ich will dir rechte Mer

Sagen, wo wonet der Herr.

Es ist nit gewesen lang,

Daß ich gen der Sunn Aufgang

Den edlen Held gesehen hab;

Darumb so zeug das Wasser ab

Und frag im daselbst mer noch.“

Der Bot damit von im zoch

Und ritt so lang, bis er fand

Den Helden in seinem Land,

Trat von stundan für in dar,

Sprach: „Gnediger Herr, nembt war:

Mich hat zů Euch her gesandt

Mein Frau, Erenreich genannt,

Ein Künigin gewaltig und reich,

An Eren lebt nit ir gleich,

Und mir befolhen mit Mund,

Alsbald ich Euch find, zůstund

Euch iren Grůß zů sagen,

Dann si bei iren Tagen

Vil Gůts von Euch hab vernommen.

Darumb sollt Ir mit mir kommen

Zů ir, dann si einen Mann

Will han, der sich darf understan

Zů tůn, was gebürt eim Ritter,

Zů erlangen Preis und Eer,

Und der ir darzu sei gemeß

An der Gebuirt und dem Geseß.“

Damit er im den Brief bot.

Der Held im antwort, sprach: „Gott

Der soll behüeten vor Leid

Dein Künigin, die edel Maid,

Und ir treuer Beloner sein,

Daß si dich darumb herein

Zů mir in Eil hat gesandt.

Ich hoff auch, mit meiner Hand

Ir Huld noch baß zů erwerben

Oder darumb zů sterben;

Dann jetz ist kommen der Tag,

Daß ich wol bewern mag

Das, so ich aus den Chroniken

Gelernt hab und Historien.

Drumb so sag deiner Frauen,

Ich wöll si nicht beschauen,

Ich hab dann vor sovil tan

Gůter Sach, daß si mög han

Mich zů der Ee mit Eren.“

Der Bot neiget dem Herren

Und sprach: „Gnediger Herre mein,

Mag es mit Eurm Urlaub sein,

So wollt ich wider darvon

Reiten und das, so ich han

Gehöret aus Eurem Mund,

Meiner Frauen in der Stund,

Als ich zů ir kumm, endecken.

Si wird darab nit erschrecken,

Sonder Freud und Wunn tragen,

Ich will irs alles sagen.“

Der Held in seiner Bett gewert

Und mit reicher Presenz verert,

Erlaubt im heim zů reiten.

Der Bot wollte nit mehr beiten,

Sonder saß bald auf sein Roß,

Reit dahin die nechsten Straß,

So lang und bis er heim kam.

Alsbald die Künigin des vernam,

Schuef si, daß er zů ir kem,

Damit si von im vernem,

Was er ausgerichtet hett.

Der Bot nach dem Befelh tet,

Sagt ir all Sach eigentlich;

Hoch si des erfreuet sich,

Wartet kaum, bis der Held kem,

Daß si in zů der Ee nem.“

Im Renaissance Italien geht es bei unserem Geschichtsschreiber Friedrich Kohlrausch („Bildnisse der deutschen Könige und Kaiser“) derweil drunter und drüber und die Bündnisse wechseln schneller als den Truppen die Marschbefehle erteilt werden können: https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb11333193_00005.html

