Ludwig Uhland

An großen Dichtern und Denkern fehlt es uns Deutschen wahrlich nicht. Denn mit unserem Ludwig Uhland hat heute schon wieder ein solcher Geburtstag und wird von uns Panzertieren mit dem Vortragen seiner Werke geehrt. Das Licht der Welt erblickte er 1787 im schwäbischen Tübingen. Da man zu seinen Zeiten nicht länger sein Brot als fahrender Sänger verdienen konnte, wurde er Rechtswahrer. Die Rechtskunde studierte er von 1805 bis 1810 an der Universität von Tübingen und schloß das Ganze mit dem Doktorhut ab. Dem Hause Württemberg ging er fortan als Ratsherr mit seinen liberalen Schnapsideen auf den Wecker. Dennoch erhielt er 1829 in Tübingen einen Lehrstuhl für deutsche Sprache. Die reiche Kaufmannstochter Emilie Vischer heiratete er 1820. Überwiegend gibt es von unserem Ludwig Uhland Gedichte zu lesen und zu hören. Mit „Ernst, Herzog von Schwaben“ und „Ludwig der Bayer“ hat er aber auch zwei schöne Trauerspiele gedichtet. Für die Freunde der Gelehrsamkeit hat er die Bücher „Walther von der Vogelweide, ein altdeutscher Dichter“, „Der Mythos von Thor nach nordischen Quellen“, „Geschichte der deutschen Dichtkunst im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert“, „Alte hoch- und niederdeutsche Volkslieder“ und „Geschichte der deutschen Poesie im Mittelalter“ verfaßt. Seinen liberalen Unfug kann man in der Schrift „Über die Wahl des Reichsoberhauptes“ nachlesen. In seinem Gedicht „Der schwarze Ritter“ hat unser Dichter den legendären Rittersmann https://www.youtube.com/watch?v=7IfsjYVWNaM ein wenig besungen: http://www.zeno.org/Literatur/M/Uhland,+Ludwig/Gedichte/Gedichte+(Ausgabe+letzter+Hand)

„Der schwarze Ritter

Pfingsten war, das Fest der Freude,

Das da feiern Wald und Heide.

Hub der König an zu sprechen:

„Auch aus den Hallen

Der alten Hofburg allen

Soll ein reicher Frühling brechen!“

Trommeln und Trommeten schallen,

Rote Fahnen festlich wallen.

Sah der König vom Balkone;

In Lanzenspielen

Die Ritter alle fielen

Vor des Königs starkem Sohne.

Aber vor des Kampfes Gitter

Ritt zuletzt ein schwarzer Ritter.

„Herr! wie ist Eur Nam und Zeichen?“

„Würd ich es sagen,

Ihr möchtet zittern und zagen,

Bin ein Fürst von großen Reichen.“

Als er in die Bahn gezogen,

Dunkel ward des Himmels Bogen,

Und das Schloß begann zu beben.

Beim ersten Stoße

Der Jüngling sank vom Rosse,

Konnte kaum sich wieder heben.

Pfeif und Geige ruft zu Tänzen,

Fackeln durch die Säle glänzen;

Wankt ein großer Schatten drinnen.

Er tät mit Sitten

Des Königs Tochter bitten,

Tät den Tanz mit ihr beginnen.

Tanzt im schwarzen Kleid von Eisen,

Tanzet schauerliche Weisen,

Schlingt sich kalt um ihre Glieder.

Von Brust und Haaren

Entfallen ihr die klaren

Blümlein welk zur Erde nieder.

Und zur reichen Tafel kamen

Alle Ritter, alle Damen.

Zwischen Sohn und Tochter innen

Mit bangem Mute

Der alte König ruhte,

Sah sie an mit stillem Sinnen.

Bleich die Kinder beide schienen;

Bot der Gast den Becher ihnen:

„Goldner Wein macht euch genesen.“

Die Kinder tranken,

Sie täten höflich danken:

„Kühl ist dieser Trunk gewesen.“

An des Vaters Brust sich schlangen

Sohn und Tochter; ihre Wangen

Täten völlig sich entfärben.

Wohin der graue,

Erschrockne Vater schaue,

Sieht er eins der Kinder sterben.

„Weh! die holden Kinder beide

Nahmst du hin in Jugendfreude,

Nimm auch mich, den Freudelosen!“

Da sprach der Grimme

Mit hohler, dumpfer Stimme:

„Greis! im Frühling brech ich Rosen.“

Zu hören gibt es Robert Schumanns Vierte Symphonie: https://www.youtube.com/watch?v=6BUfw90HgQk

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