Die Erhebung des Majors Ferdinand von Schill

„Alle Straßen stehen voller Leute,

Keiner sieht den Andern an,

Wie viel Tränen fallen heute

Um den einen Mann,

Doch von Tausend war nicht einer

Der ist wie Schill, nein keiner, keiner;

Wenn für uns der Herrlichste gefallen,

Wofür leben wir in Schand‘,

Laßt die Feuerglocken schallen,

Zeigt der Liebe Brand,

Daß sie in der Glut der Rache

Ihm die Todtenfeier mache.

Scharfe Sensen hebet zu dem Streite,

Eure Hände hebt empor,

Betet, daß euch Gott begleite,

Allesamt im Chor,

So wie Schill vor’s Tor,

Und dann frisch mit Gottes Segen

Gleich dem bösen Feind entgegen.

Allen Deutschen hat es Schill beschworen,

Jeder Deutsche lebe frei,

Die sich ihren Tod erkoren,

Ihrem Lande treu,

Aber nicht wie Opfertiere fallen

Fremden Götzen zu Gefallen.

Hundert Meilen ist er hingezogen,

Aus Kursachsen nach Stralsund,

Zu verkünden, wie betrogen

Die im Rheinschen Bund,

Daß sie nur Franzosenknechte

Zeigt er ihnen im Gefechte.

Hört, es schlug bei Todtendorf so prächtig,

Hieb mit seiner Reiterei

Die Franzosen, die so mächtig,

Ließ Westphalen frei,

Daß sie alle Ohren dann verkünden,

Wie es sie vom Joche wollt‘ entbinden.

Zeigen wollte er da allen Seinen,

Die Kanonen sei’n zum Spott,

Wo’s die Leute ehrlich meinen,

Ist mit ihnen Gott,

Ihre Säbel hau’n zusammen,

Alle wilde Pulverflammen

Festung Dömitz hat er eingenommen

Mit der Ohrfeig‘ ganz allein,

Die die Schildwach hat bekommen,

Und sie ließ ihn ein.

Bei Hitzacker die Holländer,

Machten sich noch viel elender.

Bei Damgarten er mit Macht zerstreute

Selbst das mecklenburgsche Heer,

Und Stralsund vom Feind befreite,

Der es drückte schwer;

Hat erstürmt dreihundert der Kanonen,

Die Franzosen tötet ohne Schonen.

Hier vernimmt er, daß sein König zürne,

Und der Gram verzehrt ihn ganz,

Ew’ge Unruh martert ihn im Hirne

Und ihn drückt der Kranz;

Sterben will er da mit allen Seinen,

Seine Treue soll darin erscheinen.

Er verweilet bis sein Schiff verbrennet,

Bis ein mächtig dänsches Heer,

Mit Gewalt ihn hat berennet,

Fiel mancher Schuß so schwer,

Bis sie ins Tor gedrungen

Ist mancher Kopf gesprungen.

Alle Seinen sind ihm treu gefallen,

England schicket ihm ein Boot,

Daß er sie einst räche Alle,

Doch er will den Tod,

Reitet ganz allein zurücke,

Ruhig wie im alten Glücke.

Ihm entgegen vor dem Regimente

Reitet Genral Carteret,

Und den schießt er wie die Ente,

Daß er untergeht.

Doch die Kugeln speihen ihm entgegen,

Unsern Schill zur Ruhe legen.

Lag er doch schon tot bei Vierzehnheilgen,

Doch er träumte neuen Sieg,

Wachte auf nach einem Weilchen,

Machte seinen Krieg

Mit drei Männern, die sich ihm verbunden,

So genas er erst von seinen Wunden.

Die Gesunden all‘ sich übergeben.

Er, verwundet, macht sich frei,

Weiß ganz Pommern zu beleben,

Kolberg bleibet treu.

Und aus Dreien werden Tausend,

Die den Feinden wurden grausend.

Liegt er jetzt vielleicht an seinen Wunden,

Er vergißt uns sicher nicht,

Alles Glück hält seine Wunden,

Wie das Tageslicht.

Auf, bereitet euch zum mut’gen Streiten,

Und er kommt, wird unserm Sieg begleiten.

Hört! die schwarzen Rächer ziehen,

Totenköpfe vor der Stirn,

Racheglut in ihren Herzen glühen,

Glühn in ihrem Hirn.