„Am 18. Dezember 1508 kam das Bündnis dieser vier Mächte gegen die Republik Venedig, welches unter dem Namen der Liga von Cambrai so bekannt geworden ist, zu Stande. Um dem Kaiser den Beitritt, ungeachtet seines dreijährigen Waffenstillstandes mit Venedig, möglich zu machen, belegte der Papst die Republik mit dem Banne und gebot dem Kaiser, der Kirche als Schirmvogt zu Hilfe zu kommen. Die Verbündeten verpflichteten sich, daß keiner ohne Einwilligung der andern einen besondern Frieden schließen solle. Der kleine Staat schien dem unvermeidlichen Untergange entgegen zu gehen. Und wirklich war auch der erste Angriff des Königs Ludwig im Frühjahre 1509 so kräftig, daß er den venezianischen Feldherrn Alviano bei Agnadella aufs Haupt schlug und sehr schnell das ganze von ihm in Anspruch genommene Gebiet eroberte. Der Senat von Venedig verzagte so sehr, daß er den Städten der Romagna befahl, sich den päpstlichen Truppen, und den neapolitanischen Seehäfen, sich dem König Ferdinand zu ergeben. Man wollte sich aus Verteidigung der Hauptstadt beschränken, vorher aber noch die Künste der Politik versuchen, um die Verbündeten zu trennen. Der Kaiser Maximilian war unterdes beschäftigt, aus dem Reichstage zu Worms die Hilfe der Reichsstände zum venezianischen Kriege zu erwirken; allein er fand einen ganz unerwarteten Widerstand, er, der noch vor Kurzem, nach dem Kriegsglücke gegen Bayern, die öffentliche Stimme für sich gehabt hatte. Waren es die Waffenverluste gegen Venedig, die so schnell die Stimmung veränderten? Möglich, daß sie mit dazu beigetragen hatten; allein die tieferen Gründe mußten doch in dem schiefen Verhältnisse des Königs zu den Reichsständen liegen. Die Versuche zur Begründung neuer, kräftiger Regierungsformen durch ein Reichsregiment, – wenigstens hatte man sie dafür gehalten, – waren durch des Königs Widerstand mißlungen, etwas Anderes war nicht an die Stelle getreten, das alte kaiserliche Regiment hatte seine Wurzeln verloren. Die Stände antworteten dem Kaiser auf seine Anträge, sie seien weder fähig, noch auch schuldig, ihn in dem jetzigen Kriege zu unterstützen, jenes nicht, weil ihre Untertanen zu einer neuen Hilfe durchaus unwillig sein würden, dieses nicht, weil der Kaiser seinen Bund ohne ihren Rat und Willen geschlossen habe, was dem Herkommen zuwider sei, Maximilian war sehr unwillig und betreten; indes setzten ihn Geldunterstützungen vom Papste, von Spanien und England in den Stand, seine österreichischen Kriegshaufen bis auf 15,000 Mann zu verstärken. Mit diesen rückte er im Juli in das venezianische Land, und die Städte Verona, Padua und Vicenza ergaben sich ihm ohne Widerstand auf Befehl des Senates. Es kam auch eine Gesandtschaft zu ihm mit den demütigsten Versicherungen und dem Anerbieten, ihm alle dem Reiche und dem Hause Österreich entrissenen Orte zurückzugeben und einen jährlichen Tribut von 5000 Dukaten zu entrichten, wenn er der Republik gegen Frankreich Beistand leisten wolle. Maximilian wies Alles zurück, weil er nach dem Vertrage keinen einseitigen Frieden schließen dürft. Allein er hatte es bald zu bereuen ; die übrigen Verbündeten nahmen es mit ihren Verbindlichkeiten nicht so ernstlich ; Ferdinand der Katholische hatte es von Ansang an nicht getan; der Papst machte der Republik schon Hoffnungen zum Frieden; der König Ludwig ging, da er seine Eroberungen gemacht hatte, nach Frankreich zurück. Der mit seiner geringen Macht allein gelassene Maximilian konnte die festen Plätze kaum besetzen und das wichtige Padua überwältigte die schwache Besatzung und gab sich wieder unter venezianische Herrschaft. Vergebens sammelte Maximilian mit Anstrengung aller seiner Mittel ein ansehnliches Heer und fing die Belagerung der Stadt an; vergebens richtete er selbst das zahlreiche schwere Geschütz und trotzte den persönlichen Gefahren in den Laufgraben; die Stürme wurden abgeschlagen und im Oktober 1509 nötigten ihn die Herbstregen und sein gewöhnlicher Geldmangel, die Belagerung auszuheben. Und dazu schloß Julius II. im Februar 1510 mit Venedig Frieden und nahm der Republik den Bannfluch wieder ab. Maximilian mußte sich wieder an die deutschen Reichsstände wenden; aus einem Reichstage zu Augsburg im Jahre 1510 versuchte er nochmals das Äußerste; allein obgleich sich die Stimmung diesmal weniger feindlich gegen ihn zeigte, so kam man sich doch nicht wesentlich näher; die Hülse, die er endlich erhielt, war unbedeutend. Er mußte daher den Krieg in Italien mit den Kräften, welche ihm seine Erbländer gewährten, fortsetzen, und er tat es noch einige Jahre, aber ohne nennenswerten Erfolg. Dabei wurde er immer mehr in die Verwickelungen der europäischen Politik verflochten, welche sich in ihrer Bodenlosigkeit im Schließen und Auflösen von Bündnissen, wie der Vorteil des Augenblicks sie eingab, dem beobachtenden Auge wenig achtungswert darstellt. Der Papst Julius, mit den Venezianern und Schweizern verbündet, suchte vor Allem die verhaßten Franzosen aus Italien zu vertreiben; im Jahre 1511 zog er in Person gegen sie zu Felde und eroberte die Festung Mirandola; Maximilian blieb dem Bunde mit Frankreich getreu, Ferdinand der Katholische verharrte in seiner Untätigkeit. Im Oktober dieses Jahres aber schloß er mit dem Papste und der Republik Venedig ein Bündnis, welches unter dem Namen der heiligen Liga bekannt ist und zu welchem später auch der König Heinrich VIII. von England trat. Noch fochten Maximilians Landsknechte unter bewährten Feldherren mit den Franzosen unter dem tapfern Gaston de Foix und halfen ihnen am 11. April 1512 die blutige Schlacht bei Ravenna gewinnen. Allein Maximilian hatte allmälig seine Politik geändert, schloß einen Waffenstillstand mit den Venezianern und rief seine Hilfsvölker von dem französischen Heere zurück…“

Das Unternehmen Michael

„Am 21. März traten in erster Welle 37 Divisionen unter der Feuerwalze aus 6000 Geschützen beiderseits der Somme zum Sturm an. Dem ersten Stoß folgte am 6. April ein Angriff südlich der Oise, am 9. April der Angriff auf Armentieres, der den größten Teil des Ypernbogens und den beherrschenden Kemmel in deutsche Hand brachte. Die deutschen Angriffe kosteten die Engländer rund 300,000 Mann; 65,000 englische Gefangene und 769 Geschütze fielen in unsere Hand. Weit mehr Geschütze und sonstiges Kriegsgerät wurden vernichtet. Es war der größte Erfolg auf der Westfront seit Beginn des Grabenkrieges. Die Engländer konnten nur 140,000 Mann Ersatz stellen, mußten eine in Palästina geplante Offensive aufgaben, zwei Divisionen von dort und zwei aus Italien nach der Westfront ziehen; das wehrpflichtige Alter wurde gesenkt.“

Sagt unser Panzerheinz Guderian zum Erfolg unseres Unternehmens Michael im Jahre 1918 und damit sollte es klar sein, warum wir dessen Jahrestag feiern. Ich kann – angesichts des Gemetzels im Vierjährigen Krieg mal wieder nicht widerstehen und such mir das Metallmusiklied „Paschendale“ von Iron Maiden aus: https://www.youtube.com/watch?v=Mx3UPfzGeN4 Dazu paßt – wie die Faust aufs Auge – daß es beim Feldmarschall von Hindenburg nun mit der Schlacht an der Lys weitergeht: https://archive.org/details/ausmeinemleben30695gut