Schill hat ihren Weg gebahnet,

Hört ihr, wie das Horn euch mahnet

Mitzuziehen euch ermahnet.“

Dieses wahrhaft epische Heldenlied unseres großen deutschen Dichters Achim von Arnim über unseren Major Ferdinand von Schill sagt eigentlich schon alles über seine Schilderhebung gegen die Gallier im Jahre 1809 und so könnte ich gleich meinen Schädel Met schlürfen. Doch ist die (((amerikanische))) Umerziehung gar sehr damit beschäftigt, unsere deutschen Helden entweder zu verunglimpfen oder in Vergessenheit geraten zu lassen. Ersteres erfolgt im Falle unseres Major von Schill durch die Behauptung von dessen angeblichem Größenwahnsinn. Würde man seine Erhebung einzeln betrachten, so wäre es in der Tat ein wenig tollkühn es mit nur einem Husarenregiment mit Napoleon, der damals über den Großteil Europas gebot, aufnehmen zu wollen. Aber so war es eben nicht. Wenige Tage vorher haben unsere Tiroler nämlich schon die Gallier besiegt und zudem rückten gerade die Haustruppen unseres Kaisers Franz II. ins Feld. Es hat also selten einen günstigeren Zeitpunkt zur Entfesslung eines Volkskrieges in Norddeutschland gegeben. Auch wissen wir nicht, ob unser Schill wirklich eigenmächtig gehandelt hat. Denn er selbst hat stets gesagt, daß er eine höhere Weisung für sein Tun habe. Und unser Major von Schill gehört nun nicht gerade zu dem Menschenschlag, der es nötig hat, andere durch falsche Behauptungen und leere Versprechen zu leiten. Daß er alle Beweise für ein Einverständnis mit der preußischen Regierung vernichtet hat und diese gegenüber Napoleon die verfolgte Unschuld spielte, verwundert nicht. Das Kriegsglück war nämlich den Österreichern nicht hold und so scheute sich Friedrich Wilhelm III. erneut gegen Napoleon in die Schranken zu treten – die Niederlage von 1806 steckte unserem alten Preußen eben noch zu sehr in den Knochen. Nach einigen Gefechten in Westphalen wich unser Major von Schill schließlich auf Stralsund zurück, das er im Handstreich befreite. Für den Ausbau unserer Hansestadt zur Festung ließen ihm die Gallier keine Zeit. Dem Ansturm ihrer Übermacht erlag unser Schill und fand tapfer kämpfend den Heldentod. Zu Blutzeugen unseres deutschen Vaterlandes machte Napoleon elf seiner Offiziere in Wesel und 500 seiner Soldaten ließ er auf die Galeeren verschleppen. „Schills Zug nach Stralsund und sein Ende“ heißt der Bericht unseres unbekannten Geschichtsschreibers, der an der Erhebung selbst teilgenommen hat. Die düstere Kunde von der Einnahme Stralsunds durch die Gallier und den Heldentod unseres Majors von Schill bringe ich euch nun daraus: http://www.epoche-napoleon.net/werk/a/anonym/flugschriften/schills-zug/i-teil.html