„Unter den Schlachtentwürfen für den Beginn des Feldzugsjahres 1918 befand sich auch eine Bearbeitung des Angriffes auf die englische Stellung in Flandern. Bei dieser war von dem Gedanken ausgegangen, sich gegen den nach Osten vorspringenden englischen Nordflügel beiderseits Armentières zu wenden, um durch Vordringen in allgemeiner Richtung Hazebrouck den Zusammenbruch herbeizuführen. Die Aussichten, die eine solche Operation im Falle günstigen Vorschreitens bot, waren sehr verlockend, aber der Durchführung des Angriffes standen sehr erhebliche Bedenken gegenüber. Zunächst war es klar, daß wir es hier mit der stärksten englischen Kampfgruppe zu tun bekamen. Diese, auf verhältnismäßig engem Raum zusammengefaßt, war wohl in der Lage, unsern Ansturm nach kurzem Vorschreiten zum Festrennen zu bringen. Wir begaben uns mit einer solchen Unternehmung demnach gerade in die Gefahr, die wir vermeiden wollten. Dazu kamen die Schwierigkeiten des Angriffsgeländes beiderseits Armentières. Da waren zunächst die meilenbreiten Wiesengründe der Lys und dann dieser Fluß selbst zu überwinden. Im Winter waren die Niederungen auf weite Strecken überschwemmt, im Frühjahr oft wochenlang versumpft, ein wahrer Schrecken für die Besatzung der dortigen Verteidigungsstellungen. Nördlich der Lys stieg das Gelände allmählich an und erhob sich dann schärfer zu den gewaltigen Höhenstellungen, die bei Kemmel und Cassel ihre mächtigsten Eckpfeiler hatten. Bevor die Lys-Niederung nicht einigermaßen gangbar war, ließ sich an die Durchführung dieses Angriffes überhaupt nicht denken. Ein genügendes Trockenwerden war bei gewöhnlichen Witterungsverhältnissen erst gegen Mitte April mit einiger Sicherheit zu erwarten. Wir glaubten indessen den Beginn des entscheidenden Ringens im Westen nicht so lange hinausschieben zu können. Mußten wir doch ununterbrochen die Möglichkeit des Eingreifens von Nordamerika im Auge behalten. Ungeachtet der gegen den Angriff vorhandenen Bedenken ließen wir das Unternehmen wenigstens theoretisch vorbereiten. An seine Verwirklichung war für den Fall gedacht, daß unsere Operation bei St. Quentin die gegnerische Führung veranlassen würde, starke Kräfte von der Gruppe in Flandern wegzuziehen, um sie unserem Durchbruch entgegen zu werfen.