„Unter Kartätschen-Salven und Feuer der hereindringenden Infanterie saßen wir auf und ritten in einer Seitenstraße nach dem Hafen, von wo wir aber auch Feuer erhielten, und nachdem wir aus mehreren kleinen Gassen mit Kartätschen begrüßt waren, erreichten wir nach einem sehr großen Verlust das Frankentor, das die Feinde nicht besetzt hatten, und marschierten auf einer dahinter liegenden Höhe auf. Der Rest von sechs Eskadrons war bis auf neun Offiziere und 150 Gemeine geschmolzen. Ich blickte jetzt in die Stadt zurück, wo das fürchterlichste Gemetzel begann, wo ohne alle Ordnung Einzelne verzweifelnd gegen geschlossene Massen kämpften. Die Husaren und die Jäger, die zu Fuß kämpften, wurden fast alle niedergemacht. Einen Beweis der tapfern Gegenwehr liefert der Verlust des Feindes, der nach eigenen Angaben an Toten einen Divisiongeneral, drei Regimentskommandaeure, 37 Offiziere und 1700 Gemeine beträgt. Züge altrömischer Tapferkeit, spartanischer Lebensverachtung und Aufopferung waren an der Tagesordnung, wurden jedoch im allgemeinen Wirrwarr nicht bemerkt. Der Adjutant des gebliebenen Generals Catteret erzählte uns das Ende seines Chefs folgendermaßen: „Der General hielt, als das Morden beinahe beendigt, in einer der Hauptstraßen noch Befehle erteilend, vor einer Kolonne Infanterie, von einer Abteilung Kavallerie aus seiner Suite umgeben, als auf einmal eine benachbarte Haustüre sich schnell öffnete, zwei Husaren mit gezogenen Säbel über den General herstürzten und ihn, ohne daß nur noch Jemand beispringen konnte, herunterhieben; aber auch sie hauchten gar bald ihren Geist unter unzähligen Hieben und Stichen aus.“ Selbst die Namen dieser beiden Edlen weiß man nicht. Aus später eingezogenen Nachrichten erhellt, daß der Major Schill, als er mir begegnete, nach dem Frankenthor sprengte, um den Lietutenant Tritschler mit einer Compagnie Infanterie an das Kniperthor zu bringen, wo es sehr heiß herging. Der Graf Moltke brachte ihm unterwegs schon die Nachricht, da das Thor erstürmt sei. Schill antwortete: „So wollen wir sie herauswerfen!“ und ritt weiter. Da jedoch die zum Tore stürzenden Straßen schon vom Feinde erfüllt waren, so lief Trischler an den Major heran und fragte ihn: „Wo geht die Retraite hin?“ dem er aber ziemlich ruhig antwortete: „Wollt und könnt ihr euch retten, so rettet euch; wollt ihr aber sterben, so sterbt mit mir!“ Darauf gab er seinem Pferde die Sporen, eilte auf den großen Markt und stürzte sich in das dickste Getümmel, wo der Wachtmeister Topfer, der ihn mit einigen Ulanen begleitete, indem er selbst blessiert vom Pferde fiel, noch sah, wie Schill den Tod um sich her verbreitend, verzweifelt focht, den holländischen Kürassier-Obersten herunterhieb, aber, nachdem er einen Hieb über das Gesicht, zwei Schüsse in die Schultern und in den Kopf erhalten, sank und sein tatenreiches Leben endete. Unkundig mit den schrecklichen Ereignissen, die sich in der Stadt zugetragen, erteilte Brunow der Kompanie, die an dem Frankentore gestanden, und die uns gefolgt war, Befehl, mit dem Bajonett wieder einzudringen, während der mit der übrigen Kavallerie in das vor dem Kniperthore aufmarschierte Gros einhauen wollte. Die dumpfe Stille in der Stadt, die mit dem vorigen Getöse um so mehr kontrastrierte und die nur noch von einzelnen Schüssen unterbrochen wurde, gab uns leider die Gewißheit, daß das Gefecht beendet sei. Die feindliche Kavallerie, ein Regiment holländischer Kürassiere, drei Eskadrons dänischer Husaren und eine Eskadron französischer Gensdarmen, nebst einer reitenden Batterie, kamen teils aus den verschiedensten Toren, teils aus der Gegend des Knipertores und bildeten in der möglichen Schnelligkeit einen Habzirkel um uns, zugleich schmetterten die Trompeten und verkündeten laut den Wunsch mit uns zu unterhandeln. Brunow, den ich begleitete, ritt auf die Höhe wo uns ein französischer Oberst vom Generalstabe begrüßte, und sein Ehrenwort gab, der Major Schill tot; wir möchten also, von der Übermacht umringt, kapitulieren. Brunow erwiderte: wir wären von den Franzosen schon zu oft getäuscht worden, um ihnen auf ihr bloßes Wort Glauben beimessen zu können; ehe er sich daher zu irgend etwas entschließen könne, müsse er die Gewißheit von unseres Chefs Tode haben, indem wir ihn lebend nicht verlassen würden. Der Herr Oberst möchte daher erlauben, daß zwei Offiziere, einige Unteroffiziere und Husaren in die Stadt gesandt würden, um sich zu überzeugen. – Aus der Gewährung dieses Verlangens ahneten wir leider die traurige Gewißheit. Rudorf und Horst, die nach einer halben Stunde zurückkamen bestätigten die Unglücksnachricht; denn sie brachten die überzeugensten Beweise: sie hatten Schill noch auf der Straße liegend gefunden, ihn in ein Haus bringen, abwaschen und seine Wunden untersuchen lassen, Der General Gratien trug seine Mütze. Andere hatten sich mit seinen Orden und seinem Säbel geschmückt. Auf dies Anzeige nun erklärte Brunow: „Da der Major Schill wirklich gefallen, mit seinem Tode der Zweck, für den wir gestritten, aufgehört; so verlangten wir für Alles; was sich außerhalb der Stadt befände, freien Abzug in unser Vaterland.“ …“

Ludwig von Beethovens Fünfte Symphonie lasse ich zu Ehren von unserem Schill und seinen Mitstreitern erklingen, heiß nämlich die Schicksalssymphonie und dem Spruch der Nornen kann kein Sterblicher entfliehen… https://www.youtube.com/watch?v=ZU4JhPgA5EM

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