Dieser Fall war Ende März eingetreten. Sobald sich nun übersehen ließ, daß unser Angriff in Richtung nach Westen ins Stocken kommen mußte, entschlossen wir uns daher, auf unsere Operation an der Lys-Front zurückzugreifen. Eine Anfrage bei der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht erhielt die Antwort: Der Angriff über die Lys-Niederung sei dank des trockenen Vorfrühlingswetters schon jetzt möglich. Mit außerordentlicher Tatkraft wurde nunmehr das Unternehmen von Seiten der Armeeführungen und Truppen gefördert. Am 9. April, am Jahrestage der großen Krisis von Arras, erhoben sich aus den verschlammten Stellungen an der Lys-Front von Armentières bis La Bassée unsere sturmbereiten Truppen. Freilich nicht in breiten Angriffswellen sondern meist in kleinen Abteilungen und in schmalsten Kolonnen wateten sie durch einen von Granaten und Minen zerwühlten Morast, zwischen tiefen, mit Wasser gefüllten Geschoßtrichtern oder auf den wenigen einigermaßen festen Geländestreifen den feindlichen Linien entgegen. Unter dem Feuerschutz unserer Artillerie und Minenwerfer gelang trotz aller natürlichen und künstlichen Hindernisse das überraschende Vorgehen, an das anscheinend weder die Engländer noch die zwischen ihnen eingeschobenen Portugiesen geglaubt hatten. Die portugiesischen Truppen verließen größtenteils in haltloser Flucht das Schlachtfeld und verzichteten endgültig zugunsten ihrer Bundesgenossen auf die Kampfarbeit. Unsere Ausnützung der Überraschung und des portugiesischen Versagens fand freilich in dem Gelände die größten Schwierigkeiten; nur mit Mühe konnten einzelne Geschütze und Munitionswagen hinter der Infanterie nach vorwärts gebracht werden. Doch wurde die Lys am Abend erreicht, an einer Stelle überschritten. Die Entscheidung lag also auch diesmal in dem Kampfverlauf der nächstfolgenden Tage. Die Aussichten blieben zunächst günstig. Der 10. April sieht Estaires in unserer Hand; auch wird besonders in der Gegend nordwestlich Armentières Gelände gewonnen. Am gleichen Tage wird unser Angriff bis in die Gegend von Wytschaete ausgedehnt. Die Trümmerstätten des wiederholt umstrittenen Messines werden von uns wieder gestürmt. Auch der nächste Tag bringt uns neue Erfolge und neue Hoffnungen. Armentières wird vom Gegner geräumt, Merville von uns genommen. Wir nähern uns von Süden her der ersten Stufe zu dem mächtigen Höhengelände, von dem aus der Blick und die Artillerie des Gegners unsern Angriff beherrschten. Die Fortschritte werden aber von jetzt ab immer geringer. Sie hören am linken Flügel in westlicher Richtung bald ganz auf und ermatten bedenklich in Richtung auf Hazebrouck. In der Mitte nehmen wir in den nächsten Tagen noch Bailleul und setzen von Süden her den Fuß auf das Hügelgelände. Auch Wytschaete fällt in unsere Hand. Damit erschöpft sich jedoch dieser erste Schlag…“

Unser Unternahmen Michael verlangt geradezu nach Schillers Reiterlied: https://www.youtube.com/watch?v=YYEseYnTaWU

„Wohl auf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!

Ins Feld, in die Freiheit gezogen.

Im Felde, da ist der Mann noch was wert,

Da wird das Herz noch gewogen.

Da tritt kein anderer für ihn ein,

Auf sich selber steht er da ganz allein.

Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist,

Man sieht nur Herren und Knechte,

Die Falschheit herrschet, die Hinterlist,

Bei dem feigen Menschengeschlechte,

Der dem Tod ins Angesicht schauen kann,

Der Soldat allein, ist der freie Mann.

Des Lebens Ängsten, er wirft sie weg,

Hat nicht mehr zu fürchten, zu sorgen,

Er reitet dem Schicksal entgegen keck,

Triffts heute nicht, trifft es doch morgen,

Und trifft es morgen, so lasset uns heut

Noch schlürfen die Neige der köstlichen Zeit.

Von dem Himmel fällt ihm sein lustig Los,

Brauchts nicht mit Müh zu erstreben,

Der Fröner, der sucht in der Erde Schoß,

Da meint er den Schatz zu erheben,

Er gräbt und schaufelt, solang er lebt,

Und gräbt, bis er endlich sein Grab sich gräbt.

Der Reiter und sein geschwindes Roß,

Sie sind gefürchtete Gäste;

Es flimmern die Lampen im Hochzeitschloß,

Ungeladen kommt er zum Feste.

Er wirbt nicht lange, er zeiget nicht Gold,

Im Sturm erringt er den Minnesold.

Warum weint die Dirn und zergrämt sich schier?

Laß fahren dahin, laß fahren!

Er hat auf Erden kein bleibend Quartier,

Kann treue Lieb nicht bewahren.

Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort,

Seine Ruhe läßt er an keinem Ort.

Drum frisch, Kameraden, den Rappen gezäumt,

Die Brust im Gefechte gelüftet!

Die Jugend brauset, das Leben schäumt,

Frisch auf! eh der Geist noch verdüftet!

Und setzet ihr nicht das Leben ein,

Nie wird euch das Leben gewonnen sein.“